Ein Bild unserer Mannschaft

Circulo

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Ein Bild unserer Mannschaft

Sobald sich das Spiel aufbaut, kommt der Ball zumeist an mich. Meine Stärke, die unausgesprochen ist, aber vom ganzen Team gewusst wird, ist die, dass ich nicht reagiere. Ich agiere. Wenn beispielswiese kein Gegenspieler in der Nähe ist, renne ich nicht weiter. Ich sorge mich weniger um die Anordnung des gegnerischen Teams als um die unsrige. Dadurch achten die Anderen auch darauf, und wir werden im Ganzen stabiler, gespannter und geordneter, egal gegen welchen Gegner wir spielen. Ich verteile sicher die Bälle und wäre darum ein guter Point Guard. Aufgrund meiner Größe und meines guten Abschlusses beim Schießen spiele ich jedoch den Shooting Guard. Ich habe im Team die höchste Trefferquote. Darauf aber bilde ich mir nichts ein. Wichtiger als gut schießen zu können, ist es ein guter Rebounder zu sein. Um zu schießen, bedarf es nur der Achtsamkeit auf den Korb, für Rebounds muss man das Spiel antizipieren, und zwar nach hinten. Torben ist unser Mann dafür, ein Kerl mit Schneid, verschwiegen, oft mürrisch, hat aber jede Woche eine Andere im Bett. Was mir mangelt, um gut zu rebounden ist der Blick zurück. Dazu passt auch, dass ich wirklich kein guter Familienmensch bin, während Torben das ist. Freundinnen, die ich mal hatte, treffe ich heute nicht mehr. Bei Torben könnte man meinen, er lebe mit ihnen in einem Harem. Er ist also unser Center. Den Point Gard gibt Chris. Der ist es auch, der jedes Jahr die Wettgemeinschaft organisiert, die Weihnachtsfeiern, und bei dem angerufen wird, wenn man am Wochenende etwas gemeinsam auf die Beine stellen will. Chris spricht wie ein Wasserfall. Das mag daran liegen, dass er einen Zwillingsbruder hat, der mit Autos handelt. Ich stelle mir Chris immer vor, wie er mit seinem Bruder zwei Fliegen gleich um ihre alleinerziehende Mutter herumgeschwirrt ist, und die gute alte Frau Becker zum Narren gehalten hat. Wir lachen viel zusammen und wedeln mit Handtüchern herum. Im Spiel würde ich Chris bestimmt oft auf den Schuhen rumstehen, weil wir beide gute Verteiler sind. Er aber spielt eigentlich in den Freiräumen, die ich schaffe, seine Assists haben viel mit der Antizipation des Spiels zu tun, die ich leiste. Chris weiß das. Ich merke das, weil er nach gewissen Spielsituationen immer zu mir rüber grinst und mit dem Daumen und Zeigerfinder einen Kreis anzeigt. Unsere beiden Flügelspieler in der Starting Five sind Kevin und Niels. Kevin und ich verstehen uns blind. Er ist der Small Forward und er läuft die hundert Meter in nur knapp über zehn Sekunden. Mit keinem Spieler wechsle ich seltener Pässe, aber unser Spiel benötigt das des jeweils Anderen. Manche Menschen schwingen derartig über ihre Spielweise miteinander, dass sie einander nicht nah zu sein brauchen. Am Anfang der Saison startet Chris immer die Wette, wer von uns beiden mehr Punkte wirft, und wer ins abschließende All Star Spiel unserer Liga eingeladen wird. Einer von uns beiden ist meistens dabei. Niels, unser Power Forward, ist eigentlich Historiker und lehrt an einem Elitegymnasium. Er ist ein Universalgenie. Und er hat die schönste Frau auf der ganzen Welt, so viel steht fest. Niels ist so ein Mensch, bei dem man sich sofort geborgen fühlt, sobald man in seiner Nähe ist. An ihm gibt das Hemd, das er trägt, noch Wärme an den Menschen in seiner Nähe ab, seine Schuhe wecken Vertrauen, und all so was, was wirklich schwer zu beschreiben ist. Bei Niels fühle ich mich unglaublich wohl. Auch darüber sprechen wir eigentlich nicht. Aber er gibt mir das Vertrauen in mich selbst, und darin, das Spiel so agil zu spielen, wie ich es spiele. So, das war unsere Truppe. Unser Trainer heißt eigentlich Martin, wir nennen ihn aber Sunny.

Wir spielen donnerstags um 8 in der Mandelbrothalle.
Komm vorbei.
 

Circulo

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Ja liebes cellllo,

Komm vorbei.

Du wirst zum Thema Fußball ganz neue Ansichten bekommen,
und bring Dir ein shirt in l mit.
Dann seid ihr auch zu fünft.

Tschaui
 
A

aligaga

Gast
Der Stil, sich selbst zu berühmen und ein lyrisches Ich als das tollste der tollen vorzustellen, wurde mit dem Tode Kara Ben Nemsis endgültig und abschließend zu Grabe getragen. Wir sollten ihn nicht wieder ausbuddeln, Circulo - die Literatur sehnt sich heute nach dem gebrochenen Helden.

Du siehst ja, was du damit anrichtest - der Leser erkennt nicht mal die Art des Ballspiels, sondern hält dich für eine Mischung aus Matts Hummels und Philipp Lahm.

...*lol*...

aligaga
 

Circulo

Mitglied
Liebes aligaga,

Über Literatur und mögliche Verletzungen sprechen wir während des Aufwärmens.
Zänkereien am besten vor der Halle klären. Sonst kann es tatsächlich zu Brüchen kommen.


Tschaui
 
A

aligaga

Gast
Warum bleibst du nicht bei deinem Text? Wenn du nicht möchtest, dass man auf ihn reagiert - warum stellst du ihn dann überhaupt ein?

aligaga
 
C

cellllo

Gast
Hallo aligaga
bleibt zu hoffen, dass diese Weisheiten über die "gebrochenen Helden" auch mal bei einem gewissen idealen reklame-reifen SuperStrahliLiebespaar eines in adretten Häppchen servierten Romans angewendet werden.....

Hallo Circulo
so bin ich tatsächlich als Ballniete entlarvt :(
mein Sport spielt sich nur auf 4 Saiten ab
wozu man aber auch Muckis nötig hat :)
cellllo
 

Circulo

Mitglied
Liebes aligaga,

Schade, dass Du Dich nicht an unsere Spielregeln hältst.
Der gebrochene Held ist nicht gerade neu. Candide, Glöckner von Note-Dame etc. Der Bruch des Helden, so hat es Lukacs in der Theorie des modernen Romans bereits Anfang des 20. Jh. herausgestellt, hat mit dem Kosmos zu tun, in dem er sich bewegt, zu entwickeln versucht. Zum Beispiel: in einem Sanatorium in Davos ein gebrochener Held. Mein Ich-Erzähler bewegt sich in einer Sportwelt, die ihm vertraut ist. Also geht es nicht um den Bruch des Helden sondern darum, ob ich die Sportwelt als gedankenlos, heilen Kosmos oder so als Grundlage nehmen sollte. Darüber ist dieses Ich gar nicht so Tipp Topp.
Also, zuerst Hausaufgaben machen, dann durchstarten.

Komm vorbei

Beste Grüße
 
A

aligaga

Gast
Du brauchst mir nicht zu erklären, was gebrochene Helden sind, Circulo. Ich hab versucht, dich mit der Nase darauf zu stoßen, dass es seit dem Tode Karl Mays keinen rechten Sinn mehr macht, sich mehr oder weniger literarisch selbst zu berühmen. Das ist wirklich voriges Jahrhundert und stößt den Leser ab, statt ihn anzuziehen.

Eine weitere Unart ist das platte Auswalzen von Spezialwissen. Auch damit beeindruckt man nicht, sondern nervt. Wie weit man damit kommt, erkennst du sehr schön an cellllos Zuschrift. Die war in einem ganz anderen Spiel unterwegs als dem deinen.

Gruß

aligaga
 

Circulo

Mitglied
Falls Du die Halle nicht findest, freue ich mich auf Geschichten mit gebrochenen Ich-Erzählern, die wie Herr K. von ihren Erlebnissen auf der Suche berichten, und auch auf solche von Stoikern, die sich gar nicht erst auf die Suche machen.

Habe mir notiert:
1. Keinen tollen-der-tollsten Held, weil mit Karl May zu Grabe getragen. (merken: das ist gut so.)
2. Keine Fachtermini, weil das Leser abschreckt.

Die Liste ist offen und empfänglich. Vorläufiger Arbeitstitel: "Murks". Vielleicht wird eine Enzyklopädie der künftigen Literatur daraus. Möglicherweise mit einer B-Seite für Erlaubtes und Unerlaubtes im Bereich Kritik/Kommentar.

Olfaktorische Grüße
 



 
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