Doktor Schiwago kam zum Essen

masterplan

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Sich ständig neue Geschichten einfallen zu lassen ist kein leichtes Unterfangen, stellte ich diesen ersten warmen Nachmittag des Jahres fest. Den obersten Sock eines Dreifamilienhauses zu bewohnen hat nicht nur Vorteile. Okay, die Aussicht ist prima. Aber warum muß das Obergeschoß im Winter immer der kälteste und im Sommer immer der wärmste Platz im Haus sein?
Ich wollte für meine nächste Kurzgeschichte eine möglichst düstere Stimmung in mir finden. Wenn aber draußen die Vögel zirpen und mir die Sonne vom Fenster aus direkt ins Gesicht strahlt kommen eher Frühlingsgefühle denn Melancholie auf. Als Drink neben dem PC auf dem Schreibtisch stand nicht etwa ein rauchiger, billiger Whiskey mit Eiswürfeln, sondern ein Glas mit frischem Eistee. "Super Voraussetzungen für eine grausig-schreckige Story", dachte ich mir und war beleidigt ob des schönen Wetters.
Jetzt konnte mich nur noch eine Aktion retten. Rollo herunterfahren und an eine meiner dunklen Momente in meinem Lebens denken. Doch bevor ich so tief in meinem Verstand tauchen konnte musste ich Umwege begehen. Zuallererst traf ich auf eine Reihe Bilder meiner persönlich schönsten Frauen der Welt. Zuerst hübsche Photos von Jennifer Lopez, dann sexy Posen von Cameron Diaz und schließlich die grazienhaften Kurven von Jennifer Connelly. Schließlich wurde ich auf eine Abzweigung meines Weges in die Tiefen meiner Seele geschleudert. Ich dachte daran ob vielleicht alle Jennifers der Welt so wunderschön sind wie die beiden eben erwähnten. Ich hakte diese Thematik mit "denke-ich-später-darüber-nach" ab. Weitergelinkt landete ich in einer Welt ohne schöner Frauen, diese verließ ich aber schnurstraks durch ein Wurmloch in eine Welt die angefüllt war mit den dunklen Bildern des flämischen Malers Peter Paul Rubens. "Schonmal nicht schlecht", dachte ich und stieg in das gigantische Gemälde der Kreuzigung des Jesu. Ich stand direkt vor dem Sohn Gottes und fragte ihn wohl wie er mit dem ganzen Kreuzigungszeugs so zurecht kommt. Das muß ihn erbost haben, denn danach bebte die Erde und die Apokalypse zerschmetterte und verbrannte die Welt. "Bingo!" Endlich war ich an dem Punkt der mich direkt zu meinen persönlichen Problemen weiterleiten würde. Doch stattdessen kam mir nur wieder Cameron Diaz in den Sinn. Seufz, es ist hart ein triebgesteuerter Mann zu sein.
Jetzt kam der Zeitpunkt an dem ich für mindestend zehn Minuten produktivlos in meinem Stuhl sitze und mir versuche Idee für eine Geschichte in den Kopf zu pressen. Man sagt sich: "Mann, Science-Fiction oder Endzeit oder so. Irgendwas cooles. Aber es muß natürlich einen guten Schluß haben. Trashig oder kindisch darf es natürlich auch nicht wirken. Vor allem soll es aber meinen Schmerz wiederspiegeln. Achso, hatten wir ja schon. Ist ja nichts bei rausgekommen. Schreib' einfach was, irgend etwas." So geht das dann eine ganze Weile, bis ich zu dem Schluß komme, dass jetzt einfach das Wetter zu schön ist um eine hässliche Geschichte zu schreiben. Um wenigstens nicht ganz verloren zu sein schreibe ich schon einmal einen Titel in die erste Zeile. Dann geht das ganze von vorne los und ich schreibe genervt einfach irgendeinen möglichen Geschichtsnamen über das leere Blatt, den ich später zu einer Story verarbeiten werde:
"Doktor Schiwago kam zum Essen", ist wohl der blödeste und zugleich beknackteste Titel der mir je eingefallen ist. Trotzdem gefällt er mir und plötzlich fällt mir dazu auch gleich ein passender Text ein...
Diese Geschichte ist allen gewidmet, die nicht wissen worüber sie schreiben, es aber trotzdem machen.
 

masterplan

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Hallo,

gut geschätzt. Ende Mai werde ich 21 und schätze ich sollte mich mal an Poesie wagen und zu diesen drei Mädels einen Beitrag schreiben. Wann ich "Doktor Schiwago - The Real Story" schreibe steht noch in den Sternen. Im Moment plane ich für "Leselupe.de" und "Fluesterecke.de" zwei SF-Kurzgeschichten und eine englische Übersetzung meines "Als die Lichter erloschen". Außerdem habe ich eine längere SF-Geschichte in Arbeit die ich aber wohl nicht kostenlos im Internet veröffentlichen werde.
Bis dann, Patrick
 



 
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