Ein Gefühl.

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Senerva

Mitglied
Ein Gefühl - J.G. 03.12.2003

[Überarbeitet am: 10.12.2003]

Da war es wieder. Dieses schlichte Gefühl, das auf einmal in ihrem Innern, ihrer Gedankenwelt, existierte. Es schlich langsam durch ihre Welt, die sie sich selbst erschaffen hatte, sich selbst die Mühe gemacht hatte, mit dem Irrgarten ihrer Gedanken Etwas zu bauen, Wege zu pflastern, Stein auf Stein. Stumm lauschte sie in sich hinein – natürlich, es war eine Empfindung, die sie schon kannte. Doch konnte man diese wirklich wiedererkennen, wenn man versuchte, sie zu verdrängen? Vielleicht. Es war da, einfach da, obwohl sie überhaupt nicht wollte, da es da war, wo es einfach war. Warum? Warum musste sie es immer wieder fühlen, immer wieder in sich spüren, dass Zweifel ihr Herz zerfraßen? Doch, halt. Konnte man Gefühle überhaupt fühlen? Näher bestimmen? Ihre Vorstellungskraft kreiste um diesen einen Punkt, an dem sie sich fest zu klammern versuchte. Sie verlor den Halt, stürze unaufhaltsam hinab in die unendliche Tiefe der Schwärze, die nun ihr Netz um sie webte. Ein leises Seufzen entrann ihren Lippen, als sie die Hand hob, um jene Scheißtropfen, die plötzlich ihre Stirn benetzten, fort zu wischen. „Warum denke ich so eine Scheiße?“ All das half nichts – überhaupt nichts, wie sie rasch feststellen musste. Ihr Herz schlug schneller, gleichsam ihr Atem. Sie schloss die Augen, so versuchend, ihren Atem in den ruhigen Einklang zu führen, den sie gewöhnt war. Alles war umsonst. Die Welle der Gefühle schlugen über ihr zusammen, sodass sie unter dieser zusammen zu brechen drohte. Ihre Hand ballte sich zur Faust, die Fingernägel gruben sich in die Haut und riefen einen Tanz des Blutes hervor, dass sich nun, tropfenweise, einen Weg über ihre raue Haut bahnte. Sie selbst besann sich zur Ruhe, verscheuchte den Gedankenaufruhr, welcher aus eben jenen einen Trümmerhaufen der Gefühle machen würde. Umsonst, so umsonst. Wieder seufzte sie – ihr Herz machte einen Hüpfer. Sie dachte schon, es würde stehen bleiben, zerfressen von jenen Gefühlen, die in ihrem Innern tobten. Wünschte sie sich etwas, dass all das nun endlich ein Ende hätte? Ja. Natürlich. Wer wollte schon ein Leben lang – sein Leben lang! – das Gefühl – welches überhaupt? – spüren, dass einen innerlich aufrisst? Ein Leben lang. Halt. Nein. Sekunden lang. Diese Gefühle konnten einen vernichten? Dem Erdboden gleich machen? Anderen Wesen Untertan. „Mein Gott.“ Ein leises Flüstern in absoluter Stille, als sie die Hand langsam streckte – die Fingernägel lösten sich mühsam aus ihrer Haut, in welcher sich kleine Spuren der Erinnerung gebildet hatten. Kleine, blutige Spuren. Sie lächelte schwach und ließ die Hände in den Manteltaschen verschwinden. Sie erkannte das Gefühl, dieses eine, unverwechselbare Gefühl, für das sie eine Erklärung zu finden hoffte.

All das, all diese Taten, dieses eine Gefühl, dass sie finden wollte … nur, weil sie ihn liebte.
 

Wanni

Mitglied
meine Meinung

Wenn die Frau, um die es in deiner Geschichte geht, verliebt ist, warum hat sie dann solche Gefühle. Es steht nirgendwo das sie unglücklich ist, und so wie es ist, vertehte ich es nicht. Abgesehen davon, hast du ein paar schräge Formulierungen in deinen Sätzen, z.B. "kleine Spuren abgesondert hatten" oder "Dem Erdboden gleichsam machen".
Vielleicht würden "Spuren abgezeichnet" und "dem Erdboden gleich machen" besser passen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 5196

Gast
hallo senerva,

am anfang holpert es ein wenig, denke ich; durch die wiederholungen -> 3-mal welt, 2-mal gedanken in den ersten zeilen... vielleicht findest du ja noch andere formulierungen (z.B. gedankenreich o.ä.)!

dann wird es besser, bezogen auf den lesefluss meine ich. und -wie auch bei den anderen geschichten- gefällt mir dein stil wieder sehr gut :).

tja, die geschichte an sich... hmm da muss ich wanni irgendwie leider recht geben... da fehlt einfach etwas! für mich geht es hier um eine unglückliche/ einseitige liebe (?), doch möglicherweise ist daraus ja noch mehr zu machen; klar (wie es der titel schon sagt) geht es nur um das gefühl... aber diesmal hat es halt leider nichts bewirkt! wie gesagt, dein schreibstil gefällt mir wirklich sehr gut und bezüglich der geschichte könnte man eventuell noch etwas ändern, eine wendung, eine überraschung, irgendetwas spannendes!

lieben gruß

andré
 

Senerva

Mitglied
Mhm ...

Es soll jetz keinesfalls wie eine Ausrede klingen oder so: aber, als ich die Geschichte geschrieben habe, war ich selbst fertig mit der Welt und so auch mit meinen Gefühlen.

Ich will euch beiden erst einmal für eure Kritik danken - ja, jetzt, wo ich die Geschichte selbst noch einmal lese, kann ich mir nichts darauf zusammenreimen, warum ich es gerade SO geschrieben habe ;)

Ich werde sie überarbeiten und dann die neue Fassung ins Forum stellen!
 

Senerva

Mitglied
So.

Sodala - ich hab den ganzen Text überarbeitet und versucht, die Wiederholungen zu verbessern. Ich hoffe, es ist mir irgendwie gelungen! :)

Schönen Abend noch.
 



 
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