Dolgian

Magic Magor

Mitglied
Wie lange irrte er nun schon durch dieses Labyrinth? Dolgian wußte es nicht. Es konnten erst Minuten oder Stunden sein. Genauso gut könnten es Tage, Monate oder sogar Jahre sein. Sein Zeitgefühl hatte er schon längst hinter sich gelassen. Vielleicht hatte er auch niemals eins besessen. Wer wußte das schon? Der einzige Anhaltspunkt in der Vergangenheit war der Verlust seiner Fackel gewesen. Das war das einzige woran sich Dolgian erinnern konnte. Als die letzten Reste des öl-getränkten Lappens herunterbrannten und ihn in vollkommener Dunkelheit zurückließen. Was war das für ein Schock gewesen. Den einzigen Begleiter in dieser Ödnis zu verlieren. Von da an war er endgültig allein gewesen. Allein in Finsternis. Dolgian wußte nicht mehr wo er sich befand geschweige denn warum er sich an diesen Ort begeben hatte. Die modrige Luft und die feuchtkalten Wände waren noch nicht einmal das schlimmste. Am schlimmsten war die Einsamkeit und die Dunkelheit. Und diese schien endlos zu sein. Wie weit er sich auch bewegte, nirgendwo schien es Licht zu geben. Die Welt bestand nur noch aus Wänden, an denen sich der Schimmel zu schaffen machte, zu bestehen. Sonst gab es nichts. Nur Dolgian und die Gänge. Kein Licht, kein Leben. Dennoch wanderte Dolgian. Ohne Aussicht auf Entkommen aus dieser Welt durchwanderte er sie. Auf der Suche nach Licht wie der Verdurstende auf der Suche nach Wasser. Irgendwo in seinem Inneren gab es noch eine Stimme die sich gegen die aufkeimende Hoffnungslosigkeit wand. Es war eine schwache Stimme die von Wiesen und von Sonnenlicht erzählte. Und so schwach diese Stimme auch war, Dolgian hörte auf sie und suchte weiter. Denn auch er hatte das Sonnenlicht nicht ganz vergessen. Fern wie aus Legenden schien es ihm, doch er gab die Hoffnung nicht auf. Noch nicht. Die Stimme wurde immer schwächer. Und eine andere Stimme wurde lauter. Eine Stimme die ihm sagte er solle es aufgeben. Er solle sich hinsetzen und auf das Ende warten. Eine Stimme die ihm sagte es gäbe keinen Ausgang und kein Licht. Licht sei eine Einbildung seines gestörten Geistes. Auch wenn diese Stimme laut war und die andere leise so hörte Dolgian noch auf die leise Stimme.
Zum wiederholten Male gaben seine geschwächten Beine nach und er fiel zu Boden. Doch anstatt aufzustehen, wie er es bei den anderen Malen getan hatte, blieb er liegen. Er hatte keine Kraft mehr aufzustehen. Keine Kraft in den Beinen und keine im Herzen mehr. Die laute Stimme hatte gewonnen. Er kauerte sich zusammen und wartete auf den Tod. Dolgian hatte aufgegeben.
 



 
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