Du, Vollmond

Du stehst dort oben, voll und rund,
hörst manche Klage aus meinem Mund.
Ja du, du hörst mir immer zu
und doch lässt du mir meine Ruh.

Niemals werd`n wir uns verfehlen,
alles kann ich dir erzählen.
Du lässt meine Angst mich zähmen,
nichts wirst du mir übelnehmen.

Alles was ich sonst keinem sag
und alle Sorgen, die ich trag,
vertrau ich dir alleine an,
dir, dem ich immer trauen kann.

Du hast mich niemals ausgelacht,
du, der die Nacht zum Tage macht.
Alles was an des Menschen Seele nagt,
wer hat es dir nicht schon gesagt.

Du hältst mich nachts vom Schlafen ab,
am Tage fühl ich mich dann schlapp.
Trotzdem, böse kann ich dir nicht sein,
denn du, du lässt mich nie allein.

tragisch...

es handelt sich hier um ein
wahrhaft tragisches literarisches ich.

es spricht mit dem mond - und
unterliegt einem irrtum -
akustische datenuebertragung ist
im vakuum nicht moeglich, dazu
braucht man ein medium.
so kann der mond die klage
gut ertragen - und kann
auch nichts dazu sagen.
wie sollte er auch ausweichen?
von der gravitation auf seiner
bahn gehalten, ein lebloser
klumpen materie.
auch die sich zum freund zu
nehmen - tragisch fuer das
literarische ich.

ich sehe hier die tragik
der einsamkeit, des verlassenseins,
das macht mich etwas traurig...

Heute herrscht dort meist Vakuum, aber im Altertum, da konnte man noch mit Schwänen zum Mond fliegen und im Mittelalter mit Luftballons.

Sehr bemerkenswert, daß der Mond heute nicht mehr spricht.

Aber früher, da gab es tolle Dialoge.

Wie die Übertragung bei Werwölfen funktioniert und bei Somnambulen, weiß ich allerdings auch nicht.

Jedenfalls, auf mich hört der Mond. Ich habe ihn bei Vollmond gebeten, eine Warze von meiner Nase wegzunehmen, die da seit einigen Jahren vor sich hinwuchs, er hat mich erhört, und bis zum nächsten Neumond verschwand die Warze.

Was ich sagen will: Manchmal hört der Mond, und das ist keine Physik, sondern Magie der Poesie.

Viele Grüße von Bernd

Tja, wer weiss, vielleicht ist es ja manchmal auch besser, wenn der Mond all die Klagen nicht hören kann.
Andererseits, scheint er sie doch ab und zu zu hören und zu verstehen, aber vielleicht redet man sich dass auch nur ein, weil man es sich so wünscht...

gruss
peaches

hallo peaches

Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde als wir mit unseren Augen sehen können, manches sieht man nur mit dem Herzen, also kann es durchaus sein, daß der Mond alles versteht, nur er sagt nicht immer was dazu.
liebe grüsse leonie

mit dem herzen sehen? ;o)

leonie,

den kleinen prinzen habe ich auch gelesen,
aber dass man mit dem herzen besonders
viel von seiner umwelt wahrnimmt, geschweige
denn etwas sieht, ist doch schierer unfug ;o)
verstehen und gefuehle verarbeiten ist nun
mal eindeutig im kopf angesiedelt,
dass das irgendwas mit dem herzen zu tun
hat, beruht natuerlich auf einem historischen
irrtum, den man leicht verzeihen kann, der
aber ebenso wie das maerchen vom spinat
heute nicht mehr zu rechtfertigen ist.
auch die lyrik sollte nicht in einem
historischen wahn steckenbleiben - nur
weil althergebrachte metaphern so
schoen klingen...

damit, dass es mehr dinge zwischen himmel
und erde existieren, als man sehen kann,
hast du natuerlich recht, fuer die gibt
es aber auch geeignete methoden der
wahrnehmung. das muss man heute nicht alles
im detail verstanden haben, aber wahrnehmen
kann man schon im prinzip fast alles.


wie romantisch man das alles auch sehen
mag, wer den mond zum (einzigen
vertrauenswuerdigen) freunde waehlt,
ist ganz schoen einsam, egal mit welchen
metaphern man das verklaeren mag, ich
denke, eher darum geht es...

Lieber Peaches,

erst mal vielen Dank, für die wunderschönen Zeilen.
Ich weiß, es wird langsam langweilig, immer nur das Gleiche zu lesen....und dennoch...



Hallo Prinz und Glöckner,

bist du derart "kopfgesteuert", dass du die Stimme deiner Seele nicht mehr hörst?
Wo finden deine Emotionen statt - im Kopf?
Kennst du Gefühle wie Liebe, Sehnsucht, Trauer, Wut.....etc.?
Oder lässt du jede Emotion erst mal die Ratio durchlaufen, bevor du sie "rauslässt"?

Das Gros der Mitglieder lässt in ihren Gedichten, ihre Seele zu Wort kommen.
So auch Peaches, der sehr wohl in der Lage ist mit dem Mond zu sprechen.
Er vertraut dem Mond seine Sehnsüchte an - in welcher Form er das tut kann uns auch egal sein und ob es möglich ist, erst recht.
Sein Gedicht beflügelt meine Phantasie und lässt mich spüren, wie er fühlt.
Es kann auch mitunter recht tröstlich sein, zu entdecken, dass man nicht der einzige Mensch auf dieser Welt ist, der diese Art Gefühle und Gedanken hegt.
Und nur darauf kommt es an - hier und jetzt.

Wissenschaftliche Berichte haben auch in meinem Leben ihren Platz - nur eben zu einer anderen Zeit und auf einer anderen Ebene.
Die Vernunft ist sicherlich in vielen Bereichen des Lebens wichtig - wenn nicht sogar lebensnotwendig.
Doch in einigen Bereichen hat sie überhaupt nichts zu suchen.

Denk' mal drüber nach!

Liebe Grüße
Julia

?

La Luna,

ich denke, ist hier nicht der richtige ort,
um dich aufzuklaeren ;o)

fuer mich jedenfalls ist das gedicht
gerade deshalb gelungen, weil es ein
normales verhalten von menschen recht
gelungen darstellt - um mit der
einsamkeit zurecht zu kommen, personifiziert
das literarische ich eben gegenstaende.
der mensch interpretiert in seine umwelt
eine eigene ordnung hinein - und daraus
resultiert natuerlich oft auch eine
gewisse tragik. die darstellung dessen
gefaellt mir ;o)



sanne,

duerfen darf man ja fast alles
und warum sollte man nicht den
mond anreden - gut ne antwort
kommt da nicht - wird ja auch
nicht behauptet in dem gedicht,
ich sehe also das problem nicht.
und was maerchen und sonstiges
phantastisches betrifft - da
sollte die geschichte in sich
stimmig sein, um glaubhaft zu
sein. nur in diesem gedicht
sehe ich nichts in dem sinne
phantastisches oder gar etwas
in sich nicht stimmiges.
auch da sehe ich gar keine
probleme.

ich denke nur, das es (fuer mich)
unnoetig ist, beim verstaendnis,
der interpretation eines gedichtes
in weitere metaphern oder floskeln
zu verfallen (mit dem herzen sieht
man gut...), die einem dabei auch
nicht weiterhelfen.

Hallo peaches,
Danke für dieses wunderschöne Gedicht.

Hi Prinz und Glöckner,
Wie bitteschön verarbeitest du Gefühle mit dem Kopf? Bei mir funktioniert sowas nicht
Du sagst, dir gefällt das Gedicht, nur leider machst du es mit deinen rationalen Überlegungen und Gedanken kaputt.
Und was das Zwiegespräch mit dem Mond angeht: Wer richtig zuhört, bekommt auch eine Antwort.

LG,
La Noche

Oh weia

Jedem seine Interpretation, wo es doch keine allgemein gültige geben kann. Warum anderen die eigene Meinung unbedingt aufdrängen? Es ist doch gerade die Vielfalt, die das menschliche Leben interessant macht.

Auch für mich spricht aus dem Gedicht eine tiefe Einsamkeit. Und das hat weder etwas mit kopfgesteuert sein zu tun, noch macht es das Gedicht kaputt.

Liebe Grüße
Chrissie

- Gedichte sind unkaputtbar! -

Schmunzel!

Also erst einmal ein Dankeschön für die vielen netten Worte...
Und ansonsten muss ich schon etwas schmunzeln über die Diskussion, die hier entbrannt ist.
Also zum einen finde ich die rationale und sehr nüchterne Betrachtungsweise von Prinz_und_Glöckner recht amüsant und sie stört mich in keinster Weise noch finde ich, dass sie das Gedicht kaputt macht. Ausserdem scheint ihm das Gedicht doch auch zu gefallen, jedenfalls entnehme ich das seinen Worten...
Zum anderen freut es mich natürlich, dass sich der/die eine oder andere Leser/in emtional berührt fühlt. Was mich sehr ehrt...
Aber man sollte jedem seine Art der Interpretation lassen und auch die Art und Weise akzeptieren, in der jemand diese hier artikuliert.
Schliesslich führt meistens nicht nur ein Weg zum Ziel...

Liebe Grüsse
peaches

Lieber Peaches,

recht hast du ja, doch ich verstand des Prinzen erste Antwort wohl etwas falsch, da ich annahm, dass er es nicht nachvollziehen konnte, das du mit dem Mond "sprichst".

Er sprach von der Schallwellenübertragung im Vakuum und ich dachte, ich sitze im Hörsaal.

In seiner zweiten Antwort klang er dann ja auch schon ganz anders...*lächelt und reicht dem Glöckner die Hand.

So!

Friede, Freude, Eierkuchen.


Liebste Grüße
Luna

Liebste Luna,

der Prinz hat halt eine sehr eigene Art an solche Texte heranzugehen...

Das hab ich auch schon bei anderer Gelegenheit bemerkt, aber wenn alle immer einer Meinung wären oder die selbe Art hätten Texte zu interpretieren wäre das auf Dauer auch ziemlich langweilig...

Guts Nächtle,
peaches

womit sonst?

la noche,

womit verarbeitetst du denn deine gefuehle -
etwa mit dem knie? ;o)

gut, bei akuten reizen (hand auf der heissen
herdplatte) werden unmittelbare reaktionen
glaube ich schon vor dem hirn durchgefuehrt,
aber bei so etwas komplexen und subtilen
wie sprache? geht ja im falle von texten
durch die augen rein - die augen gehoeren
ja bereits zum gehirn - da gibt es dann
recht komplexe verknuepfungen, bis das
'ich' das mit irgendwelchen stimmungen
in verbindung bringen kann - zusaetzlich
kann man natuerlich noch andere bereiche
des gehirnes anregen - nicht nur das
unbewusste, gefuehlsbedingte, natuerlich
auch eine viel abstraktere ebene, wo
man eben sofort assoziiert: sprechen -
akustik - schallwellen im medium einerseits.
andererseits mond - bewegt sich im vakuum,
lebloser klumpen materie. -> schlussfolgerung:
keine antwort ;o)

bittebitte

Hey,

bitte nicht streiten...

Obwohl ich muss zugeben, die Diskussion ist irgendwie sehr amüsant...

Gruss
peaches

Lieber Prinz und Gloeckner,
Wir haben offenbar völlig verschiedene Ansichten über Gefühlswelten, ist ja auch ok, jedem das seine. Vielleicht sollte meine Denkweise manchmal etwas rationaler sein, kann ja nicht schaden. Aber ich lass mich auch ganz gerne mal treiben, einfach von innen heraus, ohne nachzudenken. ist auch manchmal ganz schön. Aber dadurch bekommt man eine leichtere Weltanschauung, die ich mir auch aufrechterhalten möchte, vor allem, weil sie mich inspiriert.
Belassen wir es dabei.
Nichts für ungut,
La Noche

na gut

la noche,

jetzt weiss ich zwar immer noch nicht,
wie oder womit du deine gefuehle
verarbeitest - und das, wo ich doch immer
sooooo neugierig bin :-(
aber auch da gilt ja wie so oft:
die gedanken sind frei... ;o)
und wer wuerde unter einem so schoenen
vollmond schon ueber solche nichtigkeiten
ERNSTHAFT streiten ;o)

Hallo Prinz und Gloeckner,
Eigentlich ist es schon witzig, wir liefern hier gerade DAS Paradebeispiel dafür ab, wie Männer und Frauen aneinander vorbeireden. Du setzt Kopf mit Gehirn gleich und erkärst alles sehr wissenschaftlich und rational.So gesehen verarbeitet man seine Gefühle natürlich mit dem Gehirn, da hast du Recht.
Ich assoziiere Kopf eher mit Verstand, was ja im eigentlichen das Gegenteil von Gefühl ist. Und man kann Gefühle nicht mit dem Verstand verarbeiten (unterdrücken vielleicht, aber nicht verarbeiten).

La Noche

Hallo Sanne,

hast du noch so ein Sorgenpüppchen übrig?
Also ab und zu könnte ich so was sicher auch ganz gut gebrauchen, würde manches wohl einfacher machen...

@La Noche:
Bitte nicht verallgemeinern!
Männer und Frauen müssen ja nicht immer aneinander vorbeireden, es soll durchaus vorkommen, dass sie einer Meinung sind, auch wenn`s nicht so häufig ist...

verständnisvolle grüsse
peaches

Denken mit dem Bauch

zu der Diskussion über das Denken möchte ich noch folgendes bemerken:

Zwar ist das "logische" Denken im Gehirn angesiedelt (wie heute allgemein angenommen wird).
Doch sitzen wesentliche Gefühle und "Denkorgane" im ganzen Körper. Man hat zum Beispiel gefunden, daß der Magen sehr viele Nervenzellen enthält (wahrscheinlich stellte er in der Urzeit der Evolution sogar das Gehirn dar.)

Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Teile. Das Gehirn funktioniert ebenso wenig isoliert von allem anderen, wie die anderen Organe. (Es gehörte enormer technischer Aufwand dazu, es funktionsfähig zu erhalten, wenn der Körper abgetrennt wäre ...)

Ich glaube, das emotionale Denken findet im ganzen Körper statt, der manchmal regelrecht ... mondsüchtig ... wird. ;-)

Liebe Grüße von Bernd