Eigenwelt

selene

Mitglied
Eigenwelt

Sterne leuchten Dunkelheit
Mein blaues Kleid wird schwarz
Ich erfahr die Grausamkeit
Mein Blut wird zähes Harz.

Realität wird Illusion
Ich wandere auf Zwischenwegen
So höre ich den tiefen Hohn
Und will mich schlafen legen.

Illusion ist Realität
Meine Welt wächst Aeonen weit
Ich ernte, was ihr sät
Und verernte meine Zeit.

Dunkelheit gebirt Sternenlicht
Meine Welt ist groß
Hier gibt es eure Felder nicht
Und Zeit fällt in meinen Schoß.
 

te.es

Mitglied
Hi Selene

An was hast Du dabei gedacht und was willst Du damit sagen. Ich finde da drei Themen, aufgegrifen aber nicht beendet !

Mail bitte mal ...

liebe Grüße
Thomas
 

maskeso

Mitglied
5/10

5/10 heißt hier soviel wie "Ich weiß nicht recht.". Da ist mal wieder, wie so oft, das "Reim dich oder ich schlag dich" - Prinzip. Aber irgendwie gefällt mir die Sprache so verdammt gut, die Wortwahl usw. Nun laufe ich wohl Gefahr, als Dummkopf dazustehen, aber der Inhalt, in der Regel wohl das wichtigste entsteht sich vollkommen meinem gesitigen Horizont. Schreib oder mail auch mal, was exakt du damit sgen willst. Es interessiert mich.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich mag das Gedicht. 7/10 Punkten. Dem Inhalt kann ich nichts hinzufügen. Ich fühle ihn. Täglich, immer öfter.

Mir gefällt die Unbestimmtheit der Bilder. Die Zeit ist Blei. Ich sehe die Elbwiesen und die Felder im Kosowo, ich sehe Kinderspielplätze, leere, auch volle. Ich bewege mich im Abgrund zwischen Veränderungen, die ich nicht mag, aber mit herbeigeführt habe. Und scheitere - verernte - erneut. Andere mögen wohl die Früchte geniesen.

In der Form aber fehlt mir die Konsequenz, die Konsistenz. Du baust eine Rhythmik auf, aber die Klangstruktur des Gedichtes hält nicht durch, verletzt seinen Zauber und seine Stimmung.

Grüße von Bernd
 

selene

Mitglied
..interessant...
Danke für Eure Antworten! Te.es und maskeso, ich hoffe, ihr habt meine Mail erhalten.

Bernd, vielen Dank...ja ich weiß, die Rhythmik stimmt nicht mehr so ganz am Ende...ich habe auch ein wenig gegrübelt, aber es ging irgendwie nicht mehr anders...um das zu sagen, was ich sagen wollte, mußte ich es so lassen...aber naja...
mit dem Rhythmus habe ich schon so manches Mal meine Probleme, aber ich arbeite dran.
Vielen Dank!
Liebe Grüße,
selene
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ja, Selene, besonders auch, wenn Schafe darauf weiden, oder bei Mondschein.

Liebe Grüße von Bernd

Bitte nach meiner Kritik nicht Rhythmus mit Rhytmik verwechseln. Ich meine nicht dadam dadam, sondern tatsächlich die Bewegung im Gedicht.
 

VanOldi

Mitglied
Mächtigkeit der Bilder

Hi Selene,

etwas Schwirigkeiten mit Deinem Gedicht habe ich schon, denn kaum glaube ich zu verstehen worum es geht, belehrt mich der nächste Satz eines besseren.
Als Trost gibt es für mich aber einige schöne Bilder und Wortkombinationen - einige von ihnen würden schon für sich alleine ausreichen um ein Gedicht drumherum zu ersinnen, vielleicht ist es auch das, was mich etwas stört, zuviel der mächtigen Bilder, trotzdem gefällt es mir in letzter konsequenz.


Grüße Stefan
 

selene

Mitglied
Danke!

Lieber Van Oldi!
Danke, das mit den mächtigen Bildern haben mir auch schon einige Menschen gesagt. Das ist auch vollkommen richtig, manchmal sind meine Bilder etwas...ja..mächtig...ist schon der absolut richtige Ausdruck.
Aber ich mag das, natürlich sind nicht alle Gedichte von mir in dieser Bildersprache, aber manchmal brauche ich das, gerade weil ich in Bildern oft besser ausdrücken kann, was ich meine.
Liebe Grüße!
Danke!
selene

Lieber Bernd!

Ich hoffe, Du schaust nochmal hier rein.
Wie ich ja schon angedeutet habe, habe ich mir über Rhythmus, Rhythmik nie so viele Gedanken gemacht, ich habe einfach geschrieben, so wie es mir in den Sinn kam....bis vor kurzem, da habe ich angefangen ein wenig drauf zu achten und dann hat mich auch ein Mensch auf den Rhythmus meiner Gedichte angesprochen, was mich noch mehr zum Nachdenken gebracht hat.
Was genau meinst Du mit Rhythmik...? Meinst Du den Fluß des Gedichtes, der Sprache beim Lesen? Ist dann der Rhythmus das Metrum einer einzelnen Zeile? Es wäre echt lieb, wenn Du vielleicht dazu nochmal kurz was schreiben könntest, es würde mir sehr weiterhelfen!
Lieben Gruß!
selene
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Selene,
wie versprochen, will ich hier den Rhythmus analysieren.

In Deinem Gedicht dominiert die Betonungszählung - nicht die Silbenzählung.

Unter Rhythmik verstehe ich den zeitlichen und gefühlsmäßigen Verlauf des Rhythmus, Stärke der Betonung, Zeitdauer der Silben, Wichtung der Silben.
Ich gebe die Wichtung, wie ich sie fühle, hier mal in Zahlen an, diese können aber abhängen vom Leser und seiner Stimmung.
Die dadadaad-Formen hier nur zur Verdeutlichung des jeweiligen Rhythmus, "aa" heißt Länge, nicht notwendigerweise Betonung.


Sterne leuchten Dunkelheit
Der erste Vers setzt den Rhythmus.
daadad daadad daadad dad
dabei liegt eine besondere Betonung auf Sterne.
"Sterne" erhält zusätzlich eine Spannung und Dehnung.
3 0 1 0 2 00

Mein blaues Kleid wird schwarz
setzt einen Kontrapunkt. sehr schön.
Mit besonderer Betonung auf "blaues"
0 2 0 1 0 1
dadaadad daad dad dad

Ich erfahr die Grausamkeit
Jetzt folgt ein weiterer Wechsel, der aber in der zeitlichen Folge sehr angebracht ist und die Spannung hält.
Ich und er- wird rhythmisch zusammengezogen.
dadadaad da dadadaad
0 0 3 0 2 0 1

Mein Blut wird zähes Harz.
wieder sehr einfach,
dad daad dad da-dad daad
0 3 0 1 0 2

Realität wird Illusion
dadadadaad dad dadadaad
Hier folgt erneut ein Bruch, der geht aber noch, die Zeit wird gehalten. Eine Art Synkope.
0 0 0 2 0 0 1

Ich wandere auf Zwischenwegen
Wieder ein Rhythmuswechsel
dadaadadad dadaadadaadad
0 2 0 0 0 2 0 0 0

So höre ich den tiefen Hohn
dad daad dadad da daadad daad
0 2 0 0 0 2 0 2
Wiederholt die Brüche in der ersten Strophe, hält die Spannung

Und will mich schlafen legen.
dad daad dad daadad daadad
0 1 0 2 0 2 0
Schafft einen gewissen Abschluß

Illusion ist Realität
dadadaad dad dadadadaad
Zerstört die bisher aufgebaute Rhythmik des ganzen.
0 0 1 0 0 0 0 1

Meine Welt wächst Aeonen weit
dadadaad dad dadaadad daad
0 0 2 2 1 2 2
Hier klappt es bereits nicht mehr richtig, das Gedicht ist kaum noch vortragbar, der Vers wird nur noch durch die Stabreime gehalten.

Ich ernte, was ihr sät
dadaadad dad dad daad
0 2 0 0 0 2
das fügt sich wieder einigermaßen ein.

Und verernte meine Zeit.
dadadaadad daadad daad
0 0 1 0 1 0 2

Dunkelheit gebirt Sternenlicht
dadadaad dadaad dadadaad
1 0 1 0 1 1 0 1
Das plätschert, das "Gewicht" des Verses entspricht aber den anderen.

Meine Welt ist groß
daadad daadad daad
1 0 1 0 2
einfacher, gewöhnlicher Rhythmus, der Vers reiht sich aber in den Freien Rhythmus ein.

Hier gibt es eure Felder nicht
dadadadadadaadadad
0 0 0 0 0 2 0 0
Fällt heraus

Und Zeit fällt in meinen Schoß.
dadaad dad dad dadad daad
0 2 0 0 2 0 3

Dieser Vers fällt vollständig aus der Rhythmik. Er (zer-)stört das Gedicht, statt es abzuschließen.


3 0 1 0 2 00 ->6
0 2 0 1 0 1 ->4
0 0 3 0 2 0 1 ->6
0 3 0 1 0 2 ->5

0 0 0 2 0 0 1 ->3
0 2 0 0 0 2 0 0 0 ->4
0 2 0 0 0 2 0 2 ->6
0 1 0 2 0 2 0 ->5

0 0 1 0 0 0 0 1 ->2
0 0 2 2 1 2 2 ->7
0 2 0 0 0 2 ->4
0 0 1 0 1 0 2 ->4

1 0 1 0 1 1 0 1 ->5
1 0 1 0 2 ->4
0 0 0 0 0 2 0 0 ->2
0 2 0 0 2 0 3 ->7

-> relatives "Gewicht" der Zeile

Insgesamt stört mich am meisten der letzte Vers.
(Den Inhalt finde ich dagegen im Gegensatz zu anderen gelungen, einschließlich des "kosmischen" Ansatzes.)


Freundliche Grüße aus Dresden.
 

selene

Mitglied
DANKE!

Lieber Bernd!

Wow....also da hast Du Dir aber eine ganz schöne Mühe gemacht! So ausführlich...

VIELEN DANK!

Das wird mir sehr weiterhelfen, vor allem, weil Du es so schön deutlich erklärt hast.

Danke nochmal für die Mühe!

Lieben Gruß nach Dresden (bald werde ich dort auch wieder verweilen:))
selene
 
C

caspar

Gast
(d)eine welt beschreibst du,
wirfst bilder die meine
karge wand beleben könnten.
doch dein reim
erstickt den keim.
drum verweile ich und zögere,
später haste ich zu dir.
 

selene

Mitglied
caspar *gg* herrlich:)

wenn du hastest, wenn du rennst,
vergesse diese bilder nicht,
im stillen gehen liegt die kraft,
die oft so wunderschönes schafft.

lieben gruß,
selene ;)
 
F

fangor

Gast
Verernte?

Was bedeutet dieses Wort?
ich verernte meine Zeit ?
oder ist es ein Schreibfehler?

sonst aber ganz hübsch, das gdicht!
 

selene

Mitglied
Hallo! :)

Nein, das ist kein Schreibfehler! Eine Art Wortspiel:
Zeit verplempern, Zeit verinnt, ...wenn ich Zeit verernte hier, dann verbauche ich sie für nutzloses Zeug, in dem Fall für die Wünsche und Vorstellungen der anderen.

Lieben Gruß,
selene
 



 
Oben Unten