Dreiwintermorgen

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Wipfel

Mitglied
Dreiwintermorgen

Still nun. Es war vorbei. Lange schon. Stunden wurden nicht gezählt, Tage nicht, und auch die Monate flossen dahin, ohne dass Mascha hätte sagen können, wie viele schon vergangen waren. Drei Winter, von diesen wusste sie. Kam die Kälte, schnitt diese an wunden Rändern, saugte warmes Blut hervor, ließ es gerinnen. Schnitt. Hässlich braune Verkrustungen. Schnitt. Grindeln nannte Mascha es, wenn sie ihre Verkrustungen in die Kälte warf. Diesen süßen Schmerz konnte sie spüren. Wenn es Winter wurde, kehrte zählbares Leben zurück. Dreifach.

Stumm war Mascha geworden. Niemals redete sie über sich; niemals über andere. Niemals schmerzte diese Stille so wie an diesem Wintermorgen. Dicke Eisblumen waren über Nacht gewachsen, kalt und schön. Als es an das Fenster klopfte, erschrak Mascha. Sie konnte nicht sehen, wer zu ihr wollte. Es klopfte wieder. Und wieder. Das Klopfen klang nicht aufdringlich, nicht laut, nicht heftig. Eher so, wie Mascha klopfen würde.

Mascha stand von ihrem Lager auf, ging zum Fenster und hauchte Kreise in den Morgen. Die Eisblüten verloren ihre Farbe und gaben den Blick ein Stück frei. Niemand war zu sehen. Noch einmal versuchte sie ein Hauchen gegen die eisige Pracht, doch ihr Atem war zu schwach. Mascha lauschte. Wieherte da etwas entfernt ein Pferd? Angst hatte sie. Große Angst. Dennoch öffnete Mascha das Fenster.

Zunächst war sie geblendet, dann allmählich erhob sich aus dem Weiß die vertraute Allee, und endlich erkannte sie auch den alten Brunnen wieder, der geschützt am Waldrand stand. Eine junge Frau ritt den Weg zurück, drehte sich noch einmal um, winkte Mascha zu und verschwand dann mit Galopp im Wald. Auf dem Fensterbrett im Schnee lag ein roter Apfel. Es war vorbei, nicht? Mascha nahm den Apfel, küsste ihn und ging, nachdem sie das Fenster geschlossen hatte, zu ihrem Lager zurück. Still nun, sonst hört sie das nahe Wiehern im dritten Winter nicht.
 
S

steky

Gast
Meine ehrliche Meinung:

Für mich liest sich der Text wie ein Essay über das Buch, das der Autor als letztes gelesen hat, wobei er unterbewusst Elemente aufnimmt, die nun ausgebreitet auf dem Tisch liegen.

Ich werde das Gefühl nicht los, der Erzähler hat überhaupt keine Ahnung, wer Mascha denn überhaupt sei, und dass er auch Eisblumen - "kalt und schön" - noch nie gesehen hat. Leider schafft es auch die "vertraute Allee" nicht, Vertrautheit aufkommen zu lassen.

Ich wünschte mir, der Autor schriebe so über Mascha, als wäre sie seine allererste, seine Jugendliebe. Dann würden wir uns hier an den filigransten Einzelheiten weiden, anstatt von ein paar Eisblumen abgespeist zu werden. So hat man das Gefühl, der Autor kennt seine Welt nicht.

Leider zu unpersönlich, finde ich.


LG
Steky
 

Wipfel

Mitglied
steky, vielen dank für deine beachtung. das letzte mal, als du eines meiner lesestücke promt zerissen hast, ist es dann noch werk des monats geworden. insofern - auch für deine interpretation: knapp daneben ist eben auch vorbei.

grüße von wipfel
 

TaugeniX

Mitglied
Es hat Dir die anbrechende stille Zeit angetan... "Still nun."

Ich verstehe nicht, wofür die drei Winter stehen. Und der Apfel wundert mich.

Ich mag den Text und seine Stimmung sehr, aber er hinterlässt bei mir den Eindruck, irgendwas an der Symbolik nicht erkannt zu haben. Man ist dann verunsichert.
 
S

steky

Gast
Man muss sich nur die Adjektive anschauen, um die Qualität Deiner Geschichte zu erkennen, Wipfel.

Dein Text ist ein Plagiat, nicht mehr und nicht weniger.

Dabei bleibe ich.
 

Wipfel

Mitglied
steky, auch provozieren will gelernt sein, sagte ich ja schon. Wenn du meinst, ich veröffentliche, was andere erdacht oder erarbeitet haben, dann wende dich doch an den Admin oder belege es. Ansonsten troll dich.
 
S

steky

Gast
steky, auch provozieren will gelernt sein, sagte ich ja schon. Wenn du meinst, ich veröffentliche, was andere erdacht oder erarbeitet haben, dann wende dich doch an den Admin oder belege es. Ansonsten troll dich.
Um zu provozieren, fehlt mir die Zeit; denn ich habe immerhin noch einen 38,5-Stunden-Job! Du hast einen Text hochgeladen, und ich sage Dir meine Meinung dazu. Das ist alles. Ich finde "kalte und schöne Eisblumen", "vertraute Alleen" und den "alten Brunnen" einfach nicht überzeugend; denn es zeigt, dass der Autor seine Welt nicht kennt. Du verrätst Dich mit den Adjektiven. Und dass Eisblumen kalt sind, weiß eigentlich jeder. Das hier ist Kurzprosa!

Hier liegen Fakten auf dem Tisch. Nur darum geht´s hier.


LG
Steky
 

TaugeniX

Mitglied
Steky, ob einem die Geschichte gefällt oder nicht, ist Geschmackssache. Schließlich sind wir auch dafür da um sich mit kritischer Auseinandersetzung gegenseitig behilflich zu sein.

Aber der Vorwurf des Plagiates steht auf einem ganz anderen Blatt! Wo sind da die "Fakten"? Du hast dem Kollegen vor allen Leuten vorgeworfen gestohlen zu haben!
 

PeterBunzel

Mitglied
Guten Abend Wipfel!

Der Titel gefällt mir richtig gut und ich bin fast ein wenig neidisch, dass ich den nicht erfunden habe!

(Nur Spaß, natürlich freue ich mich mit Dir über diesen schönen Neologismus.)

Die Geschichte baut eine schöne, frostige Stimmung auf...

Angst hatte sie. Große Angst.
...die jedoch an dieser Stelle unterbrochen wird.


Ich nehme an, das soll Deine Klimax sein?


Meiner Einschätzung nach gelingt Dir die Stimmung deshalb so gut, weil sich die Kälte buchstäblich "im zeitlupentempo" in die Knochen frisst. Sorry, muss das metaphorisch ausdrücken, wenig Zeit ich hoffe du weißt was ich meine.

In diesem Sinne kommt für meinen Geschmack Deine Klimax zu früh / zu ungelenk. Man könnte auch sagen: zu unmotiviert.

Gib dem mehr Zeit zu reifen.


Beste Grütze,

Peter
 
S

steky

Gast
@Taugenix

Du wirst es mir nicht glauben, aber ich könnte dir sogar sagen, woraus der Autor geschöpft hat. Du musst nämlich wissen, dass ich die russische Literatur studiert habe. Gewisse Elemente und der Name "Mascha" machten es mir besonders leicht, die Quelle zu erraten.

Gerade hatte ich mir die Mühe gemacht, die verschiedenen Elemente aufzulisten. Aber ich werde einen Teufel tun und einen von mir geschätzten Schriftsteller hier durch den Kakao ziehen!

Du musst es mir glauben, Taugenix: Ich weiß, dass hier bewusst (oder unterbewusst) Elemente genommen wurden, um eine unechte Stimmung zu erzeugen.

Stunden wurden nicht gezählt, Tage nicht, und auch die Monate flossen dahin, ohne dass Mascha hätte sagen können, wie viele schon vergangen waren.
Fällt denn hier wirklich niemandem etwas auf? Es ist doch sogar der gleiche Name!

Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Wer Fakten will, muss nur eine Bibliothek aufsuchen. Ich kenne die Wahrheit.

Mit solchen tautologischen Adjektiven erzeugt man keine Stimmung; Stimmung erzeugt man mit Details ... oder mit gewissen Elementen ...


LG
Steky
 

Wipfel

Mitglied
Komm jetzt Steky, mach mal Butter bei die Fische. Wo habe ich deiner Meinung nach abgeschrieben - oder mal anders gefragt: An welches Werk erinnert dich der Text? Geschrieben habe ich den Text 2008, als ich in meiner nächsten Bekanntschaft auf ein Borderline-Menschen traf. Das hat mit russischer Literatur nun weiß Gott nix zu tun.

Bist du dir eigentlich im klaren, dass der Vorwurf des Plagiates meinen Ruf als Literat in den Dreck zieht? Das machst du nicht umsonst. Deshalb: raus damit, bei wem habe ich abgeschrieben?

Und wenn du hier schon aus dem Text zitierst: Stunden wurden nicht gezählt, Tage nicht, und auch die Monate flossen dahin, ohne dass Mascha hätte sagen können, wie viele schon vergangen waren. Wo, sag mir wo ist in deinem Zitat auch nur ein einziges Adjektiv? Geschweige denn ein tautologisches?
 

TaugeniX

Mitglied
Ich kann mich nur an Маша Миронова из "Капитанской дочки" spontan erinnern. Aber da kenne ich keine Stelle, die als Plagiatvorlage hierfür taugen würde.

В общем Steky, перестаньте кокетничать и разводить тут тайны Мадридского двора. Дайте ссылку на текст, черт возьми! А "в библиотеку" или еще куда подальше послать собеседника, так это проще всего.
 

Wipfel

Mitglied
Hallo Peter, vielen Dank für dein Lesen. Als ich dein Gedicht las, verstand ich deine Bemerkung noch besser. Ja, neue Wörter braucht das Land. Neue Bilder - wir bemühen uns redlich. Daher - ich mag kreatives Schreiben und deins gehört dazu.

Grüße von wipfel
 

Wipfel

Mitglied
Der Admin hat diese Antwort ausgeblendet - die bezog sich nicht auf einen konkreten Kommentar sondern auf den Plagiatsvorwurf von steky. Der ist nicht ausgeblendet, sondern in jeder Antwort erneuert. Daher hier nochmal an dich Steky unausgeblendet:

Komm jetzt Steky, mach mal Butter bei die Fische. Wo habe ich deiner Meinung nach abgeschrieben - oder mal anders gefragt: An welches Werk erinnert dich der Text? Geschrieben habe ich den Text 2008, als ich in meiner nächsten Bekanntschaft auf ein Borderline-Menschen traf. Das hat mit russischer Literatur nun weiß Gott nix zu tun.

Bist du dir eigentlich im klaren, dass der Vorwurf des Plagiates meinen Ruf als Literat in den Dreck zieht? Das machst du nicht umsonst. Deshalb: raus damit, bei wem habe ich abgeschrieben?

Und wenn du hier schon aus dem Text zitierst: Stunden wurden nicht gezählt, Tage nicht, und auch die Monate flossen dahin, ohne dass Mascha hätte sagen können, wie viele schon vergangen waren. Wo, sag mir wo ist in deinem Zitat auch nur ein einziges Adjektiv? Geschweige denn ein tautologisches?
 
S

steky

Gast
"Mein Leben" von Anton Tschechow.

Elemente:

1)Langeweile bzw. das Gefühl, das Leben zu verschwenden (immer feminin). Hierbei handelt es sich um den zitierten Satz, der, inhaltlich, genau so in der Geschichte auftaucht, auch wenn er nicht unbedingt Langeweile darstellt.

2)Kälte/Fenster. Dieses Element taucht in der Geschichte in Form eines Fensterrahmens auf, der eingebaut werden soll, weil es kalt ist.

3)
Das Klopfen. In "Mein Leben" sind es Hilfeschreie, die auf der Straße zu hören sind: "Hiiilfe!" Der Effekt ist der gleiche.

4)
Das filmische Element. Schnitt.

5)
Die Allee.

Allein mit dem vierten Satz hast du Tschechow schon die Figur gestohlen. Mit dem Kälte-Fenster-Element eignest du dir die emotionale Kälte der Geschichte an; mit dem Klopfen das Entsetzen. Das filmische Element ist nur ein Hinweis, eine Zierpflanze. Die Allee steht stellvertretend für den Ort.

Ein Plagiat? Wohl nicht. Ein Wipfel? Wohl nicht. Was dann?

Es ist das unbewusste Aufnehmen von Elementen beim Lesen.
 

Wipfel

Mitglied
Tja. Dann werde ich nie wieder Fenster in einem Text erwähnen. Und das Zitat hat Tschechow genauso geschrieben? Ich würde es gern nachlesen, kann es aber nicht. Ich bin die Reinkarnation - ich habe es immer gewußt!

Seky, im Ernst: Du hast nicht den Verlag zur Hand, wo das Buch erschienen ist? ISBN? Das läßt sich besorgen, denke ich.

Lange Weile kommt Mascha nicht in den Sinn. Sie ist krank. Stunden wurden nicht gezählt Das ist das Gegenteil von Langweile.

Folgendes muss ich wohl nicht verstehen, oder? Wenn jemand an ein Fenster klopft ist es das gleiche, wie wenn jemand davor um Hilfe schreit? In meiner Geschichte jedenfalls ist es ein Angebot, ein Wegweiser, ein Abholen ins Leben zurück. Wenn überhaupt, dann müßte Mascha um Hilfe schreien. Kann sie aber nicht.

Schnitt (übrigens, wenn man einen Film schneidet, fließt nur selten Blut).
Ich nehm dir das nicht krumm, hast du mich doch auf etwas aufmerksam gemacht, was ich noch zu lesen habe. Doch achte bitte zukünftig auf deine Wortwahl.

Grüße von wipfel
 

TaugeniX

Mitglied
"Mein Leben" von Tschehov ist eine bitterböse Gesellschaftskritik. Was das Buch mit dem impressionistischen Sprachbild hier zu tun hat, ist für mich absolut nicht nachvollziehbar, - weder dem Inhalt noch der Stimmung nach.

Relevant für die unsäglichen Vorwürfe hier ist mM nach nur ein Satz aus diesem Buch:

«Тля ест траву, ржа — железо, а лжа — душу».

(die Laus frißt Gras, der Rost - Eisen und die Lüge - die Seele)
 
S

steky

Gast
@Wipfel

Ich finde es schade, dass diese Unterhaltung so ausgeartet ist; denn eigentlich wollte ich dir gar nichts Böses. In meinen früheren Geschichten habe ich auch immer versucht, Autoren nachzuahmen, die mir damals gefielen. Gerade deswegen weiß ich es ja so gut, wie deine Geschichte entstanden ist. Ich rieche es meilenweit, wenn jemand Bücher frisst und sich davon eine Qualitäts-Geschichte erhofft. Doch so läuft das nun mal nicht. Um eine Qualitäts-Geschichte zu schreiben, muss man leben, nicht Bücher wälzen.

Warum schreibst du von alten "Mütterchen" und "Maschas", wenn du doch - schätze ich mal - Deutscher bist? Was ist dein Antrieb, deine Motivation? Und warum erfährt der Leser nie etwas über das, was wirklich in dir vorgeht? Was sind deine Werte?

Sei´s drum.

Das Ziel meines Kommentares war: eine Erfahrung zu transportieren. Damit du nicht kostbare Zeit mit dem Nachahmen von Autoren verschwendest, die du stattdessen in deine echten Fähigkeiten stecken könntest. Das Leben ist kurz!

Niemals wollte ich deiner schriftstellerischen Karriere im Weg stehen. Ruhm ist nichts, für das es sich zu kämpfen lohnt.

Jetzt aber genug von mir - immerhin willst du ja deinen Text verbessern! Ich finge damit an: den Adjektiven.

Lassen wir es jetzt bitte gut sein. Das führt zu nichts.


LG
Steky
 



 
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