Ein Gleichnis

2,00 Stern(e) 1 Stimme

hera dam

Mitglied
Alarmiert?

Den Baum, schon alt und dick,
zerzaust ein heisser Wind,
zwar Pocken bringt er nicht,
die Blüten stehen dicht,
er pfiff sie an – sie blick-
ten dürstend, wie ein Kind,
hinaus ins weite Land.
Den Baum holt Feuerbrand.
Ne Mauer aber stand
daneben, unverbrannt.

Aus Bäumen, die verflucht,
Quillt Exodus und Frust
und leiser Seelchen Flucht
und Larven, die verrusst.
Es fällte solchen Baum
der Bauer. Die Blüten und Blätter
vernichtet. Keine Retter,
Bakterien vergällen den Ferientraum.

Der Wind, er dreht und wendet,
die Mauer, die hat Platz.
Sie ist’s, die nicht verendet
und hütet neuen Schatz;
die Lärvchen, Seelchen, Würmchen,
schützt die Mauer mehr,
zwar hat sie keine Türmchen,
für’n Specht ein übler Kehr.

Und meine üble Plage
die Wissenstheorie,
die hülf aus jeder Lage,
doch anzuwenden nie.
 

ENachtigall

Mitglied
Grammatik

Liebe hera dam,

ich habe eine Stelle in dem Gedicht gefunden, die nicht korrekt ist. Dichterische Freiheit hin oder her; die Grammatik muss stimmen.

Hier ist im ersten Teil des Satzes der Bauer das Subjekt, im zweiten definitiv nicht.

Den Baum der Bauer hat
zersägt, sich kringelt Blatt
um Blatt, die Blüte ist matt.
Es könnte sinngemäß heißen:

Am Baum, den der Bauer zersägt hat, kringelt sich Blatt um Blatt. Die Blüte (nur eine oder der Blütenstand?) ist matt.

Vielleicht kannst Du hier und bezüglich der Metrik noch nacharbeiten, um das Gedicht aufzuwerten.

Lieben Gruß

Elke
 

hera dam

Mitglied
Deutsche Grammatik

Liebe Elke,
ich hatte die mail übersehen - hatte viel um die Ohren und hab erst heute morgen meine mailbox durchforstet!
Vielleicht hast Du recht, jedenfalls ist die Satzstellung nicht üblich, ich dachte aber das sei im Deutschen gängig, die Satzteile hinzustellen, wo man will, solange der Sinn dabei herauskommt.

Allerdings kenne ich auch die Regel, dass das Verb immer an 2. Stelle kommen muss.

Hier ist das nicht der Fall!
quote:
--------------------------------------------------------------------------------
Den Baum der Bauer hat
zersägt, sich kringelt Blatt
um Blatt, die Blüte ist matt.
--------------------------------------------------------------------------------

Es scheint mir nicht leicht, ja unmöglich, das zu redigieren, besonders weil die "schachmatt" Reimfolge bleiben sollte!

ehemalige Strophe wäre also:

[blue]Aus Bäumen, die verflucht,
Quillt Exodus und Frust
und leiser Seelchen Flucht
und Larven, die verrusst.
Den Baum der Bauer hat
zersägt, sich kringelt Blatt
um Blatt, die Blüte ist matt.
Bakterien fressen sich satt.[/blue]
So muss ich wohl total umstellen

neu:
Diese Bäume fällten
die Bauern, Blüten und Blätter
vertrocknen, keine Retter,
Bakterien die Blust vergällten.

Wie findest du das??

hera dam
 

hera dam

Mitglied
Komisch, liebe Elke, dass Du dich so schnell zufrieden gibst, der Vers ist noch immer nicht gut.

Neu/alt lautete er:
Diese Bäume fällten
die Bauern, Blüten und Blätter
vertrocknen, keine Retter,
Bakterien die Blust vergällten.


Doch der Bruch ist zu stark (obwohl beabsichtigt von mir - wurde er von anderen als abrupt benannt) es müsste - wie vorher erzählerischer wirken.

Er müsste eher in die Richtung gehen:
[red]neu:[/red]
Es fällte solchen Baum
der Bauer. Die Blüten und Blätter
vernichtet. Keine Retter,
Bakterien vergällen den Ferientraum.
 



 
Oben Unten