Eifersucht

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Anonym

Gast
Eifersucht

Ich beobachte dich, wie du so am Computer sitzt. Du bist wieder in einem dieser Chats. Ich weiß es, ich kann es an deinen Gesten, an deiner Mimik sehen. Das Flackern des Bildschirms erhellt in unregelmäßigen Abständen dein Gesicht. Was ich sehe gefällt mir nicht, jedenfalls nicht in diesem Zusammenhang. Ich kenne dieses wundervolle Lächeln von Momenten, wo du mit mir sehr glücklich warst. Und jetzt, jetzt lächelst du Worte an. Ein paar blöde Zeilen auf blauen Untergrund.
Und in mir kriecht wieder diese Wut hoch, ich spüre wie meine Kehle enger wird, das Herz in der Ader meines Halses rast. Mir ist schon bewußt, daß du weißt, daß ich dich beobachte und wie mir dabei zumute ist. Dir wärs wohl lieber, ich schliefe hier auf dem Sofa, während du dich da vergnügst.

Ich stehe auf und gehe zum Klo. Na, gehen ist vielleicht geschmeichelt, die paar Biere heut Abend haben mich fast geschafft. Als ich meinen Schwanz raushole, muß ich daran denken, wie geil es mit dir im Bett war und wie lange das schon her ist. Natürlich gibst du mir die Schuld. Doch du bist es, die immer erst nach mir ins Bett kommt. Immer, wenn du sicher sein kannst, daß ich schon eingeschlafen bin, nicht wahr. Und am Wochenende hast du Kopfweh oder mußt mit deiner Freundin ins Kino.
Und jetzt höre ich dich durch die Badezimmertür sogar laut lachen. Du lachst mich aus. Du machst dich über mich lustig. Ich werde zeigen, wer hier der ist, der zuletzt lacht.
Ich ziehe den Wasserabzug und gehe zurück.
Du sitzt immer noch vor dem Ding. Ich trete hinter dich und streichle über dein Haar:" Wollen wir ins Bett gehen, Schatz? " Du erstarrst, ich fühle es. Es tut so höllisch weh. Was habe ich dir getan? Du kommst gleich nach, müßtest noch eine Mail beantworten.
Eine Mail beantworten. Sitzt den ganzen Tag vor dem PC und muß mitten in der Nacht noch eine Mail beantworten. Die Wut kehrt zurück, dumpf und so massiv, daß ich glaube ohnmächtig zu werden. Meine Hände liegen auf deinen Schultern. Ich weiß nicht was ich tue, als meine Finger sich um deinen Hals schließen. Ich will die Wut aus mir rauspressen, dich zur Besinnung kommen lassen. Doch du wehrst dich dagegen. Ich bewundere deine Stärke, ich liebe dich dafür, doch ich darf jetzt nicht nachgeben. Sonst wäre alles aus, alles verloren.
 
S

Spaetschreiber

Gast
Gut beobachtet mein(e) Liebe(r), ich kann wirklich alles nachvollziehen.
Gefällt mir ausgezeichnet.

LG
Tom
 



 
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