Du redest

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zarah

Mitglied
Du redest
Ich höre
Du redest weiter
Ich höre weiter zu
Du redest Dich in Rage
Ich fange Deinen Zorn

Ich stecke ihn mir
In die Tasche
Schweigend
Hoffend
Dass er sich dort
Selbst verdaut
Rückstandslos
Irgendwann

Und dann
Irgendwann
Kommt der Tag
An dem ein riesengroßer Haufen
Ausgeschissen wird
Der so zum Himmel stinkt
Dass selbst der liebe Gott
Nicht anders kann
Als alle Fenster
Oder Türen
Gleich zu schließen
 

Gerd Geiser

Mitglied
Hallo zarah, hilf mir mal weiter.
In deinem Gedicht ist viel vom Reden die Rede, aber eigentlich ist es ja ein Gedicht zum Thema Schweigen und seine Folgen. Irgendwann muss alles Geschluckte raus, aber weil immer nur geschluckt und nicht geredet, oder besser: geantwortet wurde, kann zum Schluss nicht einmal mal mehr der liebe Gott helfen. Meine Frage: Müsste es zum Schluss nicht heißen: Ungemach ist unauflöslich verbunden mit dem Schweigen?

Klär mich mal auf.

Lieben Gruß
GG
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Zarah

Ich mag es ja gerne derb aber hier fehlt mir der Witz bei der Sache und zwar inhaltlich wie sprachlich.

Nix für ungut.

Gruss

Jürgen
 

zarah

Mitglied
Hallo Gerd,

natürlich geht es hier auch um das Schweigen, doch ich denke nicht, dass dieses Wort deshalb im Text unbedingt vorkommen muss – es steht zwischen den Zeilen.
Reden und Schweigen - zur falschen Zeit in der falschen Form.

Stell es Dir so vor:
Dein Gegenüber, dem Du bilateral verbunden bist, redet mit Dir in einer Art und Weise, die Du eigentlich nicht magst. Du denkst: OK, steck es einfach weg, wahrscheinlich ist es ja garnicht so gemeint; es ist ja auch nicht so wichtig; und außerdem bin ich ja stark genug, um das aushalten zu können. So denkst Du Wochen, Monate oder sogar Jahre. Leider speicherst Du am liebsten die negativen Aussagen in Deinem Gehirn und kombinierst Sie dort mit Deiner Interpretation. Irgendwann macht die von Dir erstrebte Geistesgröße schlapp und in einem gänzlich unpassenden Moment rufst Du all diese Daten aus Deinem Hirn ab und bombadierst Dein Gegenüber damit. Dieses kann dann nicht anders, als sich so zu fühlen, als ob ein Haufen “gequirlter Scheiße” über ihm ausgegossen wird - ungerechtfertigt. Aber auch Du fühlst Dich schlecht; denn nach diesem Ausbruch müsstest Du eigentlich erstmal etliche Adjektive in Frage stellen, die Du Dir selbst immer so gerne zugeordnet hast: cool, stark, intelligent, diplomatisch, tolerant, usw.. Machst Du natürlich nicht gern und sagst Dir: Ach hätte ich doch lieber den Mund gehalten.

Den letzten Satz (Wahrlich, Ungemach ist unauflöslich verbunden mit dem Reden) werde ich rausnehmen. Ich muss zugeben, dass ich hier lediglich ein Zitat “verwurstet” habe; stammt aus einem mittelalterlichen arabischen Text und ist einer der wenigen Sätze, die noch auf arabisch aufsagen kann; in diesen Kontext hier passt die Übersetzung tatsächlich nicht ganz.

Besten Dank für Deine Kritik und Nachfrage,

Zarah
 

zarah

Mitglied
Hallo Jürgen,

das Derbe ist eigenlich so garnicht meine Sache und ich hatte mir - kurz – überlegt, ob der Ausdruck “ausgeschissen” wirklich sein muss.
Nun ja, er musste sein.
Du hast schon recht: Dieser Text ist weder inhaltlich noch sprachlich bemerkenswert. Es ist eines dieser “Auskotzgedichte”, die in wenigen Minuten entstehen und nicht mal Bekanntschaft mit einem Textverarbeitungsprogramm schließen durften. Ich bin ja selbst nicht der Meinung, dass sowas gleich als “Werk” in der Lyrikabteilung landen sollte, habe aber andererseits schon die Erfahrung hier in der LL gemacht, dass ein von mir in der Schreibwerkstatt abgelegter Text quasi keine Reaktion hervorgerufen hat; nur der Redakteur fragte, was ich eigentlich für eine Hilfestellung erwarte, der Text sei doch nicht so schlecht; und ich muss sagen: Ich selbst schaue eher selten in der Schreibwerkstatt vorbei. Ich werde darüber nachdenken, ob ich das nicht mal ändern sollte.

LG
Zarah
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Zarah

Das sind Sünden, von den auch ich nicht frei bin.

Mich verwundern nur immer wieder die guten Bewertungen. Ob mich ein Text emotional anspricht ist zwar ein wichtiges Qualitätskriterium, jedoch nur für Banausen das einzige.

Ich wundere mich immer noch, weshalb man hier emotional und ohne Substanz Texte einstellen darf, das selbe dann aber nicht für Kommentare gilt.

Es ist ja auch verständlich: Wer stellt schon freiwillig ein Werk in die Schreibwerkstatt, wer will schon freiwillig Zeugs lesen, das augenscheinlich nicht mal den Autoren selbst überzeugt?

Da klaffen Anspruch und Wirklichkeit der LL weit auseinander. Mindestens 2/3 der Texte haben mit Literatur nichts oder nur wenig zu tun, was "ungestraft" bleibt.

Eine Reaktion wie die deine ist ob dieser Zustände wirklich bemerkenswert, ja vorbildlich.

So, genug kluggescheissert.......

Liebe Grüsse

Jürgen

(Der damint explizit keine erneute Diskussion lostreten möchte!)
 



 
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