Ein Himmel I - ohne Evangelium

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Ralf Langer

Mitglied
Ein Himmel I
- ohne Evangelium

Das Erdreich füllt sich selbst
kennt keinen leeren Raum
lichtlos träumt
das tief Verwurzelte -
träumen die Asseln die Würmer
von einem Himmel
unterirdischen Bedingungen
warten unsere Gebeine
unsere Gebete
obdachlos geworden
auflösungserscheinungen
 

Ralf Langer

Mitglied
Ein Himmel I
- ohne Evangelium

Das Erdreich füllt sich selbst
kennt keinen leeren Raum
lichtlos träumt
das tief Verwurzelte -
träumen die Asseln die Würmer
von einem Himmel
unterirdischen Bedingungen
warten unsere Gebeine
unsere Gebete
obdachlos geworden
auf Lösungserscheinungen
 

Carina M.

Mitglied
Lieber Ralf
ich wage mal eine Interpretation

Das Erdreich füllt sich selbst
kennt keinen leeren Raum


[blue]Asche zu Asche[/blue]

lichtlos träumt
das tief Verwurzelte -


[blue]Die Suche nach der Einheit[/blue]

träumen die Asseln die Würmer
von einem Himmel
unterirdischen Bedingungen

[blue]von einem Himmel auf Erden?
den es aber nicht gegen kann[/blue]

warten unsere Gebeine
unsere Gebete
obdachlos geworden
auf Lösungserscheinungen


[blue]die Institution Kirche ist kein festes Dach mehr
Aber es bleiben, Liebe Glaube Hoffnung, diese Drei.[/blue]

Liebe Grüße und ein paar Hoffnungsstrahlen
Carina
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo carina,
dank für deinen interpretationsansatz.

hilfreich zum entschlüsseln ist auch der titel
hier : evangelium altgr., evangelos botschafter, bzw botschaft
eine "überbringung"

also hier ein Himmel - ohne botschaft

erdreich hier auch zum einen als der boden unter unseren füßen
aber auch als gegepart zum himmelreich( eschatologisch)

und das letzte wort auf (er)lösungserscheinungen

ich selbst sähe dieses stück lichtloser, also dunkler

p.s.
ich schrieb ja insgesamt von drei himmeln
und hoffte, dass sich die stücke zu einem triptychon
ergänzten

dir einen lieben gruß
ralf
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Ralf,

inhaltlich spricht es mich sehr an; allein die Sprache scheint mir noch zu - sorry - staksig. Sie muss sich wie eine Schlange einschlängeln ins Herz des Lesers - dass dieser, die Gefahr eines giftigen Bisses hinnehmend, den poetischen Gedanken goutiert. Deshalb ist das beschwörende Element im Sprachfluss, der Sog, nicht zu unterschätzen. (Wenn der sprachliche Inhalt die Karosse, ist der Sprachfluss der Sprit.)


[blue]Ein Himmel I
- ohne Evangelium

Das Erdreich füllt sich selbst
kennt keinen leeren Raum[/blue]
lichtlos träumt ([blue]träumt lichtlos[/blue])
das tief Verwurzelte - ([blue]tief verwurzelt dass)[/blue]
träumen die Asseln die Würmer ([blue]die Asseln die Würmer träumen[/blue])
[blue]von einem Himmel[/blue]
([red]Leerzeile[/red])
unterirdischen Bedingungen ([blue]unter irdischen Bedingungen[/blue])
[blue]warten unsere Gebeine[/blue]
unsere Gebete ([blue]unsere obdachlos gewordenen Gebete[/blue])
obdachlos geworden
[blue]auf Lösungserscheinungen[/blue]
eventuelles Fragezeichen
Mit besten Grüßen

Elke

P.S. Schöne Idee mit dem Tryptichon.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo elke,
dank fürs vorbeischauen,
das mit dem redefluss werde ich nochmal überdenken.

sehr hilfreich hier dein bild mit der wortschlange
die sich ins herz des lesers sachleicht,

werde nochmal daran gehen

lg
ralf
 

Label

Mitglied
Lieber Ralf

jetzt bin ich ziemlich lange um dein Gedicht herumgeschlichen, das mir vom Inhalt sehr anspricht.
Erst als Elke es auseinanderdröselte, habe ich festmachen können, was mich irritierte.
Eigentlich nur ein einziges Wort

von einem Himmel
unterirdischen Bedingungen
das ich aber gleichzeitig in diesem Kontext für wesentlich halte.
Vom Sprachfluss müsste es unterirdisch[blue]er[/blue] heissen, damit verlöre es aber die zweite Bedeutungsebene

Eine Möglichkeit um Beides zu behalten wäre:
(er)träumen die Asseln die Würmer
den Himmel in
unterirdischen Bedingungen

damit könnte sich "die Sprache ungehindert duchschlängeln" ;)

mit einem lieben Gruß
Label
 

Carina M.

Mitglied
Hallo Ralf,

Danke für deine Erklärungen zu deinem Text.
Sicher kann man auf den Text noch ausführlicher eingehen, Ich habe nur geschrieben was mir spontan dazu eingefallen ist.
So hat jeder seine eigenen Gedanken und das ist auch gut so. :)

Liebe Grüße,
Carina
 

Ralf Langer

Mitglied
Ein Himmel I
- ohne Evangelium

Das Erdreich füllt sich selbst
kennt keinen leeren Raum
mit den Asseln den Würmern
vereint im lichtlosen Traum
von einem Himmel
warten unsere Gebeine
unter irdischen Bedingungen
auf Lösungserscheinungen
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Elke,
deinen Einwand bezüglich der Sprache
aufegnommen habend,
habe ich dieses stück noch einmal einer
verdichtung
unterzogen

lg
ralf
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Ralf,

für mich ist es jetzt ein poetisch klares Bild geworden, das hält, was der Titel verspricht. Es vereint die zwei Komponenten: das instinktiv Animalische, das Annehmen der irdischen Gegebenheit und das bis in die Gebeine eingefleischte menschlich Inhärente, die Rastlosigkeit des Über-sich-hinaus-Denkens und -Hoffens.
Schön mittig, der eine Himmel.

LG Elke
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo label,

danke für deine anmerkungen

ich hatte schon so ein gespür
für jene kleine unwucht
in diesem stück.
ich hoffe das es mir gelungen ist
durch die veränderungen
das "geholpere" zu glätten


einen schönen tag
wünscht dir
ralf
 



 
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