Eigentlich II

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Vera-Lena

Mitglied
12.März 1952

Als der abgenutzte Tag
verblichen und ausgefranst
in der Küchenecke hockte,
konnte ich ihn nicht wegschicken.
Ich wusste, er würde wiederkommen.

Wie ein Paukenschlag

Er würde alles Uneigentliche
hinwegfegen,
den kompletten Schutzwall.

Seine Bilder und Geräusche
wären wieder da.

Ja, Tag, du einzig auserwählter,
immerwährender!

Ich werde mir Deine Bilder
herauspflücken,
auch die Schreie,
eins nach dem anderen
werde ich einsortieren,
dort wo die Seiten
Wundränder haben,
hefte ich alles ein

und werde mir
dieses Lebensbündel
betrachten,
wann immer ich es will.

Also kannst Du ruhig vergehen.

Nur die Mitte werde
ich nie mehr aufschlagen können,
dort, wo die Schrift
einen goldenen Schimmer hatte.
 
I

inken

Gast
Liebe Vera-Lena,

du bist dir näher gekommen in dieser Version,
aber du hast den Finger noch nicht richtig
in die Wunde gelegt - bist an den Wundrändern
geblieben, deshalb scheint es mir so, als wärest du
noch nicht richtig drinnen im Thema - es ist nur so
ein Eindruck nach dem Lesen, ohne jetzt auf Einzelheiten
einzugehen, aber der Eindruck ist stärker als der von
der ersten Version.

P.s. Die Datumsangabe deutet auf ein besonderes Ereignis hin, wovon der der Leser nichts erfährt.

Liebe Grüße inken
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe inken,

danke für Deine Rückmeldung!

Den Titel zu finden, war jetzt schwierig. Er sollte nüchtern sein, aber über die tatsächlichen Erlebnisse will ich natürlich überhaupt nichts schreiben. Ein Datum einzusetzen, erschien mir noch am günstigsten.

Umschreiben ist nicht meine Stärke. Ich glaube das ist überhaupt das allerste Mal, das ich das probiere. Längere Zeit Liegenlassen, ist bis jetzt mein bewährtes Rezept.

So ein Text muss auch eine Wirkung entfalten können, wenn das Ereignis nicht erwähnt wird, davon bin ich überzeugt. Vielleicht kriege ich es doch noch irgendwann einmal hin.

Dir liebe Grüße!
Vera-Lena
 
I

inken

Gast
da hast du natürlich recht, liebe Vera-Lena, aber die
Wirkung, die dieses Ereignis hinterlässt müßte nach-
fühlbar sein - da tappe ich aber noch zu sehr im
Dunklen, aber das ist nur meine Meinung. Natürlich geht
es nicht um detailgenaue Wiedergabe eines schrecklichen
Tages, aber um die Spuren, die er hinterläßt.

Liebe Grüße inken
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe inken,

ich habe jetzt noch etwas angefügt, aber da bin ich an den Punkt gekommen, wo ich selbst überhaupt keinen Abstand mehr habe, und so weiß ich nicht, ob es nicht furchtbar kitschig ist.

Wenn Du es Dir noch einmal anschauen möchtest?

Danke!
Liebe Grüße!
Vera-Lena
 

rosste

Mitglied
Liebe Vera-Lena!
Jetzt ist es wie ein Rätsel. Autounfall fällt mir z.B. ein.
Egal, du hast den Tag überlebt, hast versucht, ihn zu vergessen - unmöglich, er will erst verdaut sein.
Das machst du jetzt. Das "Uneigentliche" wird dadurch beseitigt. Der Schutzwall (nach innen, nach auβen, beide) muβ dafür schon mal abgebaut werden.
Ein ausgewählter Tag mit vielen Bildern und vor allem Tönen will entmystifiziert werden.
Viel Glück dabei wünscht dir
Stephan
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Stephan,

das freut mich, dass ich nun mit meinem Thema klarer herüberkommen kann. Ja, was passiert ist, wird nicht gesagt, aber dass das Lyri bereit ist, das Erlebnis verarbeiten zu wollen, immerhin, das kommt jetzt heraus, wie mir Deine Antwort deutlich macht.
Danke!

Ganz liebe Grüße von Vera-Lena
 
I

inken

Gast
ich habe auch an einen Autounfall gedacht,
liebe Vera-Lena, du tastest dich näher an dein
Inneres heran. Der Schluß scheint mir jetzt ein
wenig verklärt, aber das macht man ja oft, wenn
man sich einer Sache, die einen tief berührt hat,
nähert. In der Aussage verstehe ich den Schluß,
er ist auch wichtig, aber noch nicht ganz so in den
veralenaischen Bildern formuliert :), naja, du
findest ihn noch. Davon bin ich überzeugt.

Liebe Grüße inken
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe inken,

danke!

Zunächst muss ich hier wirklich eine Pause machen, aber es kann schon sein, dass doch noch andere Bilder auftauchen.

Dir heute einen schönen Tag!:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 



 
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