Die weiße Stadt

3,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Rainer Lieser

Mitglied
Die weiße Stadt

Auf einer kleinen Anhöhe, in einer von Hitze, Sand und bizarren Felsformationen gekennzeichneten Landschaft, ragte eine strahlend weiße Mauer in den Himmel empor. Sie umschloss eine Stadt, in die man nur durch ein winzig kleines Türchen gelangte, welches ebenfalls komplett in weiß gehalten war – und deshalb nur schwer gefunden werden konnte. Doch die Erzählungen, die mir den bisherigen Weg gewiesen hatten, halfen mir auch dabei, den versteckten Eingang zu entdecken. Ich öffnete das Türchen und ging hindurch. Von der Stadt dahinter sahen meine Augen zunächst nicht allzu viel. Um mich her war alles weiß. Erst durch den Blick nach oben, in den Mittagshimmel, liessen sich die Formen von Dächern erkennen, deren Weiß sich deutlich vom Blau des Himmels abhob. Als ich den Kopf wieder senkte, entdeckte ich allmählich feine Tönungen innerhalb des weißen Schleiers, der mich umgab. Gebäudekanten und Straßenverläufe wurden schemenhaft sichtbar. Sie stimmten mit den Beschreibungen überein, die ich mir aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragen hatte. Ich wußte also wo ich mich befand und machte mich nun auf die Suche nach dem eigentlichen Ziel meiner Reise: dem Baumeister der Stadt.

Kaum war ich ein paar Schritte gegangen, schrie jemand »Aua! Haben Sie denn keine Augen im Kopf? Sie haben mir gerade auf den Fuß getreten!«
»Äh … Tut mir leid. Wer spricht da? Ich sehe hier niemanden.« Entgegnete ich.
»Oh, verdammt. Da haben Sie natürlich recht.« Plötzlich erschienen direkt vor mir zwei Hände aus dem Nichts und schoben eine weiße Kapuze über einen Kopf mit langem weißem Bart und schlohweißen Haaren zurück. Mir gegenüber stand ein uralter Mann, der völlig in weiß gekleidet war. Teile von ihm verschwanden selbst jetzt noch, nachdem er sich mir zu erkennen gegeben hatte, in dem allgegenwärtigen Weiß der Stadt. »Ist es nun besser?« Erkundigte er sich in freundlichem Ton.
»Besser.« Gab ich zurück.

»Was führt sie hierher?«
»Ich suche den Baumeister dieser Stadt, um von ihm zu lernen, wie man solch eine Stadt baut.«
Der alte Mann sah mich fassungslos an. »Ich bin der Baumeister. Aber ich weiß nicht, was ich Ihnen beibringen könnte. So wie die Stadt heute ist, war sie nie geplant gewesen. Ganz im Gegenteil. Einst erstrahlte hier alles in den schönsten Farben und kühnsten Formen. Jeder der in der Welt der Kunst von Rang und Namen war, lebte hier und gestaltete sein Umfeld nach eigenen Vorstellungen. Einst gab es hier nirgendwo mehr ein Stück, dessen Form und Farbe nicht von eines Künstlers Hand mit bedacht geschaffen worden war. Einst war dies ein Paradies für die Augen und die Seele. Einst sollte dies die erste Stadt von vielen dieser Art sein.«
»Was geschah?«

»Mit der Zeit wuchs Neid und Argwohn in den Seelen der Künstler. Sie bekamen Angst davor, einer ihrer Nachbarn könne ein noch größeres Werk erschaffen als sie selbst. Aus Neid und Argwohn wuchs Wut und Zorn. Sie begannen damit sich des Nachts gegenseitig die Wände mit weißer Farbe zu übermalen. Was danach folgte, war noch sehr viel schlimmer. Und so wie sie alle zuvor in Scharen gekommen waren, flohen sie dann alle auch wieder in Scharen. Seither lebe ich allein an diesem entlegenen Ort. Sorge dafür, dass mir dieses Mahnmal erhalten bleibt.« Der Alte breitete seine Arme weit aus und verwies auf die Mauern die uns umgaben.
»Nein, junger Mann, ich könnte sie zwar lehren, wie man SOLCH eine Stadt baut, aber das wäre falsch. Sie müssen lernen, wie man eine BESSERE Stadt baut. Eine Stadt, die in den Menschen, die darin leben, nicht das Schlechte nach außen kehrt. Die Chancen das Ihnen das gelingt, sind weitaus größer, wenn Sie das ohne meine Hilfe versuchen, glauben Sie mir.«

Ich verliess den alten Mann und die Stadt.

Am Rand der Sauerstoffzone zog ich den Raumanzug an. Das Shuttle brachte mich zur Rakete. Die Rakete brachte mich zurück zur Erde. Meinen Kollegen und mir schien es nun fragwürdiger denn je, ob wir es schaffen würden, eines Tages eine bewohnbare Stadt außerhalb unseres Sonnensystems zu erbauen.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Das sind noch viele Fehler drin – bitte beheben! Eigentllich ist es (fast) nur ein Fehler: Statt Ich sehe hier niemanden.« Entgegnete ich. müsste es z. B. Ich sehe hier niemanden«, entgegnete ich. heißen. Ansonsten: Es muss wusste statt wußte und verließ statt verliess heißen. Auch das Sie ist dir zu oft klein geraten. Und: Die willkürlich eingestreuten Leerzeilen sind Unsinn.

Die Fabel-Form hat was. Die "Moral" der Fabel ist merkwürdig: Was der Alte erzählt, läuft auf eine Moral hinaus, was der Ich-Erzähler am Ende sagt, hat damit aber überhaupt nichts zu tun. Es wäre nichtmal logisch, wenn der Text (durch die Erzählweise) nicht als Fabel daherkäme. Was hat dieses, von dem Alten beschriebene Problem mit der "geografischen" Lage einer Stadt zu tun??
 

Rainer Lieser

Mitglied
Die weiße Stadt

Auf einer kleinen Anhöhe, in einer von Hitze, Sand und bizarren Felsformationen gekennzeichneten Landschaft, ragte eine strahlend weiße Mauer in den Himmel empor. Sie umschloss eine Stadt, in die man nur durch ein winzig kleines Türchen gelangte, welches ebenfalls komplett in weiß gehalten war – und deshalb nur schwer gefunden werden konnte. Doch die Erzählungen, die mir den bisherigen Weg gewiesen hatten, halfen mir auch dabei, den versteckten Eingang zu entdecken. Ich öffnete das Türchen und ging hindurch. Von der Stadt dahinter sahen meine Augen zunächst nicht allzu viel. Um mich her war alles weiß. Erst durch den Blick nach oben, in den Mittagshimmel, liessen sich die Formen von Dächern erkennen, deren Weiß sich deutlich vom Blau des Himmels abhob. Als ich den Kopf wieder senkte, entdeckte ich allmählich feine Tönungen innerhalb des weißen Schleiers, der mich umgab. Gebäudekanten und Straßenverläufe wurden schemenhaft sichtbar. Sie stimmten mit den Beschreibungen überein, die ich mir aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragen hatte. Ich wusste also wo ich mich befand und machte mich nun auf die Suche nach dem eigentlichen Ziel meiner Reise: dem Baumeister der Stadt.

Kaum war ich ein paar Schritte gegangen, schrie jemand »Aua! Haben Sie denn keine Augen im Kopf? Sie haben mir gerade auf den Fuß getreten!« »Äh … Tut mir leid. Wer spricht da? Ich sehe hier niemanden« entgegnete ich. »Oh, verdammt. Da haben Sie natürlich recht.« Plötzlich erschienen direkt vor mir zwei Hände aus dem Nichts und schoben eine weiße Kapuze über einen Kopf mit langem weißem Bart und schlohweißen Haaren zurück. Mir gegenüber stand ein uralter Mann, der völlig in weiß gekleidet war. Teile von ihm verschwanden selbst jetzt noch, nachdem er sich mir zu erkennen gegeben hatte, in dem allgegenwärtigen Weiß der Stadt. »Ist es nun besser?« erkundigte er sich in freundlichem Ton. »Besser« gab ich zurück.

»Was führt Sie hierher?« »Ich suche den Baumeister dieser Stadt, um von ihm zu lernen, wie man solch eine Stadt baut.« Der alte Mann sah mich fassungslos an. »Ich bin der Baumeister. Aber ich weiß nicht, was ich Ihnen beibringen könnte. So wie die Stadt heute ist, war sie nie geplant gewesen. Ganz im Gegenteil. Einst erstrahlte hier alles in den schönsten Farben und kühnsten Formen. Jeder der in der Welt der Kunst von Rang und Namen war, lebte hier und gestaltete sein Umfeld nach eigenen Vorstellungen. Einst gab es hier nirgendwo mehr ein Stück, dessen Form und Farbe nicht von eines Künstlers Hand mit bedacht geschaffen worden war. Einst war dies ein Paradies für die Augen und die Seele. Einst sollte dies die erste Stadt von vielen dieser Art sein.« »Was geschah?«

»Mit der Zeit wuchs Neid und Argwohn in den Seelen der Künstler. Sie bekamen Angst davor, einer ihrer Nachbarn könne ein noch größeres Werk erschaffen als sie selbst. Aus Neid und Argwohn wuchs Wut und Zorn. Sie begannen damit sich des Nachts gegenseitig die Wände mit weißer Farbe zu übermalen. Was danach folgte, war noch sehr viel schlimmer. Und so wie sie alle zuvor in Scharen gekommen waren, flohen sie dann alle auch wieder in Scharen. Seither lebe ich allein an diesem entlegenen Ort. Sorge dafür, dass mir dieses Mahnmal erhalten bleibt, denn ich hätte all das vorher sehen müssen. Immerhin war ich der Baumeister.« Der Alte breitete seine Arme weit aus und verwies auf die Mauern die uns umgaben. »Nein, junger Mann, ich könnte Sie zwar lehren, wie man SOLCH eine Stadt baut, aber das wäre falsch. Sie müssen lernen, wie man eine BESSERE Stadt baut. Eine Stadt, die in den Menschen, die darin leben, nicht das Schlechte nach außen kehrt. Die Chancen das Ihnen das gelingt, sind weitaus größer, wenn Sie das ohne meine Hilfe versuchen, glauben Sie mir.«

Ich verstand. Bedankte mich. Dann verließ ich den alten Mann und die weiße Stadt.

Am Rand der Sauerstoffzone zog ich den Raumanzug an. Das Shuttle brachte mich zum Raumschiff. Das Raumschiff brachte mich zurück zur Erde. Ich hatte gehofft von dem alten Baumeister Antworten auf meine noch offenen technischen Fragen zu erhalten. Doch als ich ihn endlich auf dem fernen Planeten gefunden hatte, erinnerte er mich mit seiner Geschichte daran, dass manche Probleme zu komplex sind, als das man sie auf einer rein technischen Basis lösen kann. Es war also wichtig umzudenken und neu zu planen, wenn ich nicht die ZWEITE tote Stadt, sondern die ERSTE bewohnte Stadt außerhalb des Sonnensystems erbauen wollte.
 

Lars Neumann

Mitglied
Hallo Rainer.

Nette Idee, deine Geschichte. Aber mir ist aufgefallen dass erst im letzten Absatz der Bezug zur Science Fiction hergestellt wird. Bis dahin könnte sie genauso gut in Fantasy/Märchen stehen. Es wird nicht erwähnt wo sich die Stadt befindet, wenn schon nicht auf der Erde. Weder in der Einführung noch im Hauptteil wird erwähnt das der Erzähler Mensch und der Baumeister, jaaa, was ist er denn eigentlich? Zumindest ist er Humanoid. Wenn man an dieser Stelle den Lesern die Frage stellt, welche Figur sie vor dem geistigen Auge sehen, wieviele davon würden (weiße Stadt,weiße Gestalt!) Gandalf sagen? ;-)
Der letzte Absatz katapultierte mich weit weg von dem vorher gelesenen. Der Text könnte, überarbeitet, in beiden Genres punkten. Als Fantasy, aufgrund ihrer Schlichtheit, den Focus auf die "Moral" gerichtet. Als Sci-Fi wenn du den fremdartigen Charakter der Stadt, ihres Planeten und des, anscheinend einzelnen, Bewohners genauer herausarbeitest. So wie sie ist wirkt sie auf mich wie ein mopsgedackelter Rehpinscher. Leider.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
… okay … Ich verstehe jetzt in etwa, worauf die "Moral" hinausläuft. Dafür, sie als logisch zu bezeichnen, fehlt aber noch einiges. Weder ist die Grundidee des Ich-Erzählers, eine gute Stadt müsse nur gut konstruiert sein, die Lösung des Problems, das der Alte aufzeigt, noch kann der ich-erzählende Architekt (?) durch Überlegen und Umdenken irgendwas daran ändern.

Eher in die semantisch-stilistische Richtung schlägt der "Fehler“ mit den Großschreibungen. Es sollte nicht nötig sein, den Leser anzubrüllen.
Und: Die Weiße Stadt war doch mal bewohnt, der Ich-Erzähler kann also gar nicht die erste bewohnte Stadt außerhalb des Sonnensystems bauen. Oder steht die Weiße Stadt "bei uns"? Außerdem: Niemand baut eine tote Stadt. Es baut aber auch niemand eine bewohnte Stadt. Man baut eine Stadt.



Dialoge werden durch Absätze strukturiert. Fehler-Rauspuhlen mache ich morgen ...
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Fehlerpuhlerei:

Erst durch den Blick nach oben, in den Mittagshimmel, liessen sich die Formen von Dächern erkennen, deren Weiß sich deutlich vom Blau des Himmels abhob.
ließen

Als ich den Kopf wieder senkte, entdeckte ich allmählich feine Tönungen innerhalb des weißen Schleiers, der mich umgab.
Semantische Feinheit: Man kann nicht "allmählich entdecken". Im Unterschied zu „erkennen“ ist das kein Prozess sondern ein Moment. Was man allerdings kann: „nach und nach verschiedene Dinge/Details/Farben entdecken“.

Gebäudekanten und Straßenverläufe wurden schemenhaft sichtbar.
Kanten - ok, die kann er von seinem Standpunkt aus sehen. Aber Straßenverläufe? Das geht doch nur aus der Vogelperspektive, oder?

Ich wusste also[red]KOMMA[/red] wo ich mich befand[red]KOMMA[/red] und machte mich nun auf die Suche nach dem eigentlichen Ziel meiner Reise: dem Baumeister der Stadt.
K
aum war ich ein paar Schritte gegangen, schrie jemand »Aua! Haben Sie denn keine Augen im Kopf? Sie haben mir gerade auf den Fuß getreten!« [red]ASBATZ[/red] »Äh … Tut mir leid. Wer spricht da? Ich sehe hier niemanden«[red]KOMMA[/red] entgegnete ich. [red]ASBATZ[/red]»Oh, verdammt. Da haben Sie natürlich recht.« [red]ASBATZ[/red]Plötzlich erschienen direkt vor mir zwei Hände aus dem Nichts und schoben eine weiße Kapuze über einen Kopf mit langem weißem Bart und schlohweißen Haaren zurück. Mir gegenüber stand ein uralter Mann, der völlig in weiß gekleidet war. Teile von ihm verschwanden selbst jetzt noch, nachdem er sich mir zu erkennen gegeben hatte, in dem allgegenwärtigen Weiß der Stadt. »Ist es nun besser?« erkundigte er sich in freundlichem Ton. [red]ASBATZ[/red]»Besser« gab ich zurück.
in Weiß gekleidet
Wenn der Ich-Erzähler Hauskanten etw. "sehen" kann, warum dann so überhaupt nicht den Typen, der direkt vor seiner Nase steht?

»Was führt Sie hierher?« [red]ASBATZ[/red]»Ich suche den Baumeister dieser Stadt, um von ihm zu lernen, wie man solch eine Stadt baut.« [red]ASBATZ[/red]Der alte Mann sah mich fassungslos an. »Ich bin der Baumeister. Aber ich weiß nicht, was ich Ihnen beibringen könnte. So wie die Stadt heute ist, war sie nie geplant gewesen. Ganz im Gegenteil. Einst erstrahlte hier alles in den schönsten Farben und kühnsten Formen. Jeder[red]KOMMA[/red] der in der Welt der Kunst von Rang und Namen war, lebte hier und gestaltete sein Umfeld nach eigenen Vorstellungen. Einst gab es hier nirgendwo mehr ein Stück, dessen Form und Farbe nicht von eines Künstlers Hand mit bedacht geschaffen worden war. Einst war dies ein Paradies für die Augen und die Seele. Einst sollte dies die erste Stadt von vielen dieser Art sein.« [red]ASBATZ[/red]»Was geschah?«
MOMENT! Ich-Erzähler sagte "ich will lernen, wie man "solch eine Stadt" baut – das wird der Alte ihm doch wohl sage können! IchErz sagte nicht "ich will lernen, eine gute/schöne/bunte/lebendig … Stadt zu bauen."
Warum sieht der Alte ihn fassungslos an? Nichts in dem folgenden Palaver erklärt das.
Bedacht

»Mit der Zeit wuchs Neid und Argwohn in den Seelen der Künstler. Sie bekamen Angst davor, einer ihrer Nachbarn könne ein noch größeres Werk erschaffen als sie selbst. Aus Neid und Argwohn wuchs Wut und Zorn. Sie begannen damit[red]KOMMA[/red] sich des Nachts gegenseitig die Wände mit weißer Farbe zu übermalen. Was danach folgte, war noch sehr viel schlimmer. Und so[red]KOMMA[/red] wie sie alle zuvor in Scharen gekommen waren, flohen sie dann alle auch wieder in Scharen. Seither lebe ich allein an diesem entlegenen Ort. Sorge dafür, dass mir dieses Mahnmal erhalten bleibt, denn ich hätte all das vorher sehen müssen. Immerhin war ich der Baumeister.« Der Alte breitete seine Arme weit aus und verwies auf die Mauern[red]KOMMA[/red] die uns umgaben. »Nein, junger Mann, ich könnte Sie zwar lehren, wie man SOLCH eine Stadt baut, aber das wäre falsch. Sie müssen lernen, wie man eine BESSERE Stadt baut. Eine Stadt, die in den Menschen, die darin leben, nicht das Schlechte nach außen kehrt. Die Chancen[red]KOMMA[/red] das[red]s[/red] Ihnen das gelingt, sind weitaus größer, wenn Sie das ohne meine Hilfe versuchen, glauben Sie mir.«
wuchsen
„Sie begannen …“ Wut und Zorn begannen?
Man kann nicht Wände übermalen, nur die Bilder/Farben darauf.
Was folgte denn so viel Schlimmeres??
Wiess hätte er es sehen müssen? Und vor allem: Was hätte er als BAUmeister dagegen machen können?
Großschreibung heißt "schreien", In der Regel verwendet man für Betonungsvorschriften den Kursivdruck.

Ich hatte gehofft[red]KOMMA[/red] von dem alten Baumeister Antworten auf meine noch offenen technischen Fragen zu erhalten. Doch als ich ihn endlich auf dem fernen Planeten gefunden hatte, erinnerte er mich mit seiner Geschichte daran, dass manche Probleme zu komplex sind, als das[red]s[/red] man sie auf einer rein technischen Basis lösen kann. Es war also wichtig
umzudenken und neu zu planen, wenn ich nicht die ZWEITE tote Stadt, sondern die ERSTE bewohnte Stadt außerhalb des Sonnensystems erbauen wollte.
könnte
Die Großschreibung schreit wieder. Eine Extra-Betonungsanweisung ist hier gar nicht nötig.

Leerzeilen alle weg!
 

Rainer Lieser

Mitglied
Die weiße Stadt

Auf einer kleinen Anhöhe, in einer von Hitze, Sand und bizarren Felsformationen gekennzeichneten Landschaft, ragte eine strahlend weiße Mauer in den Himmel empor. Sie umschloss eine Stadt, in die man nur durch ein winzig kleines Türchen gelangte, welches ebenfalls komplett in weiß gehalten war – und deshalb nur schwer gefunden werden konnte. Doch die Erzählungen, die mir den bisherigen Weg gewiesen hatten, halfen mir auch dabei, den versteckten Eingang zu entdecken. Ich öffnete das Türchen und ging hindurch. Von der Stadt dahinter sahen meine Augen zunächst nicht allzu viel. Um mich her war alles weiß. Erst durch den Blick nach oben, in den Mittagshimmel, ließen sich die Formen von Dächern erkennen, deren Weiß sich deutlich vom Blau des Himmels abhob. Als ich den Kopf wieder senkte, fielen mir feine Farbabstufungen innerhalb des weißen Schleiers auf, der mich umgab. Gebäudekanten und Straßen wurden schemenhaft sichtbar. Sie stimmten mit den Beschreibungen überein, die ich mir aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragen hatte. Ich wusste also, wo ich mich befand, und machte mich nun auf die Suche nach dem eigentlichen Ziel meiner Reise: dem Baumeister der Stadt.
Kaum war ich ein paar Schritte gegangen, schrie jemand »Aua! Haben Sie denn keine Augen im Kopf? Sie haben mir gerade auf den Fuß getreten!«
»Äh … Tut mir leid. Wer spricht da? Ich sehe hier niemanden«, entgegnete ich.
»Oh, verdammt. Da haben Sie natürlich recht.«
Plötzlich erschienen direkt vor mir zwei Hände aus dem Nichts und schoben eine weiße Kapuze über einen Kopf mit langem weißem Bart und schlohweißen Haaren zurück. Mir gegenüber stand ein uralter Mann, der völlig in Weiß gekleidet war. Teile von ihm verschwanden selbst jetzt noch, nachdem er sich mir zu erkennen gegeben hatte, in dem allgegenwärtigen Weiß der Stadt. »Ist es nun besser?« erkundigte er sich in freundlichem Ton.
»Besser« gab ich zurück.
»Es ist lange her, dass ich einem Menschen begegnet bin. Deshalb wollte ich Sie erst ein wenig aus dem Verborgenen beobachten. Die Zeit, in der sich das Auge noch nicht vollständig an diese Umgebung gewöhnt hat, ist dafür bestens geeignet. Nach einer Weile wollte ich dann entscheiden, ob es womöglich besser wäre, mich Ihnen nicht zu zeigen. Verzeihen Sie einem alten Einsiedler diese Gedanken. Ich nehme meinen schmerzenden Fuß als Beweis dafür, dass sie dumm waren. Man erkennt halt leider meist nicht gleich, ob ein Gedanke klug oder dumm ist.« Sein Gesicht wurde ernst und der Alte schien sich den letzten Satz nochmals durch den Kopf gehen zu lassen. Dann lächelte er wieder. »Was führt Sie hierher?«
»Ich suche den Baumeister dieser Stadt, um von ihm zu lernen, wie man solch eine Stadt baut.«
Das Gesicht des alten Mannes wurde erneut ernst. Der Alte seufzte. »Ich bin der Baumeister. Ich weiß aber noch nicht, ob ich Sie wirklich lehren soll, wie man solch eine Stadt baut. Es erscheint mir wichtiger, Ihnen zuerst zu erzählen, dass die Stadt ursprünglich ganz anders aussah. Einst erstrahlte hier alles in den schönsten Farben und kühnsten Formen. Jeder, der in der Welt der Kunst von Rang und Namen war, lebte hier und gestaltete sein Umfeld nach eigenen Vorstellungen. Einst gab es hier nirgendwo mehr ein Stück, dessen Form und Farbe nicht von eines Künstlers Hand mit Bedacht geschaffen worden war. Einst war dies ein Paradies für die Augen und die Seele. Einst sollte dies die erste Stadt von vielen dieser Art sein.«
»Was geschah?«
»Mit der Zeit wuchsen Neid und Argwohn in den Seelen der Künstler. Sie bekamen Angst davor, einer ihrer Nachbarn könne ein noch größeres Werk erschaffen als sie selbst. Aus Neid und Argwohn wuchsen Wut und Zorn. Die Künstler begannen damit, sich des Nachts gegenseitig die Farben auf den Wänden mit Weiß zu übermalen. Und es kam noch schlimmer. Einmal rannte ein Mädchen einem Ball hinterher, der auf ein angrenzendes Grundstück gesprungen war. Beim Versuch den Ball zu fangen, stieß es mit einem Nachbarn zusammen, der gerade an dem Wandbild an der Außenfassade seines Hauses arbeitete. Der Mann wurde wütend und erschlug das Kind. Das löste eine Kettenreaktion aus. Es kam zu weiteren Morden. Bald flohen flohen alle Künstler in Scharen zurück zur Erde. Seither lebe ich allein an diesem entlegenen Ort. Sorge dafür, dass mir dieses Mahnmal erhalten bleibt.« Der Alte breitete seine Arme weit aus und verwies auf die Mauern, die uns umgaben.
Ich dachte nach. »Weshalb veränderten sich die Künstler so sehr?«
Die Arme des Baumeisters bewegten sich zurück zu seinem Körper. Zuletzt hingen sie schlaff an den Schultern herunter. »Die Gründe dafür sind in den Fehlern zu finden, welche mir bei der Planung der Stadt und danach unterlaufen sind. Es gab weder Gemeinschaftsräume in denen man sich hätte treffen und austauschen können, noch Sportplätze auf denen das möglich gewesen wäre. Die Nahrungsmittel- und Getränkeversorgung erfolgte über zwei separate Rohrleitungssysteme, die in jeder Wohneinheit ebenso integriert waren, wie ein Fitnessstudio und ein medizinischer Roboter. Ich hatte eine technisch einwandfrei funktionale Stadt erbaut, in der es keine Notwendigkeit mehr für soziale Kontakte gab. Eine Stadt, die für mich das Paradies, für alle Anderen aber die Hölle war.« Nach einer kurzen Pause sah er mir direkt in die Augen. »Ich allein trage die Verantwortung für das, was hier geschehen ist. Ich hätte wissen müssen, welche Früchte meine Fehlentscheidungen tragen würden. Wenn nicht sofort, dann doch spätestens zu dem Zeitpunkt, als die Bewohner sich zu verändern anfingen. Nein, junger Mann, ich könnte Sie zwar lehren, wie man solch eine Stadt baut, aber das wäre falsch. Sie müssen lernen, wie man eine bessere Stadt baut. Eine Stadt, die in den Menschen, die darin leben, nicht das Schlechte nach außen kehrt. Die Chancen, dass Ihnen das gelingt, sind weitaus größer, wenn Sie das ohne meine Hilfe versuchen, glauben Sie mir.«
Ich verstand. Bedankte mich. Dann verließ ich den alten Mann und die weiße Stadt.
Am Rand der Sauerstoffzone zog ich den Raumanzug an. Das Shuttle brachte mich zum Raumschiff. Das Raumschiff brachte mich zurück zur Erde. Ich hatte gehofft, von dem alten Baumeister Antworten auf meine noch offenen technischen Fragen zu erhalten. Doch als ich ihn endlich auf dem fernen Planeten gefunden hatte, erinnerte er mich mit seiner Geschichte daran, dass manche Problemstellungen zu komplex sind, als dass man sie auf einer rein technischen Basis lösen könnte. Dennoch wollte ich meinen Traum nicht aufgeben. Ich wollte eines Tages außerhalb unseres Sonnensystems eine Stadt erbauen. Eine Stadt, in der die Menschen für immer glücklich und zufrieden leben würden. Ich wollte das schaffen, was dem Baumeister nicht gelungen war.
 



 
Oben Unten