Ein Drehtag Erde

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RobertZobel

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Die Sonne agiert als Scheinwerfer in diesem Film. Genau abgestimmt auf Tag und Sommer. Der Regisseur bestand darauf die ganze Sache im Frühjuli spielen zu lassen. So hat man die weiße Glühbirne mit einer gelben Folie bekleidet und nimmt sie dann erst ab, wenn es Nacht und die Birne umgehängt wird.
Die Decke ist blau bemalt und in den Tagsequenzen lässt man Wattebausche an Angelsehne durch das Studios fliegen. Je nach Anforderung sind sie dunkel, treten in Trauben auf oder bestehen aus einem riesigen Stück.
In der Nacht hängt man eine schwarze Samtdecke unter das Blau. Geschickt sind darin Weihnachtsbaumlichter eingenäht. Mit einer geringen Leuchtkraft blinken sie und durch das eingeschnittene Loch scheint der „Mond“ aufs Set.

Ventilatoren an den vier Ecken sorgen für Blättertanz, Haarflug und Dachabdeckung. Die Wolkenlenker gehen einher mit den Kollegen an den Windgeräten. Auch sie halten an sich an einen perfekten Plan.

Klappe 35021365

Hunderte von Statisten fließen über die Bürgersteige. Vorbei an hellbeleuchteten Ladenauslagen mit allerlei Konsumgütern. Keiner bleibt stehen und schaut hinein. Nicht zu dieser Zeit, denn es ist früher Morgen und das Drehbuch hat vorgesehen, dass zu dieser Zeit zur Arbeit gegangen wird.

Die Darsteller brauchen nicht bezahlt werden. Man hat sie direkt ins Set gegeben. Sie ahnen nicht einmal, dass sie sich in einem Film befinden, weil sie schon immer in dieser Umgebung leben. Das spart bei diesen Massen an Lebewesen ganz immens. Nur ganz wenige Arten hat man eingeweiht und muss sie deshalb bezahlen. Das sind dann so Quastenflosser, Gorillas, Blauwale und ,,Blauenziane“,. Die hätten ansonsten niemals mitgemacht, verfügen in ihrem Denken über weitere Horizonte und hätten so den Braten leicht gerochen. Leider ist das Budget begrenzt und so hat man sich nur eine rare Anzahl dieser Nebendarstellern leisten können.

Die Massen der Arbeitenden versiegen in U-Bahnstationen, lassen sich von Hauseingängen schlucken, begeben sich an Fließbänder, flicken andere Artgenossen zusammen, ordnen Dokumente und richten über irgendwelche Ausweichenden.

Nach dem Film wird die gesamte Studioumgebung für den nächsten Spielfilm vorbereitet und alles Alte wird dann beseitigt.
Mitglieder der Filmcrew, besonders die Kameramänner, haben manchmal richtiges Mitleid mit diesen Wesen. Denn die schuften sich ihr Leben lang ab, ahnen von nichts, denken das sie es ihren Nachkommen irgendwie besser machen und dann wird irgendwann, zwar in weiter Ferne, aber das macht es nicht besser, alles weggewischt. Alle Müh umsonst.
Die Kameraleute suchen sich vor Schichtbeginn immer ganz besondere Plätze aus, sehen so alles und bekommen viel mit. Sie richten ihre Linsen in alle Lebensbereiche, schlagen dem Regisseur die Bilder vor und bannen dann auf Zelluloid.

Hauptdarsteller Curlinve, natürlich auch uneingeweiht, weil sonst zu teuer, wird durch mehrere Einflüsse in die Gesetze und Kapitel des Drehbuches gelenkt. Sieht es vor, dass er ein Kind bekommt, wird eine wunderschöne Frau in sein Leben bugsiert und wenn er sich trennen soll, wird eine Schönere vor seine Tür gestellt. Es gibt lenkende Experten die, die Inhalte des Drehbuches so verwirklichen.

Heute befindet er sich auf dem Weg zu seiner Bank. Es ist Montag, am Freitag rief ein Bankmitarbeiter bei ihm an und verlangte nach einem Termin.

Die Laune des Markus Curlinves soll an dieser Stelle mies sein. Dies wird erzeugt durch einen Regen, denn man fallen lässt, weil er für einen Sonnentag angezogen ist. Auch hat man seine Frau manipuliert, die heute früh zu streiten anfing. Das wirkt sich noch verstärkt aus.

Curlinve trottet an den Massen vorbei, grübelt, überlegt, zweifelt, hält sich dabei unwissentlich perfekt ans Drehbuch. Ängstlich schaut er die Stockwerke hinauf, der Regen rinnt an seinen Wangenknochen in den Stoff seiner Jacke und die Haare schwimmen klatschnass auf seiner Stirn.
Die Drehtür frisst ihn, spuckt ihn im Inneren wieder aus und man schaltet von Außenkamera auf Bankkamera 4.

356 127899912753790236571459237 Kameras hat man für dieses Projekt legen lassen. Sie befinden sich hinter den Baumrinden mancher Bäume. Birken haben zum Beispiel nicht aus lauter Freude ein zerfleddertes Baumkleid.
In Tachoanzeigen, Fernsehgeräten und Armbanduhren sind sie von Anfang an eingebaut. Jegliches elektronische Gerät hat ein kleines integriertes Bildaufnahmegerät im Innenleben.
Den Hauptdarstellern wird in jedem Fall eine Kopfkamera verpasst. Hat man sich einen Darsteller für den Tag ausgesucht, lässt man 24 Stunden vorher irgendwas in sein Essen einfließen, er muss ins Krankenhaus und über Mittelsmänner baut man dann ein paar Leiterplatten, Drähte und eine Linse ein.
So hat man dann auch die direkte Sicht des Protagonisten auf dem Bildschirm. Das ist besonders effektiv, wenn er einen Dialog mit einer wichtigen Person führt. Dann kann man sich direkt in die Persönlichkeit des Curlinves klinken und lebt mit. Sieht quasi mit seinen Augen.

Das ist ja auch der Hauptaspekt des Projektes. Das Verschmelzen mit der Hauptfigur und in dabei in eine andere Sichtweise zu wachsen.
Die Zuschauer wollen aus ihrem eigenen Trott heraus. Damit entfliehen sie ihrer eigener Betrachtungsweise denn in allem Glücklichem hat man doch immer Sehnsucht nach dem Unglücklichen.
Und im Universum ist es gerade ziemlich „in“, sich in einen Erdenbewohner hineinzuprojizieren. Ganz ohne Drogen hat man eine andere Sichtweise der Dinge. Das ist ungefährlich und bringt keine Nebenwirkungen.
Nirgendwo anders bekommt man soviel Action, soviel Leid geboten. Die menschliche Rasse wurde gerade für diesen Zweck gezüchtet und die echte Welt giert nach Tränen, Herzeleid und Krankheit. Hier in diesem Film ist all das erfahrbar. Das lockt viele Wesen an. Die Abonnementsgeschäfte laufen alles andere als schlecht. Man kann sich für Äonen anmelden und hat immer freien Zugang. Und da jeden Tag der Hauptdarsteller gewechselt wird und neue Bewusstseine erfahrbar sind wird es nie langweilig und die Langeweile ist ja leider Volksseuche 1 aller Nationen der realen Welt.

Curlinve befindet sich im Fahrstuhl, die blinkende rote Zahl bleibt auf 12 stehen, Türen öffnen sich und geben dann den Blick auf einen Schreibtisch frei. An ihm zappelt eine Sekretärin am Telefon herum, schaut kurz auf und weist zur Tür.

Vielleicht wird schon morgen aus dieser Statistin eine Hauptdarstellerin. Das Zeug dafür hat sie. Die Zuschauer wissen das noch nicht, aber es steht in dem Drehbuch der nächsten Woche.

Die Kamera im Innern des Büros klickt an, ein rotes Licht leuchtet irgendwo, Nahaufnahme der Klinke, vorher hörte man ein zaghaftes Klopfen, sie bewegt sich zum Boden und nun öffnet sich langsam die Tür.

Dem angeschlossenen Publikum wird nun ein Gefühlscocktail eingeflösst. Sie fühlen seine Angst, ihnen zittern die Beine und sie spüren wie schwer das „Guten Tag“ aus seinem Mund kriecht. Die vielen Gedanken werden dazugegeben, jetzt auch direkt Kopfkamera und man fließt in die herrlichen Sorgen des Hauptdarstellers hinein. Mhh Existenzangst dominiert. Das kennt man schon von anderen Protagonisten anderer Teile. Hier ist es aber sehr intensiv. Das bekommt man nicht oft geboten. Schön.

Die Arbeit der Planer war phänomenal. Sie haben sein Leben bis zu diesem Punkt gelenkt und genau die Gefühle erzeugt, die der Zuschauer haben möchte.
Sie stellten ihm die schlechtesten Lebenswege bereit und ließen ihn diese eingehen. Zwei garstige Partner bugsierten sie in sein Herz, zwei Hochzeiten, vier Kinder und zwei Scheidungen.
Manipuliert wurde auch seine Gesundheit. Dazu brauchten sie nicht einmal Veränderungen an seinem Körper vornehmen. Es reichte die mündliche Diagnose des Arztes. „Herr Curlinve, Sie haben Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Eine Operation ist unmöglich. Sie werden bald sterben. Tut mir leid.“
Der Gelehrte wird niemals merken, dass die Patientenakten vertauscht wurden und der Patient nicht, dass er gesund ist.

Dieser umgekehrte Placeboeffekt wird dann noch durch Statisten verstärkt, die ihn ständig fragen, ob er denn krank sei und warum er so schlecht aussähe. Dabei sieht er so aus wie immer.
Andere gezüchtete Menschen müssen aber krankoperiert werden. So leichtgläubig sind nicht viele.

Der Filialleiter der Bank bitte zu Platz, fragt noch einmal nach dem Namen, tippt in seinen PC und fängt an zu lesen. Curlinves Blick versucht aus dem Gesicht, aus den Zügen eine Reaktion zu erkennen. In ihm tobt es. Alles hängt von diesem Mann ab. Leuchten die Augen des Finanziers? Wie verhalten sich die Mundwinkel?
War das eben ein Lächeln?

Diese Fragen erreichen auch etliche angeschlossene Zuschauergehirne. Spannung kommt auf. Die Musik im Hintergrund besteht aus schnellem Herzschlag und Atmen, in Billiarden Hälsen pocht es aufgeregt. Da wo kein Hals vorhanden ist zuckt oder pumpert etwas anderes.

Blicke treffen sich. Der Bankier schaut ihn das erste Mal richtig an. Er verändert gerade sein steinernes Gesicht, kann noch überall hinschwenken, schaut dann irgendwie bedauernd und beendet mit einer eindeutigen Bewegung.
Erst fällt alles von Curlinve ab, dann baut es sich wieder auf. Er fängt mit einem Mal an zu schreien und weint bitterlich. Das Kopfschütteln des Filialleiters hat ihm die letzte Chance genommen. Seine Tränen tröpfeln in den schweren Teppich hinein. „Ich bleibe hier bis ich das Geld bekomme“ denkt er sich. „Hier bleib ich sitzen“.

In den weitesten Winkeln des Universums fiebert man mit. Befindet sich genau auf dem gleichen Platz und hat im Hinterkopf die gleiche kleine Tochter, der man schon vor Monaten eine neue Hose versprochen hat. Die selbe dritte Frau, die sich trennen will, wenn kein Geld ins Haus kommt. Alimente, Schulden, keine Arbeit und dann noch der Krebs. Man spürt, wie die Tränen sich durch die Augen pressen und an den Wangen hinunterlaufen. Ein einzigartiges Erlebnis.

Der Blickwinkel wird nun verschoben, raus aus der Kopfkamera, Weitwinkel Büro und man sieht, wie ein paar Wachmänner die Bürotür aufstoßen, ihn vom Stuhl und dann in den Fahrstuhl zerren.

Hat man sein Abonnement auch auf körperlichen Schmerz erweitert fühlt man nun die groben Hände an den Schultern und Armen.

Die deckendeckende Bewässerungsanlage, auf die jeweilige Tropfengröße einstellbar arbeitet immer noch.
Das Hochhaus lacht merklich kälter und er hat das Gefühl, es schwankt und würde im nächsten Moment direkt auf ihn fallen. Curlinve ist völlig fertig, er schleppt sich durch die Straßen, überlegt hin und her und sucht nach einem Ausweg. Er traut sich nun auch nicht nach hause. Dort wartet seine Familie und rechnet fest mit dem Geld. Die Tochter will gleich mit ihm shoppen gehen, hat sie noch am gestrigen Abend gesagt. Niemals war sicher, dass er den Kredit bekommen würde, aber mit seinen Zweifeln wollte er seine Familie nicht belasten.

Die Verzweiflung versucht immer wieder auszubrechen und Hoffnung Platz zu machen. Doch es klappt nicht. Special Effekts erhellen den Himmel. Blitze werden erzeugt. Laserstrahlen zucken auf Gebäude, eine riesige Pauke wird geschlagen und dann wird Strom punktiert. Dazu werden die Ventilatoren auf Hochtouren gebracht und die dunkelsten Wolken gezogen. Immer schrecklicher/unwirtlicher wird das Wetter und es treibt ihn, wie vom Regisseur geplant in das nächste Lokal. Eine bürgerliche Kaschemme.

Unbeteiligt sitzen an ein paar Tischen regentropfenbesprenkelte Mantelträger. Schaumkronen in Gläsern schwappen in dunkelrote Schlunde und nur noch ein Sitzplatz am Fenster ist frei. Ein kleiner Holztisch mit Feiernarben, Kugelschreibertelefonnummern und Kerzenschorf.
Der Musikkoordinator hat es arrangiert, dass genau jetzt ein trauriges Lied im Radio läuft. Genau das Stück das ihn schon des öfteren in schweren Zeiten und zum Selbstmitleid begleitet hat.
Die Kamera hinter dem Barspiegel zeigt sein niedergedrücktes, starres Gesicht und wer die Sendung kennt weiß, was Curlive jetzt bestellen wird. Gift.
Nach Bier kommt Korn, nach Korn kommt Bier. Völlig allein sitzt er da, versucht zu verdrängen, aber kommt immer wieder an die Schwelle hinter der die Tränen lauern. Die Tränen und der entgültige Zusammenbruch. „Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr“

Auch nach solchen Alkoholerfahrungen lechzen die Bewohner des Alls. Trinkt der Hauptdarsteller werden auch sie betrunken und wenn sie sich nach diesem Teil dann wieder abstöpseln werden sie wieder nüchtern sein. Wenn man inmitten des Films auf rational schalten will hat man natürlich seine Tasten am Gerät.

So langsam werden die Zuschauer aber schon ungeduldig. Er sitzt viel zulange in dem Lokal und betrunken ist er auch schon längst.

Man reagiert sofort. Das Wetter ist auf einem Schlag relativ gut. Hier muss man jedoch aufpassen das es nicht zu gut ist. Der Wirt bekommt auf einmal einen Anruf und will den Laden zumachen. Der stark Betrunkene landet auf dem Gehsteig, wird von den Passanten in eine Nische gedrängt und hockt sich hin. Noch immer will er nicht nach hause. Am liebsten nie mehr. „Ich kann nicht mehr“

Seine Verzweiflung wird nur durch seine Trauer überholt. „Hier ist das Ende“ denkt er sich. „Nichts kann jetzt weitergehen. Ich finde einfach keine Lösung, weil es keine gibt.“ Dann denkt er das erste Mal konkret an Selbstmord.

Die Zuschauer jubeln vor Freude. Sie können es kaum erwarten.

Durchgeht noch mal schnell alle Beweggründe, die dagegen sprechen, findet nichts und weiß, dass er nur so seinem Leid entgehen kann.

Jeder freut sich auf dieses nahe Finale.

Dann fällt ihm etwas ein. Von weit kommt es gedacht. „Meine Tochter“ murmelt er leise und erkennt.
Curlive rappelt sich mühsam auf, torkelt an die Hauswand, schlägt sich den Kopf an und geht über die Straße.

Nun muss etwas unternommen werden. Das Drehbuch ist in Gefahr. Der Regisseur gibt alle Ampeln auf grün. Alle Kameras in der Umgebung auf „on“, „schnell, schnell, schnell“ brüllt er durch sein Mikro. Der Betrunkene hat den Mittelstreifen erreicht, denkt an sein kleines Mädchen und ist so völlig in Gedanken. Bevor es passiert, lächelt es hinter den Kulissen schon gewinnend.
Ein grauer Mercedes gräbt sich in die Hüfte des Mannes, schiebt ihn über sich, er fliegt ein paar Meter weit und dann schlägt der Körper mit einer ungeheuren Wucht auf dem Asphalt auf. Er ist sofort tot.

Todeserfahrungen zucken in die Zuschauer, explodieren in den vielen Köpfen und streuen ein Inferno aus Schmerz, Angst und Wut. Und genau in dem Moment, indem alles zu intensiv wird, ist dann auf einmal alles vorbei. Man sieht nichts mehr und hört nichts mehr, aber hatte einen wunderbaren Orgasmus.

Morgen ist Curlive dann längst wieder vergessen. Für heute Abend mag er in den Gefilden des Universums einigen Gesprächsstoff bieten. Wollte er’s ich jetzt umbringen oder nicht? Klar, er ist doch auf die Straße gerannt oder war es jetzt ein Unfall?
Auf jeden Fall toll, wie man in den letzten Sekunden aus der Sicht des Mannes den Flug gesehen hat und danach die Nahaufnahme des aufgebrochenen Kopfes. Toll, einfach toll.

Zur nächsten Sendezeit wird es schon wieder um einen ganz anderen gezüchteten und unfreiwilligen Darsteller gehen. Neue Gedanken, neue Sorgen, hoffentlich neue Tränen. Glücksgefühle hat man ja schon genug.
 

MartinHoyer

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Stilistisch einwandfrei, bleibt eigentlich nur die Frage: Ist der Text überhaupt SF?

Liest man ihn so, reduziert sich das Ganze auf ein paar in Baumrinde gebaute Kameras, eine interstellare Filmcrew und die Zuschauer ihres Produkts. Und das ist (mir) fast schon zu wenig.

Genaugenommen sind es zwei Geschichten mit zwei Handlungen und zwei Settings, deren Interaktion jedoch nur einseitig verläuft: Die Emotionen des/der Protagonisten sind induziert, also sind auch die Emotionen des Publikums induziert. Nicht der Protagonist steuert diese Emotionen, sondern die Filmcrew, die zur gleichen Erzählebene gehört wie das Publikum.

Je nachdem, wie man an die Geschichte herangeht, ist eine der Ebenen Ballast. Handlung ensteht durch aktive Interaktion, doch wenn der Protagonist nicht aktiv interagieren kann, läßt das für gewöhnlich Interesse schlagartig nach und das Fazit lautet "Nette Geschichte" - für die wenigen Minuten, bis man sie wieder vergessen hat, weil ihr jedes fesselnde Moment fehlt.

Hier wäre das Konzept zu überdenken. Der Fehler steckt eventuell nur im Detail:
- Entweder ist Curlinve einfach nur ein unglücklich gewählter Protagonist dieser Geschichte, dessen Schicksal besser in einer Nebenhandlung aufgehoben wäre.
- Oder der Text steht hier einfach nur in der falschen Kategorie; will sagen, er wird nicht der richtigen Zielgruppe präsentiert. Die Erwartungshaltung stimmt nicht.
- Die Emotionalität der Crew geht zu sehr unter. Wäre ersichtlich, daß Curlinve die Lenker seines Lebens unbeabsichtigt ebenso stark beeinflußt wie sie ihn, sähe es anders aus.

Im Moment ist die Geschichte wie ein mit viel Aufwand geschliffener Kristall, der schön aussieht, aber nach einmaligem Betrachten seine Faszination verliert und einfach nur noch herumsteht.
 

jon

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Ist es SF? Nur in dem Element, in dem sich das Set von dem der „Truman-Show" unterscheidet: den Aliens. Das ist in der Tat etwas mager, aber mich persönlich stört das eigentlich nicht.

Was mir viel mehr fehlt als "echte SF" ist die Emotionalität, die die "Truman-Show" hat. Nun muss Curlinve nicht unbedingt – wie Truman – erkennen, dass er manipuliert wird, aber es wäre wirklich spannender, wenn er sich länger und intensiver dem Drehbuch entziehen würde. (Was auch bei der Film-Crew Emotionen wecken sollte.)
Es muss auch kein Happy End geben, aber die Frage, ob es eines geben wird, könnte für meinen Geschmack schon mehr als 2 Absätze am Ende Raum bekommen. (Das ist wohl das, was Martin mit mehr Interaktion meint, vermute ich mal.)

Vielleicht wäre der Schlüssel dazu, den Alien-Teil nicht so stark auszudehnen (, mich nervte ohnehin die Penetranz mit der der Bühnen-Charakter der Erde nicht nur geschildert, sondern immer wieder neu kräftig betont wurde) und sich statt dessen auf Curlinve zu konzentrieren.
Oder – umgekehrt – Curlinve nicht so genau zu beobachten und sich statt dessen auf die Film-Crew (bzw einen davon) zu konzentrieren. (Kurz: Die klassische Identifikationsfigur schaffen, "mit" der der Leser die Geschiche erleben kann.)
 



 
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