Droben in deinen Gärten

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Vera-Lena

Mitglied
Droben in deinen Gärten

Zwischen Baum und Borke
war niemals Platz
schon gar nicht der deine

Viel Zeit ist verstrichen,
ehe du aus dem Schatten
hervorgetreten

Selbst ein Licht nun
Wegweisung in den Finsternissen

Mit dem Herzen denken
es klingt so einfach

Mein Herz ist ein harter Geselle

Nussschalen zerschmelzen nicht
man muss ihnen machtvoll
zu Leibe rücken

In deine Hände begebe ich mich
für diesen operativen Eingriff

Denn unter der Schale muss etwas sein
das dich ersehnt

Wie ein Findling bin ich für dich
bereit mich zu verwandeln
 
Liebe Vera-Lena,
ein wunderschönes Liebesgedicht einer Frau, die sich vorbehaltlos ihrem/ihrer Geliebten überlässt. Wunderschöne Bilder. An manchen Stellen ließe sich noch ein wenig feilen.
"hervorgetreten" klingt mir z.B. zu pathetisch. "tratst" würde m.E. reichen.
"Wegweisung" klingt statisch.
"es klingt so einfach" wäre ohne "es" m.E. besser.
Herzliche Grüße
Karl
 

Vera-Lena

Mitglied
Droben in deinen Gärten

Zwischen Baum und Borke
war niemals Platz
schon gar nicht der deine

Viel Zeit ist verstrichen,
ehe du aus dem Schatten
heraustratst

Selbst ein Licht nun
den Weg aufzeigend
in den Finsternissen

Mit dem Herzen denken
klingt so einfach

Mein Herz ist ein harter Geselle

Nussschalen zerschmelzen nicht
man muss ihnen machtvoll
zu Leibe rücken

In deine Hände begebe ich mich
für diesen operativen Eingriff

Denn unter der Schale muss etwas sein
das dich ersehnt

Wie ein Findling bin ich für dich
bereit mich zu verwandeln
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Karl,

danke für Deine Antwort! Sie bedeutet mir viel, denn ich war etwas unsicher, ob der Text inhaltlich herüberkommt. Deine Veränderungsvorschläge habe ich gerne angenommen, obgleich das "tratst" in meinen Ohren etwas hart klingt. Vielleicht findet sich noch etwas Anderes.

Jetzt will ich erst einmal Deutschland die Daumen drücken.
Morgen dann vielleicht mehr...

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Vera-Lena,

nach meiner Deutung geht es hier um den Tod und um Gottesliebe, nicht um die Gefühle zu einem Menschen. Die Gärten sehe ich als Paradies, das ein wenig "gefürchtet", mittlerweile aber überwiegend herbeigesehnt wird.

Am Text selber könnte ich mir diesmal ein paar kleine Veränderungen gut vorstellen:

Droben in deinen Gärten

Zwischen Baum und Borke
war niemals Platz
schon gar nicht deiner

Viel Zeit ist verstrichen,
ehe du aus dem Schatten
tratst

selbst ein Licht nun
zeigst du den Weg
in der Finsternis

Mit dem Herzen denken
klingt einfach doch

mein Herz ist ein harter Geselle

Nussschalen schmelzen nicht
man muss ihnen machtvoll
zu Leibe rücken

In deine Hände begebe ich mich
für diese Operation

denn unter der Schale muss etwas sein
das dich ersehnt

(Wie ein Findling bin ich für dich
bereit mich zu verwandeln?)
Der Grund für diese Vorschläge liegt in dem leicht Geschraubten, das der Text für mich ausstrahlt. Im Widerspruch zum ersehnten leichten Übergang.

Sehr schön scheint mir der Vergleich mit der Nuss und ich frage mich deshalb, ob nach "ersehnt" nicht Schluss sein sollte ...

Vielleicht kannst du dich mit einigen Vorschlägen anfreunden?

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Lena Luna

Mitglied
liebe Vera-Lena,
ein zart-schwebendes Gedicht mit schönen Bildern. Ich schließe mich der Deutung von Heidrun an
liebe Grüße
Lena Luna
 
Liebe Vera Lena,
wie bei einigen deiner Gedichte, musste ich auch dieses öfter lesen, um zu verstehen.
Hier glaube ich zu erkennen, dass du sie Suche nach Gott beschrieben hast, d.h., die gegenseitige Suche.
Du hast Gott, und er hat dich gefunden.

Viele Grüße
Marie-Luise
 
Liebe Vera-Lena,
mir gefällt dein Gedicht immer noch und jetzt sogar noch besser.
"heraustratst" klingt wirklich nicht gut. Wie wäre es ohne "heraus".
Liebe Grüße
Karl
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Rhea,

danke für Deine Antwort und Deinen Vorschlag! Nun ist"aus dem Schatten heraustreten" eine stehende Redewendung und mit dem Inhalt dieser Redewendung wollte ich das "heraustratst" auch befrachten. Dieser Schatten ist etwas, das jemanden festhält, zurückhält, aus welchen Gründen auch immer. Das "kamst" ist klanglich viel schöner; tja, ich muss mich entscheiden....

Ich freue mich, dass Di der Text gefällt.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

da freue ich mich, dass der Text vielschichtig gelesen werden kann, denn alles, was hier über den Inhalt geschrieben wurde empfinde ich gar nicht als gegensätzlich, sondern alees dieses "wabert" durch die Seele des Lyri.

Dass Dir der Text geschraubt vorkommt, will ich gerne gelten lassen, aber alles kann ich nicht ändern.

"Schon gar nicht der [blue]deine[/blue] muss so bleiben. "deiner" klingt in meinen Ohren an dieset Stelle zu kindlich.

Für das "tratst" habe ich mich nun entschieden.

[blue]Selbst ein Licht nun
zeigst du den weg
in der Finsternis[/blue]

das ist wesentlich besser, weil es ein Verb enthält. Verben beleben jeden Text.

"Mein Herz ist ein harter Geselle" ist der zentrale Satz in diesem Text und muss deshalb für mein Empfinden ganz unverbunden ohne ein "doch" für sich alleine dastehen.

"Operation" finde ich nun wieder etwas hölzern. da fällt mir zuerst die Mathematik ein mit ihren abstrakten Operationen.
Bei "operativer Eingriff" denke ich an die Hände, welche so behutsam wie möglich und mit so wenig Aufwand wie nötig zur Sache gehen.

Den Findling will ich unbedingt stehen lassen, siehe: Kommentar von Marie-Luise

Liebe Heidrun, tausend Dank für Deine Hinwendung zu diesem Text, der mir so viel bedeutet! Es ist tatsächlich alles gemeint: Die hingebungsvolle Liebe, die erkennt, dass es mit den eigenen Schwächen nicht so weitergehen kann. Und natürlich sucht sich das Lyri nicht irgendjemanden, sondern jemanden, der die Kraft hat, diese Fehler zunächst zu ertragen, und auch Hinweise geben kann zu Veränderungen auf so liebevolle Weise, dass das Lyri Lust verspürt, an sich selbst zu arbeiten.

Aber die Sehnsucht nach dem Jenseits wird latent auch angesprochen mit der Hoffnung, dass die Arbeit, die nun mal getan wrden will, sich dort am einfachsten bewerkstelligen lässt, weil sich das Lyri in den verfeinerten spirituellen Welten am meisten geliebt weiß.

Noch einmal Danke für deinen Kommentar!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Droben in deinen Gärten

Zwischen Baum und Borke
war niemals Platz
schon gar nicht der deine

Viel Zeit ist verstrichen,
ehe du aus dem Schatten
tratst

Selbst ein Licht nun
zeigst du den Weg
in der Finsternis

Mit dem Herzen denken
klingt so einfach

Mein Herz ist ein harter Geselle

Nussschalen zerschmelzen nicht
man muss ihnen machtvoll
zu Leibe rücken

In deine Hände begebe ich mich
für diesen operativen Eingriff

Denn unter der Schale muss etwas sein
das dich ersehnt

Wie ein Findling bin ich für dich
bereit mich zu verwandeln
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Lena Luna,

wir sind ja halbe Namensgeschwister. :) Ich freue mich, dass Dir der Text gefällt.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

ja, Du hast etwas herausgelesen, was mir selber gar nicht so klar war, aber natürlich der "Findling" macht es deutlich, da ist ein gegenseitiges Suchen und Finden. So viel Schmerz ist in dem Text (denk doch mal: dieses verhärtete Herz), aber Du hast den Text auf Anhieb durch und durch positiv gesehen, so als ob die bevorstehende Arbeit schon getan wäre. Das tut mir gut! :)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Herbert,

"Mein Herz ist ein harter Geselle" ist auch meine Lieblingszeile und ich war so froh, als mir das eingefallen war.

Danke für Antwort und Wertung! :)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Karl,

das "tratst" habe ich nun tatsächlich so dahin gestellt.

Danke für Deine nochmalige Antwort!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
P

Pelikan

Gast
Zwischen Baum und Borke
war niemals Platz
schon gar nicht deiner


Obige, erste Strophe deute ich folgend, liebe Vera-Lena:

1. Ich (hier das Lyrich) bin keiner, dem es reicht
wenn ihm etwas nur leicht unter die Haut geht,
ich erwarte/will viel mehr, ich brauche Tiefe

2. Du (hier Gott/Schöpfer) bist nicht nur jemand
der einem unter die Haut geht, sondern tiefer,
viel tiefer - absolut tief


Viel Zeit ist verstrichen,
ehe du aus dem Schatten
tratst


Die zweite Strophe würde ich deuten:
Ich brauchte viel Zeit, ehe ich dich in der Dunkelheit
der Welt erblickte - ehe du dich mir zeigtest


selbst ein Licht nun
zeigst du den Weg
in der Finsternis


Die dritte Strophe sagt mir:
Du (Gott) leuchtest mir in der Dunkelheit dieser Welt,
zeigst mir wohin ich gehen soll, weist mir den Weg


Mit dem Herzen denken
klingt einfach doch

mein Herz ist ein harter Geselle

Nussschalen schmelzen nicht
man muss ihnen machtvoll
zu Leibe rücken

In deine Hände begebe ich mich
für diese Operation

denn unter der Schale muss etwas sein
das dich ersehnt

(Wie ein Findling bin ich für dich
bereit mich zu verwandeln?)



Den restlichen Teil Deines Gedichtes
verstehe ich als ein sich noch nicht ganz öffnen Können.
Noch nicht gänzlich offen sein fürs Wesentliche.
Da ist noch etwas da, das sich sperrt den weichen Kern
sichtbar werden zu lassen - das Eigentliche zu befreien.
Und nun bittet das Lyrich Gott, die Schale zu öffnen,
denn es fühlt das in dieser etwas steckt (Seele)
das sich nach einer anderen Welt(Gott)sehnt. Gott soll
das Lyrich auf diese andere Welt vorbereiten.

mit lieben Grüßen, Pelikan
in Hoffnung etwas verstanden zu haben :)
 

Vera-Lena

Mitglied
Ja, super, lieber Pelikan,

genauso kann man es lesen, wenn man die religiöse Variante bevorzugt.

Allerdings verstehe ich die Sehnsucht als eine Sehnsucht, die sich auch hier auf Erden erfüllen könnte. Wenn das Lyri kosequent den Weg weitergeht, den es als den lichtvollen Weg erkannt hat, wird es immer häufiger tiefe Glücksmomente erleben, weil es sich für Augenblicke mit dem Göttlichen verbunden weiß. Dass diese Augenblicke zunehmen an Zahl, Dauer und Intensität, danach sehnt sich das Lyri. Es weiß aber wie weit der Weg noch ist und wie oft der Mensch wieder in manchen Situationen in Hartherzigkeit verfällt, also es selbst natürlich auch und so bittet es Gott um diesen"operativen Eingriff", dieses erneute "Mit der Nase auf das Wesentliche Stoßen", damit sich seine Sehnsucht erfüllen kann.

Danke für Deinen Kommentar, der mich sehr freut.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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