Eduard

2,00 Stern(e) 3 Bewertungen

simbad

Mitglied
Eduard stand in seinem alten, gestreiften Schlafanzug am Fenster seiner 20 qm 1-Zimmer Wohnung und schaute aus dem dreißigsten Stockwerk des Wohnturms, in dem seine Wohnung lag, auf die Welt hinunter, die er nicht mehr verstand. Immerhin hatte er es sich leisten können so weit oben eine Wohnung zu nehmen, da konnte er, wenn er seine Brille abnahm, was er immer öfter tat, wenigstens nicht erkennen was da unten eigentlich alles passierte. Er hörte immer wieder mal davon, das in seiner Gegend jemand überfallen worden sei, oder das bei einem Unfall, der natürlich von der Fehlfunktion eines wie auch immer gearteten Computers herrührte, wiedermal ein paar Menschen verletzt worden waren. Im Anschluss an eine solche Nachricht wurde jedoch immer wieder der Hinweis eingeflochten, dass in den letzten 20 Jahre die Anzahl der tödlichen Unfälle dank Computer immer weiter zurück gegangen sei. “Meine Güte”, dachte sich Eduard mit einem bitteren lächeln im Gesicht, “wenn das so weiter geht werden bei solchen Unfällen bald Menschen geboren. Na, den Sex zum Zwecke der Fortpflanzung hat man ja eh schon abgeschafft.”

Er ging zurück zu seinem Bett, griff geschickt darunter und zog eine Kulturbeutel hervor, die ungefähr so viele Falten hatte wie er selbst und auch aus ähnlich lederigem Material war. Auf dem Weg in die Duschecke, öffnete er bereits die Tasche und stellte sie dann geöffnet in eine Ecke, die einen kleinen Absatz besaß, wie gemacht für die Tasche. Im Deckel der Tasche befand sich ein Spiegel, der schon langsam blind wurde, der zwar keinen richtigen Wandspiegel ersetzen konnte, aber für einen Blick auf die alte Haut reichte es alle mal.

Die Rasur brauchte nur ein paar Minuten, das konnte er im Zweifel auch ohne Augenlicht, aber soweit war es noch lange nicht, hoffte er jedenfalls. Aber die Sache mit der Hoffnung, das sie zuletzt stirbt, hatte er schon öfter erlebt. Danach einmal Abduschen, damit der Schaum auch aus den Ohren gespült wurde, aber nicht zu lange, denn Wasser ist teuer geworden. Da er im allgemeinen keinen größeren Wert auf die Gesellschaft anderer Menschen legt, hatte er es sich angewöhnt nur noch alle drei Tage, oder wenn er sich selbst schon riechen konnte, unter die Dusche zu stellen. “Wen der Geruch störte konnte ja Abstand halten”, war seine Devise.

Aber Heute war ein besonderer Tag. Er musste sich immer noch regelmäßig bei Sozialamt melden, alle viertel Jahre. Naja, eigentlich hieß das Amt jetzt “Staatliche Zuwendungsabteilung”. Aber Eduard hatte in seiner Kindheit noch das schlichte “Sozialamt” kennengelernt, zu dem man immer dann gehen konnte, wenn man mit seinem Geld nicht zurecht kam. Dort gab es, in seiner Vorstellung, freundliche Beamte, die einem bei seinen Problemen halfen. Das war heute alles anders, der Name, die Menschen die dort arbeiteten und die Leistungen die man dort erhielt. “Staatliche Zuwendungsabteilung”. Was ein Hohn, was eine Lüge. Nichts von dem was man aus der Wortwahl erwarten würde, wurde erfüllt. Aber sie bezahlten die Miete und er bekam ein kleines Taschengeld, das es ihm ermöglichte sich am Leben zu erhalten. Dafür konnte man sich auch mal waschen.
 

ahorn

Mitglied
Hallo simbad,
nette kleine, kurzweilige Geschichte mit einer Pointe zum Schmunzeln.

Ein Tipp vorweg.
Versuche kürzere, aktive Sätze zu formulieren. Schreibe nicht, wie man spricht.

Bin selbst mehr Stümper als Literat, dennoch habe ich deinen Text genauer unter die Lupe zu nehmen, mir erlaubt, dir Satzalternativen zu unterbreiten. Nicht ausformuliert, eher als Rahmen, denn der Text soll deiner sein.
Nimm was du willst, aber schreib es in deinen Worten.


Eduard stand in seinem alten, gestreiften Schlafanzug am Fenster seiner 20 qm 1-Zimmer Wohnung und schaute aus dem dreißigsten Stockwerk des Wohnturms, in dem seine Wohnung lag, auf die Welt hinunter, die er nicht mehr verstand.
Der Satz ist unnötig lang!
»In dem seine Wohnung lag« klar was den sonst.


Immerhin hatte er es sich leisten können so weit oben eine Wohnung zu nehmen, da konnte er, wenn er seine Brille abnahm, was er immer öfter tat, wenigstens nicht erkennen [red]Komma[/red] was da unten eigentlich alles passierte.
Konjunktiv warum?

Immerhin leiste er sich eine Wohnung weit oben, (Frage: Sind die Unteren billiger?)
wenn er seine Brille abnahm, was er oft tat, dann konnte er wenigstens nicht erkennen, was da unten alles passierte.

er hörte immer wieder mal davon, das[red]s[/red] in seiner Gegend jemand überfallen worden sei, oder das bei einem Unfall, der natürlich von der Fehlfunktion eines wie auch immer gearteten Computers herrührte, wiedermal ein paar Menschen verletzt worden waren.
Warum passiv?
Er hörte stetig von Überfällen in seiner Gegend, oder von Unfällen mit Verletzten, die durch Fehlfunktionen eines entartarten Computers ihre Ursache hatten.

im Anschluss an eine solche Nachricht wurde jedoch immer wieder der Hinweis eingeflochten, dass in den letzten 20 Jahre die Anzahl der tödlichen Unfälle dank Computer immer weiter zurück gegangen sei.
Bleib aktiv!
Im Anschluss an diese Nachricht hörte oder las er immerzu den Hinweis, dass in den letzten 20 Jahre die Anzahl der tödlichen Unfälle dank Computer zurückging.

“Meine Güte”, dachte sich Eduard mit einem bitteren [Strike] lächeln[/Strike] [red] Lächeln[/red] im Gesicht, “wenn das so weiter geht werden bei solchen Unfällen bald Menschen geboren. Na, den Sex zum Zwecke der Fortpflanzung hat man ja eh schon abgeschafft.”

Den Sinn, inwieweit dieser Einschub den Inhalt deines Textes weiterbring, sehe ich zwar nicht, aber ...
Indirekte Rede!
Eduard lächelte, ein bitteres Lächeln. Gute Güte, dachte er, wenn das weiter geht, werden bei diesen Unfällen bald Menschen geboren. Den Sex zum Zwecke der Fortpflanzung hat man bereits abgeschafft.


Er ging zurück zu seinem Bett, griff geschickt darunter und zog eine[red]n[/red] Kulturbeutel hervor, [Strike] die[/Strike] [red]der[/red] ungefähr so viele Falten hatte wie er selbst und auch aus ähnlich lederigem Material war.
Geschickt?
Er ging zurück zu seinem Bett, griff darunter und zog einen Kulturbeutel hervor. Der Beutel hatte Falten wie sein Gesicht und bestand aus gleichartigem Material.


Auf dem Weg in die Duschecke [red]Kein Komma[/red] öffnete er bereits die Tasche und stellte sie dann geöffnet in eine Ecke, die einen kleinen Absatz besaß, wie gemacht für die Tasche. Im Deckel der Tasche befand sich ein Spiegel, der schon langsam blind wurde, der zwar keinen richtigen Wandspiegel ersetzen konnte, aber für einen Blick auf die alte Haut reichte es alle mal.
Stellt sie göffnet? War bereits offen – Doppelung.
Auf dem Weg in die Duschecke öffnete er die Tasche, dann stellte er sie auf einen Absatz in eine Ecke – wie geschaffen für die Tasche.

Die Rasur brauchte nur ein paar Minuten, das konnte er im Zweifel auch ohne Augenlicht, aber soweit war es noch lange nicht, hoffte er jedenfalls.
Vielleicht solltest du sein Problem mit den Augen näher ausformulieren.
Für die Rasur brauchte er nur zwei Minuten. Wenn sein Augenlicht bald gänzlich verstarb, dann vermochte er es blind, aber so weit war es lange nicht - hoffte er.


Aber die Sache mit der Hoffnung, das[red]s[/red] sie zuletzt stirbt, hatte er schon öfter erlebt. [red]Zeilenumbruch[/red] danach einmal Abduschen, damit der Schaum auch aus den Ohren gespült wurde, aber nicht zu lange, denn Wasser ist teuer geworden.
Passivsatz!

Die Sache mit der Hoffnung, die zuletzt stirbt, hatte er oft erlebt.
Danach einmal Abduschen, um den Schaum aus den Ohren zu gespült. Aber nicht zu lange, denn Wasser ist teuer.


Da er im [Strike]a[/Strike][red]A[/red]llgemeinen keinen größeren Wert auf die Gesellschaft anderer Menschen legt[red]e[/red], hatte er es sich angewöhnt nur noch alle drei Tage, oder wenn er sich selbst schon riechen konnte, unter die Dusche zu stellen. “We[red]m[/red] der Geruch störte [red]Komma[/red] konnte ja Abstand halten”, war seine Devise.
Da er generell keinen größeren Wert auf die Gesellschaft anderer Menschen legte, hatte er es sich angewöhnt, nur alle drei Tage zu duschen, oder wenn er sich selbst nicht mehr riechen konnte. Wem der Gestank störte, könne Abstand halten, war seine Devise.


Aber [Strike]H[/Strike][red]h[/red]eute war ein besonderer Tag. Er musste sich immer noch regelmäßig bei Sozialamt melden, alle viertel Jahre.
Heute war ein besonderer Tag. Alle viertel Jahr musste er sich beim Sozialamt melden.


Naja, eigentlich hieß das Amt jetzt “Staatliche Zuwendungsabteilung”. Aber Eduard hatte in seiner Kindheit noch das schlichte “Sozialamt” kennengelernt, zu dem man immer dann gehen konnte, wenn man mit seinem Geld nicht zurecht kam.
Zurechtkommen ist eher abwertend. Ich würde auskommen präferieren.

Naja, das Amt hieß eigentlich “Staatliche Zuwendungsabteilung”. Aber Eduard hatte in der Kindheit das schlichte “Sozialamt” kennengelernt. Ein Amt, zu dem man ging, wenn man mit seinem Geld nicht auskam.

Dort gab es, in seiner Vorstellung, freundliche Beamte, die einem bei seinen Problemen halfen. Das war heute alles anders, der Name, die Menschen die dort arbeiteten und die Leistungen die man dort erhielt.
Den Sprung verstehe ich nicht ganz. Meinst du mit Vorstellung seine Erfahrungen früher?
Dort saßen - in seiner Vorstellung - freundliche Beamte, die einem bei Problemen halfen. Das war heute anders, der Name, die Menschen, die dort arbeiteten, sowie die Leistungen, die man erhielt.

“Staatliche Zuwendungsabteilung”. Was ein Hohn, was eine Lüge. Nichts von dem was man aus der Wortwahl erwarten würde, wurde erfüllt.
Passiv!
Nichts von dem, was man aus der Wortwahl entnahm, erfüllte seine Ansprüche..

Aber sie bezahlten die Miete und er bekam ein kleines Taschengeld, das es ihm ermöglichte sich am Leben zu erhalten. Dafür konnte man sich auch mal waschen.
Zumindest bezahlten sie die Miete. Ein kleines Taschengeld sprang auch heraus, das es ihm ermöglichte, sich am Leben zu erhalten. Dafür konnte man sich auch mal waschen.

Gruß
Ahorn
 

simbad

Mitglied
Eduard stand in seinem alten, gestreiften Schlafanzug am Fenster seiner 20 qm 1-Zimmer Wohnung und schaute aus dem dreißigsten Stockwerk des Wohnturms, auf die Welt hinunter. Eine Welt die er schon lange nicht mehr verstand. Immerhin hatte er es sich damals diese Wohnung weit oben kaufen können, wo die Luft ein bisschen sauberer und der Lärm ein wenig gedämpfter war. Er hörte immer wieder mal davon, das in seiner Gegend jemand überfallen worden sei, oder das bei einem Unfall, der natürlich von der Fehlfunktion eines wie auch immer gearteten Computers herrührte, wiedermal ein paar Menschen verletzt worden waren. Im Anschluss an eine solche Nachricht wurde jedoch immer wieder der Hinweis eingeflochten, dass in den letzten 20 Jahre die Anzahl der tödlichen Unfälle dank Computer immer weiter zurück gegangen sei. “Meine Güte”, dachte sich Eduard mit einem bitteren lächeln im Gesicht, “wenn das so weiter geht werden bei solchen Unfällen bald Menschen geboren. Na, den Sex zum Zwecke der Fortpflanzung hat man ja eh schon abgeschafft.”

Er ging zurück zu seinem Bett, griff geschickt darunter und zog einen Kulturbeutel hervor, der ungefähr so viele Falten hatte wie er selbst und auch aus ähnlich ledrigem Material war. Auf dem Weg in die Duschecke öffnete er bereits die Tasche und stellte sie dann in eine Ecke, die einen kleinen Absatz besaß, wie geschaffen für die Tasche. Im Deckel der Tasche befand sich ein Spiegel, der schon langsam blind wurde, der zwar keinen richtigen Wandspiegel ersetzen konnte, aber für einen Blick auf die alte Haut reichte es alle mal.

Ohne auf sein Spiegelbild zu achten, war die Rasur in ein paar Minuten erledigt. Das konnte er wohl auch noch wenn er vollends erblindet war, aber soweit war es noch nicht.

Danach einmal Abduschen, damit der Schaum auch aus den Ohren gespült wurde, aber nicht zu lange, denn Wasser ist teuer geworden. Da er im allgemeinen keinen größeren Wert auf die Gesellschaft anderer Menschen legte, hatte er es sich angewöhnt nur noch alle drei Tage, oder wenn er sich selbst schon riechen konnte, unter die Dusche zu stellen. “Wen der Geruch störte, konnte ja Abstand halten”, war seine Devise.

Aber heute war ein besonderer Tag. Er musste sich immer noch regelmäßig bei Sozialamt melden, alle viertel Jahre. Naja, eigentlich hieß das Amt jetzt “Staatliche Zuwendungsabteilung”. Aber Eduard hatte in seiner Kindheit noch das schlichte “Sozialamt” kennengelernt, zu dem man immer dann gehen konnte, wenn man mit seinem Geld nicht auskam. Er verband mit dem „Sozialamt“ freundliche Beamte, die einem bei seinen Problemen halfen.

Das war heute alles anders, der Name, die Menschen die dort arbeiteten und die Leistungen die man dort erhielt. “Staatliche Zuwendungsabteilung” als gleichwertigen Ersatz fürs Sozialamt zu bezeichnen war der blanke Hohn. Aber sie gaben ein bisschen was zu den Wasser- und Stromkosten hinzu und ein kleines Taschengeld war auch dabei. Dafür konnte man sich auch mal waschen.
 

simbad

Mitglied
Ich habe es nochmal überarbeitet. Wahrscheinlich habe ich gleich wieder ein paar Fehler eingebaut.

@ahorn: Du hattest gefragt auf welche Weise der Spruch über die Fortpflanzung die Story vorwärts bringt. Gar nicht. Aber es charakterisiert ein bisschen die Person Eduard.
Wenn man sich vorstellt, dieses Fragment wäre in einen größeren Text eingebettet, was es nicht ist und wahrscheinlich nie sein wird, dann würde es wahrscheinlich noch weitere solche Stücken geben, die aus dem alten Eduard einen liebenswerten Opa machen würden. Daher auch nicht als indirekte Rede, weil es hier wirklich um einen Wesenszug Eduards geht.


So der Gedanke.

Ansonsten habe ich allerlei umgebaut und das eine oder andere Komma eingefügt. Das ist so eine meiner größten Schwächen.
Aber Übung macht den Meister. Vielleicht.
 



 
Oben Unten