Drama

Mio Luca

Mitglied
Das Fahrstuhl-Dilemma

Wäre ich doch nur nicht so verdammt faul gewesen. Es ist immer wieder dieser eine Gedanke, der mich früher oder später während meiner Arbeit heimsucht. Wenn man überhaupt von Arbeit sprechen kann. Eigentlich ist es nur ein monotones Knopfgedrücke, das langweiliger nicht sein könnte. Für Leute, die einen in der Regel gar nicht bemerken, wenn sie an dir vorbeigehen, weil sie sich für etwas Besseres halten. Und wenn man irgendwann doch mal einen Blick abbekommt, dann sagt dieser meistens nur: Du arme Sau kannst einem echt leid tun.. Diese Blicke haben mir meine Lehrer früher auch schon zugeworfen, wenn sie mir eine miserable Schulnote verpassten. Nur war es mir damals noch ziemlich egal, was andere über mich denken oder was einmal aus mir wird. Ja, ich war sogar derjenige, der sich für etwas Besseres gehalten hatte. Ein IQ von 140 und das berauschende Gefühl der unbeschränkten Jugend trugen eben dazu bei. Doch obwohl ich einer der Schlausten war und eine erschreckend ausgeprägte Menschenkenntnis hatte, kam es nie zum Psychologie-Studium. Wäre ich doch nur nicht so verdammt faul gewesen. Nur ein paar kleine Bemühungen hätten wahrscheinlich schon gereicht, um einen Schnitt zu erzielen, für den sich andere die Arme ausgerissen hätten. Doch ich habe lieber blau gemacht, um mit meinen Freunden abzuhängen und Gras zu rauchen, anstatt die Schulbank zu drücken. Mit denen habe ich mich immerhin verstanden. Zumindest am Anfang. Unsere Wege gingen auseinander, als ihnen meine analytische Art zu sehr auf die Nerven ging. „Es ist ,als könntest du unsere verfluchten Gedanken lesen!“, hieß es immer, doch ich kann einfach nichts dafür. Es ist wie eine Krankheit, die man anderen nicht erklären kann, ohne angeguckt zu werden wie irgendein Außerirdischer. Wahrscheinlich wurde ich deswegen in der Schule immer als totaler Freak bezeichnet. Jetzt heißt es nur noch „Liftboy Florian“.

Sonderlich besser gefällt mir dieser Zuruf allerdings auch nicht, wenn ich darüber nachdenke, was für eine Tortur mein Beruf für mich ist. Denn das ist auch schon alles, was ich tue. Ich denke pausenlos über irgendwas nach und werde, wenn es mal richtig spannend wird, nur kurz dafür gebraucht, diesen dämlichen Knopf zu betätigen, um Mr. oder Mrs. „Ich bin was Besseres als du.“ nach oben zu befördern. Schon viel zu oft habe ich mir gewünscht, dass es einen weiteren Knopf gibt, der den Lift abstürzen lässt und diese Schweine auf direktem Wege in die verdammte Hölle treibt. Doch vermutlich ist es nur meine eigene Unzufriedenheit, die mir diese hasserfüllten Vorstellungen durch den Kopf jagt. Vielleicht bin ich es auch, der am Boden des Fahrstuhlschachtes am besten aufgehoben ist. Es wäre mit Sicherheit weniger tragisch, als den ganzen Tag in einem engen Hotelflur zu stehen und dabei an unaufhaltsamen Gedankenflüssen und einer ständig plagenden Selbstreflexion zu Grunde zu gehen. Immerhin bleibt mir meine Auffassungsgabe, die der eines geschulten Mentalisten gleicht. Ich vertreibe mir allzu gerne die Zeit damit, die Gestalten, welche hier ein und ausgehen, zu lesen, wie ein offenes Buch. Manche von ihnen sehe ich beinahe täglich. Wie zum Beispiel Frau Siebert. Sie ist eine alte Dame mit weißen, lockigen Haaren und eleganter Kleidung. Aber nicht die herzvolle, plätzchenbackende Großmutter, nach der sich jedes Kind sehnt, sondern eine eingebildete Kuh, die so viel teuren Schmuck trägt, dass man sie für einen rumlaufenden Weihnachtsbaum halten könnte. Und ich will gar nicht wissen, was alles in ihrem Apartment verborgen liegt, so wie ein Schatz in der Drachenhöhle aus einem Märchen. Nicht ohne Grund wird die alte Frau Siebert stets von ihrem Bodyguard Bruno begleitet, der ihr ,wie ein Schatten, auf Schritt und Tritt folgt. Zu meiner Genugtuung durfte ich schon mehrere Male mitbekommen, wie er, wegen Sprüchen, die dümmer nicht sein könnten, schonungslos verspottet wurde. Verübeln kann man es ihr nicht, denn Bruno ist wirklich nicht die hellste Kerze auf der Torte. Wenn man nicht gerade Frau Siebert heißt, sollte man den muskelbepackten 2 Meter-Koloss allerdings nicht deswegen ärgern. Es sei denn, man hat das Verlangen, zusammengefaltet zu werden wie ein billiger Campingstuhl. Auch heute ist Frau Siebert wieder in der Lobby und gerade damit beschäftigt, einen jungen Hotelmitarbeiter zu beschimpfen. Ich schaue mir das ganze Spektakel natürlich unbemerkt an. Viel spannendere Dinge, als das, bleiben mir als Liftboy leider verwehrt. Meistens passiert eigentlich überhaupt nichts und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als in meinem Beruf auch mal etwas wirklich Aufregendes zu erleben. Etwas, wovon man seinen Enkelkindern noch erzählen würde, wenn man alt ist, um zu sehen, wie ihre Augen größer werden, wenn sie einem zuhören. Doch ich habe schon längst den Glauben daran verloren, dass mein Wunsch noch in Erfüllung geht.

Jetzt ist es so weit. Frau Siebert geht in meine Richtung, weil sie ins obere Geschoss will und ich bin gefragt. Bruno begleitet sie, wie immer und hinter den beiden ist noch eine weitere Person, die ich hier noch nicht gesehen habe. Groß, schlank und mit einer schwarzen Kapuzenjacke. Das Gesicht kann man kaum erkennen, weil es im Schatten der Kapuze untergeht. Ich betätige den Liftschalter und die Fahrstuhltüren öffnen sich. Frau Siebert geht voran, Bruno hinterher. Und auch der geheimnisvolle Dritte huscht in den Fahrstuhl. Ich drücke den Knopf erneut und stelle mich wieder auf Langeweile ein. Doch plötzlich fällt mein Blick auf die Jackentasche des Kapuzenträgers, weil er etwas herausholt. Es ist eine Waffe! Ich will davonlaufen, werde aber schlagartig von dem Mann am Kragen meines Hemdes gepackt und mit in den Lift gerissen, noch bevor ich einen Ton von mir geben kann. Niemand von außen bekommt etwas davon mit. Ich lande auf meinem Rücken und fühle mich direkt wie betäubt. Dann wird es dunkel. Aber nicht, weil ich ohnmächtig werde, sondern weil die Fahrstuhltüren sich schließen und die Innenbeleuchten zu wünschen übrig lässt. Am Boden liegend schaue ich zu Bruno, der langsam auch mal zu verstehen beginnt, was um ihn rum geschieht. Doch noch bevor er eingreifen kann, bekommt er von dem finsteren Mann mit der Waffe einen gut gesetzten Schlag auf die Schädeldecke, der so kräftig ist, dass er zu Boden fällt, wie ein großer Sack Kartoffeln. Frau Siebert will beginnen zu schreien, doch der Bewaffnete hält ihr den Mund zu und beginnt, mit seiner Kanone rumzufuchteln. „Wenn ihr auch nur ein verdammtes Wort von euch gebt, erschieße ich euch! Ist das klar?“ Frau Siebert nickt überdeutlich und nimmt langsam seine Hand von ihrem Mund. „Ihr werdet mich gleich schön zum Apartment der Alten führen und dann schauen wir mal, was es dort so zu finden gibt.“ Ich hätte gleich wissen müssen, dass dieser Idiot Frau Siebert ausnehmen will wie eine Weihnachtsgans. Aber das ist mir jetzt ziemlich egal, ich hoffe nur, dass ich schnell wieder aus diesem verdammten Lift rauskomme. Ironischerweise habe ich hier schon immer die Treppen bevorzugt, denn die Fahrstühle waren mir noch nie wirklich geheuer. Liegt wohl daran, dass sie im Vergleich zum Rest des Hotels schrecklich minderwertig sind, was man schon daran erkennt, dass man hier drin beinahe gar nichts erkennt, weil die Beleuchtung schlechter nicht sein könnte. Außerdem dauert die Reise mit den Teilen immer eine halbe Ewigkeit und darauf kann ich gut verzichten. Aber diesmal kommt der Fahrstuhl erstaunlich früh zum Stehen. Doch die Türen öffnen sich nicht. „Dauert das immer so lang?“, fragt der Räuber ungeduldig. Keine Antwort. „Verdammte Scheiße, das kann doch nicht wahr sein!“ Es ist wahr, der Lift ist stecken geblieben. Und wir sind mit einem Psychopathen darin gefangen. Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn und laufen über seine pochenden Adern. „Das muss doch ein beschissener Witz sein.“ „Kein besonders guter.“, antworte ich spontan, ohne wirklich zu registrieren, wie die Wörter meinen Mund verlassen. „Ich habe doch gesagt Schnauze halten, oder willst du dir ne Kugel einfangen?“ „Soll ich jetzt antworten, oder ist das eine rhetorische Frage?“ „Du hältst dich wohl für besonders komisch.“ Obwohl ich meinem Tod noch nie so nah war, hat dieser Typ recht. Ich fühle mich besonders komisch und seit langem mal wieder lebendig. Das macht mir Angst. Vielleicht bin ja auch ich der Psychopath. Doch bevor ich genug Zeit habe, um mir ernsthafte Gedanken über die krankhaften Perversionen zu machen, die offenbar in mir schlummern, richtet der Mann seine Waffe auf mein Gesicht und drückt mir ihren Lauf gegen die Stirn. Ich spüre das kalte Metall zwischen meinen Augen und frage mich, warum ich keine Angst habe zu sterben. Ich sehe, wie mein ganzes Leben an mir vorbeiläuft. Da habe ich meine Antwort. Jetzt schaue ich auf die zitternde Hand des Räubers und höre, wie Frau Siebert anfängt bitterlich zu weinen. Mein Blick wandert über seinen ausgestreckten Arm bis zu seinen Schultern und landet schließlich bei seinem rot angelaufenen Gesicht. Ich schaue tief in seine glasklaren, blauen Augen und erkenne etwas darin. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber irgendetwas sagt mir, dass dieser Mann den Abzug nicht betätigen wird. Ohne es verhindern zu können, beginne ich leicht zu schmunzeln, weil ich noch etwas anderes erkannt habe. „Du bist klaustrophobisch.“ „Was soll der Scheiß?“ Vor lauter Fassungslosigkeit senkt der Räuber die Waffe, die er vorher noch auf mich gerichtet hatte. Er fasst sich mit den Händen an den Kopf und sieht so aus, als würde er den Verstand verlieren. Da ist er nicht der einzige. Frau Siebert sitzt in der Ecke des Fahrstuhls und schaut, wie paralysiert, auf den leblosen Körper ihres so treuen Bodyguards, als würde sie darauf warten, dass er plötzlich wieder aufsteht, um diesen hundsgemeinen Klaustrophobiker zur Strecke zu bringen. Doch das wird leider nicht passieren. Vielleicht ist es jetzt mal meine Aufgabe, den lebensmüden Helden zu spielen, den jeder aus dem Fernsehen kennt. Doch mit physischen Mitteln komme ich hier nicht weit. Das war schon zu meiner Schulzeit so, während der ich viel zu oft von irgendwelchen Schlägertypen um mein Essensgeld erleichtert wurde, ohne mich zur Wehr setzen zu können. Das einzige, was mir jetzt weiterhelfen kann, ist mein Verstand. „Wie ist überhaupt dein Name?“, frage ich den Räuber, der so aussieht, als würde er gerade damit beschäftigt sein, sich nicht übergeben zu müssen. Seine innere Unruhe füllt dabei den gesamten Raum aus. „Was geht dich das an?“ „Naja, wie es aussieht, werden wir hier noch eine Weile festsitzen, dann sollten wir uns ja wenigstens ein bisschen besser kennenlernen, oder nicht?“ Für ein paar Sekunden ist es völlig still. „Dennis. Das ist mein Name.“ „Dennis.. das ist nicht dein richtiger Name, habe ich recht?“ „Natürlich nicht, aber so kannst du mich nennen.“ „Alles klar, Dennis. Also mein Name ist Klaus.“ „Sehr witzig.“ Es kehrt erneut Ruhe ein. Nur das leise Summen der schwachen Lampen, die über unseren Köpfen schweben, ist zu hören. Manchmal flackern sie, sodass man für den Bruchteil einer Sekunde von völliger Dunkelheit umhüllt wird. Es macht einen wahnsinnig. Außerdem kann ich nicht wirklich klar denken und obwohl mir noch Adrenalin durch den gesamten Körper schießt, fühlen sich meine Knie an, wie Gummi und ich merke langsam, wie die Kraft in meinen Beinen schwindet. Ich setze mich auf den Boden und schaue mit leerem Blick in das flackernde Licht der Lampen. Nun schließe ich die Augen, spüre dabei meinen Herzschlag, der sich allmählig wieder beruhigt und stelle mir vor, an einem anderen, schöneren Ort zu sein. Vor meinem geistigen Auge spielen aufschäumende Wellen im türkisen Wasser. Wäre ich doch nur nicht so verdammt faul gewesen, dann würde ich jetzt das Meeresrausche hören und nicht dieses fiese Summen der knisternden Beleuchtung. Einige Minuten verstreichen, ohne das sich etwas tut. Auch mein neuer Freund, den sichtlich immer noch die Platzangst plagt, sitzt mittlerweile mit dem Rücken an die Wand gelehnt in einer Ecke des Lifts und schaut angespannt auf seine Waffe, die fest von seinen zitternden Händen umschlossen wird. Er ist schweißgebadet. Ich denke, dass ich den Psychiater spielen sollte. „Also Dennis, was macht einen Mann wie dich zum Verbrecher?“ Leider ist es Frau Siebert, die zunächst antwortet. „Provozieren sie ihn doch nicht, sonst bringt der uns noch alle um!“ „Das wird er schon nicht tun. Habe ich recht, Dennis? Ich meine man sieht es ihm doch an. Schon daran, wie er seine Waffe hält, erkennt man, dass er sie noch nie zuvor benutzt hat. Vielleicht ist sie ja nicht mal geladen und dient nur zur Abschreckung. Würde mich nicht wundern. Und dann diese unschuldigen Augen. Machen wir uns nichts vor, ein Killer sieht anders aus. Und genau deswegen, Dennis, frage ich mich, was macht einen Mann wie dich zum Verbrecher?“ Es vergeht ein kurzer Moment, bis er in die Tasche der schwarzen Kapuzenjacke greift und sein Portemonnaie herausnimmt. Er öffnet es und zeigt mir ein Foto, welches sich darin befindet. Darauf zu sehen ist ein Mädchen, nicht älter als neun Jahre. „Meine Tochter.“ sagt er mit einer zitternden Stimme. Seine Augen werden glasig und es sieht beinahe so aus, als würde sich seine Hoffnungslosigkeit darin widerspiegeln. „Meine Frau hat mich vor vier Jahren verlassen. Die Trennung war schmerzhaft, doch unsere Tochter blieb bei mir, was es erträglicher machte. Jetzt ist sie schwer krank und ich habe nicht das Geld, um ihre Behandlung zu bezahlen. Deswegen bin ich hier. Doch ich habe es verbockt, wie immer schon und jetzt sitze ich in diesem gottverdammten Fahrstuhl fest. Es ist zu spät.“ Dennis legt das Foto nieder und umgreift seine Waffe fester als zuvor. Tränen rasen über seine roten Wangen, als würde sein Leid nie mehr aufhören. „Es ist einfach zu spät.“ Er hebt seinen Arm und steckt sich die Waffe in den Mund. Frau Siebert beginnt, fürchterlich zu schreien, doch das ändert nichts. Und noch bevor mir klar wird, was eigentlich gerade passiert, donnert ein verheerender Knall durch den gesamten Fahrstuhlschacht. In einem Wimpernschlag jagt die Kugel durch das Gehirn, als wäre es weiche Butter und beendet dabei schlagartig ein Menschenleben, bevor sie durch die explodierende Schädeldecke schießt. Übelkeit überkommt mich sofort und ich schaue schnell auf den Boden. Nicht schnell genug. Ein Bild, das ich niemals vergessen werde. Frau Siebert übergibt sich und wird daraufhin ohnmächtig. Die Fahrstuhltüren öffnen sich.

Eine Angestellte des Hotels schaut in das Innere des Lifts, der aussieht, wie ein überzogenes Gruselkabinett. Natürlich kreischt sie sofort und läuft davon. Etwas später begreife ich endlich, dass ich den Fahrstuhl verlassen kann. Er ist etwa zwei Meter zu früh stehen geblieben und auch die Türen sind nicht vollständig aufgegangen. Ich klettere also nach oben und zwänge mich durch den Spalt in die Freiheit. Endlich wieder Licht und Luft. Obwohl ich am liebsten einfach nur wegrennen würde, bleibe ich stehen. Es gibt Momente im Leben, in denen man so handelt, als wäre man eine Marionette des Unterbewussten. Ich drehe mich um und steige wieder runter, in den Lift. Überall liegen Körper, überall ist Blut und der penetrante Gestank zwingt mich dazu, die Luft anzuhalten. Ich hebe das Portemonnaie von Dennis auf und schaue hinein. Sein richtiger Name war Martin Seemann. Armer Kerl. Neben dem Personalausweis sowie dem Bild der Tochter sind Bankkarten mit Kontoverbindungen in der Geldbörse. Ich stecke sie ein. Zügig und ohne nachzudenken, gehe ich zu Frau Siebert, welche immer noch regungslos da liegt, um in ihre Handtasche zu schauen. Ich krame ein wenig darin herum, bevor ich das Objekt meiner Begierde in den Händen halte: Der Schlüssel zu ihrem Apartment. Jetzt heißt es schnell sein. Endlich verlasse ich den Lift endgültig und laufe durch die hellen Hotelgänge zu Sieberts Apartment, noch bevor Hilfe eintrifft. Für Ablenkung ist gesorgt, also sollte ich leichtes Spiel haben. Da ist es. „Zimmer 666“. Ich schließe die Tür auf und betrete die Schatzkammer. Auf den ersten Blick ein normaler Raum, doch das luxuriöse Mobiliar sowie verschiedenste Gemälde mit hübschen Rahmen verraten mir, dass ich hier goldrichtig bin. In der Hoffnung, dass klischeehafte Verstecke nicht nur im Fernsehen existieren, reiße ich alle Bilder von den Wänden. Das Glück ist auf meiner Seite, denn hinter einem der Gemälde verbirgt sich tatsächlich der Safe, auf den Martin schon scharf war. Nur ein vierstelliger Code trennt mich noch von dem, was sich darin befindet. Die Zeit wird langsam knapp. Ich erkenne, dass vier Tasten schon vergleichsweise abgenutzt sind. Die „1“, die „3“, die „5“ und die „9“ sind kaum noch zu erkennen. Aber welche ist die richtige Reihenfolge? Das Geburtsjahr ist am wahrscheinlichsten. Bingo! Der Safe lässt sich öffnen. Darin glänzen tonnenweise teurer Schmuck und auch unzählige Scheine lächeln mir zu. Schnell stopfe ich die Beute in eine Gucci-Tasche, die ich neben dem Bett gefunden habe und mache mich aus dem Staub. Das ist für dich Martin. Und für deine Tochter. Wenn ich hier raus bin, bekommt sie, was sie braucht. Ich laufe an allen Fahrstühlen vorbei und nehme die Treppen nach unten, bevor ich durch einen kleinen Hintereingang verschwinde. Mein treues Mofa sollte als Fluchtfahrzeug genügen. Nichts wie weg von hier! Durch enge Gassen rase ich davon und höre, wie hinter mir die heulenden Sirenen der Einsatzwagen langsam, aber sicher leiser werden. Jetzt bin ich frei. Vor mir liegt ein neues Leben mit einer neuen Identität. Ein Leben an einem anderen, schöneren Ort. Ganz egal, was auch kommen mag, heute war mit Sicherheit mein letzter Tag als Liftboy Florian!

-Ende-
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Mio Luca, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Spannende Geschichte! Ich würde noch ein paar Absätze mehr einbauen.


Viele Grüße von DocSchneider

Redakteur in diesem Forum
 



 
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