Doppelmoral

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fossie

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Doppelmoral

„Natürlich müssen wir die Klimaerwärmung stoppen “, sagte der Mann und stieg in seinen SUV, um mit quietschenden Reifen davonzufahren.
„Natürlich sollten wir etwas gegen die Luftverschmutzung unternehmen“, sagte der Mitarbeiter der Reinigungsfirma und warf seinen Laubsauger an, um Laub vom Gehsteig auf die Straße zu pusten.
„Natürlich müssen wir die anhaltende Wohnungsnot bekämpfen, aber mein leerstehendes Haus verkaufe ich nicht, weil es in ein paar Jahren mit Sicherheit das Doppelte wert ist“, sagte der Bauer und ging zum Mittagessen.
„Natürlich müssen wir die Feinstaubbelastung von Autos reduzieren, aber ich bleibe trotzdem beim Diesel, weil ich für Sprit nicht viel Geld ausgeben möchte“, sagte der Angestellte und stieg nach dem Tanken in seinen Wagen.
„Natürlich ist es für die Menschen in Indonesien schrecklich, wenn dort riesige Gebiete überschwemmt und ihre Existenzen vernichtet werden, aber das kann überall auf der Welt passieren“, meinte der Ingenieur und fuhr zur Bank, um dort den Kredit für den Wiederaufbau seines von der Flut beschädigten Hauses zu beantragen.
„Es sind immer die Asylanten, die unsere Frauen belästigen und vergewaltigen“, sagte der Rentner am Stammtisch, obwohl er wusste, dass sein Nachbar seine Frau misshandelte.
„Ich bin für eine Obergrenze bei den Asylbewerbern“, sagte der CSU-Wähler und verfolgte interessiert einen Fernsehbericht über das Elend des Krieges in Syrien.
„Geben Sie mir bitte eine Plastiktüte, damit ich meine Einkäufe einpacken kann“, sagte der Kunde im Supermarkt, obwohl er am Morgen in der Zeitung von der Verschmutzung der Weltmeere durch Plastik gelesen hatte.
„Ich bin für eine Stilllegung der Atomkraftwerke und für Windenergie, aber muss eine Stromtrasse denn unbedingt an meinem Haus vorbeiführen?“, meinte der Familienvater und schaltete die Weihnachtsbeleuchtung an seinem Haus ein.
„Mit den amtierenden Politikern ist Stillstand im Land, ich wähle eine Partei, welche die Interessen der Arbeiter vertritt“, sagte der Wutbürger und ging zu einer Veranstaltung der AfD.
„Lügenpresse!“ schrie der PEGIDA-Anhänger und versorgte sich mit den neuesten Informationen aus der BILD-Zeitung.
„Gesunde Ernährung darf ruhig etwas teurer sein, da sollte man nicht sparen“, sagte der junge Mann und kaufte trotzdem das billige Gemüse aus dem Supermarkt, weil er sich sonst kein neues Smartphone leisten könnte.
„So ein Blödsinn, einen Veggie-Day zu fordern. Fleisch zu essen, kann auch nicht schaden“, sagte der Kunde und nahm sich den abgepackten Schweinebraten aus der Theke des Supermarktes.
„Lebensmittel zu retten, finde ich gut. Aber was über dem Verfallsdatum liegt, ist bekanntlich nicht mehr genießbar“, sagte die junge Frau und warf das abgelaufene Joghurt in den Mülleimer.
„Das Fernsehen sollte viel mehr für die Bildung tun“, meinte der Zuschauer und schaltete einen kommerziellen Sender ein, um sich die neueste Casting-Show anzusehen.

„In der Politik muss sich endlich etwas ändern“, sagte der Bürger und blieb beim nächsten Wahltermin zuhause.
 



 
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