Dritte Jahreszeit

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Dritte Jahreszeit

Herbstlaub fällt durch traumlose Nächte.
Bleibt unbeachtet zurück
Auf vergessenen Kieswegen.

Noch stehen die Bäume in gelbrotem Kleid
Und sprechen von Wachstum und Fülle.

Doch zeichnet sich ab am felsgrauen Himmel
Bereits jener Sturm,
Mit dem sich zerstreuen Blätter und Hoffnung
Für dieses Jahr.

Nebel kriecht mit geduldigen Schwaden
Über Morgentaufäden
Und schluckt Stimmen und Schritte,
Sich sehnend nach Zärtlichkeit.

Fröstelnd jenseits gemähter Kornfelder,
Steht vor einer verschlossenen Türe einsam
Ein Mensch.
 
D

Denschie

Gast
Hey Algernon,
das finde ich mal ein schönes Herbstgedicht!
In der ersten Strophe ist "unbeachtet" und
"vergessen" für mein Empfinden doppelt.
Gruß,
Denschie
 
K

Klopfstock

Gast
gelungen......

Ich schließe mich gerne meiner Vorrednerin an - ein sehr melancholisches, zartes, einfach wundervolles Herbstgedicht,
mit einem sehr schlichten jedoch beeindruckenden Ende!!!

Liebe Grüße
von Klopfstock;)
 
Hallo,

Also erstmal Danke euch beiden für die Bewertungen. *rotwerd*
@Denschie: Stimmt das mit dem "unbeachtet", ich brauch das aber aus rhythmischen Gründen und mir ist ausser "ungesehen" als Alternative nichts passenderes eingefallen .

Grüße

Florian
 

huwawa

Mitglied
hallo

also ich kenne mich ja mit diesen freien rhythmen nicht so gut aus, aber der 3. Absatz etwa wirkt mit seinen "verdrehungen" auf mich irgendwie geschraubt:

Doch zeichnet sich ab am felsgrauen Himmel
Bereits jener Sturm,
Mit dem sich zerstreuen Blätter und Hoffnung
Für dieses Jahr.

spricht etwas gegen:

"Doch am felsgrauen Himmel zeichnet sich bereits
jener Sturm ab,
mit dem sich Blätter und Hoffnung zerstreuen
Für dieses Jahr"

ist das zu unpoetisch?

mit dem sich nach zärtlichkeit sehnendem nebel kann ich auch nicht recht viel anfangen. ausserordentlich gut gefällt aber auch mir das in einer schlichten sprödheit geradezu "gemalte" ende des gedichtes.

deine meinung und auch die von denschie und klopfstock würde mich interessieren.

liebe grüße huwawa
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Huwawa,
obwohl gleich vom Inhalt, ist Deine Version sachlicher -
prosaischer. Warum? Algemons Version hat eine schönere
Melodie. Deine ist spröder - sie hat kaum Melodie.
Und Melodie ist für mich ein sehr wichtiger Bestandteil
eines Gedichtes - nebst Inhalt natürlich;)
Mit dem "Nebel" könnte man so etwas wie Seelen umschreiben -
Verstorbene, die sich nach einem "Behalten in der Erinnerung sehnen".....

Dir eine Gute Nacht
von Klopfstock;)
 

huwawa

Mitglied
ist mir schon klar. habe auch schon bemerkt, dass das ganze dann zu bieder würde. aber die ll ist ja zum diskutieren und gedankenaustausch da.

gute nacht, florian

huwawa
 

Gabriele

Mitglied
Hallo Algernon,
mir gefällt Deine "Dritte Jahreszeit" gut, Bilder und Sprachmelodie sind sehr schön.
Folgende Stelle würde ich persönlich eventuell noch ändern:
"Nebel kriecht mit geduldigen Schwaden
Über Morgentaufäden
Und schluckt Stimmen und Schritte,
Sich sehnend nach Zärtlichkeit."
in:
"Nebel kriecht
in geduldigen Schwaden
über Morgentaufäden
schluckt Stimmen und Schritte
sich sehnend nach Zärtlichkeit"
Liebe Grüße
Gabriele
 



 
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