Donau-Reise

KurzeXL

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Vorwort:

Gibt es Zufälle im Leben? Werden unsere Träume und Wünsche durch sie gelenkt, oder ist die Welt wirklich manchmal ein Dorf? Ist diese fiktive Geschichte wirklich möglich? Wir könnten uns darüber streiten. Ähnlichkeiten von Namen oder tatsächlichen Ereignissen sind völlig unbeabsichtigt.
Ich weiß nur eines: Ich glaube schon an solche und ähnliche Zufälle...!



Marie ist traurig, sie hatte sich so sehr auf die Reise mit Rebecca gefreut. Doch nun ist ihre gleichaltrige Freundin unerwartet krank geworden und sie soll diese Schiffsreise auf der Donau ohne sie antreten.
"Es wird dir auch ohne mich gefallen, Marie! Zieh bitte nicht so ein Gesicht und mach es mir nicht so schwer, zurückbleiben zu müssen. Die Buchung ist storniert, vielleicht bekommst du statt meiner ja eine nette Reisebegleitung, wer weiß." Rebecca versucht die Freundin aufzumuntern. Ihre Blinddarm-OP kam wirklich nicht gerade gelegen, aber wer kann sich sowas schon aussuchen?
Um die Freundin nicht noch mehr zu belasten, sagt Marie jetzt tapfer: "Ok, morgen Vormittag werde ich in Passau ankommen. Dann schaue ich mich ein wenig in der Stadt um. Ich werde viele schöne Fotos für dich mitbringen. Versprochen! Aber ohne dich zu fahren macht nicht halb soviel Spass, ich werde schrecklich einsam sein." Rebecca protestiert. "Du bist fast 25 Jahre alt und eine hübsche, lebenslustige, junge Frau. Daß du keinen lieben Menschen auf diesem Schiff kennenlernen wirst, glaubst du doch wohl selbst nicht. Und ich meine damit nicht diese Möchte-gerne-Casanovas, sondern einfach Menschen wie du und ich. Erinnere dich, wir waren nie lange allein, wenn wir verreisten. Irgendwelche Bekanntschaften ergeben sich immer." Rebecca ist ein wenig genervt. Die Freundin schaut sie noch immer missmutig an. Sie kann Marie ja verstehen, aber wenn sie so weiter macht, wird sie sich die ganze Reise verderben.
Sie reden noch über ein paar Formalitäten, dann geht Marie heim. Rebecca winkt ihr vom Fenster aus nach, sie ist skeptisch.

"PASSAU", liest Marie auf den großen Schildern des Bahnsteiges, auf den sie soeben aus dem Zug gestiegen ist. Sie schleppt ihre Reisetasche mühsam zu einem der Koffertransportwagen. In der Hand hält sie den etwas zerknitterten Zettel mit der Anschrift ihrer kleinen Pension für diese Nacht. Morgen in aller Frühe wird das Schiff gen Wien ablegen.
Es ist ein sonniger Frühlingstag und diese schöne Stadt lädt sie wirklich zum Schauen ein. Nachdem sie sich in ihrem Zimmer frisch gemacht und etwas gestärkt hat, bummelt sie durch die Straßen. Sie besichtigt den Dom, steigt zum Kloster hinauf, von dessen Mauern aus man einen herrlichen Blick auf die Stadt hat. Sie fotografiert wie wild, damit Rebecca später all die vielen Eindrücke wenigstens auf diese Weise teilen kann. Wie schöne wäre es, wäre sie jetzt hier! Sie seufzt. Aber all diese Schönheiten, die Landschaft, das herrliche Wetter, diese friedliche Stadt und das glänzend dahin fließende Wasser lassen sie doch eine gewisse Vorfreude auf die Schiffsreise empfinden.

Am nächsten Morgen steht Marie als eine der Ersten an der Anlegestelle. Die freundliche Besatzung begrüßt sie und ihre hübsche, kleine Kabine ist schnell eingerichtet mit all ihren Sachen. Nur das zweite Bett darin ist frei, leider.
Marie schlendert über das Deck, schaut sich die Räumlichkeiten für die Fahrgäste an und fühlt sich wie eine kleine Königin in all diesem Luxus. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen und hat noch nie so eine teure Reise gemacht. Sie ist ein Geschenk ihrer Eltern zu ihrem 25. Geburtstag, den sie auf der Reise begeht. Schon als kleines Mädchen wollte sie die schöne Stadt Wien mit all ihren Sehenswürdigkeiten besuchen. Ihr Großvater hatte einen Bildband über die Stadt und oft hat er ihr davon erzählt.

Langsam füllt sich das Schiff mit all den Reisenden. Der Zeiger klickt auf zehn Uhr. Ein Pfiff - dann legt es unmerklich ab. Marie beobachtet die Matrosen, die die dicken Taue einholen, von der Reeling aus. Langsam verschwindet die Stadt hinter ihnen. Die Sonne brennt und Marie beschließt, zunächst in der Kabine ihre Sonnencreme zu suchen. Sie will schließlich nicht, daß ein Sonnenbrand am ersten Tag die Reise vermiest.

Als sie nun die Kabinentür öffnen will, ist diese unverschlossen. Marie wundert sich. Hatte sie vergessen, diese zu schließen? Sie betritt vorsichtig den Raum. Eine Dame, Marie schätzt sie auf etwa 40 Jahre, ist dabei, ihre Sachen einzuräumen. Sie lächelt Marie an. "Ich bin Erika Neumann. Man hat mir diese Kabine zugewiesen. Wir werden uns hoffentlich gut vertragen, Fräulein, an mir soll es nicht liegen!"
Marie wundert sich. Doch dann fällt ihr ein, daß Rebecca und sie sich darauf geeinigt hatten, das freie Bett weiter zur Verfügung zu stellen. Sie mustert ihre Kabinengenossin und reicht ihr dann lächelnd ebenfalls die Hand. Die Dame macht einen angenehmen Eindruck, auch wenn sie sich eine jüngere Begleiterin gewünscht hätte. "Angenehm, Marie Siegel, ", stellt sie sich vor. "dann wünsche ich uns eine gute Reise!" Sie scheinen sich irgendwie zu mögen, geht es beiden in diesem Augenblick durch den Kopf. Schnell ist ein munteres Gespräch im Gange. Später sitzen sie gemeinsam an Deck bei einem Kaffee.

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Im Laufe der Reise haben die zwei Frauen einander wirklich mögen gelernt. Kaum eine Stunde, die sie nicht miteinander verbringen. Sie duzten sich und Marie fühlte sich, als habe sie eine neue Freundin gewonnen.
So langsam hatten sie sich ihre Lebensgeschichte erzählt. Nur auf die Frage, ob Erika auch Kinder hat, antwortet sie immer wieder ausweichend. Erika, so hat Marie erfahren, ist 42 Jahre alt und aus der ehemaligen DDR. Mit 18 Jahren hat sie einen Antrag gestellt, diese zu verlassen und kam schließlich mit 21 Jahren in die BRD. Seither wohnt sie in Ingolstadt. Sie lebt allein, geheiratet hat sie nie. Eine kleine Firma in der Werbebranche hatte sie aufgebaut. Seit Jahren ist dies ihr erster wirklicher Urlaub.
Marie dagegen lebt seit ihrem 2. Lebensjahr bei Pflegeeltern. An ihre eigene Mutter und die Zeit vor der Pflegefamilie kann sie sich nicht mehr erinnern. Man hatte sie mit knapp einem Jahr ins Heim eingewiesen, wie sie von ihren Eltern inzwischen weiß. Wer ihre Mutter oder ihre Eltern waren, werde man nie in Erfahrung bringen. Darüber gäbe es keine Akten. Sie wohnten damals in Zwickau. Seit 1990 lebt sie mit ihren Eltern in der Nähe von Bayreuth. Das alles hatte sie Erika erzählt.
Erika hatte aufmerksam zugehört und war manchmal sehr nachdenklich, wenn Marie von ihrer Entwicklung sprach. Aber sie äußerte sich nie dazu. Marie ahnte, daß sie etwas bedrückte, doch ihr Taktgefühl sagte ihr, daß sie nicht fragen sollte.

Sie waren nun den 6. Tag unterwegs. Der Morgen begann mit herrlichem Sonnenschein und man konnte schon ahnen, daß man mittags, in Wien angekommen, sehr viel Freude an der Stadtbesichtigung haben würde.
Als sie in den Speisesaal kamen, wo sie beide auch am gleichen Tisch saßen, standen Blumen und eine Kerze auf Maries Platz. Das Personal kannte solche Ereignisse wie ihren heutigen Geburtstag und solche Aufmerksamkeiten waren eine Selbstverständlichkeit. Man gratulierte ihr jetzt von allen Seiten und Marie wurde richtig verlegen. So hatte sie sich diesen Tag gar nicht vorgestellt. Sie wollte ihn eher still für sich genießen. Vielleicht hätte sie Erika in Wien in eines der Kaffeehäuser eingeladen und dort diesen Geburtstag wie nebenbei erwähnt. Sie mochte nicht so viel Rummel.
Daß Erika sehr blaß und still geworden war, hatte Marie in all der Aufregung überhaupt nicht bemerkt. Nur später, als Erika so gar keine fröhliche Miene machen konnte und kaum etwas sagte, fühlte Marie sich sehr unwohl. Ob sie etwas falsch gemacht hatte? So kannte sie Erika gar nicht! Sie beschloss, Erika beim Kaffee danach zu fragen. Marie wollte nicht, daß sie traurig und bedrückt war und vielleicht konnte sie ihr ja wirklich helfen.

Die wenigen Stunden bis zum Anlegen in Wien waren rasch vergangen. Das Schiff würde hier nun 2 Tage bleiben, sodaß reichlich Zeit war, die Stadt zu erkunden.
Nach der Stadtrundfahrt per Bus, vorbei am Schloß Schönbrunn, dem Hoftheater, dem berühmten Cafe Sacher, dem Hundertwasser-Haus und dem Halt am Stephansdom machten die beiden Frauen einen Stadtbummel. Immer wieder versuchte Marie, die Ältere für etwas zu begeistern, doch Erika schien wie abwesend. So langsam stieg Wut in Marie hoch. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum Erika ausgerechnet an diesem Tage so übel drauf war. Schließlich war heute ihr Geburtstag, sie war in Wien und sie wollte heute fröhlich sein.
Nach einiger Zeit saßen die beiden dann in einer Seitenstraße am Dom bei einem leckeren Eis und Cappuccino im Straßencafe. Erika stocherte irgendwie lustlos in ihrem Becher herum. Da fuhr es aus Marie heraus: "Kannst du mir bitte mal erklären, was dir seit heute Morgen die Petersilie verhagelt hat? Du bist still und lustlos und scheinst irgendwie ganz wo anders in Gedanken. Ich finde das gerade heute nicht fair von dir. Wenn dich irgend etwas bedrückt, so kannst du doch mit mir reden, das weißt du. Wir haben uns doch bisher alles gesagt!" Fragend sah sie Erika abwartend an.
Erika traten Tränen in die Augen. Umständlich nestelte sie ein Taschentuch hervor. "Nein Marie, wir haben uns bisher nicht alles gesagt." Sie schluckte, ihre Hände zitterten.
"Aber warum nicht, was ist so schlimm, daß es dich ausgerechnet heute nicht losläßt, Erika? Was kann so schlimm sein, daß du es mir nicht sagen kannst? Ich verstehe das nicht.", schrie ihr Marie hilflos entgegen. Passanten schauten die beiden kopfschüttelnd an.

Erika sah das Mädchen erschrocken an. "Entschuldige bitte!", begann sie stockend zu reden. "Ich hatte eine Tochter..." Ihre Stimme versagte, Tränen liefen ihr unablässig über die Wangen. Nach einiger Zeit, die Marie wie eine Ewigkeit vorkam, sprach sie weiter:
"Meine Kleine ist geboren, als ich noch nicht ganz 18 Jahre alt war. Meine Mutter mußte damals deren Pflege übernehmen. Ich war jung und wild, trug grüne Haare, dicke Ketten und viele Ohrringe. Ich hörte öffentlich die Stones und sogar Udo Lindenberg. Damals in der DDR war das verpöhnt. Mein Freund, der Vater meiner Tochter, hatte Tatoos und ebenfalls ganz bunte Haare. Er trug immer eine Lederjacke und fuhr in einer Truppe Motorrad. Als meine Tochter zur Welt kam, war ich gerade wegen irgendwelcher Staatsschädigung zu einem Jahr Jugendwerkhof verurteilt worden. Man hatte eben was gegen diese Jugend, die nicht artig Blauhemd trug und sich absolut nicht anpasste. Später, ich stellte noch im Werkhof einen Ausreiseantrag, sagte man mir, daß meine Mutter mit der Pflege des Kindes überlastet sei. Man habe die Kleine ins Heim gebracht und zur Adoption frei gegeben. Man nahm damals Ausreisewilligen einfach ihre Kinder weg und gab sie zur Zwangsadoption frei." Erikas Stimme versagte zwischendurch immer wieder, ihre Hände zitterten und Marie fühlte großes Mitleid mit ihr. Langsam hatte sie Erikas Hand gefaßt, gewillt, sie nicht wieder loszulassen, ihr Trost und Halt zu geben. Zwar hatte Marie selbst ja noch keine Kinder, aber sie konnte sich diese furchtbare Pein wohl vorstellen.
"Wo meine Tochter geblieben ist, habe ich nie in Erfahrung gebracht. Diese Zwangsadoptionen galten als streng geheim. Ihre Akten sind weitgehend vernichtet. Ich hatte geglaubt, über diesen Verlust hinweg zu sein. Aber du hast meine Gedanken dahin wieder geweckt. Deine Art, dein Lächeln, deine Augen - all das erinnert mich so sehr. Irgendwie sah ich darin die ganze Zeit etwas unerklärlich Vertrautes. Doch als heute morgen dann die Blumen auf deinem Platz standen, bin ich so furchtbar erschrocken. Meine Tochter Claudia wäre heute auch 25 Jahre alt geworden." Jetzt schluchzte Erika hemmungslos und auch Marie begann zu weinen. Daß sie mitten in einer Fußgängerzone saßen, daß Passanten und Gäste sie längst beobachten, interessierte die beiden nicht.
Dann plötzlich sah Marie Erika mit ganz großen Augen an: "Dann bist du ja vielleicht meine Mutter..." Der Gedanke erschien ihr so absurd, so unglaublich schön zugleich, daß sie laut zu lachen begann.
"Das wage ich nicht zu glauben, Marie. Sehr viele Dinge sprechen dafür. Deine Heimat, dein Aussehen, deine Geschichte, alles ist irgendwie passend. Wirkliche Aufklärung, so glaube ich, würde nur ein Blutgruppentest bringen. Darüber habe ich heute den ganzen Tag nachgedacht. Aber ich fürchte mich auch davor. Es könnte eine Entäuschung für uns beide sein und ich weiß auch nicht, ob deine Eltern das möchten. Ich möchte ihnen nicht weh tun. Nicht zuletzt müßtest auch du zustimmen."

Auf dem Schiff angekommen folgte eine lange, schlaflose Nacht. Die beiden sprachen kaum noch über diese Erkenntnis. Alles war so unglaublich. Es schien, als müsse man endlich aus einem Traum erwachen.
Die Tage gingen dahin. Die Reise wurde den beiden immer länger, sie wollten jetzt nur noch nach Hause. Zwar vergnügten sie sich wie gewohnt mit einander, doch immer wieder fielen sie in stille, nachdenkliche Augenblicke.
Marie war sich nicht sicher, ob und wie sie den Eltern das erklären sollte. Sie grübelte laufend, ob sie diese Untersuchung wirklich wollte. Was, wenn sie sich beide täuschten?

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Sie waren in Passau nicht von Bord gegangen, ohne ihre Adressen zu tauschen. Sie wollten auf jeden Fall weiter in Verbindung bleiben. Erika hatte es Marie eingeräumt festzulegen, ob und wann so eine Untersuchung stattfinden würde.
Monate waren seither vergangen. Die beiden hatten einander Briefe geschickt, man sprach sich am Telefon. Doch dieses Thema wurde nie wieder angeschnitten. Es war einfach tabu für sie beide. Erika hatte sich sogar Vorwürfe gemacht, das Mädel überhaupt in ihre Gedanken eingeweiht zu haben. Aber dazu war es jetzt zu spät.

Erikas 45. Geburtstag nahte. Sie hatte Marie dazu eingeladen. Es sollte der erste Besuch des Mädchens bei ihr sein. Zögerlich, ja ängstlich und eher halbherzig hatte sie auch ihre Eltern mit zu dieser Feier eingeladen. Sie gehörten dazu und wenn sie wirklich... Erika mochte diese Gedanken nicht weiter verfolgen, sie taten ihr zu weh.
An einem frostigen Wintertag war es dann soweit. Marie stand fröhlich vor Wiedersehensfreude mit den Eltern vor Erikas Tür. Das schmucke, kleine Häuschen war sehr einladend hergerichtet. Zahlreiche Gäste saßen und standen im Wohnzimmer. Es wurde gelacht und sich rege unterhalten. Kaum jemand nahm die neuen Gäste aufmerksam wahr. Marie gesellte sich augenblicklich in die Küche zu Erika, die eben dabei war, das Buffet herzurichten. Ihre Eltern nahmen an der großen Tafel Platz und waren alsbald in ein angeregtes Gespräch mit ihren Tischnachbarn vertieft.
Das Buffet wurde eröffnet. Erika bedankte sich zuvor bei allen Gästen für ihr Erscheinen und für die schönen Stunden, die man bereits erlebt hatte und die noch kommen sollten. Sie vergaß nicht, besonders zu erwähnen, daß sie sich über den Besuch von Marie und ihren Eltern am meisten freute.
Es wurde ein gelungener Abend. Spät war es, als sich Marie mit ihren Eltern auf den Weg machen wollten. Sie standen bereits in der Tür und reichten sich die Hände zum Abschied, als Maries Mutter zu Erika sagte: "Sie sind eine sehr sympathische und lebenslustige Frau. Ich habe sie heute kennenlernen dürfen und Marie hat uns nicht zu viel versprochen, wenn sie begeistert von ihnen sprach." Erika bedankte sich verlegen. Doch die Frau sprach weiter: "Marie hat uns sofort nach ihrer Reise erzählt, was sie über sie erfahren hat. Wir waren anfangs sehr geschockt. Schon früher haben wir uns Gedanken gemacht, was wohl einmal passieren würde, wenn Maries Mutter ihren Aufenthaltsort in Erfahrung bringen würde. Doch man versicherte uns, daß dies nie geschehen könne. Aus Maries Schilderungen entnahmen wir, daß sie sehr gern wissen möchte, ob sie wirklich ihre leibliche Mutter sind. Doch sie hat es nie auszusprechen gewagt. Wir glauben, sie wollte uns damit nicht konfrontieren. Als ihre Einladung bei uns eintraf, überlegten wir uns, was wir ihnen wohl schenken könnten. Das kleine Präsent war nur ein Teil davon. Wenn sie es noch möchten, wenn Marie es noch möchte, dann sind auch wir einverstanden, daß dieser Test gemacht wird." Marie strahlte. Freudentränen liefen ihr übers Gesicht. Erika sagte nichts. Sie wollte diese Frau jetzt nur noch umarmen. Die beiden weinten. Maries Vater räusperte sich verlegen, auch er kämpfte mit seinen Emotionen. Marie drückte ihm einen dicken Kuss auf die Stirn. "Danke Papa!", flüsterte sie.

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Sind sie, haben sie, werden sie...?

Ich lasse diese Stelle offen. Auch wenn dies eine fiktive Geschichte ist, auch wenn es solche Zufälle wohl doch nicht gibt; solche Maries und Erikas gibt es. Und ich wollte diesen Menschen mit dieser Geschichte einen Augenblick des Gedenkens an ihre Schicksale gönnen.
 



 
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