Diehsel und Intelligenzia
„Schneller, beeil dich, sonst verlieren wir ihn!“, schreie ich gegen den Fahrtwind. Ich schwitze, während wir versuchen, den Schulbus nicht zu verlieren. Seit zwanzig Minuten folgen wir ihm.
„Susi, ich kann nicht mehr“, keucht mein bester Freund Benni. Hätte er bloß auf mich gehört und die zweite Portion Gulasch nicht verdrückt.
„Jetzt reiß dich zusammen, Benni Döbel. Irgendwann muss Hannes ja Feierabend machen.“ Ich radle schneller. In diesem Moment hält der Bus. Schnell verstecken wir uns hinter einem Baum und beobachten, wie ein anderer Busfahrer einsteigt. Eine Minute später macht Hannes sich zu Fuß auf den Weg nach Hause. Benni und ich nehmen die Verfolgung wieder auf.
Vor einiger Zeit ist uns aufgefallen, dass mit unserem Schulbusfahrer Hannes Diehsel irgendetwas nicht stimmen kann. Er war immer auf die Sekunde pünktlich, war nie krank und sah immer gleich aus. Ich meine damit, seine Haare lagen Strähne für Strähne gleich; sein Gesicht sah nie müde oder traurig, glücklich oder erholt aus. Wie eine Maske. Total neutral. Und das Merkwürdigste war, nach einem Tag kannte er den Namen jedes einzelnen Schülers. Also beschlossen Benni und ich der Sache auf den Grund zu gehen. Erst mussten wir herausfinden, wo Hannes wohnt.
„Susi, lass uns nach Hause gehen, das ist doch irre.“ Bennis Doppelkinn zittert vor Aufregung.
„Na, ich gehe ganz bestimmt nicht“, sage ich und lasse Hannes nicht aus den Augen. „Hätte mein Zimmer heute entmüllen müssen. Wenn ich jetzt nach Hause gehe, gibt es … da!, flüstere ich nervös. „Er geht in das gelbe Haus.“
Jetzt ist Benni wieder ganz bei der Sache und schmeißt unsere Räder ins Gebüsch. Bevor die Tür ins Schloss fallen kann, laufen wir hin und ich stecke schnell meinen Fuß dazwischen. Wir halten den Atem an. Hat Hannes etwas gemerkt? Im Innern wird eine Tür zugedrückt. Nein, alles ist gut. Wir entspannen uns wieder und schleichen in den dunklen Flur. Nur eine Treppe führt ins Obergeschoss, an deren Ende wir eine einfache Zimmertür erkennen. Mein Herz pocht, als Benni und ich Hand in Hand nach oben steigen. Dort angekommen, schauen wir uns kurz an. Dann zucke ich mit den Schultern und versuche mein Glück. In Zeitlupe drücke ich die Klinke herunter, grinse und mache die Tür einen Zentimeter weit auf, um durchzulinsen.
Völlig verdattert stoße ich die Tür ganz auf. In einem zwei Meter hohen Glasrohr zerfließt gerade die Gestalt von Hannes zu einem leuchtenden Nebel, der dann wellenförmig hin und her schwingt und dabei in allen Regenbogenfarben schimmert. Wow. Ich habe noch nie etwas Schöneres gesehen.
„Susi, Benni, kann ich euch helfen?“ Mist! Erwischt. Hinter uns steht Frau Intelligenzia, unsere Schulleiterin. Ich bin immer noch handlungsunfähig, als der Nebel plötzlich knisternd erstarrt.
„klöadsd fsdjhlshk“, kommt es aus Frau Intelligenzias Mund.
Wie bitte?
„dke dse sdfhjö“, erwidert der kristallisierte Nebel, der sich augenblicklich wieder in Hannes Diehsel verwandelt. Ich will nur noch eins: weg hier!
Doch Hannes lächelt uns an und sagt: „Bitte, habt keine Angst. Wir werden euch nichts tun.“ Frau Intelligenzia stellt sich jetzt an seine Seite.
„Doch wir müssen uns etwas einfallen lassen. Niemand darf erfahren, dass es uns gibt“, sagt sie.
Wie auf Kommando schütteln Benni und ich die Köpfe und versichern: „Wir verraten sie ganz bestimmt nicht!“ Die Beiden lächeln immer noch. Sehr verdächtig.
„Warum seid ihr mir gefolgt?“, will Hannes wissen.
Ich räuspere mich. „Sie waren so perfekt.“
Hannes hebt fragend eine Augenbraue.
„Na ja“, stammele ich weiter „einfach zu perfekt. So ist kein normaler Mensch.“ Frau Intelligenzia und Hannes sehen sich an.
„Außerdem lebt ihr hier nicht wie echte Menschen“, sagt eine Stimme neben mir. Ach ja, Benni ist auch noch da.
Interessiert schaut er sich um. „Wo kommt ihr her?“, fragt er neugierig.
„Das würde jetzt zu weit gehen. Ihr Menschen habt keine Ahnung, was außerhalb eures Sonnensystems wirklich, wie sagt ihr Kinder, abgeht?“, antwortet Hannes.
„sdjkl kjkl“ sagt Frau Intelligenzia plötzlich zu Hannes.
„Möchtet ihr es vielleicht sehen?“, fragt er uns.
„Wenn uns dabei keine Hörner wachsen, oder so, dann bin ich dabei.“ Ich schaue Benni entgeistert an. „Man, das ist besser als Star Treck“, nuschelt er mir mit leuchtenden Augen zu. Auch meine Neugier ist mittlerweile größer als die Angst.
„Also gut, ihr Vorschlag?“, frage ich mutig.
Dann erläutern uns die fremden Wesen ihren phantastischen Plan.
Als Susis Mutter am Nachmittag die Zimmertür ihrer Tochter öffnet, erwartet sie das übliche Chaos vorzufinden. Doch zu ihrem Erstaunen liegt keine Schmutzwäsche auf dem Boden, die Bücher stehen alphabetisch sortiert im Regal und die Bettdecke ist so glatt gestrichen, dass keine einzige Falte zu sehen ist. Alles strotzt vor Sauberkeit. Verwirrt schüttelt sie den Kopf, bevor sie sich wieder auf den Weg in die Küche macht.
Irgendwo, ganz weit außerhalb unseres Sonnensystems, tänzeln zwei schimmernde kleine Nebel durch das Vakuum. Plötzlich verharren sie, als eine mächtige licht durchflutete Wolke vor ihnen auftaucht. Nach einer Weile teilt sie sich und die zwei kleinen Besucher bewegen sich zögernd in ihre Mitte hinein. Dann schließt das prächtige Gebilde sich und wird wieder Eins.
„Schneller, beeil dich, sonst verlieren wir ihn!“, schreie ich gegen den Fahrtwind. Ich schwitze, während wir versuchen, den Schulbus nicht zu verlieren. Seit zwanzig Minuten folgen wir ihm.
„Susi, ich kann nicht mehr“, keucht mein bester Freund Benni. Hätte er bloß auf mich gehört und die zweite Portion Gulasch nicht verdrückt.
„Jetzt reiß dich zusammen, Benni Döbel. Irgendwann muss Hannes ja Feierabend machen.“ Ich radle schneller. In diesem Moment hält der Bus. Schnell verstecken wir uns hinter einem Baum und beobachten, wie ein anderer Busfahrer einsteigt. Eine Minute später macht Hannes sich zu Fuß auf den Weg nach Hause. Benni und ich nehmen die Verfolgung wieder auf.
Vor einiger Zeit ist uns aufgefallen, dass mit unserem Schulbusfahrer Hannes Diehsel irgendetwas nicht stimmen kann. Er war immer auf die Sekunde pünktlich, war nie krank und sah immer gleich aus. Ich meine damit, seine Haare lagen Strähne für Strähne gleich; sein Gesicht sah nie müde oder traurig, glücklich oder erholt aus. Wie eine Maske. Total neutral. Und das Merkwürdigste war, nach einem Tag kannte er den Namen jedes einzelnen Schülers. Also beschlossen Benni und ich der Sache auf den Grund zu gehen. Erst mussten wir herausfinden, wo Hannes wohnt.
„Susi, lass uns nach Hause gehen, das ist doch irre.“ Bennis Doppelkinn zittert vor Aufregung.
„Na, ich gehe ganz bestimmt nicht“, sage ich und lasse Hannes nicht aus den Augen. „Hätte mein Zimmer heute entmüllen müssen. Wenn ich jetzt nach Hause gehe, gibt es … da!, flüstere ich nervös. „Er geht in das gelbe Haus.“
Jetzt ist Benni wieder ganz bei der Sache und schmeißt unsere Räder ins Gebüsch. Bevor die Tür ins Schloss fallen kann, laufen wir hin und ich stecke schnell meinen Fuß dazwischen. Wir halten den Atem an. Hat Hannes etwas gemerkt? Im Innern wird eine Tür zugedrückt. Nein, alles ist gut. Wir entspannen uns wieder und schleichen in den dunklen Flur. Nur eine Treppe führt ins Obergeschoss, an deren Ende wir eine einfache Zimmertür erkennen. Mein Herz pocht, als Benni und ich Hand in Hand nach oben steigen. Dort angekommen, schauen wir uns kurz an. Dann zucke ich mit den Schultern und versuche mein Glück. In Zeitlupe drücke ich die Klinke herunter, grinse und mache die Tür einen Zentimeter weit auf, um durchzulinsen.
Völlig verdattert stoße ich die Tür ganz auf. In einem zwei Meter hohen Glasrohr zerfließt gerade die Gestalt von Hannes zu einem leuchtenden Nebel, der dann wellenförmig hin und her schwingt und dabei in allen Regenbogenfarben schimmert. Wow. Ich habe noch nie etwas Schöneres gesehen.
„Susi, Benni, kann ich euch helfen?“ Mist! Erwischt. Hinter uns steht Frau Intelligenzia, unsere Schulleiterin. Ich bin immer noch handlungsunfähig, als der Nebel plötzlich knisternd erstarrt.
„klöadsd fsdjhlshk“, kommt es aus Frau Intelligenzias Mund.
Wie bitte?
„dke dse sdfhjö“, erwidert der kristallisierte Nebel, der sich augenblicklich wieder in Hannes Diehsel verwandelt. Ich will nur noch eins: weg hier!
Doch Hannes lächelt uns an und sagt: „Bitte, habt keine Angst. Wir werden euch nichts tun.“ Frau Intelligenzia stellt sich jetzt an seine Seite.
„Doch wir müssen uns etwas einfallen lassen. Niemand darf erfahren, dass es uns gibt“, sagt sie.
Wie auf Kommando schütteln Benni und ich die Köpfe und versichern: „Wir verraten sie ganz bestimmt nicht!“ Die Beiden lächeln immer noch. Sehr verdächtig.
„Warum seid ihr mir gefolgt?“, will Hannes wissen.
Ich räuspere mich. „Sie waren so perfekt.“
Hannes hebt fragend eine Augenbraue.
„Na ja“, stammele ich weiter „einfach zu perfekt. So ist kein normaler Mensch.“ Frau Intelligenzia und Hannes sehen sich an.
„Außerdem lebt ihr hier nicht wie echte Menschen“, sagt eine Stimme neben mir. Ach ja, Benni ist auch noch da.
Interessiert schaut er sich um. „Wo kommt ihr her?“, fragt er neugierig.
„Das würde jetzt zu weit gehen. Ihr Menschen habt keine Ahnung, was außerhalb eures Sonnensystems wirklich, wie sagt ihr Kinder, abgeht?“, antwortet Hannes.
„sdjkl kjkl“ sagt Frau Intelligenzia plötzlich zu Hannes.
„Möchtet ihr es vielleicht sehen?“, fragt er uns.
„Wenn uns dabei keine Hörner wachsen, oder so, dann bin ich dabei.“ Ich schaue Benni entgeistert an. „Man, das ist besser als Star Treck“, nuschelt er mir mit leuchtenden Augen zu. Auch meine Neugier ist mittlerweile größer als die Angst.
„Also gut, ihr Vorschlag?“, frage ich mutig.
Dann erläutern uns die fremden Wesen ihren phantastischen Plan.
Als Susis Mutter am Nachmittag die Zimmertür ihrer Tochter öffnet, erwartet sie das übliche Chaos vorzufinden. Doch zu ihrem Erstaunen liegt keine Schmutzwäsche auf dem Boden, die Bücher stehen alphabetisch sortiert im Regal und die Bettdecke ist so glatt gestrichen, dass keine einzige Falte zu sehen ist. Alles strotzt vor Sauberkeit. Verwirrt schüttelt sie den Kopf, bevor sie sich wieder auf den Weg in die Küche macht.
Irgendwo, ganz weit außerhalb unseres Sonnensystems, tänzeln zwei schimmernde kleine Nebel durch das Vakuum. Plötzlich verharren sie, als eine mächtige licht durchflutete Wolke vor ihnen auftaucht. Nach einer Weile teilt sie sich und die zwei kleinen Besucher bewegen sich zögernd in ihre Mitte hinein. Dann schließt das prächtige Gebilde sich und wird wieder Eins.