gareth
Mitglied
Ein Mann,
wir denken ihn aus bildungsfernen Schichten,
las einst von jenen Venusfliegenfallen
und ihrer Heimat den Pocosin Mooren,
wo fern allein sie wild, in Freiheit leben.
Da regte sich in ihm ein altes Wissen,
mehr eine Ahnung, mehr noch ein Vermuten,
als habe es mit eben diesem Namen
eine Bewandtnis, doch es blieb verborgen
worauf sich dies Gefühl zuletzt begründe.
Das Wort indes begann ein schlimmes Werk.
Die Ruhe seines Lebens schien vergangen,
das Ziel verworren, Weg und Halt verloren.
In Träumen streifte er durch jene Moore,
die Füße schwer im feuchten, kargen Sand,
und um ihn her viel tausend Fallen schnappten
bei Tag und Nacht um flinke Wesen zu.
Doch wenn er ging, sie näher zu betrachten
und durch die schönen Wimperngitter blickte,
fand er dort manche Kreatur gefangen,
doch nichts, was einer Venusfliege glich.
Sehr seltsam und verworren war die Sache,
auch fand er keinen Weg sie zu erklären,
was wir ihm nachsehn wegen jener Schwäche
in seinem Wissen (s. weiter oben).
Man sah ihn ernst und freudlos in den Straßen
bis eines Tages er an einem Laden
voll schöner, fremder Blumen ferner Länder
ein Schild sah: Dionaea Muscipula,
dazu in Klammern: „Venusfliegenfalle.
Genaueres erfahren Sie im Hause“.
Schnell trat er ein und gleich kam eine Dame,
sehr hübsch und willens, Auskunft zu erteilen.
Errötend sprach er ihr von seinen Sorgen,
und sie verstand und hörte still ihm zu
und sprach, sie sei gewiss, man könne helfen
und führte ihn in ihren Blumengarten
und hat ihm da den Sachverhalt erklärt.
„Die hier“, sprach sie, auf eine Pflanze deutend,
„heißt Venus und sie fängt sich arme Fliegen,
nicht willentlich, doch liegt´s in ihrem Wesen,
daher der Name Venusfliegenfalle.
Ein hübscher Name für ein Luxuswesen,
das seine Wimpern nutzt, sich zu ernähren.
Man kennt das ja aus dem Bekanntenkreis”,
Sie lachte kurz und fuhr dann ernsthaft fort:
“doch nun zu dem, was Deine Seele kümmert,
das heißt zum Kern, zur Venusfliege selbst.
Die Venusfliege ist”, sie sprach nun leise,
“ein Wesen unbekannten Seins und Wirkens,
das sehr vereinzelt Männern wohl erscheint,
doch ist der Nachweis jenen schwer gefallen,
die überhaupt ihn je zu führen wünschten.
Schön soll sie sein, doch findet man sie nur
in Freiheit und in Gegenwart von Blumen.
Sie wechselt Ort und Zeit wie´s ihr beliebt
und ihre Taten weiß man nicht zu deuten.
Heut schildert sie die Welt in raren Worten,
Gefühl und Tat in selten schöner Weise,
reiht still dann zarte, duftende Gebinde
aus Tuberosen, zauberhaft, betörend,
in eine Ordnung, die die Seele heilt,
hilft Mensch und Kraut, sich blühend zu entfalten
und morgen rupft sie Efeu von der Wand”.
Sie lachte freundlich über sein Erschrecken
und sagte rasch: “dem Hörensagen nach.
So mancher hätte gern sie eingefangen,
doch lass uns hoffen, dass dies nicht geschieht
und ewig ihr die Freiheit bleibt zu wählen,
für wen sie kommt und wo und wann sie geht”.
Dies Letzte sprach die Frau als eine Dame
und als ein Weib zu ihm mit stolzem Blick
und trat hinzu und bot ihm ihre Lippen
und brach den Bann mit ihrem roten Mund.
“Die Venusfliegen fängt man nicht in Fallen“,
spricht sie von Zeit zu Zeit mit heißen Wangen
zu ihrem Mann, der unser Mann einst war,
wenn sie gesättigt beieinander liegen.
“Sie kommen, ruhig, wenn sie dich erwählen
und sind schon fort, wenn du sie binden willst”.
Dann lächelt er und schließt sie in die Arme
und nennt sie kenntnisreich und schläft darüber ein.
Und manchmal, sagt man, wenn ein leises Schwirren
vernehmbar ist in sonnenwarmen Wiesen
und kommt und geht und niemand weiß wohin,
irrt noch sein Blick mit einem leisen Sehnen
für den Moment dem Unsichtbaren nach.
wir denken ihn aus bildungsfernen Schichten,
las einst von jenen Venusfliegenfallen
und ihrer Heimat den Pocosin Mooren,
wo fern allein sie wild, in Freiheit leben.
Da regte sich in ihm ein altes Wissen,
mehr eine Ahnung, mehr noch ein Vermuten,
als habe es mit eben diesem Namen
eine Bewandtnis, doch es blieb verborgen
worauf sich dies Gefühl zuletzt begründe.
Das Wort indes begann ein schlimmes Werk.
Die Ruhe seines Lebens schien vergangen,
das Ziel verworren, Weg und Halt verloren.
In Träumen streifte er durch jene Moore,
die Füße schwer im feuchten, kargen Sand,
und um ihn her viel tausend Fallen schnappten
bei Tag und Nacht um flinke Wesen zu.
Doch wenn er ging, sie näher zu betrachten
und durch die schönen Wimperngitter blickte,
fand er dort manche Kreatur gefangen,
doch nichts, was einer Venusfliege glich.
Sehr seltsam und verworren war die Sache,
auch fand er keinen Weg sie zu erklären,
was wir ihm nachsehn wegen jener Schwäche
in seinem Wissen (s. weiter oben).
Man sah ihn ernst und freudlos in den Straßen
bis eines Tages er an einem Laden
voll schöner, fremder Blumen ferner Länder
ein Schild sah: Dionaea Muscipula,
dazu in Klammern: „Venusfliegenfalle.
Genaueres erfahren Sie im Hause“.
Schnell trat er ein und gleich kam eine Dame,
sehr hübsch und willens, Auskunft zu erteilen.
Errötend sprach er ihr von seinen Sorgen,
und sie verstand und hörte still ihm zu
und sprach, sie sei gewiss, man könne helfen
und führte ihn in ihren Blumengarten
und hat ihm da den Sachverhalt erklärt.
„Die hier“, sprach sie, auf eine Pflanze deutend,
„heißt Venus und sie fängt sich arme Fliegen,
nicht willentlich, doch liegt´s in ihrem Wesen,
daher der Name Venusfliegenfalle.
Ein hübscher Name für ein Luxuswesen,
das seine Wimpern nutzt, sich zu ernähren.
Man kennt das ja aus dem Bekanntenkreis”,
Sie lachte kurz und fuhr dann ernsthaft fort:
“doch nun zu dem, was Deine Seele kümmert,
das heißt zum Kern, zur Venusfliege selbst.
Die Venusfliege ist”, sie sprach nun leise,
“ein Wesen unbekannten Seins und Wirkens,
das sehr vereinzelt Männern wohl erscheint,
doch ist der Nachweis jenen schwer gefallen,
die überhaupt ihn je zu führen wünschten.
Schön soll sie sein, doch findet man sie nur
in Freiheit und in Gegenwart von Blumen.
Sie wechselt Ort und Zeit wie´s ihr beliebt
und ihre Taten weiß man nicht zu deuten.
Heut schildert sie die Welt in raren Worten,
Gefühl und Tat in selten schöner Weise,
reiht still dann zarte, duftende Gebinde
aus Tuberosen, zauberhaft, betörend,
in eine Ordnung, die die Seele heilt,
hilft Mensch und Kraut, sich blühend zu entfalten
und morgen rupft sie Efeu von der Wand”.
Sie lachte freundlich über sein Erschrecken
und sagte rasch: “dem Hörensagen nach.
So mancher hätte gern sie eingefangen,
doch lass uns hoffen, dass dies nicht geschieht
und ewig ihr die Freiheit bleibt zu wählen,
für wen sie kommt und wo und wann sie geht”.
Dies Letzte sprach die Frau als eine Dame
und als ein Weib zu ihm mit stolzem Blick
und trat hinzu und bot ihm ihre Lippen
und brach den Bann mit ihrem roten Mund.
“Die Venusfliegen fängt man nicht in Fallen“,
spricht sie von Zeit zu Zeit mit heißen Wangen
zu ihrem Mann, der unser Mann einst war,
wenn sie gesättigt beieinander liegen.
“Sie kommen, ruhig, wenn sie dich erwählen
und sind schon fort, wenn du sie binden willst”.
Dann lächelt er und schließt sie in die Arme
und nennt sie kenntnisreich und schläft darüber ein.
Und manchmal, sagt man, wenn ein leises Schwirren
vernehmbar ist in sonnenwarmen Wiesen
und kommt und geht und niemand weiß wohin,
irrt noch sein Blick mit einem leisen Sehnen
für den Moment dem Unsichtbaren nach.