Ein Fall von Tragik

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MacKeith

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Und dann war das so, dass ich mir das Leben nehmen wollte. In der Sackgasse letzter Verzweiflung trug ich, die Gedanken und Seele bereits fortgeschickt, meinen Körper mechanisch ins Badezimmer, um dort mit einem sauberen Schnitt endgültige Hand an mich zu legen. Zielstrebig schraubte ich die selten gebrauchte Gilette aus dem Nassrasierer, wobei ich mich einer der vielfältigen Anleitungen zum Öffnen der Pulsadern besann: Niemals den Schnitt gerade setzen! Vielmehr in kurvigem Schwung und schneller Hand, am besten mit gebogener Klinge, das Aderwerk mehrfach durchschlitzen.

Ein Blick in den Spiegel, um mich von mir zu verabschieden, ein tiefes Einatmen der Shampoofrische, die noch vom morgendlichen Duschen im Badezimmer hing, ich schlitzte los – schon im nächsten Moment erwachte ich im Krankenhaus. Mit dickem Verband am linken Unterarm und einer Naht von sechs Stichen am Kopf. Die letzen Sekunden des Geschehenen dämmerten in mir hoch. Ich konnte kein Blut sehen, das hatte ich vergessen. So fiel ich bereits nach dem ersten Kratzer in Ohnmacht, knallte mit dem Kopf an das Waschbecken und zog mir dabei eine fiese Platzwunde zu. Ich bin zu doof zum Sterben, es hilft nichts: weiterleben.
 



 
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