Die wahren Sieger

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Nuwanda

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Die wahren Sieger

Die Zeit rast uns davon, wir bewegen uns hinterher, immer im Kreis. Zeiträuber stehlen sie uns, tagtäglich. Und wir merken es gar nicht.
Ich sitze auf meinem Sofa, es ist 12.00 Uhr mittags. Ich drehe mir einen Joint. Perfektion. Ich nehme mir alle Zeit der Welt. Ich zünde ihn an und rauche ihn. Bin ein Genussmensch. Genuss braucht Zeit. Oder nicht? Zeitlos ziehe ich den Rauch in meine Lunge. Halte die Luft an und die Zeit! Ich atme aus und die Zeit läuft weiter. Nur langsamer. Eine Minute sind jetzt fünf. Kommt es mir bloß so vor oder ist es Realität? Die Zeit schleicht mir hinterher.
Plötzlich sind 12 Stunden vergangen. Einfach so. Es stört mich nicht.
Jetzt stehe ich im Dunkeln. Das Licht geht an, es blendet meine müden Augen. Die Musik dröhnt, die Menge schwankt im Rhythmus der Zeit. Ich mache mit. Meine Hand hält ein Glas. Ich wage einen Schluck und muss feststellen dass auch mein Bier ein Opfer der Zeit geworden ist. Es schmeckt nicht. Ich bestelle ein neues und überliste die Zeit.
Mein Sieg ist nur von kurzer Dauer. Denn irgendwann holt sie mich doch wieder ein, die Zeit, der Tod.
4:00 Uhr morgens: Ich liege in einem Bett, irgendwo und nirgendwo. Leise Musik wiegt mich in den Schlaf. Endlich beginnt die zeitlose Zeit. Denn nur in Träumen gibt es keine Uhren. Für ein paar Stunden hört das Spiel auf, das Ticken ist nicht mehr zu hören, die Welt steht still. Bis die Zeit mich wieder einholt, mich aus meinen Träumen reißt, zurück ins Leben.
Und wieder beginnt der ewige Kampf des Lebens. Die Zeit rast uns davon, wir hetzen hinterher, holen sie ein, schlagen sie, bis wir erneut aufgeben. Sie ist uns immer einen Schritt voraus, kennt alle Tricks. Nur unsere Träume bleiben zeitlos, hier sind wir die einzigen und wahren Sieger. Alles was uns bleibt ist die Hoffnung auf niemals endende Träume. Oder sind wir selbst nur ein Traum, die Phantasie von irgendwem?
 



 
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