Du kimmst ausn Nöwe

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huwawa

Mitglied
Du kimmst ausn Nöwe

Du kimmst aus an Nöwe,
va irgendwo her,
van Anfang hast selbm koa
Erinnerung mehr.

Du rennst über Wiesn,
voll färbiger Pracht
und tanzt mit de Wichterl
und Elfm af d` Nacht.

Dann kimmst af a Wegerl,
scho` austretn a weng,
a Zaun wosd net ausmagst
und stellnweis recht eng.

Des Wegerl muaßt durchi,
machts a a weng Müah
und dann hast af oamal
vül Straßn vor dir.

Da suachst dann an Eichtl,
probierst dort und da,
dann findst da de rechte
und derer gehst na.

Dei Straß is net oiweu
schen ebm und schnurgrad,
durch Kurvm und Schluchtn
kimmst nedda mit Not!

Bergauf und berga gehts,
es fragt neamds: „Bist müad“?
Du muaßt oiweu weida
und zruck kannst koan Schriatt!

Dann wirds langsam ru`iger,
`s bleibt oiweu mehr hint,
du merkst, daß dei Straßn
bald irgndwo vaschwindt!

Dei Roas geht en End zua,
du schaust van a Heh
in Abndliacht awi
am ewign See.

A Nöwe liegt drüber,
drum woaßt a`s net gwiß,
kannst nedda dran glaubm, daß
a Uafer drent is!

©gregor riegler 1993
 

huwawa

Mitglied
hallo saurau

verstehe ich zwar nicht ganz was du meinst; das ist nach deinen worten auch das beste! aber es freut mich, dass dir das gedicht gefällt. es ist zwar schon ziemlich alt, wie man sieht. aber gestern war ich nicht ganz auf dem damm, hatte etwas fieber und so eine melancholische stimmung, da ist es mir wieder eingefallen.

liebe grüße
huwawa
 
S

Saurau

Gast
schönen guten tag,
huwawa!

ich wollte damit meine anerkennung auf den punkt bringen, da mich dein gedicht auf eine schöne reise mitgenommen hat und ich finde, dass du den ton hervorragend getroffen hast. ich kenne einige mundartgedichte in solcher oder ähnlicher form, aber das hat mich wirklich fasziniert.

tut mir leid, wenn ich mich missverständlich ausdrückte! es gab für mich halt außer einem dicken lob nichts mehr zu sagen.

lg daniel
 
K

Kultakivi

Gast
Hallo Huwawa,

Was nich all giv !

...bin ich als Norddeutscher in diesem Fall geneigt zu sagen.

Alle Achtung,
ist wirklich klasse. Das in deiner Mundart gedichtete Stück schwebt leichtfüssig daher und zieht "tänzelnd" an meinem inneren Auge vorüber. Hol's der Dübel, aber irgendwie erinnert mich deine Dichtung an Eichendorff. Weiss gar nicht so genau, wieso eigentlich. Muss das sein, was zwischen den Zeilen aufsteigt, leichtfüssig, romantisch.
Diese deine Dichtung zählt zu den besten Stücken diesseits und auch jenseits der Leselupe.

Habe die Ehre,

Kultakivi
 
M

Melusine

Gast
Hallo huwawa,
schließe mich dem Lob an... ich hab Mundartdichtung immer als was "Altbackenes", Konservatives betrachtet, aber du zeigst da, dass es auch anders geht. Schön zu lesen. Und wenn's denn sogar ein Norddeutscher versteht - ?! Erstaunlich.

LG Mel
 

huwawa

Mitglied
@ kultakivi

Also dass es einem "Nordlicht" die Mühe wert ist, das zu lesen, finde ich schon erstaunlich! Danke für das große Lob K.

@ melusine

Auch dir Dank für das Lob. Es ist ein sehr konventionelles Gedicht, finde ich. Aber auch Mundart bietet viele Möglichkeiten für poesievolles Schreiben. Sie wird oft unterschätzt - dabei hat gerade in Wien z. B. ein H.C. Artmann (& andere) sie in den 50ziger Jahren geradezu salonfähig gemacht.

liebe Grüße
huwawa
 
M

Melusine

Gast
Hallo huwawa,
an H.C. Artmann dachte ich gar nicht - du hast Recht.
Was mir an deinem Gedicht gefällt ist übrigens gerade, dass du eine traditionelle Form so verwendest, dass es schön zu lesen ist (und eben nicht wie "Aufgewärmtes von Vorgestern" wirkt).

LG Mel
 
B

Burana

Gast
Gstanzerl? Ich habs die ganze Zeit über 'mitgesungen'. Gefällt mir, huwawa.
Liebe Grüße, Burana
 



 
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