Du Narr

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ENachtigall

Mitglied
Du Narr,
flaniere in den Geheimgängen
meiner Gedanken.
Schreib auf jedes Konfetti
eine winzige Geschichte
in einer anderen Sprache.

Du Rabe,
schlaf heimlich in meinem Nest
in der Walnussbaumkrone.
Der Wind spielt Heimwehmelodien
auf dem Kiel deiner Feder
mir zur Ruh.

Du Schlange,
vergiss die Mär von der Verräternatur.
Verkriech dich bei mir;
ich deute die Zeichen
auf der neuen Haut
vorsichtig an.

Du Sternschnuppe,
ich schenk dir meinen Wunsch,
wenn du fällst.





Januar 2006
 

Perry

Mitglied
Hallo ENachtigall,
in deinen Zeilen schwingt ein gut spürbare Sehnsucht. Als erstes frage ich mich natürlich, wer oder was ist mit dem Narr, dem Raben und der Schlange gemeint. Ich tippe mal auf eine liebende Versuchung.
Zu den Bildern fallen mir einige Abweichungen von der Bildebene auf:
"Konfetti im Gehirn" wäre da Zelle, oder Synapse nicht passender?
"Melodie auf dem Kiel" wäre da der Federkamm etc. nicht stimmiger?
Vielleicht kannst Du ja mit meinen Anregungen etwas anfangen.
LG
Manfred
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Perry,

ich freue mich über Dein genaues Lesen des Gedichtes und das Mitteilen Deines Eindrucks.
Wenn ich es ein (spontanes) Stimmungsgedicht im romantischen Imperativ nenne, trifft es vermutlich das, was Du so schön mit "liebender Versuchung" meinst.
Das Spurenlegen und Spurenlesen (die winzigen Geschichten, die verlorene Feder, die Zeichen auf der Haut)beschreibt eine Annäherung mit starkem Geborgenheitsfaktor.
Zu den Bildern fallen mir einige Abweichungen von der Bildebene auf:
"Konfetti im Gehirn" wäre da Zelle, oder Synapse nicht passender?
"Melodie auf dem Kiel" wäre da der Federkamm etc. nicht stimmiger?
De facto habe ich "das Gehirn" gar nicht erwähnt. Interessant, dass Du gedanklich auf einmal auf diese biologische Ebene springst, die jenseits meiner Vorstellung war. Für mich ist das Konfetti nur eine mögliche Ausgestaltung des Narrenthemas gewesen.
Das Hohle des Federkiels erschien mir geeignet, eine Art Zufallsinstrument daraus entstehen zu lassen, ähnlich einer Flöte. Ist das nachvollziehbar?

Danke für den Kommentar und die Textarbeit!

Mit vielen Grüßen

Elke
 

Zarathustra

Mitglied
Na da gratuliere ich mal.
Ein schönes Gedicht. Lasziv (ein bisschen), Verse ohne Moralapostelei aber dafür mit Tiefgang und Esprit.
Auch die Metrik und Wortwahl gefallen.

Meine Lieblingszeilen:

Du Rabe,
schlaf heimlich in meinem Nest
in der Walnussbaumkrone.

Liebe Grüsse
Hans
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Perry, danke, dass Du noch mal rückgemeldet hast, wie meine Erklärungen angekommen sind.

Hallo Hans, mich freut Dein Kommentar nicht nur wegen der Anerkennung, sondern auch sehr wegen der Wiedergabe des Eindrucks und dem, was Du zur Wortwahl und Metrik schreibst. Ich hatte versucht, in der Wortwahl mal etwas schlichter zu bleiben.

Einen schönen Abend wünscht Euch

Elke
 

ENachtigall

Mitglied
Du Narr
flaniere im Geheimgang
meiner Gedanken und streue
Konfetti in bunten Sprachen
winzige Geschichten darauf

Du Rabe
schlafe heimlich im fremden Nest
in der Walnussbaumkrone spiele ich
mit dem Wind Heimwehmelodien
auf dem Kiel einer Feder


Du Schlange
vergiss die Mär von der Verräternatur
verkrieche dich tief im Gehölz
meines Fleisches und lass dir
die Zeichen auf der Haut neu deuten


Du Stern
schnuppe sind mir alle guten
Wünsche ich schenk dir den
Einen wenn du fällst
und halte dich
 



 
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