Du Zwerg, ich Zwerg

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Sie hat es schon wieder getan!“, wimmerte Luisa.
Sie stand an der Spüle, ihre Hände plätscherten im Wasser, zwischen Schaum und Tellern.
„Sie hat sie rausgestellt! Sie hat sie wieder rausgestellt!“
Morten hängte seine Jacke an die Garderobe, packte die Aktentasche neben das Schuhregal. „Was denn Schatz?“, fragte er, bemüht um Interesse.
„Sie hat sie direkt neben die Auffahrt gestellt!“, entgegnete Luisa, als würde diese Aussage alles erklären. Morten zog die Schuhe mit den Füßen aus. Seine weißen Socken waren an den Zehen angeschwitzt und grau. Er ging zu seiner Frau, legte ihr die Hände auf die Schultern. „Schatz, ich hatte einen schweren Tag! Lass uns nachher darüber reden, ok? Ich brauche erstmal einen Kaffe und fünf Minuten Ruhe.“
Luisa ließ einen Teller laut ins Becken fallen. „Sie macht mich verrückt, Morten! Sie will mich damit verrückt machen!“ Ihr blau behandschuhter Handrücken strich über die Stirn, hinterließ einen Schaumkrümel in den hellen Ponylocken.
„Ich bitte Dich Schatz! Du kannst der Frau nicht vorschreiben, wie sie ihren Garten zu dekorieren hat!“, sagte Morten müde. Er sank auf die ockerfarbene Ledercouch. Seine Frau brachte ihm die frisch gebrühte Stärkung aus der teuren Maschine. Luisa hatte sie ausgesucht, eines der vielen Dinge, die sie meinte, brauchen zu müssen.
Morten konnte nicht abstreiten, dass der Kaffee hervorragend schmeckte. Den hässlichen Badezimmerschrank mit der Chromlegierung fand er dagegen überflüssig, nicht nur weil er sich jeden zweiten Tag den Kopf daran stieß.
„Sie macht das mit Absicht, Morten! Sie will mich quälen! Sie hat alle der Reihe nach aufgestellt, wie eine Armee. Ich muss hinterm Haus den Steinweg nehmen. Du weißt, dass ich das hasse!“
Ja, das wusste er! Sie hasste die Ritzen zwischen dem breit gefächerten Mosaik.
Sie bildete sich ein, auf sie zu treten bringe Unglück. Sie hasste sie so, wie die Bakterien, die sie überall im Haus vermutete und jeden Tag aufs Neue mit verschiedensten Chemiekeulen dem Tode weihte.
Morten sollte den Fliesenweg schon lange betoniert haben. Er hatte keine Zeit, und wenn er ehrlich war, wollte er viele ihrer Anwandlungen auch nicht nähren.
„Schatz! Es sind nur Gartenzwerge! Kleine Männer aus Keramik, die jeden zweiten Garten zieren. Sie können Dir nichts antun!“ Luisas blaue Hände fuhren in die Höhe. Das Schaumwassergemisch suchte sich seinen Weg in den offenen Ärmel ihres Pullis.
„Du weißt, dass ich sie hasse! Du weißt, was damals passiert ist! Sie starren mich an, Morten! Sie starren mich an!“ Er griff nach der Fernbedienung, suchte irgendeinen Kanal mit seichter Unterhaltung.
„Morten, ignorier mich nicht!“, wurde Luisa lauter und stellte sich mitten ins Bild.
„Schatz, es tut mir leid! Ich habe den Kopf voll! Ich bin an einem großen Auftrag dran! Was glaubst du eigentlich, wo das ganze Geld herkommt, dass du für all deinen unnötigen Krempel ausgeben kannst.“
Luisa schnappte nach Luft. Sofort tat ihm der Satz leid. Er wusste, dass sie gleich anfangen würde zu weinen. Erst würde sich der Mund verziehen, dann schickten ihm ihre Augen ein Gefühl, das ihn bis auf den Schlüpfer auszog, dann würde sie leise wimmern, um zum Schluss in eine Flut von Tränen auszubrechen.
„Entschuldige, Schatz! Bitte entschuldige!“ Er stand auf und legte die Arme um seine Frau. Luisa blieb starr, wie ein Fels. Als das dünne Jaulen aufgehört hatte, trat Morten zurück und musterte sie mit einem versuchten Lächeln. „Schatz, ich kümmere mich morgen darum! Ich verspreche es Dir! Ich werde mit ihr reden und sie bitten, die Zwerge woanders aufzustellen, einverstanden?“ Luisa schnäuzte sich mit einem Kleenex aus der Packung auf dem Beistelltischchen.
„Du weißt, warum ich sie hasse! Du weißt, dass ich nachts von ihnen träume!“
„Ja, das weiß ich Schatz! Ich rede morgen mit ihr, ganz sicher!“
Luisa griff nach der Wischmopp -Stange. Sie wischte nicht in Achten.
Achten brachten Unglück.

Morten lag mit dem Rücken zu Luisa, als diese von einem kurzen Klappern erwachte.
Sie setzte sich im Bett auf. Direkt über ihre zitternden Knie unter der Decke fiel das Mondlicht durch den Fensterspalt. Luisa fühlte neben sich. Sie musste den Arm ganz ausstrecken, bis ihre Fingerspitzen Mortens Rücken berührten.
„Morten?“, fragte sie ins Zimmer hinein.
„Morten, ich habe von Ihnen geträumt! Morten, wach auf!“
Er brubbelte etwas ins Kopfkissen, zog sich Selbiges über den Kopf.
Luisas Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Sie drehte sich zum Funkwecker.
Und dort im roten Licht der Digitalzahlen stand ihr Anführer, der mit der grünen Hacke und der hellblauen Zipfelmütze.
Luisa stieß einen Schrei aus. Sie glaubte, der kleine Mann mit dem weißen Bart würde die Hacke nach ihr schwingen.
Sie stürzte aus dem Bett, verfing sich in der Decke, schleifte sie ein Stück mit, bis zur Badezimmertür. Dort angekommen, drückte sie sich in die Ecke neben der Toilettenschüssel, warf die Klobürstenhalterung um.
„Morteeeeen! Morten, sie sind hier! Sie kommen mich holen!“ Die Wörter gingen in gellenden Tönen unter. Luisas Brust hob und senkte sich, erst als ihr Mann mit unverwandtem Ausdruck in der Tür stand, wurden die Atemzüge wieder länger.
„Morten, sie sind da!“, wisperte Luisa. Ihr Mann seufzte.
„Wer ist da, Schatz? Was ist denn bloß los?“ Seine Stimme war schlafbelegt. Er schwankte trunken im Rahmen.
„Die Gartenzwerge, Morten! Ihr Anführer, auf meinem Nachtschrank! Er steht auf meinem Nachtschrank und hat seine Hacke!“
Im Dunkel konnte Luisa das unterdrückte Lächeln auf den Lippen ihres Mannes nicht sehen.
„Schatz, ich bitte Dich! Hör Dir doch mal selber zu! Das ist doch absurd!“, sagte er, nach festem Klang bestrebt.
„Geh nachsehen, Morten! Ich rühre mich keinen Fleck!“ Luisas Hände zitterten auf der Toilettenbrille. Ihr Mann schlurfte weg. Sich am Kopf kratzend kam er wieder. „Da ist nichts, Schatz! Da ist rein gar nichts!“, sagte er.
„Aber ich habe ihn doch gesehen! “, bebte Luisas Stimme neben dem Wand WC.
Sie kam hervor, tippelte hinter die breiten Schultern ihres Ehemanns und ließ sich in deren Schutz ins Schlafzimmer führen.
Auf dem Nachtschrank zeigte der Wecker 3,15 sonst nichts, kein mörderischer Gartenzwerg, nur ein Glas Wasser.
Luisa brach fast in sich zusammen.
„Schatz, du hast geträumt!“, sagte Morten. Er machte sich von ihr frei und ging unbeeindruckt zu seiner Bettseite.
„Nein!“, schrie sie, „ ich habe ihn gesehen, Morten! Er war da! Ich bin nicht verrückt!“
Er klopfte auf ihr Laken. „Komm ins Bett, Schatz! Du hast schlecht geträumt, weiter nichts. Gartenzwerge werden nicht nachts lebendig!“
„Du hältst mich für irre!“, klagte Luisa.
„Nein, das tue ich nicht, Schatz! Ich halte dich für überspannt! Du brauchst Ruhe! Mach einen Termin bei Dr. Sergen!“ Er hatte sich schon zum Schlafen umgedreht. Luisa rutschte an seinen Rücken, er spannte sich leicht.
„Dr. Sergen, all diese Tabletten. Die vergiften mich!“, nuschelte sie in seinen Pyjama.
„Nein, Schatz, niemand vergiftet Dich! Die Tabletten helfen Dir! Sie helfen uns!“

Nachdem Morten seinen Qualitätskaffe bekommen und das Haus mit der Bitte um einen Anruf bei dem Doktor verlassen hatte, schlich Luisa durch die Räume.
Normalerweise würde sie jetzt mit dem Bad anfangen, dann würde sie den Sprenger anstellen, später Kartoffeln schälen.
Aber sie war zu getrieben. Sie nahm eine der ovalen Pillen, die gegen Angstzustände.
Dann setzte sie sich auf die Couch und wartete auf die Wirkung. Die Werbung für Erdbeerkonfitüre brachte Normalität. Bald fühlte Luisa sich gewappnet.
Sie trat vorsichtig ins Freie aus der Terrassentür.
Schon von Weitem sah sie die Aufstellung der roten Zipfelmützen, die in der Sonne aus dem Beet hervorstachen. Einer, nach dem Anderen, als würden sie um Brötchen anstehen.
Luisa bewegte sich vorwärts. Sie drückte sich an die Wand, machte zögerliche Seitenschritte, während ihr der Schweiß die Achseln ihrer Bluse verschmutzte.
Die Biester schienen ihr zuzuwinken. Sie wusste, dass der Anführer ganz vorne stand.
Ganz vorne, neben dem schlecht gepflegten Pflanzkübel.
Er war nicht da! Nur die Abdrücke seiner Schuhe in der Erde.
Luisa schlug die Hand vor den Mund. Ihre Beine wurden zu einer gefühlten Pudding-Masse. Sie kroch mehr, als sie lief, zurück in die Sicherheit ihres Hauses, gaffte durch die verglaste Tür. Dann sank sie in eine ungelenke Sitzhaltung und schlotterte monoton vor sich hin. Erst, als der Schlüssel sich im Schloss der Eingangstür drehte, konnte sie sich aus dieser Erstarrung lösen.
„Mein Gott, Luisa! Was tust du da? Was um alles in der Welt ist in Dich gefahren?“, rief Morten aus. Er half ihr hoch, stützte sie bis hin zur Essecke, wo Luisa sich auf einen der rustikalen Stühle fallen ließ.
„Was ist los, Schatz? Was ist passiert?“, fragte ihr Ehemann.
„Der Anführer ist weg! Er hat es auf mich abgesehen! Er wird kommen und mich holen!“ Sie jaulte wie ein kleines Kind. Ihre Augen blickten irr in die Ecken neben der Einbauküche.
„Was redest Du? Wer wird Dich holen? Ich rufe Dr. Sergen an!“, beschloss Morten, wollte zum Telefon greifen, das neben ihm hilfsversprechend an der Wand hing.
„Nein, keine Tabletten mehr! Ich will keine Spritze!“, rief Luisa mit einem Funken Kraft.
Ihr wässriger Blick schaffte es trotzdem noch, ihn zu verurteilen.
„Schatz, es geht dir nicht gut! Du fantasierst! Ich kann dich hier nicht mehr alleine lassen.“ Luisa straffte sich, atmete tief ein und aus, fixierte ihre zitternden Hände.
„Es geht schon wieder! Du hast recht, ich bin überspannt, ich schnappe vielleicht über. Ich lege mich hin und ruhe mich aus.“ Damit ging sie auf schwachen Beinen hinauf ins Schlafzimmer. Morten stand unschlüssig da, sah ihr nach, ging dann in die Küche, um sich einen Kaffe zu machen. Er packte seine verschwitzten Hacken auf die gewienerte Tischplatte.

Es war 3,15, als Luisa erwachte. Sie war nach dem Hinlegen so fest eingeschlafen, dass sie Morten nicht bemerkt hatte, der sich mit Bedacht neben sie gelegt hatte.
Luisa fühlte sich ausgeruht. Die Schrecken des Vormittags waren vorerst nur noch ein dumpfer Gedanke. Sie strich sich die Haare hinter die Ohren, stellte die Beine aus dem Bett. Ihr verlangte nach einem Glas Milch.
Sie schüttelte nun ebenfalls den Kopf über den Aufruhr, wahrscheinlich hatte Maria den Anführer an anderer Stelle platziert, vielleicht hatte Morten schon mit ihr geredet und sie hatte angefangen, die Zwerge umzustellen.
Luisa suchte nach dem Knopf der Nachttischlampe. Als das fahle Licht ihre Bettseite erhellte, übernahm die Erstarrung erneut ihren Körper.
Sie blickte ihm direkt in die blauen Augen. Die Hacke schwebte drohend erhoben über der Zipfelmütze.
Zuerst stand er nur da, im Schatten der Fensterecke. Dann vernahm Luisa sein kehliges, flüsterndes Lachen. Das freundliche Gesicht verzog sich zu einer grausigen Fratze, er kam direkt auf sie zu.
Luisa stürzte aus dem Zimmer. Sie stolperte die Treppe hinunter, fiel über die Schmutzfangmatte, auf die Knie, robbte zum Telefon.
Nr. 2, Dr. Sergen, es klingelte, Luisas Blick geheftet auf die erste Stufe der Treppe zum Obergeschoss. Nach dem sechsten Klingeln nahm jemand ab. „Sergen hier?“, ertönte eine verschlafene Stimme.
„Dr., Dr., sie müssen kommen! Es geht wieder los! Ich werde verrückt!“

Nach drei Wochen im Sanatorium unter der Aufsicht des Chefarztes, einer Medikamentenumstellung und langen, mürbenden Gesprächen, durfte Luisa nach Hause.
Noch immer hatte sie ihr Kindheitstrauma nicht verarbeitet. Dr. Sergen sagte, es würde sich nicht so einfach ausradieren lassen. Es bräuchte Zeit und Geduld.
Er legte Luisa nahe, sich diesmal beim kleinsten Anzeichen einweisen zu lassen.
Einmal die Woche fuhr Morten sie in die Privatklinik zu den Sitzungen und ihrer Depotspritze.
Maria hatte die Zwerge auf Bitte Mortens umgestellt. Sie hatte ihr Beileid ausgedrückt, sich entschuldigt und versprochen, auf die Unpässlichkeit seiner Frau Rücksicht zu nehmen.
Luisa baute auf, bald konnte sie wieder ihren täglichen Verrichtungen nachgehen.
Das Haus glänzte und blinkte in alter Form. Sie grüßte Maria freundlich lächelnd.

Mit neu gewonnener Kraft beschloss Luisa irgendwann, sich dem Dachboden anzunehmen.
Die alten Kartons bedurften schon lange einer Entrümpelung, außerdem vermisste sie Teile ihres kostbaren Schmucks, die sie dort oben vermutete.
Sie hatte Morten von diesem Vorhaben erzählt. Er hatte sie gebeten, sich nicht gleich zu übernehmen. Er selbst würde einen Feierabend nach dem Schmuck suchen, aber trotz ihrer stetig schwankenden Geistesverfassung, war Luisa schon immer ein Dickkopf gewesen.

Die Tür knarrte, als Luisa sie aus der Fassung zog. Sie stand auf einem der Küchenstühle, zog die eingebaute Leiter heraus und schob den Stuhl zur Seite. Altes Holz-Geruch und Staub schlugen ihr aus der Öffnung entgegen. Luisa kletterte beherzt nach oben.
Der Dachboden war durchzogen von Tragebalken und gelbem Dämmstoff. Morten hatte ihn so gelassen. Ein großer Auftrag war ihm in die Arbeiten gekommen.
Die Kartons standen unter dem kleinen Fenster, längliche, lose aufgelegte Bretter führten zu ihnen. Luisa setzte einen Fuß vor den Anderen, dann hielt sie inne.
Durch die Staubflocken, die im gebündelten Licht tanzten hindurch, sah sie zuerst nur die hellblaue Zipfelmütze, glaubte an einen Streich ihrer Augen.
Doch sie hörte das Lachen aus der Nacht im Schlafzimmer ganz deutlich, sah das verzerrte Grinsen.
Luisa ging langsam rückwärts. Der Anführer lachte weiter. Seine Hacke schlug methodisch auf die Bretter, bei jedem Schritt, den er ihr entgegen machte. Luisa wich weiter zurück, ihre Füße traten ins Leere.
Als sie auf dem Marmorboden aufschlug, brach ihr Genick mit einem gemeinen Knacken.

Ein halbes Jahr später saß Morten auf der Terrasse, vor sich eine dampfende Tasse Qualitätskaffees. Maria saß ihm gegenüber, den Blick auf Lukas, dem Nachbarsjungen, der in ihrem großen Garten mit dem Hund spielte.
„Weiter nach links!“, rief Morten ihm zu. Sein nackter Fuß suchte unterm Tisch nach Marias Zehen. Der Hund bellte und knurrte verspielt, sprang wie ein Hase um seine Beute.
Lukas betätigte den linken Plastikhebel, der Hund biss in die Zipfelmütze, das Tuckern und Keckern erstarb. „Na toll, nun ist er kaputt!“, sagte Morten lachend.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Spannend! Und sprachlich schön gemacht. Prima die Irreführung mit den anderen Ängsten.

Aber den Schluss hab ich nur halb verstanden. Es gibt da also den lachenden Spielzeug-Zwerg. Der hat vermutlich auf dem Dachboden gestanden und ist dort "losgegangen" (von allein?). Aber wer hat ihn nachts ins Schlafzimmer gestellt? Wer ist Maria (außer Luisa "Nachfolgerein") und wieso spielt der Nachbarsjunge bei ihnen? Ich vermute, Morten war der "Böse", aber das kann man nur daraus schlussfolgern, dass es meistens der Ehemann ist, die Geschichte selbst enthält dafür keine Hinweise.

Den ersten Absatz empfand ich einen Tick zu lang (ich hatte die Situation längst begriffen, da hast du sie immer noch gemalt).

Das Wort "du" und seine Beugungen werden klein geschrieben, ebenso "ihnen" (von "sie, die Gartenzwerge") "andere", "selbige" etc.
"Altes-Holz-Geruch" oder "Geruch nach altem Holz"
"Ich rühre mich nicht vom Fleck" (nicht "Ich rühre mich keinen Fleck")
Kleine Kinder jaulen nicht. Es sei denn, sie jaulen wie Hund.
… und noch hier und da Kleinigkeiten vergleichbarer Art.

Sonst prima.
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo Diana,

du hast einen guten Schreibstil. Flottes Tempo, schöne Wechsel. Für einen Krimi genau richtig. Doch auch mir ist die Vorgeschichte etwas zu lang. Der Leser bekommt schnell mit, dass mit dieser Frau etwas nicht stimmt.

Im Ganzen erinnert mich die Story an eine moderne Adaption von "Das Haus der Lady Alquist":
Die überdrehte Ehefrau, der allzu fürsorgliche Ehemann, der sie in den Tod treiben möchte. Die unscheinbare Nachbarin, die nur auf ihre Nachfolge wartet, hast du noch schön mit eingeflochten.

Wenn du die Längen noch kürzen würdest und deutlicher machst, ob ihr Tod nun Unfall oder Zufall war, dann ist das ne richig gute Story.

lg,
kalei
 
Sie hat es schon wieder getan!“, wimmerte Luisa.
Sie stand an der Spüle, ihre Hände rumorten im Wasser zwischen Schaum und Tellern.
„Sie hat sie rausgestellt! Sie hat sie wieder rausgestellt!“
Morten hängte seine Jacke an die Garderobe, packte die Aktentasche neben das Schuhregal. „Was denn Schatz, was ist denn nun schon wieder?“, fragte er, bemüht um Interesse.
„Sie hat sie direkt neben die Auffahrt gestellt!“, entgegnete Luisa, als würde diese Aussage alles erklären. Morten zog die Schuhe mittels der Füße aus. Seine weißen Socken waren an den Zehen angeschwitzt und grau. Er ging zu seiner Frau, legte ihr die Hände auf die Schultern. „Schatz, ich hatte einen schweren Tag! Lass uns nachher darüber reden, ok? Ich brauche erstmal einen Kaffe und fünf Minuten Ruhe.“
Luisa ließ krachend einen Teller ins Becken fallen. „Sie will mich damit verrückt machen, Morten!“ Ihr blau behandschuhter Handrücken strich über die Stirn, hinterließ einen Schaumkrümel in den hellen Ponylocken.
„Ich bitte Dich, Schatz! Du kannst der Frau nicht vorschreiben, wie sie ihren Garten zu dekorieren hat!“ Er sank auf die Ledercouch. Seine Frau brachte ihm frisch gebrühten Kaffee aus der teuren Maschine. Luisa hatte sie ausgesucht, eines der vielen Dinge, die sie meinte, brauchen zu müssen.
„Sie macht das mit Absicht, Morten! Sie hat alle der Reihe nach aufgestellt. Ich muss hinterm Haus den Steinweg nehmen. Du weißt, dass ich das hasse!“
Morten sollte den Weg mit dem breit gefächerten Mosaik schon lange betoniert haben.
Er hatte keine Zeit, und wenn er ehrlich war, konnte er ihren Glauben, auf die Ritzen zu treten bringe Unglück, nicht nachvollziehen.
„Schatz! Es sind nur Gartenzwerge! Kleine Männer aus Keramik, die in jedem zweiten Garten stehen. Sie können dir nichts antun!“ Luisas blaue Hände fuhren in die Höhe. Das Schaumwassergemisch suchte sich seinen Weg in den offenen Ärmel ihres Pullis.
„Du weißt, was damals passiert ist! Sie starren mich an, Morten!“ Er griff nach der Fernbedienung, fand irgendeinen Kanal mit seichter Unterhaltung.
„Morten, ignorier mich nicht!“ Luisa stellte sich mitten ins Bild.
„Schatz, es tut mir leid! Ich habe den Kopf voll! Ich bin an einem großen Auftrag dran! Was glaubst du eigentlich, wo das ganze Geld herkommt, dass du für all deinen unnötigen Krempel ausgeben kannst.“
Luisa schnappte nach Luft. Sofort tat ihm der Satz leid. Er wusste, dass sie gleich anfangen würde zu weinen. Erst würde sich der Mund verziehen, dann schickten ihm ihre Augen ein Gefühl, das ihn bis auf den Schlüpfer auszog, dann würde sie leise jammern, um zum Schluss in eine Flut von Tränen auszubrechen.
„Entschuldige, Schatz! Es tut mir leid!“ Er stand auf und legte die Arme um seine Frau. Luisa blieb starr, wie ein Fels. Als das dünne Heulen aufgehört hatte, trat Morten zurück und musterte sie mit einem versuchten Lächeln. „Schatz, ich kümmere mich morgen darum, versprochen! Ich werde mit Maria reden und sie bitten, die Zwerge woanders aufzustellen, einverstanden?“ Luisa schnäuzte sich mit einem Kleenex aus der Packung auf dem Beistelltischchen.
„Du weißt, warum ich diese Monster hasse!“
„Ja, das weiß ich Schatz! Ich rede morgen mit ihr, ganz sicher!“
Luisa griff nach der Wischmopp -Stange. Sie wischte nicht in Achten.
Achten brachten Unglück.

Morten lag mit dem Rücken zu Luisa, als diese von einem schlechten Traum erwachte.
Sie setzte sich im Bett auf. Direkt über ihre zitternden Knie unter der Decke, fiel das Mondlicht durch den Fensterspalt. Luisa tastete neben sich. Sie musste den Arm ganz ausstrecken, bis ihre Fingerspitzen Mortens Rücken berührten.
„Morten?“, fragte sie ins Zimmer hinein.
„Morten, ich habe von Ihnen geträumt! Morten, wach auf!“
Er brabbelte etwas ins Kopfkissen, zog sich Selbiges über den Kopf.
Luisas Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Sie drehte sich zum Funkwecker.
Und im roten Licht der Digitalzahlen stand ihr Anführer, der mit der grünen Hacke und der hellblauen Zipfelmütze.
Luisa stieß einen Schrei aus. Sie glaubte, der kleine Mann mit dem weißen Bart würde die Hacke nach ihr schwingen, die Zinken jeden Moment in ihren Körper schlagen.
Sie stürzte aus dem Bett, verfing sich in der Decke, schleifte sie ein Stück mit, bis zum Badezimmer. Dort angekommen, drückte sie sich in die Ecke neben der Toilettenschüssel, warf die Klobürstenhalterung um.
„Morteeeeen! Morten, sie sind hier! Sie kommen mich holen!“ Die Wörter gingen in gellenden Tönen unter. Luisas Brust hob und senkte sich. Erst als ihr Mann mit unverwandtem Ausdruck in der Tür stand, wurden die Atemzüge wieder länger.
„Morten, sie sind da!“, wisperte Luisa.
Er seufzte:„Wer ist da, Schatz?“ Seine Stimme klang verschnupft. Er lehnte sich an den Rahmen. Die Haare standen wirr zu Berge.
„Die Gartenzwerge, Morten! Ihr Anführer, auf meinem Nachtschrank! Er steht auf meinem Nachtschrank und hat eine Hacke!“
Morten musste unweigerlich lächeln.
„Schatz, ich bitte Dich! Hör Dir doch mal selber zu! Das ist doch absurd!“, sagte er, um festen Klang bestrebt.
„Geh nachsehen, Morten! Ich rühre mich nicht vom Fleck!“ Luisas Hände zitterten auf der Toilettenbrille.
Ihr Mann schlurfte weg. Sich am Kopf kratzend kam er wieder. „Da ist nichts, Schatz!“
„Aber ich habe ihn doch gesehen! “, bebte Luisas Stimme neben dem Wand WC.
Sie kam hervor, tippelte hinter die breiten Schultern ihres Ehemanns und ließ sich in deren Schutz ins Schlafzimmer führen.
Auf dem Nachtschrank zeigte der Wecker 3,15 Uhr, sonst nichts, kein mörderischer Gartenzwerg, nur ein Glas Wasser.
Luisa brach fast in sich zusammen.
„Schatz, du hast geträumt!“, sagte Morten, machte sich von ihr frei und ging unbeeindruckt zu seiner Bettseite.
„Nein!“, schrie sie, „ ich habe ihn gesehen, Morten! Er war da! Ich bin nicht verrückt!“
Er klopfte auf ihr Laken. „Komm ins Bett, Schatz! Du hast schlecht geträumt, weiter nichts. Gartenzwerge werden nicht nachts lebendig!“
„Du hältst mich für irre!“, klagte Luisa.
„Nein, das tue ich nicht, Schatz! Ich halte dich für überspannt! Du brauchst Ruhe! Mach einen Termin bei Dr. Sergen!“ Er hatte sich schon zum Schlafen umgedreht. Luisa rutschte an seinen Rücken, er spannte sich leicht.
„Dr. Sergen und all diese Tabletten. Die vergiften mich!“, nuschelte sie in seinen Pyjama.
„Nein, Schatz, niemand vergiftet Dich! Die Tabletten helfen Dir! Sie helfen uns!“

Nachdem Morten seinen Qualitätskaffe bekommen und das Haus mit der Bitte um einen Anruf bei dem Doktor verlassen hatte, schlich Luisa durch die Räume.
Normalerweise würde sie jetzt mit dem Bad anfangen, dann würde sie den Sprenger anstellen, später Kartoffeln schälen.
Aber sie war zu getrieben. Sie nahm eine der ovalen Pillen gegen Angstzustände.
Dann setzte sie sich auf die Couch und wartete auf die Wirkung. Die Werbung für Erdbeerkonfitüre brachte Normalität. Bald fühlte Luisa sich gewappnet.
Sie trat vorsichtig ins Freie aus der Terrassentür.
Schon von Weitem sah sie die Aufstellung der Zipfelmützen, die in der Sonne aus dem Beet hervorstachen.
Luisa bewegte sich vorwärts. Sie drückte sich an die Wand, machte zögerliche Seitenschritte, während ihr der Schweiß ausbrach.
Die Biester schienen ihr zuzuwinken. Sie wusste, dass der Anführer ganz vorne stand.
Ganz vorne, neben dem schlecht gepflegten Pflanzkübel.
Er war nicht mehr da! Nur die winzigen Abdrücke seiner Schuhe führten als Spur hinter die Garage.
Luisa schlug die Hand vor den Mund. Ihre Beine wurden zu einer gefühlten Pudding-Masse. Sie kroch mehr, als sie lief, zurück in die Sicherheit ihres Hauses, gaffte durch die verglaste Tür. An der Scheibe sank sie in eine ungelenke Sitzhaltung und schlotterte monoton vor sich hin, bis ihr Mann durch die vordere Tür von der Arbeit kam.
„Mein Gott, Luisa! Was tust du da? Was ist denn in Dich gefahren?“, rief Morten aus.
Er half ihr hoch, stützte sie bis hin zur Essecke, wo die Gebeutelte sich auf einen der rustikalen Stühle fallen ließ.
„Was ist los, Schatz? Was ist passiert?“
„Der Anführer ist weg! Er hat es auf mich abgesehen, Morten! Er wird kommen und mich holen!“ Sie plärrte wie ein kleines Kind. Ihre Augen blickten irr in die Ecken neben der Einbauküche.
„Was redest Du? Ich rufe Dr. Sergen an!“ Morten wollte zum Telefon greifen, das neben ihm hilfsversprechend an der Wand hing.
„Nein, keine Tabletten mehr! Ich will keine Spritze!“, rief Luisa mit einem Funken Kraft.
Ihr wässriger Blick schaffte es trotzdem noch, ihn zu verurteilen.
„Schatz, es geht dir nicht gut! Du fantasierst! Ich kann dich hier nicht mehr alleine lassen.“
Luisa straffte sich, atmete tief ein und aus, fixierte ihre zitternden Hände.
„Es geht schon wieder! Du hast recht, ich bin überspannt, ich schnappe vielleicht über."
Sie zog sich an der Tischkante hoch."Ich lege mich hin und ruhe mich aus.“
Damit ging sie auf schwachen Beinen hinauf ins Schlafzimmer. Morten stand unschlüssig da, sah ihr nach, ging dann in die Küche, um sich einen Kaffe zu machen. Er packte seine verschwitzten Hacken auf die gewienerte Tischplatte.

Es war 3,15 Uhr, als Luisa erwachte. Sie war nach dem Hinlegen so fest eingeschlafen, dass sie Morten nicht bemerkt hatte, der sich mit Bedacht neben sie gelegt hatte, die Decke bis an das Kinn gezogen.
Luisa fühlte sich ausgeruht. Die Schrecken des Vormittags waren vorerst nur noch ein dumpfer Gedanke. Sie strich sich die Haare hinter die Ohren, stellte die Beine aus dem Bett. Ihr verlangte nach einem Glas Milch.
Luisa suchte nach dem Knopf der Nachttischlampe. Als das fahle Licht ihre Bettseite erhellte, brannte erneut die Angst in ihrem Körper.
Sie blickte ihm direkt in die blauen Augen. Die Hacke schwebte drohend erhoben über der Zipfelmütze.
Zuerst stand er nur da, im Schatten der Fensterecke. Dann vernahm Luisa sein kehliges, flüsterndes Lachen. Das freundliche Gesicht verzog sich zu einer grausigen Fratze, er kam direkt auf sie zu.
Luisa stürzte aus dem Zimmer. Sie stolperte die Treppe hinunter, fiel über die Schmutzfangmatte, auf die Knie, robbte zum Telefon.
Nr. 2, Dr. Sergen, es klingelte, Luisas Blick geheftet auf die erste Stufe der Treppe zum Obergeschoss. Nach dem sechsten Klingeln nahm jemand ab. „Sergen hier?“, ertönte eine verschlafene Stimme.
„Dr., Dr., sie müssen kommen! Es geht wieder los! Ich werde verrückt!“

Nach drei Wochen im Sanatorium unter Aufsicht des Chefarztes, einer Medikamentenumstellung und langen, mürbenden Gesprächen, durfte Luisa nach Hause.
Noch immer hatte sie ihr Kindheitstrauma nicht verarbeitet. Dr. Sergen sagte, es würde sich nicht so einfach ausradieren lassen. Es bräuchte Zeit und Geduld.
Einmal die Woche fuhr Morten sie in die Privatklinik zu den Sitzungen und ihrer Depotspritze.
Maria hatte die Zwerge auf Bitte Mortens umgestellt. Sie hatte in Anwesenheit Luisas ihr Beileid ausgedrückt, sich entschuldigt und versprochen, auf die Unpässlichkeit seiner Frau Rücksicht zu nehmen.
Luisa baute auf, bald konnte sie wieder ihren täglichen Verrichtungen nachgehen.
Das gemeinsame Heim glänzte und blinkte in alter Form. Sie bestellte eine Kommode und grüßte Maria freundlich lächelnd.

Mit neu gewonnener Kraft beschloss Luisa einen Monat später, sich dem Schandfleck ihres Hauses anzunehmen. Der Dachboden und die alten Kartons dort oben, beherrschten schon lange ihre Gedanken. Außerdem vermisste sie Teile ihres kostbaren Lieblings-Schmucks, den zu tragen, sie ihrem neuen Ich wieder gestatten wollte.
Sie erzählte Morten von dem Vorhaben, gleich, als er durch die Tür kam.
"Schatz, du sollst dich nicht übernehmen! Du weißt, was der Doktor gesagt hat! Jede Anstrengung könnte einen Rückfall nach sich ziehen!" Er setzte sich, beobachtete mit Genuss Luisas Bemühungen an der Kaffeemaschine. "Ich werde mich selbst darum kümmern! Gleich übermorgen, wenn das Gespräch mit Zuckermann vom Tisch ist", rief er ihr zu.
Luisa reichte ihm seine Tasse. Sie bog ihren Rücken durch, um Stärke zu signalisieren.
"Ich fühle mich gut, Morten! Keine Halluzinationen mehr, keine Angstzustände. Mir geht es blendend!" Er legte seine Hand auf das Gummi ihrer Handschuhe. "Schatz, ich bitte Dich! Das ist zu viel aufeinmal, das mache ich! Du könntest stolpern und dich verletzen. Der Dachboden ist eine Baustelle." Sie zog ihre Hand zurück. Das Gummi quietschte.
" Morten, behandel mich nicht wie ein kleines Kind! Mir geht es wieder gut! Dr. Sergen sagt, ich mache ganz tolle Fortschritte!"
"Ich weiß, Schatz, das weiß ich doch! Niemand behandelt dich wie ein Kind! Ich mache mir Sorgen, das ist alles! Ich möchte nicht, dass du dich überanstrengst!"
Luisa nahm ein Kleenex, wischte über den wässrigen Tassenrand auf der Tischplatte.
" Doch, das tust du! Du glaubst, ich wäre zu nichts in der Lage! Mir geht es gut, Morten! Hier, nimm einen Untersetzer!" Sie schob das Viereck aus der Tischmitte vor ihn hin und ging polternd zur Spüle.

Die Tür knarrte, als Luisa sie aus dem Rahmen hebelte. Sie stand auf einem der Küchenstühle, zog die eingebaute Leiter heraus und schob den Stuhl zur Seite. Altes-Holz-Geruch und Staub schlugen ihr aus der Öffnung entgegen. Luisa kletterte beherzt nach oben.
Der Dachboden war durchzogen von Tragebalken und gelbem Dämmstoff.
Die Kartons standen unter dem kleinen Fenster, längliche, lose aufgelegte Bretter führten zu ihnen. Luisa setzte einen Fuß vor den Anderen, dann hielt sie inne.
Durch die Staubflocken, die im gebündelten Licht tanzten, hindurch, sah sie zuerst nur die hellblaue Zipfelmütze. Luisa glaubte an einen Streich ihrer Augen. Sie schüttelte für sich selbst energisch den Kopf.
Doch das Lachen aus der Nacht im Schlafzimmer war unverkennbar. Der Anblick des verzerrten Grinsens sprang ihr direkt ins Gesicht.
Luisa ging langsam rückwärts. Der Gartenzwerg lachte weiter, wie eine gesprungene Schallplatte. Seine Hacke schlug methodisch auf die Bretter, bei jedem Schritt, den er ihr entgegen machte. Luisa wich weiter zurück, ihre Füße traten ins Leere. Sie strauchelte, versuchte nach einem der Balken zu greifen. Das Lachen des Zwerges begleitete sie nach unten.
Als sie auf dem Marmorboden aufschlug, brach ihr Genick mit einem gemeinen Knacken.

Ein Jahr später saß Morten auf der Nachbars-Terrasse, vor sich einen dampfenden Becher Qualitätskaffees. Maria saß ihm gegenüber, den Blick auf Lukas, dem Nachbarsjungen, der gerade im Garten mit dem Hund spielte.
„Weiter nach links!“, rief Morten ihm zu. Sein nackter Fuß suchte unterm Tisch nach Marias Zehen. Der Hund bellte und knurrte verspielt, sprang wie ein Hase um seine Beute.
Lukas betätigte den linken Plastikhebel der Funkfernbedienung. Der Hund biss in die Zipfelmütze, das Tuckern und Keckern erstarb. „Na toll, nun ist er kaputt! Das Ding war teuer, ich hoffe deine Eltern sind versichert“, sagte Morten lachend. Maria zwinkerte ihm liebevoll entgegen.
 

Madeira

Mitglied
Hallo hobbyschreiber,
habe dieser Geschichte 9 Punkte gegeben und ... siehe da! Tut mir Leid. Muss mich noch mehr mit den mathematischen Gesetzen hier befassen.
LG
Madeira
 
D

Dominik Klama

Gast
Ehekrimi. Eine Frau leidet als Nachwirkung eines Kindheitstraumas unter Verfolgungsängsten bezüglich Gartenzwerg-Figuren. Ihre Paranoia steigert sich in demselben Maße, wie sie glaubt, von ihrer Nachbarin absichtlich unter Ausnützung dieser Schwäche gequält und vom eigenen Ehemann nicht mehr ernst genommen zu werden. Ein bedrohlich seine Hacke schwingender Gartenzwerg taucht mitten in der Nacht neben ihrem Bett auf und schließlich auf dem Dachboden, den sie ordnen wollte. Entsetzt weicht sie zurück und stürzt zu Tode. Ein nach einem Jahr spielender Epilog klärt den Leser auf, dass Ehemann und Nachbarin die Sache gemeinsam inszeniert hatten.


Oh Mönsch! Schon wieder müssen wir so was als „Werk des Monats“ ertragen! Und schon haben gleich zwei Foren-Redakteure die zweitbeste aller möglichen Wertungen vergeben! Gibt's denn in der ganzen, riesigen Textmenge der Leselupe überhaupt nur uninteressante Texte, die man ehren könnte?

Ein Leser bemerkte, die Geschichte sei spannend. Was ist denn spannend an einem Text, in dem sich jemand von Gartenzwergen verfolgt fühlt? Die Frage, ob es dem Autor gelingen wird, uns Lesern einzureden, dass Gartenzwerge hin und wieder zu menschlichem Leben erwachen und Streiche anstellen? Oder die Frage, ob jemand, der sich von Gartenzwergen bedroht fühlt, irgendwann komplett meschugge wird oder aber sich wieder fängt? (Und warum sollte den Leser so eine Frage interessieren bei einer Figur, die sowohl unsympathisch ist wie auch eine, mit der sich der Leser keine zwei Zeilen lang identifizieren kann?) Oder die Frage, ob sich das Ganze irgendwann zu einer augenzwinkernden Komödie oder eher zu einem Kriminalfall auswachsen wird? Für Letzteres spricht die Tatsache, dass der Text ins Forum für Krimigeschichten eingestellt wurde. Da gäbe es nun also die Möglichkeit, dass die Gartenzwerge ein geheimes Leben tatsächlich führen und Verbrecher und Mörder sind. Somit würde sich den ganzen Text lang eine Figur von jemandem bedroht fühlen, der ihn schließlich dann auch umbringt. Als Krimi fände man das etwas unbefriedigend. Es gäbe aber auch noch die Möglichkeit, dass jemand anderer kriminelle Absichten hat. Da es die Protagonistin ganz offensichtlich nicht ist, bleiben nur noch zwei andere übrig, nämlich der Ehemann und die Nachbarin. Sonst treten keinerlei Figuren auf. Die spannende Frage ist also, ob das Verbrechen vom Ehemann oder von der Nachbarin geplant bzw. ausgeführt werden wird. Eine in Wahrheit den Leser überhaupt nicht juckende Frage, weil er über diese beiden wenig und absolut nichts Sympathisches und Anteilnahme Weckendes erfährt. Am Ende waren es beide. Auf so eine Lösung hatten wir extrem angespannt gewartet.

Müssen Texte von Leselupe-Autoren sich ewig und drei Tage um rein gar nichts drehen? Gibt's wirklich nichts mehr auf der Welt, über das man einerseits schreiben, das andererseits auch irgendwen betreffen könnte? Leselupen-Autoren schreiben über Frühnebel, Pferde auf der Koppel, raschelndes Laub unter den Füßen eines Spaziergängers. Derlei aufrüttelnde Dinge. Über die es auch noch immer sehr wenige Texte gibt. Leider. Oder über Geisterfrauen aus dem Zweiten Weltkrieg, die Flugzeugtreibstoff in Blut verwandeln. Oder über schottische Burggeister, die jahrhundertelang weinen müssen, weil sie mal Küchenjungen waren. Oder über übergewichtige Männer, die so dick sind, dass sie ihre Ehefrauen unter ihren Fettmassen ersticken. Oder über Kinder, die an Halloween ausgehöhlte Rüben auf Gartenposten stellen. Oder über Kinder auf von Hungersnöten heimgesuchten Halliginseln, wo dann Außerirdische auftauchen und dafür sorgen, dass die Leute wieder was zu essen kriegen. Leselupen-Autoren wissen wirklich ganz genau, was momentan so abgeht in der Welt. Darüber schreiben sie dann auch, freimütig, unerschrocken, kontrovers, nachdenklich.

Jetzt also die Geschichte von der Frau, die seit ihrer Kindheit einen Wahnsinnshorror vor Gartenzwergen hat. (Wobei man nicht erfährt, warum sie diesen Horror damals bekam.) So eine Geschichte ist nicht entbehrlich. So eine Geschichte ist unverzichtbar. Bei all dem Gartenzwerg-Horror, der umgeht in der Welt heutzutage!

Raymond Chandler sagte über Dashiell Hammett, er habe den Mord den Menschen zurückgegeben, die Gründe zum Töten haben. Das war seine Kritik an Leuten wie Agatha Christie, bei denen Morde einzig zum Zwecke von Denksportaufgaben in feinen Kreisen zu geschehen schienen. Mithin braucht es für einen Mord also ein Motiv. Das bekommen wir von hobbyschreiber aber auch: Die eine Frau nervt nur noch, darum soll eine neue her. Bloß braucht es außer dem Motiv natürlich noch eine Methode. Die Methode soll nun sein, dass jemandes Todesangst vor Gartenzwergen insofern ausgenutzt wird, als ferngesteuerte Gartenzwerge mit winkenden Armen eingesetzt werden.

Ferngesteuerte Gartenzwerge mit winkenden Armen! Also Leute, geht's noch? Habt ihr irgendetwas nur ahnungsweise Vergleichbares jemals in einem Hammett- oder Chandler-Roman gelesen? Also echt jetzt: Habt ihr?

Und jetzt mal nicht so schnell drüber gehoppelt: Die Todesangst eines Menschen vor Gartenzwergen ausnutzen, setzt voraus, dass es auf Erden mindestens einen einzigen Menschen mit Todesangst vor Gartenzwergen gibt. Habt ihr so jemanden schon mal getroffen? Echt? Ihr habt?

Nee, ihr habt nicht. Und das ist, was ich meine mit: Texten, in denen es um nichts geht. Texte, die so ganz nett sind in sich als Texte, aber sich in einem Vakuum von Welt bewegen, einem luftleeren Raum, den es nirgendwo gibt außer in ihnen, den Texten!

Es lässt sich hinter diesem Text ein Konflikt aufspüren. Auch, wenn es ein unausgesprochener ist. Nämlich einer zwischen der Frau und ihrem Mann. Es ist ja mal so, dass ein Konflikt hinter Texten irgendwo meist steckt. Ein Leben ganz ohne Konflikt mag sehr schön sein, aber ein Text ohne Konflikt ist meist etwas langweilig. Nun kann man hingehen und sich zu so einem Konflikt eine Geschichte ausdenken, die irgendetwas mit einem selber, mit Leuten, die man kennt, mit Lesern, die man vermutet, zu tun hat. Oder man kann hingehen und sich eine Geschichte ausdenken, die nichts mit einem selber, nichts mit Leuten, die man kennt, nichts mit den Lesern, auf die man zählt, zu tun hat. Das ist der Gartenzwerg-treibt-in-den-Wahnsinn-Text. Ein vielleicht schön geschriebener Text. Aber einer über nichts.

Okay, Ehefrau und Ehemann kommen nicht mehr so gut zurecht wie früher. Jetzt gucke ich so um mich herum in der Welt und sehe: Da ist ein Typ über vierzig und der ist seit zehn Jahren arbeitslos und hockt tagein, tagaus zu Hause. Es geht ihm nicht schlecht. Er hat irgendwo Vermögen. Er will gar nicht mehr arbeiten, das sagt er selber. Dann hat er eine Ehefrau, sie ist etwas jünger. Die jobbt zwar nebenher noch ein bisschen, hat ansonsten aber halt nur diesen Ehemann um sich. Er wiederum ist ein wenig der Macho, der Pascha. Aber sie kommt schon damit klar. Sie hätte vielleicht doch noch gern ein Kind, bevor sie keine mehr bekommen kann. Das will er aber nicht. Er findet sein Leben perfekt, genau so, wie es ist und die letzten zehn Jahre war. Jetzt streiten die sich immer ein wenig. Wo er aber dieser Paschatyp ist, geht das immer so aus, dass er sie zusammenstaucht, sie klein beigibt, weil sie doch weiß, dass anders mit ihm nicht auszukommen ist. So was kommt vor. Jetzt um dieses Paar einen Krimi konstruieren - und es geht um was, das Sache ist.

Es wurde bemerkt, dass die Geschichte an den Film „Das Haus der Lady Alquist“ erinnert. Der US-Film mit Ingrid Bergman ist von 1944, das Remake eines englischen Films von 1940, der seinerseits auf ein Theaterstück basierte. Ich lese in Wikipedia:
Für eine Weile scheint das Leben des Ehepaars perfekt zu sein, doch dann geschehen unheimliche Dinge in Paulas Umfeld: Gegenstände verschwinden, das Licht der alten Gaslampen flackert, und Paula hört eigenartige Geräusche in dem Haus. Ihr Ehemann will von ihren Beobachtungen nichts wissen, und Paula beginnt bald an ihrem geistigen Gesundheitszustand zu zweifeln. ... Im Laufe der Handlung stellt sich jedoch heraus, dass Paulas Mann Gregory seine ungeliebte Ehefrau systematisch in den Wahnsinn treiben will, um von seiner Suche nach den im Haus befindlichen Juwelen abzulenken, die Jahre zuvor bei seinem Mord an Alice Alquist nicht auffindbar waren. In der finalen Filmsequenz entdeckt Gregory die Juwelen auf dem Dachboden des Hauses, eingenäht in den Kostümen der berühmten Sängerin.
Es ist 70 Jahre her. Möglicherweise heirateten damals Mörder tatsächlich die Nichten ihrer Mordopfer, um sie dann ins ehemalige Haus ihres Mordopfers zu schleusen, weil sie sich davon erhofften, es könne der Suche nach dem Vermögen der Toten förderlich sein, bzw. das In-den-Wahnsinn-Treiben der Angeheirateten könnte noch nützlicher sein. Vielleicht aber auch nicht. Dann war es damals schon herunterfabulierter Zinnober.

Doch mittlerweile sind eben 70 Jahre vergangen und da wird man mal fragen dürfen, welcher Ehemann heute noch systematisch seine Frau in den Wahnsinn treibt, damit diese sich bitteschön selber umbringt, um ihm die Mühe zu ersparen. Wie geht das überhaupt? Wie macht man aus einer gesunden Person eine verrückte Person, ohne dass diese es merkt und auch nicht der sie behandelnde Psychiater? Eine eigentlich nicht unspannende Frage, der Text beantwortet sie uns allerdings nur unter der Voraussetzung, dass wir zufällig jemanden kennen, der an Gartenzwergephobie leidet.

Was sind das eigentlich für merkwürdig gebaute Häuser, in denen es Dachböden gibt, wenn man auf denen einen falschen Schritt macht, fällt man mindestens ein Stockwerk tiefer und kann sich das Genick brechen? Im richtigen Leben habe ich noch nie so ein Haus gesehen. Aber in US-Filmen kommt es öfter vor. Vorzugsweise in Horrorfilmen, wo man vorher immer mehrfach den herausstehenden Haken, die angebrochene Balustrade, das morsche Brett gezeigt bekommt, bevor schließlich so ein Todessturz passiert. Das hat bei hobbyschreiber ein wenig gefehlt. Die Bretter und die Lücken dazwischen hätte man vorher dreimal auftauchen lassen sollen, damit man am Ende glaubt, dass so ein Todesfall möglich ist, weil man ihn sich doch vorher schon dreimal selber so vorgestellt hatte.

Außerdem kommt dergleichen auch noch in Weib-verdrängt-Weib-Mörderthrillern vor à la „Die Hand an der Wiege“. Allein, rechtfertigt, dass Hollywood überaus viele Schwachsinnsfilmenden hervorgebracht hat, dass wir jetzt auch noch eines schreiben?
Wikipedia über „Die Hand an der Wiege“:
Sie manipuliert das hochklappbare Dach von Claires selbstgebautem Gewächshaus, so dass es bei Betreten des Hauses einstürzen muss. ...
Marlene geht hinein und wird von Scherben des einstürzenden Daches getötet. ...
Claire bricht ohnmächtig zusammen und kommt ins Krankenhaus, wird jedoch gerettet. ...
Es kommt zu einem dramatischen Showdown, in dessen Verlauf Claire Peyton mit einem vorgetäuschten Asthmaanfall überlistet und sie aus dem Fenster stößt. Peyton stürzt in die Tiefe und stirbt. Claire schaut traurig auf sie herunter und scheint Mitleid mit ihr zu empfinden.
Morten zog die Schuhe mittels der Füße aus.
Finde ich ungeschickt ausgedrückt.

Sie trat vorsichtig ins Freie aus der Terrassentür.
Finde ich ungeschickt ausgedrückt.

Morten trat zurück und musterte sie mit einem versuchten Lächeln.
Finde ich ungeschickt ausgedrückt.

Morten lag mit dem Rücken zu Luisa, als diese von einem schlechten Traum erwachte.
Finde ich ungeschickt ausgedrückt. Vor allem das „diese“. Auch erwacht man „aus“ Träumen und nicht „von“.

Er brabbelte etwas ins Kopfkissen, zog sich Selbiges über den Kopf.
Finde ich ungeschickt ausgedrückt. Selbiges klingt schlecht und müsste außerdem klein sein.

„Das ist doch absurd!“, sagte er, um festen Klang bestrebt.
„bemüht“ wahrscheinlich.

Schon von Weitem sah sie die Aufstellung der Zipfelmützen
Was sie sah, war die Aufstellung der Zwerge.

Sie strich sich die Haare hinter die Ohren, stellte die Beine aus dem Bett.
Stellte die Beine wohin? Wann stellt man Beine überhaupt jemals?

Ihre Beine wurden zu einer gefühlten Pudding-Masse.
Diese Geschichte wird zu meiner gefühlten Puddingmasse.

Ihr verlangte nach einem Glas Milch.
Finde ich ungeschickt ausgedrückt.

"Dr., Dr., sie müssen kommen!“
Man spricht nicht in Abkürzungen am Telefon, selbst wenn's schnell gehen muss. Sie groß.

Die Tür knarrte, als Luisa sie aus dem Rahmen hebelte.
Hebeln bedeutet, dass man einen Hebel ansetzt. Es werden die physikalischen Hebelgesetze wirksam. Diese Tür stelle ich mir ziemlich zerborsten vor.

An der Scheibe sank sie in eine ungelenke Sitzhaltung und schlotterte monoton vor sich hin
Finde ich ungeschickt ausgedrückt. Ihr Schottern war monoton, sein Schlottern war abwechslungsreicher.

...längliche, lose aufgelegte Bretter führten zu ihnen.
Hier mal zur Unterscheidung: Es ist nur von länglichen Brettern die Rede, nicht von runden.

Der Anblick des verzerrten Grinsens sprang ihr direkt ins Gesicht.
Anblicke springen nicht.

Die Werbung für Erdbeerkonfitüre brachte Normalität.
Finde ich ungeschickt ausgedrückt.

Altes-Holz-Geruch und Staub schlugen ihr aus der Öffnung entgegen.
Der Frisches-Brötchen-Geruch und der Neuer-Autositz-Geruch und der Kühles-Bier-Geruch oder der Gebratene-Wurst-Geruch sowie auch der Feuchte-Gruft-Geruch.

Durch die Staubflocken, die im gebündelten Licht tanzten, hindurch, sah sie...
Wenn das Licht in diesem Speicher gebündelt ist, nehme ich an, dass seine Dachluken aus optischen Linsen gemacht wurden.

Die Schrecken des Vormittags waren vorerst nur noch ein dumpfer Gedanke.
Können Gedanken dumpf sein? Möglich. Aber Schrecken können keine Gedanken sein.

Mit neu gewonnener Kraft beschloss Luisa einen Monat später, sich dem Schandfleck ihres Hauses anzunehmen.
Finde ich ungeschickt ausgedrückt.

Erst als ihr Mann mit unverwandtem Ausdruck in der Tür stand, wurden die Atemzüge wieder länger.
Was mag ein unverwandter Ausdruck sein? Und wenn ja, welcher?

Nach drei Wochen im Sanatorium ... und langen, mürbenden Gesprächen...
Ich mürbe, du mübst, er, sie, es mürbt, wir mürben, ihr mürbt, sie mürben.

Nachdem Morten seinen Qualitätskaffe bekommen ... hatte
Dieser mehrfach vorkommende Qualitätskaffee. Abgesehen davon, dass er sich mit zwei e schreibt, warum ist das so wichtig zu erwähnen, dass es nicht einfach Kaffee, sondern Qualitätskaffee ist? Und was ist Qualitätskaffee überhaupt? Tchibo ist welcher, die Hausmarke von Lidl aber nicht? Und wenn die Hausmarke von Lidl aber nur ein Tchibo unter anderem Handelsnamen wäre? Und wer hätte denn eigentlich angenommen, dass Leute, die über „Abschlüsse“ parlieren, irgendetwas anderes als Qualität trinken?

Sie war nach dem Hinlegen so fest eingeschlafen, dass sie Morten nicht bemerkt hatte, der sich mit Bedacht neben sie gelegt hatte
Was mag es mit diesem besonderen Bedacht wohl auf sich haben?

„Nein“, rief Luisa mit einem Funken Kraft. Ihr wässriger Blick schaffte es trotzdem noch, ihn zu verurteilen.
Wieso „trotzdem“? Sie hat nicht mehr viel Kraft, aber sie hat noch welche. Und jetzt kann sie irgendwie kucken. Obwohl das.

Und im roten Licht der Digitalzahlen stand ihr Anführer...
Meines Erachtens müsste es Ziffern heißen.

Auf dem Nachtschrank zeigte der Wecker 3,15 Uhr, sonst nichts.
Keine Digitaluhr meines Lebens zeigte jemals Kommas.

Ihr blau behandschuhter Handrücken strich über die Stirn, hinterließ einen Schaumkrümel in den hellen Ponylocken.
Wir haben das mal an der Uni gemacht: versucht, sämtliche semantischen Merkmale von einzelnen Wörter aufzuschreiben. Also die Bedeutungsnuancen, die sie alle umfassen. Dann ähnliche Wörter daneben stellen. Man findet raus, dass sie viele gleiche Bedeutungsmerkmale umfassen, aber nicht 100-prozentig alle. Daher sind die Wörter ähnlich, aber nicht gleich. Wenn ich so etwas für „Krümel“ tun würde, stünde bei mir in der Liste: hart, fest, kompakt. Das würde ich dann nicht mit „Schaum“ überein bekommen.

Zu allem hin haben wir im Text immer wieder mal mit Erzählperspektivproblemen zu kämpfen. Mal schaut es aus, als würden Frau wie Mann von dritter Seite her betrachtet.

Dann wieder schaut es aus, als würden wir aus der Frau hinausschauen:
Luisa griff nach der Wischmopp-Stange. Sie wischte nicht in Achten. Achten brachten Unglück.
Anderswo aber doch wieder so, als würde aus dem Mann herausgeschaut:
Er hatte keine Zeit, und wenn er ehrlich war, konnte er ihren Glauben, auf die Ritzen zu treten bringe Unglück, nicht nachvollziehen.
Sofort tat ihm der Satz leid. Er wusste, dass sie gleich anfangen würde zu weinen. Erst würde sich der Mund verziehen, dann schickten ihm ihre Augen ein Gefühl, das ihn bis auf den Schlüpfer auszog...
Gefühle ziehen Männer aus bis auf ihre Schlüpfer. Aha. Hätte eigentlich ja doch ein interessanter Text werden können.

Als sie auf dem Marmorboden aufschlug, brach ihr Genick mit einem gemeinen Knacken.
„Gemein“ ist ein wertendes Adjektiv. Etwas ist immer nur so gemein, wie irgendwer es findet. Und wer ist das hier? Sie nicht. Sie ist tot. Die Nachbarin nicht. Die ist nicht anwesend. Er aber wohl auch nicht, denn ihn freut das Knacken wahrscheinlich eher.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Und jetzt mal nicht so schnell drüber gehoppelt: Die Todesangst eines Menschen vor Gartenzwergen ausnutzen, setzt voraus, dass es auf Erden mindestens einen einzigen Menschen mit Todesangst vor Gartenzwergen gibt. Habt ihr so jemanden schon mal getroffen? Echt? Ihr habt?

Nee, ihr habt nicht.
Ich habe auch noch keinen getroffen, der später bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Sowas gibt es also gar nicht. Ich kenne auch niemanden, der einen Schädelbruch erlitten hat. Wie könnte ich auch, sowas ist ja völlig blödsinnig. Oder ein Minenopfer. Oder einen Peruaner. Alles Quatsch! Gibt es nicht! (Wie, „im Fernsehen"? Die lügen doch immer. Die behaupten ja auch, es gäbe Leute, die so fett sind, dass sie mit einem Schwerlastkran aus dem Haus geholt werden müssen. Also bitte!)

Ferngesteuerte Gartenzwerge mit winkenden Armen! Also Leute, geht's noch? Habt ihr irgendetwas nur ahnungsweise Vergleichbares jemals in einem Hammett- oder Chandler-Roman gelesen? Also echt jetzt: Habt ihr?
Ich hab da auch nie was über Computerkriminalität gelesen, denn sowas gehört nicht in einen Krimi. Oder Giftmord im alten Rom. Und Markenpiraterie kommt auch nicht vor, wenn ich nicht irre.

Was sind das eigentlich für merkwürdig gebaute Häuser, in denen es Dachböden gibt, wenn man auf denen einen falschen Schritt macht, fällt man mindestens ein Stockwerk tiefer und kann sich das Genick brechen? Im richtigen Leben habe ich noch nie so ein Haus gesehen.
Ich auch nicht … Eh … Halt! Doch! Das Haus meiner Schwiegereltern! Na so ein Mist! Ist dieser Krimi jetzt doch gut?

Und du hast recht: Diese Story ist „leer“. Solche Skrupellosigkeit und seelische Grausamkeit, so eine „Fiesigkeit“ gibt es nirgends, nur in diesem Text. Auch, dass man Menschen nur dann auf so eine Weise (sie Dinge sehen lassen und dann so tun, als seien diese Dinge gar nicht da gewesen) verrückt machen kann, wenn das Opfer an Gartenzwerg-Phobie leidet, passt in diese „nur in diesem Text"-Gesetzmäßigkeit.

Überhaupt: Immer dieses schreckliche Rumfantasieren in der Literatur! Ich will auch lieber „echte Stoffe“ (nur bitte nichts über Nebel und Pferde, Kindesmissbrauch {so groß ist der Anteil an der Bevölkerung nun auch nicht, dass das ein normaler Vorgang wäre} oder die Folgen von Sportunfällen {ich kenne nämlich keinen, der an Spätfolgen eines Sportunfalls leidet}) statt gut geschriebener Texte.



… ich habe selten eine so bodenlose Argumentation gelesen.
 
Bei all der Groesse, traut man sich kaum noch den Mund aufzumachen...
Ich habe nichts zu meiner Verteidigung zu sagen, ausser dass es nicht mein Anliegen war, Shakespeares Hamlet neu zu erfinden. Hätte ich eine solche Geschichte geschrieben, wäre sie wohl kaum frei zugänglich in einem Forum zu lesen.
Denn die brotlose Kunst des Dichters und Denkers kann ich mir nicht leisten.
Wenn Du so etwas lesen willst, zolle dem Autor den nötigen Respekt fuer seine Zeit und Muehen und entlohne ihn!

Des Weiteren liest man aus Deiner Antwort den Groll auf dieses Forum. Ist es nicht ein wenig kleinlich und intolerant, diesen am erstbesten zu entladen, der einem unter die Schuhe kommt?!

PS: Es ist immer gefährlich, sich selbst als Mass aller Dinge zu betrachten...
 

Ati

Mitglied
Oh Mönsch! Schon wieder müssen wir so was als „Werk des Monats“ ertragen! Und schon haben gleich zwei Foren-Redakteure die zweitbeste aller möglichen Wertungen vergeben! Gibt's denn in der ganzen, riesigen Textmenge der Leselupe überhaupt nur uninteressante Texte, die man ehren könnte?
Dominik: Warum nicht? Was hat denn das mit ertragen zu tun?

Und was deine Worte
Müssen Texte von Leselupe-Autoren sich ewig und drei Tage um rein gar nichts drehen?
betrifft - also du fasst dich ja grundsätzlich auch nicht kurz (nicht falsch verstehen).

Ein Leser bemerkte, die Geschichte sei spannend. Was ist denn spannend an einem Text, in dem sich jemand von Gartenzwergen verfolgt fühlt?
Nichts für ungut, aber das empfindet halt jeder ein wenig anders.

Die Geschichte selbst hat mir übrigens gefallen. Man kann sicher noch was verbessern, aber das stört den ersten Gesamteindruck bei mir überhaupt nicht.
 
A

Architheutis

Gast
Hallo zusammen,

ich verstehe, was Dominik meint: Die Belanglosigkeit vieler Texte hier. Manchen hilft auch nicht die künstlerische Freiheit über diese Klippe.

Beim vorliegenden Text habe ich aber nicht das Gefühl, er sei belanglos. Es ist ein belletristisches Stück, soll also vorrangig unterhalten. Spontan kam mir der Gedanke an "Besser gehts nicht" mit Jack Nicholson. Der weicht auch jeder Pflasterritze aus, und das ist noch das Harnloseste, was ihn umtreibt. Ergo müsste dieser Film ja enorm belanglos sein, denn so abgedreht ist doch kein Zweiter, oder?

Oder eben doch: Jeder hat seinen privaten Tick. Einer erzählte mir mal, es gäbe eigene Foren, in denen jeder seinen Tick vorstellt.

Insofern kann man sich darin wiederfinden. Ebenso wird eine unglückliche Ehe skizziert, welche die Ehefrau mit materialistischer Wut zu kurieren versucht. Ich muss mir nur jeden zweiten Haushalt angucken um zu erfahren, wie abgedreht das ist. Und der Ehemann betrügt seine Frau mit der Nachbarin - abgefahren!

Zur Verifizierung anbei mal ein Link, was in des Menschen Kopf so alles vor sich gehen kann. Es ist erstaunlich!

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j...sg=AFQjCNFbnDCdWgJrrVFxmjpuwqYdsLZxGA&cad=rja

In dieser Liste fehlt mir persönlich noch die hier:

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j...sg=AFQjCNFHIFq5p2Trixh-I5Kak5UkH8IMYA&cad=rja

Soviel zur Unglaubwürdigkteit einer Angst vor Gartenzwergen.

Einzig, wirklich störend finde ich den Schluß, vielmehr das "geplante Attentat". War vorauszusehen, dass sich Lusia in Panik das Genick brechen würde? So ohne Weiteres eher nicht. Vielleicht bastelt man hier besser noch bauliche Begebenheiten ein, die einen solchen Sturz planbar erscheinen lassen.

@Dominik: Vielleicht hilfts, den Text als "Splatter-Movie" zu lesen, so ähnlich wie "Chucky, die Mörderpuppe". Ich jedenfalls habe es so empfunden und hatte daher einen gewissen Lesespaß. ;-)

Lieben Gruß,
Archi
 
Ich schmeiss mich weg! :D :D :D

Das gibt noch eine bessere Story als die, der Gartenzwerge!!
Unbedingt die Links im Beitrag ueber mir klicken! Vorher natuerlich den Beitrag lesen.
Und mir dann berichten, ob man sich -in Angesicht der Probleme fuer die Betroffenen- das Lachen beim Lesen des ersten Satzes im zweiten Link, verdruecken konnte. :D
 
A

Architheutis

Gast
Ich schmeiss mich weg!

Das gibt noch eine bessere Story als die, der Gartenzwerge!!
Ist das eine Drohung? :)

Ja, das Ding mit der Ente ist wahrlich auch mein absoluter Favorit.

Man kann seine eigenen Beiträge nicht oft genug gegenlesen:
und das ist noch das [red]Harn[/red]loseste
Wie bitte? :)

So, jetzt aber zurück zum Text. ;-)
 
D

Dominik Klama

Gast
Den Chucky-Mörderpuppe-Film habe ich leider nie gesehen. Aber wie einen Splatterfilm kann ich es nicht auffassen. So was würde sich ja dann dadurch auszeichnen, dass bei der Beschreibung der Körperverletzungen ziemlich in die Details gegangen würde.

"As good as ist gets" ist übrigens einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Ich mochte besonders Holly Hunter darin. Nun kenne ich mich leider eigentlich gar nicht bei psychischen Erkrankungen aus, aber bei Jack Nicholson und seinem Bemühen, auf den Gehwegen niemals auf eine Pflasterritze zu treten, nahm ich das ab, weil - zum Einen - es nicht zentral für die Geschichte ist, es ist nur ein bizarres kleines Detail, das veranschaulichen soll, dass er nicht ganz normal ist. Für die Handlung dieser Geschichte und das Gelingen des Mordplans ist die Gartenzwergphobie aber unverzichtbar. Daraus ergibt sich für mich der Anspruch, dass diese glaubhaft zu sein hätte. Ich bleibe dabei, selbst wenn 1000 Leute mit Gartenzwergephobie längst medizinisch dokumentiert sind, dass man nicht nur andeuten darf, in ihrer Vorgeschichte wäre was vorgefallen, was ihr diesen "Komplex" für den Rest ihres Lebens eingegeben hat, sondern irgendwas Genaueres über diese Vorgeschichte dann auch noch erzählen müsste.

Zum Zweiten, dachte ich, dass Nicholsons Sorge um Pflasterritzen etwas mit "Autismus" zu tun hätte. Das scheint mir ein ziemlich anderes Krankheitsbild zu sein als hier. Hier scheint es mir um etwas wie "Paranoia" zu gehen.

Übrigens konnte ich aber in der doch ziemlich langen Liste eine Angst vor Gartenzwergen nicht finden. Falls es eine Angst vor Enten gibt, beweist das gar nichts.

Noch mal zu der fehlenden Decke bzw. dem fehlenden Boden des Dachstuhls, durch den sie dann fällt.

Es ist da von gelbem Dämmmaterial die Rede. Wir könen uns das vorstellen. Haben wir alle schon mal irgendwo rumliegen sehen bei einer Baustelle. Allerdings meine ich, dass dieser Isolierstoff für Wände und die "Außenhaut" eines Hauses (meinetwegen auch Dächer) eher verwendet wird als für Geschossdecken innerhalb eines Hauses.
Es gibt beim Hausbau einen Unterschied zwischen Wänden und Zwischendecken.

Ziemlich klar dürfte sein, dass die allermeisten Häuser nicht von ihren Mauern getragen werden. Das ist historisch gesehen auch schon sehr lange so. Vielmehr steht das Haus sozusagen punktuell auf einer tragenden Gitterkonstruktion. Da wird vorher berechnet, wie die Schwerkraftzüge wirken. Wir können uns das gut vorstellen, wenn wir an Fotos vom Erbauen von Wolkenkratzern denken. Das ganze Ding stabilisiert sich insgesamt über die tragenden Stützen, Pfeiler, Säulen, die heutzutage (im Gegensatz zu früher) nicht mal mehr an den Ecken der Gebäude stehen müssen. Die Mauern und Zwischenwände sind dann eigentlich nur noch "Gelumpe", das man dazwischen stopfen muss, damit die Leute es selbst im Winter warm haben, Regen und Wind nicht durchs Haus pfeifen. Heutzutage kann man da zu 100 Prozent Glas einsetzen, früher waren das geflochtene Zweige, zwischen die man eine Masse aus Stroh und Lehm geschmiert hat. Und natürlich kann man heutzutage an diesen Stellen auch wunderbar leicht gelben Isolierkunststoff einsetzen, diesen außen verputzen und dann bemalen. Aber unheimlich stabil ist so was nicht. Theoretisch kann man da mit einem Gewehr durchschießen.

Da nun Decken schon einigermaßen stabiler sein sollten, man weiß ja nicht, wie viele Klaviere, Kühltruhen und Swimmingpools die Leute irgendwann noch einbauen, sind diese schon immer anders konstruiert worden als Wände. Auch im Mittelalter wäre ein Haus schon stehen geblieben, wenn man die Decken herausgerissen hätte. Es stand eben auf diesen Balken, die auch hier in der Geschichte vorkommen. Auf die Balken hat man dann früher beispielsweise dicke Eichenbohlen genagelt. Darauf konnten größere Gesellschaften herumtanzen. Heute sind wir es gewohnt, dass die Böden/Decken nicht mehr aus nebeneinandergelegten Einzelteilen bestehen, sondern massiv sind. Beim Hausbau wird zuerst das tragende Stützenwerk errichtet, dann werden Stahlgittermatten ausgelegt und die werden mit Beton ausgegossen.

Um so eine Decke handelt es sich hier bei diesem kleinen Eigenheim anscheinend nicht. Sondern um eher den genannten historischen Typ. Da will ich nun auch nicht bestreiten, was Jon gesagt hat, dass man hin und wieder ein Haus sehen kann, wo eine Decke komplett vorübergehend entfernt ist, weil sie erneuert wird. Allerdings kann festgehalten werden, dass so ein Anblick mittlerweile eher selten geworden sein dürfte.

Dass danach einfach diese gelben Dämmstoffplatten zwischen die Balken gesteckt werden, halte ich aber für ziemlich unmöglich. Sondern: In so einem Fall dürfte erst unten an Leisten eine Bretter- oder Plattenschicht eingezogen, dann das gelbe Material eingesetzt und zuletzt darüber noch mal eine Plattenschicht eingebaut werden. Schon fragt sich, wie sie durch die gelben Platten brechen soll, wenn darunter noch mal andere Platten schon vernagelt sind.

Aber anscheinend sind wir noch gar nicht so weit. Wir sind genau bei dem Moment, wo die Decke ganz weg ist und nur das Balkenwerk noch steht. Da frage ich mich dann, warum das gelbe Material schon dort oben gelagert ist und worauf der ganze Haufen eigentlich ruht.

Gut. Also vorstellbar ist, dass die Decke fehlt, dass da vielleicht nur Folie zwischen den Balken gespannt ist, damit von den Dachziegeln her kein Staub und keine verirrten Regentropfen in das Schlafzimmer weiter unten rieseln. Aber dann ist das natürlich eine Baustelle mit Lebensgefahr und die wäre im Normalfall nicht frei zugänglich. Gut, dass es hier doch so ist, liegt daran, dass es ein kleines Privathaus ist, wo vielleicht der Hausherr zusammen mit paar Kumpels die Arbeit sowieso nur am Wochenende selber macht. Dennoch müsste der Ehemann seiner Frau natürlich davon abraten, ausgerechnet jetzt was vom Speicher zu holen. Gut, er macht das halt nicht, weil er sie umbringen möchte. Weil er es gerade drauf anlegt, dass sie dort oben herumklettert.

Sicher ist der Plan aber auf jeden Fall nicht. Ich würde mich nicht so sehr mit der Frage aufhalten, ob man bei einem solchen Sturz ein Stockwerk hinab sich in jedem Fall tödliche Verletzungen holt. Wenn es halt so nicht klappt, muss er es später noch mal probieren. (Da hatte ich mich bei "Die Hand an der Wiege" schon eher gefragt, ob man tatsächlich davon ausgehen kann, wenn ein Glasdach über einem zersplittert, dass dann in jedem Fall spitze Scherben so heftig und so genau auf einen herabfallen, dass sie einem die Halsschlagader zerschneiden.) Ich würde mich eher fragen: Warum kann er eigentlich davon ausgehen, dass der Zwerg sie in jedem Fall so erschreckt, dass sie weder auf den Balken noch auf den doch anscheinend im größerem Umfang ausgelegten Weg-Brettern bleiben wird bei ihrem Zurückweichen?

Wenn es dort oben zwischen dem tragenden Balkenwerk nicht eine ganze Menge von so ausgelegten Brettern gäbe, würde man dieses Aufräumen im Dach nicht anfangen können.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ich will nicht so lange rumschwafeln: Da steht weder, dass der Dämmstoff in der (Zwischen)Decke ist (das Wort „Dachboden" wird in erster Linie für die Räumlichkeit benutzt, nicht den architektonischen Boden), noch steht irgendwo, dass der Sturz geplant war (sie in die Geschlossene zu bringen und/oder entmündigen zu lassen, hätte denen vielleicht auch auch gereicht). Und natürlich sind „Angst vor Punkten“, „Angst vor England“, „Angst vor Zahlen“, „Angst vor asymmetrischen Dingen“, „Angst vor Clowns“, “Angst vor Dingen, die sich an der rechten Körperhälfte befinden“, „Angst vor einem Kinn“ … so viel plausibler als "Angst vor Gartenzwergen“, dass letzteres unbedingt in dieser „keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit erhebenden Phobienliste“ stehen muss, um nicht lachhaft zu sein …
 

Claus Thor

Mitglied
Hallo Leute, es ist sehr Amüsant eure Kommentare und Schlussfolgerungen der prämierten Geschichte zu lesen. Vorweg, ja, sie gefällt mir und ist recht gut geschrieben, vielleicht ein zwei holprige Stellen, aber hey, wer schreib hier schon perfekte Stories? Es könnte sein, dass es einige hier meinen, aber irgendwo fehlst dann doch… egal, die Story hat es verdient prämiert zu werden.
So, dass mit dem Dachboden kann ich bestätigen! Wie? Tja, ich habe zwei Häuser von denen ich eines als Geschäft vermiete. Und so war da auch mal ein Dönerladen drin, geleitet, natürlich von einem Türken. Der Typ war echt krass. Er schien permanent an Langeweile zu leiden, um diese zu überbrücken dachte er sich so manch Kuriose Dinge aus. Ich erwischte ihn hinten auf dem Hof beim Kokeln; oder beim Aufknüpfen meines Maschendrahtzauns, welche dann als Schlupfloch für meinen Hund diente; ferner krabbelte er wohl gern auf meinem Dach herum, was weiß der Geier was der da wollte; in Erfahrung brachte ich es nur, als ich eines Tages einen lauten Schrei hörte und dann ein klägliches Gejammer vernahm und nicht gleich wusste woher dies kam.
Zunächst war ja auch nichts zu sehen. Aber der Jammer kam vom Dach, zumindest ungefähr. Also folgte ich den Geräuschen und kam schließlich auf dem Dachboden an. Hier musste der Quell des Jammerns sein.
Um auf das Dach zu steigen muss man durch eine Dachluke, logisch, und diese war über einen Raum der ein Drittel des Fachwerkbodens einnahm. Er war verschlossen. Aber es ging eine schmale Stiege nach oben. Die Decke des Raums war mit Gipskartonplatten, Dämmstoff aus Mineralwolle und Schalbretter gedeckt. Man könnte meinen, dass da nichts passieren kann, aber weit gefehlt. Als ich die Tür aufschloss und das Licht anknipste, sah ich zu meinem Erstaunen, Zappelbeine aus der Decke ragen. Wenn der Mann nicht so Dick gewesen wäre, wäre er wohl ganz durch die Decke gekracht, und hätte sich durchaus das Genick brechen können. Ich bin nun kein Experte, aber hätte doch sein können oder?
Eine wahre Geschichte.
 



 
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