EIN HERBSTTAG

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HarryHaller

Mitglied
EIN HERBSTTAG



Im Nebel geboren erwachst Du
Und erweckst das Leben
Damit es noch einmal den Tag genießt
Und Früchte trägt
Früchte für den Frühling
Deinen liebsten Freund



Schön und reich soll er sein
Sorge tragen für Neues, Altes, Vergangenes und Geborenes
Ebenso wie er selbst ist der Mensch
Der Freude hat an allem
Was ruhevolle Bewegung in sich trägt
Und friedvoll seinen Weg der Wiederkehr bestreitet



Und doch : Utopie bleibt es immer
Auch wenn die Feder das Falken
Durch die Lüfte schwebt
Um irgendwann einmal landend
Einem Hasen
Über das Fell zu streicheln...




EK´ 85​
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo Harry,

dein Gedicht zeigt kluge & schöne Stellen, bedarf aber m. E. noch eines gewissen Schliffs, bzw. der Überarbeitung.

Dazu möchte ich dir einen Vorschlag machen:

EIN HERBSTTAG

Im Nebel [strike]geboren[/strike] erwachst Du
Und erweckst das Leben
Damit es noch einmal den Tag genießt
Und Früchte trägt
[strike]Früchte für den Frühling
Deinen liebsten Freund[/strike]

Schön und [strike]reich[/strike] üppig sollen die sein
Sorge tragen für Neues, Altes, Vergangenes [strike]und Geborenes[/strike]
[strike]Ebenso wie er selbst ist der Mensch
Der Freude hat an allem[/strike]
Ruhe in sich haben
Und friedvoll den Weg [strike]ihrer[/strike] der Wiederkehr bestreiten


Und doch : Utopie bleibt es immer
Auch wenn die Feder das Falken
Durch die Lüfte schwebt
Um irgendwann einmal landend
Einem Hasen
Das Fell [strike]zu streicheln[/strike] zu streifen ...
In der Lyrik ist oft weniger mehr.

Die Zentrierung würde ich aufgeben. Eine solche passt nur in den seltensten Fällen ...

Sehr gelungen finde ich die letzte Strophe.

Liebe Grüße
Heidrun
 

HarryHaller

Mitglied
Liebe Heidrun,
vielen Dank für deine Zeilen und Mühen. Endlich gibt es mal eine Reaktion- Danke!

Ich kenne mich hier noch nicht so aus mit Zitaten einfügen (quote?) und daher versuche ich, ohne zu antworten:

Ich weiß nicht viel über Versmaß und solche Dinge, hoffe aber, dass ich das noch erlerne, denn eine ansprechende äußere Form kann Inhalte bestimmt besser transportieren als meine "ungeschliffene" Art.
Bei deinen Vorschlägen habe ich aber z.T. das Gefühl, das mir Inhalte verloren gehen:

"Im Nebel geboren"
hier streichst du "geboren", es soll aber Hoffnung ausdrücken und zeigen, dass der Herbst auch etwas Werdendes hat und nicht nur Sterbendes...

"Früchte für den Frühling"
Die beiden Zeilen streichst du ganz, aber so hat die 2. Strophe keinen Sinn mehr, da sich das "Sorgen tragen" und das "schön und reich" auf den Frühling bezieht und nicht auf die Früchte...

"und Geborenes"
hmm, das könnte wegfallen, aber dann würde ich Vergangenes auch wegnehmen oder beides lassen und "Neues und Altes" streichen...

"Ebenso wie..."
Diese Zeilen sollen einen Bezug zum MEnschen darstellen, aber eigentlich nur zu bestimmten, zu denen, mit ruhigen und wachen Herzen...aber Du hast recht, so wie ich es schrieb, klingt es schlecht...

"zu streicheln"
du änderst in "zu streifen", das klingt feiner, eleganter, aber nimmt der Handlung ein wenig eigene Aktivität und auch Intensität und vielleicht auch die Intention, denn das ein Falke einen Hasen steicheln könnte soll ja die gleiche Utopie oder das Dilemma des Menschen ausdrücken, der es auch nicht schafft, seine "Beute" zu verschonen bzw. ihr sogar was Gutes zu tun...

Über Zentrierung habe ich mir so noch keine Gedanken gemacht. Da ich Gedichte öfter ausdrucke und in einem Rahmen aufhänge, finde ich es einfach schöner, wenn es zentriert ist, da es so symmetrisch im Rahmen aussieht...

Hier meine Überarbeitung,vielleicht ist das besser, ich hoffe es:

EIN HERBSTTAG

Im Nebel geboren erwachst Du
Und erweckst das Leben
Genieße mich an diesem Tag
Und trage Früchte für den Frühling
Deinen liebsten Freund

Schön und reich soll er sein
Sorge tragen für Vergangenes und Geborenes
Ebenso ist der Mensch
Der Ruhe in sich trägt
Und friedvoll den Weg der Wiederkehr bestreitet

Und doch :
Utopie bleibt es immer
Auch wenn die Feder das Falken
Durch die Lüfte schwebt
Um irgendwann einmal landend
Einem Hasen
Über das Fell zu streicheln...


Über eine Antwort würde ich mich freuen- vielen Dank!

Lieben Gruß
Eric
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Eric,

jetzt scheint es mir viel klarer, auch besser, und ich verstehe, was du sagen willst.

Mit einer Stelle habe ich noch ein Problem:

Ebenso ist der Mensch
[blue]Der Ruhe in sich trägt
Und friedvoll den Weg der Wiederkehr bestreitet[/blue]

Glaubst du das wirklich? Ist es nicht vielmehr so, dass er danach streben sollte, es aber (fast) nie erreicht?
Besser wäre deshalb wohl:

Ebenso [red]wie[/red] der Mensch

Was meinst du?

Wenn du eine neue Version einstellen willst, musst du übrigens nur auf "bearbeiten" gehen, den alten Text löschen und den neuen einstellen. Der alte Text bleibt in jedem Fall erhalten (als 1. Version, 2. und sofort).

Die Zentrierung, ebenso wie jede Interpunktion, hat in der Lyrik durchaus Bedeutung. - Nimmt man beispielsweise einen komischen Text, passt die Zentrierung, in anderen Fällen eigentlich fast nie ... ;) lenkt nur ab.

Freundliche Grüße
Heidrun
 

HarryHaller

Mitglied
Liebe Heidrun,

nochmals Dank- mir selbst gefällt es jetzt auch besser. Es ist eins meiner ersten Gedichte (von 1985, da war ich 19 Jahre alt) und da ich leider "nur" ein intuitiver Schreiberling bin, hab ich das es noch nicht so mit der äußeren Form, aber vielleicht bessere ich mich ja noch...

Zu dem "wie" als Verbesserung zum "ist":

Ich empfinde da keinen erkennbaren Unterschied.

"Ebenso ist der Mensch, der..." bedeutet auch, dass eben nur derjenige Mensch so ist, wenn er ...etc. Es bedeutet nicht, dass jeder Mensch so ist.

Vielleicht kommt es mit dem "wie" eine Nuance klarer raus...

Danke für all Deine Tipps, werde das Abändern gleich mal versuchen...

Liebe Grüße Eric
 

HarryHaller

Mitglied
EIN HERBSTTAG

Im Nebel geboren erwachst Du
Und erweckst das Leben
Genieße mich an diesem Tag
Und trage Früchte für den Frühling
Deinen liebsten Freund

Schön und reich soll er sein
Sorge tragen für Vergangenes und Geborenes
Ebenso wie der Mensch
Der Ruhe in sich trägt
Und friedvoll den Weg der Wiederkehr bestreitet

Und doch :
Utopie bleibt es immer
Auch wenn die Feder das Falken
Durch die Lüfte schwebt
Um irgendwann einmal landend
Einem Hasen
Über das Fell zu streicheln...


EK 85
 

revilo

Mitglied
Hallo Harry ,ich habe das Ding mehrmals gelesen und werde damit überhaupt nicht warm. Deine conclusio mit dem Hasenfell ist für mich unverstädlich.Die erste Strophe ist schön, aber der Rest will einfach nicht passen. Das alles wirkt auf mich sehr bruchstückhaft und unausgegoren. Bitte jetzt keine langen Erklärungsversuche. Ein Gedicht muß für sich selbst sprechen. Deines tut es leider nicht. LG revilo
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo,

Auch wenn die Feder [strike]das[/strike] [blue]des[/blue] Falken
- Einen kleinen Flüchtigkeitsfehler hast du noch übersehen.

Mir gefällt es so ganz gut, wenn es natürlich auch noch keine Meisterstück ist. ;)

Wenn ich dir noch einen kleinen Tipp geben darf (den habe ich hier schon öfter verteilt, und er hat bei manchen gute Früchte getragen): Nimm dir einfach mal ein einfaches Reimschema vor - Schiller gibt da vieles her - und versuche mit eigenen Worten einen sauberen 4 - oder 6-Zeiler zu schreiben. Das übe immer und immer wieder, bis du ein Gefühl für Metrum und Rhythmus bekommst. Sehr dienlich sind auch Bücher wie "Die Einführung in die Verslehre" (Reclam) etc.

Wenn du dich damit ausreichend auseinandergesetzt hast, gelingen auch freie Texte besser.

Ich meine das ganz ernst und keineswegs arrogant. :)

Hier im Forum würde ich mich an den Leuten orientieren, die reimen k ö n n e n. Zuweilen erhält man nämlich auch Ratschläge von solchen, denen es selber überhaupt nicht gelingt. ;)

In diesem Sinne:
Frohes Werkeln
Heidrun
 

HarryHaller

Mitglied
EIN HERBSTTAG

Im Nebel geboren erwachst Du
Und erweckst das Leben
Genieße mich an diesem Tag
Und trage Früchte für den Frühling
Deinen liebsten Freund

Schön und reich soll er sein
Sorge tragen für Vergangenes und Geborenes
Ebenso wie der Mensch
Der Ruhe in sich trägt
Und friedvoll den Weg der Wiederkehr bestreitet

Und doch :
Utopie bleibt es immer
Auch wenn die Feder des Falken
Durch die Lüfte schwebt
Um irgendwann einmal landend
Einem Hasen
Über das Fell zu streicheln...


EK 85
 

HarryHaller

Mitglied
An Heidrun

Liebe Heidrun,

vielen Dank für die vielen Tipps, kann ich gut gebrauchen...wird aber wohl ne Weile dauern, bis ich die beherzigen kann...

Lieben Gruß und Danke
Eric
 

wirena

Mitglied
...letzter Vers und danke für die Anregungen der Kommentatoren

Hallo HarryHaller und revilo

Gerade die letzten Zeilen liessen mich lächeln – die fruchtbaren Hasen sollen sich vermehren, mein Gedanke, und so hoffe noch mehr von Dir HarryHaller zu lesen – bin am Kennenlernen der Versmasse und noch echt am „studieren“ – ahnen ist eine Sache, bewusstes erkennen, begreifen eine andere – wird wohl noch eine Zeit dauern bis ich dahinterkomme :)
Lg wirena
 

HarryHaller

Mitglied
Liebe Wirena,
eigentlich ist die letzte Strophe so gemeint:

Falke= Jäger, Hase= Beute, Bestimmung des Falken= Jagen, Bestimmung des Hasen= Fliehen

Wenn nun wie hier durch Zufall die Feder den Hasen verschont und sogar streichelt, bleibt es trotzdem Utopie, dass sich an der Jäger-Beute-Beziehung je etwas ändern wird.

Übertragen soll das leider auch bedeuten, dass wir Menschen, die wir ja auch Jäger sind, es nicht schaffen werden, ein gewaltfreies, liebendes Leben zu leben, auch wenn wir zuweilen ganz bewußt jemanden oder etwas verschonen...

LG
Eric
 



 
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