Ein Lupianer vor dem Himmelstor

Ein Lupianer vor dem Himmelstor

Ein Lupianer ist gestorben
und meint, er hätt' sich Ruhm erworben
mit Geschichten und Gedichten.
Der Petrus will auf ihn verzichten.

Stolz steht der Lup. am Himmelstor
und kommt sich sehr bedeutend vor.
Doch Petrus' finstre Miene zeigt,
dass er ihm gar nicht zugeneigt.

Dann sagt er noch: ''Gemach, gemach''
und schaut in seinem Buche nach.
''Hier les ich über Dichtästhetik,
es fehlte oft bei dir die Metrik.

Den Jambus hast du übersehn,
du willst ins Paradies eingehn?''
Der Petrus spricht nun mit dem Herrn.
Der hört solch Sachen gar nicht gern.

''Hör zu, mein Lieber,'' er nun spricht.
''er ist nur Laie, vergiss das nicht.
Wenn Silben nicht korrekt gezählt,
hat er doch das Gefühl gewählt

und schrieb nur das, was ihn erregt,
was ihn im Innersten bewegt.
Drum geh und hol den Sünder rein.
Hier soll sein Platz im Himmel sein.

Marie-Luise Wendland

...Lupianer soll'n sich hier versammenln
und ewig "hosianna" stammeln
darauf lehrt dann der Matthäus
den Jambus und Trochäus

doch wer beim Lob den Daktylus
verkackt, der kommt zum guten Schluss
dann doch herab zu Luzifer
prüft dichtend dort die Sünder schwer

Bei Jotes wird der Petrus weich,
er kommt ins Paradies sogleich,
denn Reimen? Ja er kann es,
so steht es bei Johannes.
Doch eins, meint Petrus, ist vertrackt,
und zwar das fiese Wort verkackt.

Viele Grüße,
Marie-Luise

Also, wenn das so ist, mache ich mir keine Sorgen mehr um mich.Supi!