Doppelt und dreifach

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HerbertH

Mitglied
Doppelt und dreifach

Dauernd schaue ich Dich an,
sehe, wie Du Dich drehsts,
hin und her im hellsten Licht,
Mutter und Zwilling, die Du
mich von Dir losgetreten hast,
hinaus in die Kälte
trotz unserer Nähe.

Du hast Dich verwandelt seither,
atmest freier, hüllst Dich
in Wolken über Deine Saphirflächen,
in blauen Samt über Deinen Schultern,
und lächelst anderen zu, kleinen
Wesen, die ich auch schon
kennengelernt habe, flüchtig nur,
wenige, aber immerhin.

Ich habe mich damals selbst losgerissen!
Täusche Dich nur nicht!

Langsam, ganz langsam entferne ich
mich weiter von Dir, auf Deine Kosten,
weil ich an Dir zerre und ziehe,
Dich bremse, wie jenes andere Wesen,
das soviel mächtiger ist als
wir beide zusammen.

Mal bist Du ihm näher, mal ferner,
und Du legst Dich in die Kurven auf
unser aller Fahrt, dem Tanz, an dem ich
teilhabe, ob ich will oder nicht.

Noch reicht unser Schwung, um diesem
Monster nicht zu nahe zu kommen.
Denn es wird uns verschlingen,
sich ausdehnen, uns in
rotheisse Schwaden hüllen, bis
Deine Schönheit verschrumpelt und ich
mich endlich wieder erwärme,
Äonen nach der Kälte
unserer Trennung.

Doch dann ist es zu spät
für die Wiederbelebung.
 

HerbertH

Mitglied
Doppelt und dreifach

Dauernd schaue ich Dich an,
sehe, wie Du Dich drehsts,
hin und her im hellsten Licht,
Mutter und Zwilling, die Du
mich von Dir losgetreten hast,
hinaus in die Kälte
trotz unserer Nähe.

Du hast Dich verwandelt seither,
atmest freier, hüllst Dich
in Wolken über Deine Saphirflächen,
in blauen Samt über Deinen Schultern,
und lächelst anderen zu, kleinen
Wesen, die ich auch schon
kennengelernt habe, flüchtig nur,
wenige, aber immerhin.

Ich habe mich damals selbst losgerissen!
Täusche Dich nur nicht!

Langsam, ganz langsam entferne ich
mich weiter von Dir, auf Deine Kosten,
weil ich an Dir zerre und ziehe,
Dich bremse, wie jenes andere Wesen,
das soviel mächtiger ist als
wir beide zusammen.

Mal bist Du ihm näher, mal ferner,
und Du legst Dich in die Kurven auf
unser aller Fahrt, dem Tanz, den ich
teile, ob ich will oder nicht.

Noch reicht unser Schwung, um diesem
Monster nicht zu nahe zu kommen.
Denn es wird uns verschlingen,
sich ausdehnen, uns in
rotheisse Schwaden hüllen, bis
Deine Schönheit verschrumpelt und ich
mich endlich wieder erwärme,
Äonen nach der Kälte
unserer Trennung.

Doch dann ist es zu spät
für die Wiederbelebung.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Herbert,

Deinen Text kann man doppelt lesen. Zum einen könnte man ein ewiges Leben mit wiederholten Inkarnationen auf der Erde voraussetzen, wenn das Lyri es noch miterleben will, dass die Erde in die Sonne stürzen wird. Zum anderen könnte man es im übertragenen Sinne verstehen, dass der Mensch auch in seinem Inneren eine Erinnerung an das Sonnenfeuer mit sich trägt, an das ewig Belebende, Erleuchtende und Erwärmende.

Hübsch deine Bilder vom Saphirgrün und vom blauen Samt.

Ach, ja, wir sollten nicht zerren an Mutter Erde! Hätten wir das nicht getan, den Regenwald nicht derartig verringert und tun es weiterhin täglich, gäbe es jetzt vielleicht Regen in Somalia.

Mir gefällt Deine Hymne an die Erde.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

ja, es geht um die Erde, Du hast recht, und ihren Begleiter, der sie immerzu anschauen muss, darf und mag, und sei es der Mensch oder der Mond.

Und ja, man kann das Ganze auch als eine Metapher lesen.

Danke für Deinen verstehenden Kommentar und die schöne Wertung.

Liebe Grüße

Herbert
 

ENachtigall

Mitglied
Aus den Augen des Mondes. Mit den Augen des Mondes. Poetisch hineingedacht in dieses scheinbar kühle Himmelsgeschöpf, Herbert. Eine schöne Geschichte!

Lieben Gruß,

Elke
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Elke,

ja, eine Geschichte und eine Metapher - die Erde ist das Leben, und die Sonne - irgendwann - der Tod.

Liebe Grüße

Herbert
 



 
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