Ein Mensch am Abgrund

heidi dorma

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EIN MENSCH AM ABGRUND​
Teil 2 von 3​

Die nächsten 2 Monate waren recht turbulent. Der Anbau wurde praxisgerecht umgebaut. Zwischen Weihnachten und Neujahr wurden die Geräte und Instrumente von Stuttgart nach Buxtehude verfrachtet und in Kevins Praxis installiert. Anette konnte man ihre Schwangerschaft schon deutlich ansehen. Trotzdem half sie Kevin, wann immer sie Zeit hatte. Da Anette für die nächtlichen Bereitschaftsdienste ausfiel, übernahm Kevin, in Absprache mit den anderen Ärzten, dieses für seine Frau. So konnte er sich schon selbst einen Namen für seine eventuell späteren Patienten machen.

Kurz bevor Kevin mit der Renovierung fertig war, kam eine Benachrichtigung von der Kammer. Man wollte ihm nicht die Genehmigung erteilen, um seine eigene Praxis zu eröffnen. Kreidebleich gab Kevin wortlos den Brief seiner Frau. Anette biss sich auf die Lippe: „Am Telefon hatte man mir doch schon die Zusage erteilt – ich verstehe das nicht! Da muss eine Verwechselung vorliegen.“ Sie sah auf die Uhr: „Heute ist es zu spät, morgen früh fahren wir zur Ärztevereinigung.“

Am nächsten Tag waren Kevin und Anette schon sehr zeitig auf dem Amt. Der Sachbearbeiter hörte sich die Sachlage an und machte sich ein paar Notizen. Dann ging er ins Nebenzimmer um zu telefonieren. Nach einigen Minuten, die Anette und Kevin so lang wie eine Ewigkeit vorkamen, kehrte er zurück ins Sprechzimmer: „Frau Dr. von Borgholm - Herr Dr. von Borgholm! Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Zuerst die schlechte – für eine weitere zusätzliche Praxis besteht in der Gegend kein Bedarf, aber – und das ist die gute Nachricht: Wenn Sie liebe Frau Dr. von Borgholm an eine Praxis-Erweiterung gedacht haben,die den chirurgischen Bereich mit einbezieht, dem würden wir zustimmen können. Die schriftliche Genehmigung hierfür würden Sie innerhalb der nächsten 4 Wochen erhalten.“ Kevin war aufgesprungen: „Was heißt das konkret im Einzelnen?“ Der Sachbearbeiter musste schmunzeln: „Für ein paar Monate muss Ihre Frau Sie einstellen. Wenn Sie sich dann danach in den Räumen selbständig machen, würden wir nichts mehr dagegen einwenden. Wir können das in dieser Form verantworten, weil Ihre Frau schwanger ist.“ Noch bevor Kevin etwas sagen konnte ergriff Anette das Wort: „Ich bin einverstanden. Nach wie viel Monaten kann die Umschreibung erfolgen?“ Der Sachbearbeiter blätterte in seinen Unterlagen: „Das Minimum ist 6 Monate. Wir werden es gleich automatisch mit beantragen. Soll ich die gesamten Papiere fertig machen?“ „Ja bitte!“ kam es wie aus einem Mund von Anette und Kevin. Diese Hürde war nun also auch genommen.

Auf dem Heimweg fiel Kevin ein, dass er noch eine Auffahrt für Rollstuhlfahrer bauen lassen musste. Zwar lag die Praxis im Erdgeschoss, aber 3 Stufen waren trotzdem zu bewältigen. „Und eine Spielecke für Kinder brauchen wir auch noch“ überlegte Anette laut. Anstatt, wie geplant, gleich nach Hause zu fahren, fuhren die beiden zu dem Bauunternehmer, der auch schon die Praxis um- und ausgebaut hatte. Schnell wurde man sich handelseinig.

Anette und Kevin wollten gerade das Büro verlassen, da öffnete die Sekretärin des Bauunternehmers Erwin Striezel die Tür und eine Dame im Rollstuhl kam hereingefahren. „Das ist meine Frau Beate. Sie macht hier die Buchhaltung“ klärte Erwin Striezel Anette und Kevin auf. Anette erfuhr, dass Beate Striezels Beschwerden psycho-somatischen Ursprungs waren, ausgelöst durch einen Schock. Seit über 4 Jahren saß sie nun schon im Rollstuhl und kein Arzt oder Psychiater konnte ihr zu helfen. Sie musste – selber bei einem Unfall eingeklemmt – mit ansehen, wie ihr Bruder zu Tode kam. Anette blickte auf die Uhr. In einer halben Stunde fing ihr Dienst an: „Ich muss mal kurz ´raus – telefonieren. Ich bin aber gleich wieder da.“ Mit diesen Worten entschwand sie aus der Tür.

Über ihr Handy rief Anette in der Praxis an. Eine, ihrer Assistentinnen, war bereits anwesend. Anette erklärte ihr kurz, dass die Praxis heute geschlossen bleiben würde und dass die Patienten zu ihrer Vertretung gehen sollten. Die Assistentin sollte diesen Arzt informieren. Nach diesem Anruf kehrte Anette zurück in das Büro von Erwin Striezel um das begonnene Gespräch mit seiner Frau fortzuführen.

Obwohl die beiden Frauen sich vorher noch nie begegnet waren hatten doch beide das Gefühl, als ob sie sich schon ewig kannten. Beate war 2 Jahre älter als Anette und war seit 3 Monaten Mutter einer kleinen Tochter. Doch nicht einmal die Geburt ihres Kindes vermochte Beate wieder das Laufen zu ermöglichen. Anette schielte zu ihrem Mann. Er unterhielt sich angeregt mit Erwin Striezel über die Ausführung bezüglich der Auffahrt für die Rollstuhlfahrer. Plötzlich wechselte Erwin Striezel das Thema: „Ich habe Sie kommen sehen – ein tolles Auto haben Sie. Falls Sie das gute Stück mal verkaufen wollen - ich bin bereit Ihnen dafür einen guten Preis zu bezahlen – jederzeit!“ Kevin lachte auf: „Das glaube ich. Wenn es mal soweit ist, werde ich an Sie denken – aber ich habe ihn selber erst ein paar Wochen.“ Die Sekretärin von Erwin Striezel betrat erneut das Büro: „Brauchen Sie mich jetzt, oder kann ich zu Tisch gehen?“ Erwin Striezel blickte über den Rand seiner Brille: „Gehen Sie ruhig zum Essen. Aber denken Sie an das Fax von vorhin. Um Punkt 15:00 Uhr muss das ´raus.“ Die Sekretärin lächelte: „Das ist doch erst in einer Stunde...“ Kevin sah erschrocken auf die Uhr: „Anette du musst in die Praxis...“ Anette erhob sich und gab Beate die Hand: „Vielleicht sehen wir uns mal wieder?“ Beate hielt die Hand von Anette mit beiden Händen fest: „Darüber würde ich mich sehr freuen.“

Kaum waren Anette und Kevin alleine auf dem Flur, da druckste Kevin herum: „Entschuldige weißt du wie spät es schon ist? Ich habe total die Zeit vergessen. Du müsstest längst...“ Weiter kam er nicht, denn Anette hatte einen Lachanfall: „Kevin, ich weiß es! Ich habe mir heute frei gegeben. Es ist schon alles geregelt. Schatz, heute in 3 Monaten soll unser Kind kommen. Wir müssen uns langsam einen Namen aussuchen.“ „Einen für rote oder für blaue Schühchen?“ hakte Kevin neugierig und erwartungsvoll nach. Anette schüttelte den Kopf: „Keine Ahnung, ich will es vorher auch gar nicht wissen. Die Hauptsache ist, dass unser Baby gesund ist.“ Widerstrebend gab sich Kevin mit der Antwort zufrieden.

Am nächsten Tag klingelte nachmittags das Telefon. Kevin nahm das Gespräch an und glaubte seinen Ohren nicht zu trauen – am anderen Ende der Leitung war Christian Ewel – sein Freund und ehemaliger Kollege. Seit über 2 Jahren hatten die beiden Männer nun schon keinen Kontakt mehr gehabt. Christian war seit 3 Tagen wieder in Hamburg. Dort hauste er in einer kleinen Pension. Er suchte dringend eine eigene kleine Wohnung. Kevin und Christian verabredeten sich für den nächsten Tag.

Tags darauf schlossen sich die beiden Männer wortlos in die Arme. Christian wirkte müde und erschöpft. „Kevin, alter Freund“ ergriff er als erster das Wort „ich komme zum 2. Mal aus der Hölle. Bei Maurus war es ja schon schlimm, aber in München war es nicht anders. Mein Onkel hat mich auf einen Posten gesetzt, auf den gleich 2 andere Kollegen scharf waren. Prompt hieß es dann Vetternwirtschaft. Dann gibt es dort noch einen Narkosearzt, der als einziger ganz nett war und mit dem ich mich auch gut verstanden habe. Eine Frau war auch im Team, die technische Assistentin. Kevin, die hat mir schon am 1. Tag ganz eindeutige Angebote gemacht – aber sie war überhaupt nicht mein Fall. Sie sah zwar blendend aus – superschlank mit riesigen Silikon-Titten. Und ihr Gang. Dabei war sie frech wie Oskar. Mensch, und wie die immer ´rumlief.... Unter ihrem kurzen Kittel trug sie nur einen BH und ganz kleine Slips. Das schimmerte deutlich durch. Außerdem waren ihre oberen 2, 3 Kittel-Knöpfe immer auf. Ihr bloßer Anblick hätte Lahme zum Gehen verholfen – du verstehst was ich meine? Mein Onkel hat sie wohl-weislich nur auf der Männerstation eingesetzt. Vom fachlichen Können würde ich sie höchstens als mittelmäßig einstufen. Nun gut, ich habe der Dame dann mitgeteilt, dass wir zwar eine freundschaftliche Beziehung haben könnten – aber mehr würde es von meiner Seite aus nicht werden. Erst hat sie einen fast hysterischen Anfall gekriegt, dann hat sie hinter vorgehaltener Hand verbreitet, dass ich eventuell wohl schwul bin und schließlich hat sie sich bei meinem Onkel über meine angebliche Unsensibilität beschwert. Aber der hat sich zum Glück da herausgehalten. Positiv war nur die Arbeitszeit. Das Arbeitsklima war eine einzige Katastrophe! Ich konnte machen was ich wollte, ich bin mit der Mentalität dieser Leute einfach nicht klar gekommen. Kevin, lache mich bitte jetzt nicht aus – es gibt noch einen anderen Grund weshalb ich wieder hier bin: Ich hatte ganz einfach Heimweh. Bayern ist zwar wunderschön - um dort Urlaub zu machen. Mir persönlich hat das raue Nordsee-Klima gefehlt, der Hafen, die Schiffe und die Spaziergänge am Deich. Mein Onkel hat die Gründe meiner Kündigung verstanden. Erfreut war er zwar nicht, denn auch sein Narkose-Arzt will sich anderweitig orientieren. Ihm schwebt Berlin oder Bremen vor.“ „Wenn seine Gehaltsvorstellung nicht übertrieben hoch ist, kann er auch bei mir anfangen, ich brauche auch noch einen.“ überlegte Kevin laut. „Du?! Wieso du?“ kam es erstaunt von Christian.

Kevin erzählte, was sich bei ihm in den letzten 2 Jahren ereignet hatte „... und ich werde außerdem in 3 Monaten Papa sein.“ schloss er seine Berichterstattung ab. Christian war perplex: „Toll, ich gratuliere! Dann ist ja bei dir und Anette alles im grünen Bereich. Ach übrigens, der Narkose-Arzt heißt Siegfried Block und ist gebürtiger Bremer. Ich wollte ihn morgen sowieso anrufen. Wenn du willst, gebe ich ihm deine Telefon-Nummer. Falls seinerseits Interesse besteht, kann er sich ja mit dir in Verbindung setzen. Bist du damit einverstanden?“ Kevin rümpfte die Nase: „Nun ja, ich weiß nicht so recht... Einerseits brauche ich in der Tat recht kurzfristig jemanden – andererseits... Christian, sag mal ehrlich: ist er fachlich gut?“ Christian grinste: „Also, schlecht ist er wirklich nicht. Sonst hätte ich ihn dir nicht empfohlen. Du Kevin, ich habe da mal eine ganz andere Frage: Weißt du hier irgendwo in der Nähe eine kleine bezahlbare Wohnung die ich kurzfristig beziehen kann? Die Pension wird mir auf Dauer zu teuer. Zwar bin ich momentan noch ohne Job, aber hier in der Klinik suchen sie jemanden wie mich. Drücke mir die Daumen, dass ich angenommen werde. Letzte Woche habe ich meine Unterlagen zur Personalstelle geschickt und schon morgen soll ich persönlich dort erscheinen.“ Kevin rollte mit den Augen: „Was? Hier in Buxtehude? Toll, das ist ja ganz in der Nähe. Ich drücke dir die Daumen und wegen einer Wohnung werde ich mich mal umhören. Vielleicht weiß Anette ja was. Momentan hat sie noch Sprechstunde, aber nicht mehr lange – du, da kommt sie ja schon.“

Nach der Begrüßung erfuhr Anette von Christians Sorgen. Sie sinnierte: „Die Mutter von Frau Kramer ist letzte Woche verstorben – die Wohnung müsste frei sein. Da wird noch eine frei – die Wohnung von dem alten Herrn Neugebauer – der geht nächste Woche in ein Senioren-Heim. Beides sind 2-Zimmer-Wohnungen mit Küche und Duschbad. Aber fragt mich bitte nicht, wie teuer die Mieten dort sind, das weiß ich nicht. Die Adressen suche ich euch gleich heraus.“ Kevin ergriff die Hand seiner Frau: „Vielleicht brauchen wir beide Wohnungen, denn Christian hat da eventuell einen Narkose-Arzt aus München für mich. Der braucht dann auch hier in der Nähe eine Bleibe.“ Anette ließ die beiden Männer alleine.

Der Narkose-Arzt Siegfried Block aus München signalisierte Interesse und wurde sich mit Kevin und Anette einig. Da Kevin selbst offiziell noch nicht selbständig war, musste das Personal für seine Praxis von Anette eingestellt werden. Für Siegfried Block war ausschlag-gebend die Zusage, dass er sofort eine Wohnung beziehen konnte – die andere hatte Christian angemietet, denn er hatte die Stelle in der Klinik bekommen.

Nach gut 2 Wochen bekam Anette den ersehnten Bescheid von der Kammer. Da Kevin in der Zwischenzeit auch noch 3 Assistentinnen, wovon eine gute Erfahrung als technische Assistentin hatte, anwerben konnte, stand nun seiner Praxis-Eröffnung nichts mehr im Wege.

14 Tage später war es endlich soweit. Die erste Patientin war Beate Striezel. Durch das ewige Sitzen im Rollstuhl schmerzte ihr die Hüfte und der Rücken. Kevin selbst konnte ihr zwar nicht weiterhelfen, aber er überwies sie an eine sehr gute Kollegin, die sich auf Bewegungs-Therapie spezialisiert hatte. Der Start lief sehr schleppend an. Am 1. Tag hatte Kevin gerade mal 5 Patienten. Auch noch 14 Tage später sah es nicht viel anders aus. Dann hatte es sich scheinbar herumgesprochen, dass Kevin fachlich sehr gut war, denn anschließend hatte er gut zu tun. Nicht nur Anette – auch die anderen Ärzte im weiteren Umkreis überwiesen immer häufiger ihre Patienten zu Kevin und seine Patienten-Kartei wurde immer größer.

Doch immer öfter gab es zum Teil heftige Meinungsverschiedenheiten zwischen Anette und Kevin. Seine Heil- und Behandlungsmethoden deckten sich nicht mit ihren. Bedingt durch ihre Schwangerschaft war Anette zum Teil so gereizt, dass sie Kevin sogar androhte ihn zu entlassen, denn offiziell war er ja immer noch bei ihr angestellt...

Theoretisch hätte Anette schon längst ihre Baby-Pause gehabt, aber sie arbeitete noch bis 3 Tage vor der Geburt. An einem Freitag war es dann soweit. Kevin fuhr seine Frau in die Klinik und schon 4 Stunden später hielt Kevin zum 1. Mal seine Tochter Sahra im Arm. Kevin war bei der Geburt dabei. Obwohl er Arzt war und keinerlei Komplikationen aufgetreten waren, war er doch heilfroh, dass nun alles vorüber war und es Mutter und Kind gut ging. Mit leicht zitternden Beinen und Tränen in den Augen gab er Anette einen Kuß auf die Stirn: „Das hast du gut gemacht, ich bin ja so stolz und glücklich.“ Anette lächelte müde. Für ein Gespräch fehlte ihr jetzt die Kraft. Sie war einfach nur erschöpft – aber unendlich glücklich.

Eine Woche später durfte Anette die Klinik mit ihrer Tochter verlassen. Kevin hatte die Praxis für 14 Tage geschlossen. So konnte er sich intensiv um seine Familie kümmern. Da Anette zum Stillen keine Milch hatte bekam die kleine Sahra die Flasche.

Nach diesen 14 Tagen nahm auch Anette ihre Arbeit wieder auf. Maren Krutzke hatte angeboten sich vorübergehend um ihre Enkeltochter zu kümmern. Sie wollte Anette und Kevin entlasten. So wohnte sie nun mit ihrer Familie zusammen. Für Anette war das natürlich eine große Erleichterung. Doch noch immer gab es zwischen Anette und Kevin heftige Auseinandersetzungen darüber, wie Kevin seine Patienten behandelte. Die Streitereien wurden immer heftiger und die Zeitabstände dazwischen immer kürzer. Danach lief Anette jedes Mal heulend zu ihrer Mutter – und bekam prompt von ihr Recht. Dabei verstand Maren Krutzke von medizinischen Sachen genau soviel wie eine Kuh vom Fahrradfahren – nämlich gar nichts. Sie hatte bis zur Geburt ihrer Tochter als Floristin gearbeitet und war danach nur noch Hausfrau. Schließlich resignierte Kevin. Er ging seiner Frau aus dem Weg, wann immer er konnte.

Das war Anette natürlich auch nicht Recht. Und wieder mischte sich Maren Krutzke ein: „Kevin, ich versuche euch zu entlasten so gut es geht. Du und Anette ihr müsst unbedingt mehr zusammen unternehmen. Du verkriechst dich in deinem Arbeitszimmer und gehst allen und jedem aus dem Weg. Du hast schließlich eine Familie um die du dich kümmern musst. Sahra sieht dich höchstens mal zwischendurch für 10 Minuten. Du musst...“ weiter kam sie nicht, denn Kevin unterbrach sie schroff: „Du musst, du musst, du musst! Das ist das einzige was ich von Anette und dir zu hören kriege. Ein liebes oder anerkennendes Wort habe ich schon seit Wochen nicht mehr von euch gehört – und alles was ich mache ist falsch.“ Maren Krutzke fing an zu heulen: „Das ist also der Dank dafür, dass ich mich in den letzten Wochen so für euch aufgeopfert habe.“ „Kein Mensch hat dich darum gebeten. Du hast das freiwillig von dir aus getan.“ machte Kevin seinem Ärger Luft: „Seitdem du hier bist bin ich für Anette nur noch der Blitzableiter. Alles dreht sich nur um dich, dann um Sahra und dann wieder um dich. Mich schließt ihr aus. Du mischt dich in meine Arbeit ein, gibst in allen Dingen deiner Tochter Recht.“ Maren schnäuzte sich die Nase: „Anette ist Ärztin, sie hat studiert, sie macht alles richtig.“ Kevin fauchte zurück: „Ach so, was bin ich denn? Euer persönlicher Fußabtreter? Ich habe auch studiert und ich habe meinen Doktor-Titel sogar in 2 verschiedenen Bereichen erhalten. Anette hat nur einen.“ Anette hatte im Nebenzimmer jedes Wort verstanden. Empört ihrer Mutter zur Hilfe kommend riss sie die Tür auf: „Lass´ gefälligst meine Mutter zufrieden. Was wärst du eigentlich ohne mich? Nichts! Als deine Eltern gestorben sind habe ich dir den Vorschlag gemacht zu mir zu ziehen. Du hast dankbar reagiert und angenommen. Und heute? Ich habe das Haus, ich habe dir zu einem Neuanfang verholfen, ich...“ „Das war´s! Macht was ihr wollt, mich seht ihr nicht wieder!“ Kevin rannte ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich ab.

Er schmiss sich auf das Bett und weinte hemmungslos – wie ein kleines Kind. „Kevin, Kevin! Los, mach sofort die Tür auf! Kevin!“ Anette rüttelte an der Tür. Im Hintergrund hörte er Maren: „Lass´ ihn doch. In einer halben Stunde muss er sowieso rauskommen, da fängt seine Sprechstunde an.“

Aber Kevin dachte gar nicht daran. Für ihn war eine Welt zusammengebrochen. Wie in Trance packte er 2 große Koffer, nahm das Foto von Sahra, das gerahmt auf seinen Nachttisch stand und steckte es mit zu den anderen Sachen. Er öffnete den Safe, nahm sich das darin befindende Bargeld und auch das gemeinsame Sparbuch heraus und steckte es ein. All zuviel war zwar nicht darauf, aber es reichte, um die erste Zeit über die Runden zu kommen. Ganz unten im Safe lagen Kevins persönliche Papiere und auch die, seines Autos. Auch diese Sachen landeten in seinem Koffer. Geistesabwesend zog er seinen Ehering vom Finger und schmiss ihn quer durch das Zimmer...

Kevin sah auf die Uhr. Anette hatte schon seit etwa einer viertel Stunde Sprechstunde. Maren war dann erfahrungsgemäss auch nicht da. Sie hatte seit kurzer Zeit eine Freundin, auch eine Witwe, mit der sie sich regelmäßig traf. Sahra nahm sie zu diesen Treffen mit. „Sahra, ich habe dich unendlich lieb. Bitte verzeih mir, aber ich kann nicht anders. Ich muss dich verlassen - obwohl ich es nicht will. Ob wir uns jemals wiedersehen weiß ich nicht Ich wäre dir so gerne ein guter Papa gewesen, aber man lässt mich nicht. Deine Mama und deine Oma haben mich vertrieben. Warum weiß ich nicht. Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Sahra, ich werde dich immer lieben, ganz egal was auch passiert...“ stammelte Kevin gebrochen, als er mit den beiden gepackten Koffern an Sahras Zimmer vorbei zur Haustür ging. Kevin schmiss die beiden Teile auf den Rücksitz seines Wagens und fuhr, ohne sich noch einmal umzudrehen, ziellos davon.

Fast zur gleichen Zeit erkundigte sich eine Sprechstundenhilfe von Kevin bei Anette, wann denn endlich der Doktor mit seiner Sprechstunde beginnen würde. Anette blickte irritiert auf die Uhr: „Komisch, ist er denn noch nicht in der Praxis?“ Die Sprechstundenhilfe schüttelte den Kopf: „Bis jetzt noch nicht.“ Anette griff zum Telefon, aber Kevin meldete sich nicht. Auch sein Handy war ausgeschaltet. „Ich sehe mal eben nach was los ist, dann gebe ich Ihnen Bescheid. Bitte vertrösten Sie die Patienten noch ein wenig.“ Die Sprechstundenhilfe verließ das Zimmer und Anette ging in ihre Wohnung: „Kevin! Kevin, wo bist du? Deine Sprechstunde hat längst begon...“ weiter kam sie nicht. Entsetzt sah Anette im Schlafzimmer die offene Tür von Kevins Kleiderschrank. Auch die Safetür stand weit auf. Anette ging kopfschüttelnd darauf zu um sie wieder zu verschließen. Dabei trat sie auf etwas Hartes. Sie bückte sich um das Teil aufzuheben – es war Kevins Ehering! „Kevin! Nein! Bitte nicht! Du darfst uns nicht verlassen. Wir brauchen dich.“ kam es lautlos über Anettes Lippen. Der Schock brachte sie wieder zur Besinnung. „Mein Gott, was habe ich dir in der letzten Zeit nur angetan? Und dabei liebe ich dich doch...“ stöhnte sie fassungslos und nach Luft ringend. Kreidebleich kehrte sie in die Praxis zurück: „Mein Mann ist krank. Die Praxis bleibt ab sofort bis auf weiteres geschlossen. Bitte überweisen Sie die Patienten an eine Vertretung“ gab Anette Kevins Sprechstundenhilfe Bescheid.

Aus seinem großen Notfall-Koffer, den Kevin als Arzt immer bei sich im Auto hatte, nahm er ein Beruhigungsmittel ein. Er stellte sich auf einen Parkplatz und überlegte, wie es weitergehen sollte. Zwar hatte er ein paar 1.000,- DM Bargeld und etwa genau so viel waren auch auf dem Sparbuch, aber ewig würde das Geld nicht reichen. Kevin löste das Sparbuch auf und legte es unter seinem alleinigen Namen auf einer anderen Bank neu an. Problemlos bekam er auch auf dieser Bank ein eigenes Giro-Konto. Er fuhr noch einmal zurück zu seiner alten Bank und holte von dem gemeinsamen Konto noch die Tages-Höchstsumme ab. Kevin checkte seine Finanzen: Ein Hotel war viel zu teuer, eine Pension auch. Selbst ein möbliertes Zimmer kostete langfristig noch zu viel... Während Kevin noch überlegte was er tun könnte, kreuzte ein Wohnwagen-Gespann seinen Weg. Das war es!

Zielstrebig steuerte Kevin einen kleinen ihm vom Sehen bekannten Campingplatz an. Er parkte sein Auto draußen auf dem Besucherparkplatz. An der Anmeldung hingen 3 Aushänge von Campern, die ihre Wohnwagen verkaufen wollten. Kevin notierte sich die Platznummern und sah sich die Wagen erst einmal von außen an. Er hatte von Wohnwagen absolut keine Ahnung. Als er sich den 3. Wagen ansah, kam ein älterer Herr aus dem Vorzelt: „Na, haben Sie Interesse an unserem guten Stück?“ Kevin war vorsichtig: „Vielleicht – warum wollen Sie verkaufen?“ Noch bevor der Herr antworten konnte ertönte eine weibliche Stimme aus dem Inneren des Vorzelts: „Hubert! Hubert, wer ist denn da?“ Hubert drehte sich um in Richtung Vorzelt: „Ein junger Mann, der Interesse für unsere kleine grüne Oase zeigt.“ Er wandte sich wieder zu Kevin: „Wir nennen diesen Platz unsere kleine grüne Oase, weil er so schön im Grünen liegt. Unsere Wohnung liegt mitten in der Stadt – da wächst nicht mal ein Grashalm. Meine Lebensgefährtin ist vor kurzer Zeit operiert worden. Sie hat beide Hüftgelenke neu bekommen. Trotzdem kann sie immer noch nicht wieder richtig laufen. Es ist ihr einfach zu anstrengend. Das ist auch der Grund weshalb wir aufgeben. Wir haben uns erst gestern dazu entschlossen. Aber bitte, kommen Sie doch herein. Sehen Sie sich in Ruhe um. Vor 2 Jahren haben wir hier noch alles neu gemacht.“ Kevin betrat das Vorzelt. Eine zierliche Dame begrüßte Kevin kurz. Das Vorzelt bestand nicht wie üblich aus Zeltplane sondern es war ganz aus Holz. Die Fenster waren aus echtem Glas. Die Gardinen davor sahen neu aus. Auf dem Parkett-Fußboden lag ein kleiner Teppich. An der Stirnseite des Zeltes befand sich eine Einbauküche mit Spüle, E-Herd und sogar ein Kühl-/Gefrierschrank war mit eingebaut. Auch ein Geschirrschrank war in Form einer kleinen Anrichte vorhanden. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine bequem wirkende Rundsitzecke mit einem Glastisch. Daneben stand eine fahrbare Gasheizung. Alles war super gepflegt. „Das Zelt ist absolut winterfest.“ hörte Kevin Hubert sagen. „Den Wohnwagen selbst haben wir nur zum Schlafen genutzt oder um fernzusehen. Der TV-Anschluss befindet sich gleich hier neben der Wohnwagentür. Vor 4 Jahren haben wir die Satelliten-Schüssel anbringen lassen – zusammen mit dem Überdach für den Wohnwagen. Die Einbauküche ist ebenfalls noch nicht alt. Der Wohnwagen selbst ist 8 Jahre alt, aber noch total in Ordnung. Die Renovierung hat uns alles in allem über DM 40.000,- gekostet.“ Kevin zuckte zusammen. Selbst wenn er alle Bargeld-Reserven zusammenkratzen würde – so viel hatte er nicht! „Vorne habe ich zwar Ihren Aushang gelesen, aber es stand kein Preis dabei.“ „An wie viel haben Sie denn gedacht?“ hakte Hubert nach. Kevin schüttelte den Kopf: „Das ist mir viel zu teuer. Ich dachte immer Camping ist billig. Von den Preisen habe ich doch überhaupt keine Ahnung... Ich suche doch nur ein Dach über dem Kopf, damit ich nicht auf der Strasse....“ Kevin beendete den Satz nicht. Mit wachen Augen sah Huberts Lebensgefährtin Kevin an: „Sie wirken auf mich wie ein erfolgreicher Geschäftsmann. Wie ein Berber sehen Sie wirklich nicht aus.“ Traurig schüttelte Kevin den Kopf: „Noch nicht, aber bald könnte es soweit sein. Meine Frau ist selbständig und ich bin bei ihr angestellt. Das Haus, in dem wir leben, gehört ihr. Seit einiger Zeit orientiert sie sich anderweitig. Jetzt hat sie mich endgültig vertrieben. Ich habe keinen Job, keine Bleibe und noch nicht einmal meine kleine Tochter kann ich sehen...“ Kevin rang um Fassung. „Was haben Sie nun konkret vor?“ erkundigte sich jetzt Hubert. Kevin überlegte laut: „Vielleicht brauche ich ein paar Monate um endlich zur Ruhe zu kommen. So lange werde ich untertauchen und dann muss ich unbedingt wieder einen Job annehmen. Ich benötige doch Geld. Ich kann für einen Wohnwagen höchstens DM 5.000,- ausgeben. Vorne an der Anmeldung hängt ein Angebot für DM 3.500,- allerdings ohne Vorzelt. Der reicht hin. Den werde ich wohl nehmen.“ Kevin ging wieder aus dem Vorzelt. „Junger Mann, warten Sie doch mal bitte einen Moment“ hörte er Hubert hinter sich herrufen. Kevin blieb stehen. „Bevor Sie jetzt etwas Unüberlegtes tun, also ich muss mal ganz kurz etwas mit meiner Lebensgefährtin besprechen.“ Kevin wartete. Er betrachtete den Stellplatz. Der Jägerzaun sah neu aus, Blumenrabatten waren an der Seite angelegt, eine kleine Holzhütte stand versteckt zwischen Büschen hinten in einer Ecke. Auch hier war alles sehr gepflegt.

Kurze Zeit später kehrte Hubert zu Kevin zurück: „Junger Mann, Sie können unsere grüne Oase morgen für DM 5.000,- bekommen. Auch meine Lebensgefährtin ist mit meiner Entscheidung einverstanden. Ihre Situation erinnert mich schmerzlich daran, wie es mir selber ergangen ist. Ich persönlich habe großes Glück im Unglück gehabt. Am gleichen Tag, als mich meine Frau vor die Tür setzte, hatte ich einen Unfall. Erst habe ich wochenlang im Krankenhaus gelegen - und dann bei der anschließenden Reha-Kur vor 20 Jahren habe ich meine jetzige Lebensgefährtin kennengelernt. Kinder haben wir beide nicht. Finanziell stehen wir zum Glück auch nicht schlecht da. Normalerweise spielen wir zwar nicht die barmherzigen Samariter, aber die Situation, in der Sie sich gerade befinden ist mir nur allzu gut vertraut. Wir lassen Ihnen auch alles drinnen: Töpfe, Geschirr, Fernseher. Nur die Oberbetten und unsere persönlichen Sachen nehmen wir mit. Sind Sie einverstanden?“ Kevin presste nur ungläubig: „Ja?! – Ja danke, vielen Dank!“ heraus. Ganz leise, weil er sich so entsetzlich schämte, bat Kevin noch: „Bitte, erzählen Sie meine Geschichte bloß keinem Menschen.“ Im Gegenzug musste Kevin Hubert versprechen niemanden zu verraten, für wie viel Geld Hubert seine Grüne Oase ihm verkauft hatte.

Nach einer unruhigen Nacht, die Kevin in einem Hotel verbracht hatte, kehrte er am nächsten Morgen zurück zum Campingplatz. Wieder ließ er seinen Wagen auf dem Besucherparkplatz stehen, denn er hatte keinen Schlüssel um die Einfahrts-Schranke zu öffnen. Hubert erklärte Kevin die Anschlüsse bezüglich der Gasflaschen und dem Stromkasten. Dann legte er Kevin die Papiere für den Wohnwagen und den schon vorbereiteten Kaufvertrag vor. „Die Platzmiete ist noch bis übernächsten Monat bezahlt. Dann müssen Sie selber für das kommende Jahr den Stellplatz neu anmieten. Die Platzmiete beträgt zur Zeit DM 1.200,- plus Stromkosten. Den Strom, den wir bis heute verbraucht haben, bezahlen wir selber. Gas bekommen Sie vorne bei der Anmeldung. Eine 11-kg Flasche kostet ca. DM 25,-. Im Sommer braucht man nicht viel, aber im Winter muss man alle 2, 3 Tage die Flasche wechseln. Und bitte, melden Sie sich unbedingt noch heute bei der Rezeption an. Dort bekommen Sie dann Ihr Postfach und die Schlüssel für die Einfahrts-Schranke und den Sanitär-Bereich. Nur Klo-Papier müssen Sie sich selber mitbringen. Als Ganzjahres-Camper können Sie umsonst duschen. Für die Waschmaschine und den Trockner gibt es vorne Chips für jeweils DM 5,-.“ Hubert erklärte Kevin noch, worauf er sonst noch alles achten musste – dann unterschrieben die beiden Männer den Vertrag. Kevin bezahlte in bar. Wehmütig packten Hubert und seine Lebensgefährtin ihre privaten restlichen Sachen ins Auto. Es fiel ihnen nicht leicht nach über 15 Jahren Abschied von ihrer grünen Oase zu nehmen. Traurig fuhren sie fort.

Jetzt war Kevin alleine. Er war müde und deprimiert. Am liebsten hätte er laut geheult und geschrieen – aber er konnte nichts von alle dem. Wie in Trance ließ er sich auf das große Bett fallen. Erst nach einer Stunde drang das Geschrei spielender Kinder zu ihm durch. Kevin sah auf die Uhr – es war schon Mittag. Sein Auto stand immer noch draußen auf dem Besucher-Parkplatz. Kevin raffte sich auf und ging mit forschen Schritten zur Rezeption um sich anzumelden. Die Dame, die an der Rezeption saß, war die Senior-Chefin des Platzes. Sie war zwar schon fast 80 Jahre alt, trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, gelegentlich mal mit auszu-helfen. Dass die Dame fast blind und zudem noch schwerhörig war, bemerkte Kevin schon nach den ersten Sätzen: Aus „Kevin“ machte sie „Edwin“ - und anstatt „von Borgholm“ schrieb sie „van Beckholt“. Auch die von ihr abgeschriebene Nummer von Kevins Personal-Ausweis wies Fehler auf. Diese falschen Daten gab sie in den Computer ein und druckte sie auf dem Anmelde-Formular aus. Kevins Unterschrift war – wie immer – unleserlich. So fiel es nicht auf. Kevin wusste selber nicht, welcher Teufel ihn geritten hatte, den Irrtum nicht aufzuklären, aber nun hatte er die Gewissheit, eine Weile unentdeckt zu bleiben. Entgegen der Behauptung von Hubert musste Kevin den Stellplatz für den Wohnwagen sofort für ein Jahr neu anmieten. Auch diese Summe bezahlte er in bar. Im Anschluss daran bekam er die Schlüssel für die Schranke und das Sanitär-Gebäude ausgehändigt.

Kevin ging zu seinem Auto. Er hatte kaum noch Bargeld bei sich. Also fuhr er wieder zur Bank und holte die Tageshöchstsumme von dem gemeinsamen Konto von ihm und Anette ab. Danach fuhr er zu seiner neuen Bank und holte dort von seinem Sparkonto noch zusätzlich DM 2.000,-. Anschließend fuhr er in ein großes Kaufhaus, aß dort zu Mittag und dann kaufte er ein: Kopfkissen, Oberbett, Bettwäsche, Handtücher, und Freizeitkleidung. Da Kevin beim Verlassen seiner Familie nicht damit gerechnet hatte auf einem Campingplatz zu landen, hatte er nur seine Anzüge, Oberhemden, Krawatten u.s.w. mitgenommen. Diese Sachen waren jetzt unpassend. In 5 großen Tüten trug er, neben dem Bettzeug, 2 Jogging-Anzüge, Turnschuhe, Sandalen, T-Shirts, Sweatshirts, Jeans, Shortys und eine Baseball-Kappe davon. Auch eine moderne Sonnenbrille gönnte er sich. Kevin fuhr weiter zu einem Billig-Markt um sich mit Lebensmittel zu bevorraten. Dabei kamen ihm die 2 Jahre Erfahrung bei Reni Babel zu Gute. Dort hatte er gelernt für sich alleine zu sorgen. Obwohl Kevin wirklich nirgendwo das Teuerste gekauft hatte, hatte er doch mehr Geld ausgegeben, als er wollte. Jetzt musste er wirklich sparsam wirtschaften.

Kevin fuhr zurück zum Campingplatz. Problemlos konnte er mit dem dafür vorgesehenen Schlüssel die Schranke öffnen. Langsam fuhr er über den Campingplatz und parkte sein Auto genau vor seiner Parzelle. Dort lud er den Wagen leer. Zuerst kamen die Lebensmittel in den Kühlschrank, dann musste das Bett gemacht werden und zuletzt kam die Kleidung in den Schrank. Es passte alles in die Schränke und ins Badezimmer. Nur die Sachen, die Kevin von zu Hause in den Koffern mitgebracht hatte, passten nirgendwo mehr hinein. Schließlich entdeckte Kevin, dass noch unter dem Bett ein großer Stauraum war. Dort fanden nun auch diese Teile ihren Platz. Die leeren Koffer stellte er in die Hütte neben dem Wohnwagen. Mittlerweile war es schon 18:00 Uhr durch und Kevin knurrte der Magen. Er aß Abendbrot und schaltete den Fernseher ein. Es lief irgend eine Krankenhaus-Serie. Nach 10 Minuten schüttelte Kevin entsetzt den Kopf: „So ein Quatsch, total unrealistisch. An der Realität geht das weit vorbei...“ Er erschrak. Jetzt führte er schon laute Selbstgespräche. Kevin schaltete auf ein anderes Programm um – doch auf diesem Programm lief ebenfalls eine Krankenhaus-Serie: Eine Mutter hielt ihr blutendes und weinendes Kleinkind auf dem Arm ... „Sahra! Wo ist das Bild von Sahra? Ich habe es doch eingesteckt...“ Hektisch fing Kevin an zu suchen. Nach einer halben Stunde geriet er fast in Panik – dann fand er es endlich im Staukasten unter dem Bett. Das Bild war in die Jackentasche einer seiner Anzüge gerutscht. „Sahra, Liebes, werde glücklich und schlafe gut. In Gedanken bin ich bei dir. Ich habe dich unendlich lieb.“ stammelte Kevin unter Tränen. Sein Blick fiel auf das Chaos, was er angerichtet hatte. Er stellte das Bild auf seinen Nachttisch. Mit den Fingerspitzen streichelte er auf dem Foto die Wangen seiner Tochter. Dann riss er sich endlich zusammen und räumte auf. Erst weit nach Mitternacht kam er ins Bett.

Am nächsten Morgen wurde Kevin durch lautes Klopfen geweckt.: „Hubert! Agnes! Hubert! Seid ihr da?“ Kevin fuhr erschrocken hoch: „Moment, ich komme gleich...“ In Windeseile zog er sich ein T-Shirt und eine Jogging-Hose an. Dann ging er hinaus. Ein etwa 50 Jahre alter Mann sah ihn argwöhnisch an: „Wer sind denn Sie? Was machen Sie hier? Wo sind Agnes und Hubert?“ „Ich habe den Wagen gestern von Hubert gekauft. Hubert hat aufgegeben.“ antwortete Kevin noch immer schlaftrunken. Doch sein Gegenüber war misstrauisch: „Glaube ich nicht! Das hätte Hubert mir erzählt!“ „Dann gehen Sie doch zur Anmeldung und fragen da nach, oder rufen Sie Hubert an...“ knurrte Kevin zurück. Er drehte sich um und verschwand wieder in seinem Wohnwagen. Nun war er wach und wollte zum Duschen. Verärgert stellte er fest, dass er gestern beim Einkaufen die Seife, Duschlotion und auch Haarshampoo vergessen hatte. Sicher würde er das vorne am Kiosk bekommen, nur teurer als im Supermarkt. So putzte er sich erst einmal nur die Zähne, setzte seine Baseball-Kappe auf und ging in Richtung Kiosk. Als er bei der Anmeldung vorbei kam hörte Kevin hinter sich jemanden rufen: „Hallo! Hallo Herr Beckholt!“ Kevin stutzte – meinte man ihn? Er drehte sich um. Der Herr, der ihn so unsanft aus den Federn gerissen hatte, kam mit schnellen Schritten auf Kevin zu: „Entschuldigen Sie bitte, dass ich vorhin so unfreundlich zu Ihnen war, aber ich habe Sie für einen Einbrecher gehalten. Ich heiße Jens Marquardt und bin Ihr Platznachbar zur rechten Seite.“ „Woher wissen Sie wie ich heiße?“ tastete Kevin sich vorsichtig abwartend vor. „Ich war vorne bei der Anmeldung und habe nachgefragt.“ Kevin versuchte sich zu erinnern, was die alte Dame aus seinem Namen gemacht hatte: „Edwin van Beckholt, aber alle nennen mich nur Eddy“ stellte Kevin sich vor. Eddy war sein Spitzname an der Uni. Diesen Namen hatte er von seinen Mitkommilitonen erhalten, weil er seinen Latein-Professor Ernst Edinsky so gut imitieren konnte. Kevin wusste, auf diesen Namen würde er reagieren, wenn man ihn so ansprechen würde. „Mich nennen alle nur Molle“ kam die Retourkutsche von Jens Marquardt. Dabei deutete er mit seiner Hand auf seinen nicht zu übersehenden Bauch. „Ich esse für mein Leben gerne – und für Süßigkeiten sterbe ich. Früher war ich viel dünner, da habe ich aber auch noch geraucht. Dann hatte ich einen Herzinfarkt und musste mit dem Qualmen aufhören. Seitdem nasche ich.“ Kevin wiegte den Kopf hin und her „Obst ist gesünder, notfalls gibt es auch zahnschonende Kaugummis. Außerdem sollte man vor jeder Mahlzeit ein Glas Mineral-Wasser trinken – das hemmt den Appetit...“ „Oh Mann, hör bloß auf, du hörst dich ja schlimmer an als mein Arzt – bist du etwa Arzt?“ „Das wollte ich in der Tat mal werden. Ich habe bis kurz vor meinem Examen Medizin studiert und dann aus privaten Gründen alles geschmissen – das war der größte Fehler meines Lebens. Heute weiß ich es besser. Jetzt experimentiere ich nur so ein bischen herum und schreibe medizinische Abhandlungen.“ umging Kevin Molles Frage. „Bist du Schriftsteller?“ bohrte Molle neugierig weiter. Kevin schüttelte den Kopf. „Nein, so weit bin ich noch lange nicht. Dafür muss man einen bekannten Namen haben und dann noch einen Verlag finden, der das Werk auch noch veröffentlicht. Ich bin schon heilfroh, wenn ich ab und zu in einer Fachzeit-schrift mal etwas veröffentlichen kann. Nur – reich wird man nicht davon.“ „Deinem Wagen nach zu urteilen...“ weiter kam Molle nicht, denn Kevin schnitt ihm das Wort ab: „Schön wäre es! Der Wagen ist fast neu, bar bezahlt - und gehört meinem Schwager. Er ist Chef-Chirurg in einer großen Klinik. Zur Zeit befindet er sich auf einer Tagung. So lange darf ich seine Edel-Karosse fahren, denn meine alte Krücke hat vor ein paar Tagen seinen Geist endgültig aufgegeben. Mein möbliertes Zimmer hat meine Vermieterin zurückverlangt wegen Eigenbedarf und eine andere günstige Bude habe ich noch nicht gefunden. Jetzt wohne ich erst mal hier.“ „Ach so“ kam es erleichtert von Molle „ich habe schon befürchtet, dass du was Besseres bist. Sag mal, wie viel hat dir Hubert für sein Schmuckstück denn abgeknöpft?“ „Ein ganz schönes Sümmchen, aber er hat mich nicht über den Tisch gezogen. So, ich muss los, sonst kriege ich keine Brötchen mehr.“ wich Kevin Molles Frage aus. Er drehte sich um und ging zum Kiosk. In Kevins Kopf kreisten die Gedanken: Ich brauche ein anderes Auto, dieses ist zu auffällig.

Wieder zurück auf seinem Stellplatz blätterte Kevin die Tageszeitung durch. Wie gebannt blieb sein Blick an einer Reklame-Anzeige hängen: Bauunternehmen Erwin Striezel... die Telefon-Nummer war mit angegeben. Kevin nahm sein Handy und wählte die Nummer. „Sekretariat Erwin Striezel, was kann ich für Sie tun?“ erkundigte sich eine freundliche Frauenstimme nach Kevins Wünschen. Kevin schielte geknickt zu seinem Wagen: „von Borgholm – ich möchte Herrn Striezel sprechen.“ „In welcher Angelegenheit?“ fragte die Sekretärin nach. „Privat“ kam es kurz und knapp von Kevin. Ein paar Sekunden später waren die beiden Männer am Telefon verbunden. Nach ein paar belanglosen Sätzen kam Kevin zum Kern seines Anliegens: „Herr Striezel, Sie haben letztens Interesse für mein Auto gezeigt. Sind Sie immer noch daran interessiert oder soll ich ihn anderweitig veräußern?“ „Waaas?! Wollen Sie dieses Prachtstück wirklich verkaufen? Warum denn das?“ hörte Kevin Erwin Striezel erstaunt durch die Hörmuschel fragen. Was sollte er antworten? „Bitte verraten Sie mich nicht, aber meine Frau kommt mit der Gangschaltung nicht zurecht. Ich werde mir einen Wagen mit Automatic-Getriebe zulegen und damit meine Frau überraschen“ hörte Kevin sich selber sagen. Die Sache mit der Gangschaltung war nicht einmal gelogen. Anette hatte wirklich Probleme mit solchen Wagen – nur: Anette fuhr den Wagen von Kevin nie! „Natürlich habe ich Interesse, was wollen Sie denn dafür haben?“ Erwin Striezel wurde geschäftstüchtig. Kevin ballte die Fäuste: „Neu hat er DM 120.000,- gekostet. Mir hat jemand 85 Riesen geboten – aber dieser Person würde ich mein Auto nur sehr ungerne verkaufen. Der weiß den Wagen gar nicht zu würdigen.“ Erwin Striezel pfiff durch die Zähne: „Stolzer Preis...“ Kevin reagierte sofort: „Herr Striezel, Sie würden den Wagen für DM 80.000,- bekommen, aber nur, weil ich mit der Auffahrt für meine Praxis mehr als zufrieden bin.“ Erwin Striezel war geschmeichelt: „Also gut – 80 Riesen! Wie wollen wir das Geschäft abwickeln?“ Kevin atmete tief durch: „In bar. Meine Frau kümmert sich alleine um die Bankgeschäfte. Sie würde es sofort merken, wenn größere Beträge ein- und wieder ausgehen. Dann wäre meine ganze Überraschung futsch.“ Erwin Striezel schöpfte keinen Verdacht: „Gut gemacht. Ich bin einverstanden. Wann kann ich den Wagen bekommen?“ Kevin überlegte – er musste noch ein paar Dinge besorgen... „Passt Ihnen nächste Woche Mittwoch um 16:00 Uhr bei Ihnen?“ Erwin Striezel blätterte seinen Kalender durch: „Der Termin ist gut. Dann sehen wir uns am Mittwoch. Ich freue mich schon darauf.“

Noch immer ungewaschen und unrasiert setzte sich Kevin ins Auto und holte wieder die Tageshöchstsumme von der Bank ab. Danach suchte er verschiedene Autohäuser auf um die Preise zu vergleichen. Eine Nobelmarke, so wie er sie jetzt fuhr, kam nicht mehr infrage und so wurde er bei einer anderen Marke in einer preiswerten Klasse fündig. Zwischen den beiden Wagen lagen Welten. Es war ein Vorführwagen, für den sich Kevin entschied, der aber immer noch fast DM 25.000,- kosten sollte. Kevin handelte das Fahrzeug auf DM 20.000,- herunter. Am nächsten Donnerstag konnte er das dann auf seinen Namen angemeldete und zugelassene Fahrzeug abholen. Anschließend ging er einkaufen.

Zum gleichen Zeitpunkt war auch Anette auf der Bank. Sie fragte ihren Kontostand ab und erschrak. Seit 3 Tagen wurde jedes Mal der Höchstbetrag abgebucht. Kevin! Was hatte er vor? Wo war er? In welchem Hotel übernachtete er? Anette schluckte trocken. Ihr Mann lebte scheinbar nicht schlecht. Kurz entschlossen ging sie zum Schalter und ließ das Konto sperren. Sie rechnete nach. Für 2, 3 Wochen würde sein Geld reichen – vielleicht auch noch ein paar Tage länger: Dann wird er endlich wieder zu uns zurückkommen – hoffte sie! So lange wollte Anette nichts bezüglich einer Suchmeldung durch die Polizei unternehmen. In 3 Wochen hatte Kevin ja auch Geburtstag. Er wusste, dass Sahra an diesem Tag getauft werden sollte. Das würde er sich nicht entgehen lassen. Davon war Anette überzeugt.

Kurz nach 13:00 Uhr steuerte Kevin den Camping-Platz an. Er hatte Pech, die Schranke war schon geschlossen. Zwischen 13:00 Uhr und 15:00 Uhr herrschte Mittagsruhe. Da waren Fahrten auf dem Platz verboten. Kevin parkte sein Auto mal wieder auf dem Besucher-Parkplatz, griff sich seine Einkaufstaschen und ging zu seinem Wohnwagen. Auf dem Weg begegnete ihm Molle: „Hallo Eddy! Wer zu spät kommt, den bestraft die Schranke“ lachte er schadenfroh! Kevin grinste zurück: „Nächstes mal bin ich schneller. Da hätte ich ja gleich unterwegs noch was essen können.“ „Du kannst bei mir mitessen, ich habe etwas zu viel gemacht. Es gibt Schlamm-Pamp.“ lud Molle Kevin spontan ein. „Hä?! Was gibt es bei dir?“ Kevin war verduzt. Molle wiederholte, was er gerade gesagt hatte „Meine eigene Kreation“ klärte Molle Kevin auf. Kevin war verunsichert: „Was ist das?“ Molle buxierte Kevin schmunzelnd in sein Vorzelt: „Setz dich hin.“ Er deckte den Tisch und keine 2 Minuten später setzte Molle Kevin das Essen vor. Die Soße sah aus wie brauner Schlamm, aber es schmeckte Kevin köstlich: „So etwas Gutes habe ich lange nicht mehr gegessen. Wirklich, das ist ganz lecker. Ist das schwer zu kochen?“ Molle schüttelte den Kopf: „Nein, das ist ein Pfannengericht und wird nicht gekocht. Du nimmst 3 bis 4 normal große Schnitzel, viertelst sie, pfeffern, salzen und dann mit einer guten handvoll gewürfelten Schinken und etwas Margarine anbraten. Ein kleines Glas Champignons abtropfen lassen, pfeffern, salzen – aber nur leicht – und zusammen mit dem Fleisch braten. Wenn das Fleisch durch ist, 3 Becher Schmand und genauso viel Wasser mit zu dem Fleisch und den Pilzen geben und mit Jägersoße andicken, bis die Soße so richtig schön pampig ist. Fertig! Der Reis braucht auch nicht länger. Genau so gut schmeckt das auch mit Rinder- oder Putenfleisch.“ Kevin war pappe-satt. Nur mit Mühe konnte er ein lautes Rülpsen unterdrücken: „Du, das Zeug hat ganz schön viel Kalorien. Bist du Koch?“ Molle schüttelte den Kopf: „Ich bin Heizungsmonteur, kochen ist mein Hobby.“ Er stand auf und holte eine Flasche Kräuterlikör aus dem Wohnwagen. Molle stellte 2 Gläser auf den Tisch: „Zur Verdauung!“ Die beiden Männer prosteten sich zu.

Ein Wagen fuhr langsam vorbei und hielt an. Molle verdrehte den Hals: „Holger und Irene kommen. Das sind deine Platznachbarn zur linken Seite. Komm mit, ich stelle euch einander vor“ Kevin erhob sich und folge Molle. Als die beiden fast am Auto waren tönte ihnen lautes Hundegebell entgegen. Kevin ging einen Schritt zurück – Molle grinste: „Das sind Accy und Andy, 2 Pekingesen. Angst brauchst du vor den beiden nicht zu haben, die beißen nicht, die sind lammfromm.“ Kevin atmete erleichtert auf, mit Hunden hatte er keinerlei Erfahrung. Irene und Holger stiegen aus ihrem Wagen. Molle streckte einen Arm in die Luft: „Hallo, ihr beiden. Darf ich vorstellen – das ist Edwin van Beckholt, genannt Eddy. Er ist euer neuer
Nachbar. Hubert hat verkauft. Und das sind Holger und Irene Sturm. Für irgendeine Überraschung sind die beiden immer sehr empfänglich.“ Nach der kurzen Vorstellung ergriff Kevin das Wort: „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich muss noch meinen Wagen reinholen, der steht noch draußen.“ Kevin verschwand – Molle grinste: „Holger, gleich flippst du aus. Eddy hat ´ne Karre, da fällst du vom Glauben ab! Aber bleib ruhig, die Kiste gehört ihm nicht, sondern seinem Schwager. Das ist irgend so ein Chef-Arzt. Eddy selbst ist ein ganz armes Schwein.“ Molle erzählte Holger und Irene alles, was er von Kevin wusste – da kam dieser um die Ecke gefahren. Holger bekam riesige Kulleraugen: „Ui-jui-jui-Boah! Ist das ein Traumteil...!“ Kevin stieg aus, Holger gesellte sich zu ihm: „Kann ich den mal fahren? Nur ein ganz kleines Stück?“ Kevin verzog die Mundwinkel: „Wenn es meiner wäre gerne, aber ich habe ihn auch nur geliehen bekommen. Wenn dann was passiert schickt mich mein Schwager in die Hölle. Tut mir leid.“ Kevin war super-vorsichtig, schließlich wollte er den Wagen ja bald verkaufen. Holger schaute Kevin enttäuscht an: „Schade, aber ich kann dich verstehen.“ Irene öffnete die Tür von ihrem Wagen um die Hunde herauszulassen. Zielstrebig liefen sie in Kevins Vorzelt. „He ihr beiden, ihr seid falsch! Euer Eingang ist nebenan...“ rief Kevin den beiden Hunden hinterher. „Agnes hat den beiden immer ein Leckerli gegeben, wenn wir gekommen sind. Die zwei wissen doch nicht, dass Agnes nun nicht mehr da ist.“ klärte Irene Kevin auf. „ Hunde-Leckerlies habe ich nicht – dürfen die beiden sich eine Scheibe Kochschinken teilen?“ hakte Kevin nach. Irene strahlte: „Na klar, das gebe ich den beiden auch ab und zu mal, aber ganz selten.“ Kevin ging in sein Vorzelt, öffnete den Kühlschrank, holte den Aufschnitt heraus, riss ihn in 2 gleichgroße Teile und gab es den Hunden. Ganz vorsichtig nahmen sie den Schinken mit ihren Zähnen Kevin aus der Hand. Kevin setzte sich in seinem Vorzelt auf die Rundsitzecke. Die Hunde folgten ihm sofort, sprangen zu ihm hoch und leckten ihm die Hände ab. Kevin krauelte die beiden hinter den Ohren. Ihr Fell war seidenweich. Irene steckte den Kopf zu Kevin ins Vorzelt: „Na, ihr habt ja schon Freundschaft geschlossen. Eddy, du musst ein besonderer Mensch sein, denn so schnell habe ich das bei meinen beiden Schätzen selten erlebt. Hast du selber auch Tiere?“ Kevin schüttelte den Kopf: „Dafür habe ich keine Zeit und kein Geld.“ „Irene, komm doch mal eben her...“ Holger rief seine Frau. Accy und Andy folgten ihrem Frauchen. Kevin blieb alleine im Vorzelt zurück. Endlich konnte er zum Duschen gehen.

Der Campingplatz, auf dem Kevin nun wohnte, hatte etwa 50 Stellplätze. 28 Plätze waren belegt mit Ganzjahres-Campern – der Rest war nur zum Teil besetzt mit Durchgangscampern, die nach ein paar Tagen weiterzogen.

Es war Freitag und die ersten Wochenend-Camper kamen an. Wie ein Lauffeuer hatte es sich auf dem kleinen Camping-Platz herumgesprochen, dass Hubert verkauft hatte und dass der Luxus-Wagen, der bei Kevin vor dem Wohnwagen stand, nur geliehen war. Hier kannte jeder jeden. Trotzdem bewahrte man zu den Nachbarn einen gewissen Abstand. Kevin war das ganz Recht. Etwa die Hälfte der Jahrescamper war an diesem Wochenende zu ihren Wohnwagen gekommen. Durch die Gardine hindurch beobachtete Kevin die Leute auf dem Platz. Plötzlich überkam ihn ein mulmiges Gefühl: Hoffentlich ist keiner dabei, der mich kennt – eventuell sogar einer meiner Patienten... Doch egal in welches Gesicht Kevin auch blickte: er kannte niemanden – und niemand kannte ihn! Auf dem Platz herrschte ein lockerer Umgangston.

Kevin passte sich dem an. Am Sonntag fuhren die Wochenend-Camper wieder nach Hause, denn sie waren alle berufstätig. Nur die Urlauber von den Durchgangsplätzen blieben dort. Aber zu denen hatte Kevin so gut wie keinen Kontakt.

Als Kevin am Montag, wie schon in den Tagen davor, wieder die Tageshöchstsumme von dem Konto abholen wollte, zog der Automat die Karte ein. Ihm war klar, dass Anette das Konto gesperrt hatte. Am Mittwoch räumte Kevin sein Auto total leer: Der Notarzt-Koffer musste raus, das Handschuhfach u.s.w. Er zog seit Tagen mal wieder einen seiner Anzüge an. Zum allerletzten mal setzte er sich ans Steuer und fuhr zu Erwin Striezel. Nachdem der Kaufvertrag von beiden unterschrieben war, gab Kevin die Papiere und die Wagenschlüssel ab. Im Gegenzug erhielt er das vereinbarte Geld. Kevin steckte den Umschlag in seine Brieftasche und fuhr mit einem Taxi zu seiner Bank Am nächsten Tag konnte er sein neues Auto abholen. DM 20.000,- musste er dafür bereithalten. Kevin legte DM 50.000,- auf seinem Sparbuch an, DM 5.000,- kamen auf sein Giro-Konto. Den Rest behielt er bei sich, damit er nicht gleich wieder eine neue Abbuchung vornehmen musste. Jetzt hatte er auf seinem Sparbuch ein gutes Polster.

Am nächsten Tag holte Kevin sein Auto ab und fuhr zu seiner Versicherung um den alten Wagen abzumelden. Bei einer anderen günstigeren Versicherung meldete er das neue Auto an. Dort gab er auch sein Postfach vom Campingplatz für eventuelle Rückfragen an.Wieder zurück auf dem Campingplatz schlüpfte er sofort wieder in bequemere Kleidung. Darin fühlte er sich wohl. Die Sonne schien in den Wohnwagen und Kevin konnte deutlich eine dünne Staubschicht auf den Schränken erkennen. Er ging in die kleine Holzhütte, die hinter dem Wohnwagen stand und kam kurze Zeit später mit Staubsauger, Eimer und Putzzeug heraus. Nach 2 Stunden saugen und wischen war alles wieder blitze-blank. Kevin brachte das Putzzeug zurück in die Hütte und nahm sich vor am nächsten Tag den Rasen zu mähen und das Unkraut aus dem Blumenbeet zu jäten. Wäsche musste er auch bald waschen.

Kevin nahm sein Handy und schaltete es ein. Er hatte es bewusst nie an, denn er fürchtete, dass Anette ihn sonst zur Rückkehr bewegen würde. Mit seiner Vermutung hatte er nicht Unrecht – Anette hatte wirklich mehrmals täglich versucht, ihn so zu erreichen, aber seit 2 Tagen hatte sie es aufgegeben. Jetzt wollte Kevin Christian anrufen, aber er hatte seine neue Telefon-Nummer noch nicht in seinem Handy eingespeichert und auswendig kannte er sie nicht. Er wusste nur, dass Christian eine Geheim-Nummer beantragt hatte. Ich muss unbedingt mein Notebook haben, sinnierte Kevin, da sind alle Telefon-Nummern eingespeichert, auch die von Christian. Aber das Notebook befand sich bei Anette, in seinem Arbeitszimmer! Kevin trommelte mit seinen Fingern auf der Tischplatte herum: Wie komme ich nur daran, ohne dass Anette oder irgend jemand anderes mich sieht? Wehmütig dachte er an Sahra. Sahra?! Das war der Schlüssel! Es war doch bald Taufe. Dann war garantiert niemand im Haus. Einen Haustürschlüssel hatte er immer am Schlüsselbund von seinem Auto – auch an seinem jetzigen. Den hatte er abgemacht, bevor er Erwin Striezel den Wagen verkaufte. Kevin fiel ein Stein vom Herzen. Er setzte sich ins Vorzelt uns schrieb eine Liste von all den Sachen, die er mitnehmen wollte: Notebook, Drucker, Scanner, Fachbücher, CDs, Rezeptblock, Stempel, Medikamente.... Plötzlich dachte Kevin an Ali Celik: Ich lasse mir einen Bart wachsen, setze meine Sonnenbrille auf und meine Baseball-Kappe und werde irgend einen Freizeit-Anzug anziehen. So erkennen mich selbst die Nachbarn nicht. Kevin schmiedete einen Plan. Er kam sich vor wie ein Verbrecher. Ich muss auch einen Teil der Auto-Nummer mit Schmutz unlesbar machen. Zwar hat mein Auto jetzt ein Kennzeichen aus Hamburg – aber man weiß ja nie! Das hatte er aus einem Krimi, den er sich tags zuvor im Fernsehen angesehen hatte, übernommen. Tief in Kevins Inneren brodelte es. Er stand auf, ging zum Kiosk, holte sich dort eine Flasche Rotwein und kehrte zu seinem Wohnwagen zurück. Eine halbe Stunde später war die Flasche leer – und Kevin voll! Er lümmelte sich ins Bett und schon kurze Zeit später schlief er tief und fest.

Am nächsten Morgen erwachte Kevin schon recht früh. Er ging zum Duschen und im Anschluss daran ging er umgehend zum Kiosk um sich Brötchen und die Tageszeitung zu holen. Er war gerade mit dem Frühstück fertig, da kam Molle. Kevin stand auf um ihn zu begrüßen. Beim Hinausgehen aus dem Vorzelt fiel sein Blick auf die Titelseite der Zeitung, irgendetwas mit Terroristen stand dort als Überschrift. Noch immer leicht verkatert wollte Kevin Molle mit: „Hallo, du Wochenend-Camper“ begrüßen – aber ganz in Gedanken sagte er: „Na, du Wochenend-Terrorist!“ Für eine Sekunde blieb Molle die Luft weg, dann lachte er schallend los: „Eddy, der Spruch ist gut! Der ist morgen noch gut! Der könnte glatt von mir sein.“ Kevin war sich keiner Schuld bewusst: „Welcher Spruch?“ Molle hielt sich noch immer seinen Bauch: „Du Schauspieler! Erst knallst du mir den Wochenend-Terroristen um die Ohren und dann mimst du das Unschuldslamm. Du bist ein richtiger Klippen-Kuckuck!“ „Wie bitte?! Was bin ich?“ Kevin war total irritiert. Molle wiederholte, was er gerade gesagt hatte und fügte noch hinzu: „So nenne ich die Leute, die mit allen Wassern gewaschen sind, die aber trotzdem Pfundskerle sind, so wie du!“ Kevin grinste verschmitzt. „Magst du was essen? Das Frühstück steht noch auf dem Tisch.“ Molle winkte ab: „Nein danke, ist nett gemeint, aber ich habe schon zu Hause mit meinen 4 Frauen gegessen.“ Ungläubig sah Kevin Molle an: „Du hast 4 Frauen?“ Molle nickte: „Eine Ehefrau und 3 erwachsene Töchter. Kleiner Tipp – schaffe dir nie Mädchen an. Das ist Stress ohne Ende.“ Kevin wurde todernst: „Ich habe auch eine Tochter. Sie heißt Sahra und wird morgen ein viertel Jahr alt – aber ich darf sie nicht besuchen.“ Molle merkte, dass die Angelegenheit Kevin stark berührte. Kevin atmete tief durch: „Ich habe die Mutter von Sahra sehr geliebt. Sie war reizend und wollte ein Kind von mir. Endlich wurde sie schwanger und mir gegenüber ungerecht. Ich dachte, nach der Geburt ändert sich das wieder. Aber im Gegenteil – es wurde nur noch schlimmer. Dann hat sie auch noch ihre Mutter, eine Witwe, bei sich aufgenommen. Früher war die auch ganz umgänglich, aber seitdem sie mit ihrer Tochter und meiner Sahra zusammenwohnt, hat sie sich zu einem echten Drachen mir gegenüber entwickelt...“ Kevin versagte die Stimme. Molle stand hilflos daneben: „Oh Mann! Sie hat dich nur als Samenspender gebraucht! Weiber!!!“ fluchte Molle verständnislos. Er nahm Kevin fest in den Arm. „Au, erdrücke mich nicht...“ keuchte Kevin. „Jetzt brauche ich einen Schnaps“ stöhnte Molle. Kevin drehte sich der Magen um: „Bäh, Kamillentee ist besser, das beruhigt.“ „Jawohl, Herr fast-Doktor!“ kam es angewidert von Molle: „Kamillentee – nee! Aber zwischen Leber und Milz passt noch immer ein Pils!“ Erst da bemerkte er Kevins neues Auto: „Ist das dein Wagen oder ist der auch nur geliehen?“ Kevin strahlte über das ganze Gesicht: „Der gehört mir seit ein paar Tagen.“ Molle sah sich das Fahrzeug genauer an: „Hmmm, nicht schlecht. Hast du den bar bezahlt?“ Kevin konnte Molle nicht in die Augen schauen: „Bin ich Krösus?“ So hatte er wenigstens nicht gelogen.Die beiden unterhielten sich noch ein Weilchen, dann schickte Molle sich an Mittag zu kochen: „Wenn du willst, kannst du immer bei mir mitessen. Zu zweit schmeckt es einfach besser.“ Kevin war einverstanden: „Gut, machen wir halbe-halbe.“ Molle und Kevin verstanden sich immer besser.

Während die beiden Männer noch beim Essen waren erkundigte sich Kevin bei Molle, warum er immer schon am Freitag Vormittag kam und aus welchem Grund er weder seine Frau noch seine 3 Töchter mitbrachte. Molle klärte ihn auf: „Ich arbeite von Montag bis Donnerstag jeden Tag 12 Stunden, dabei haben wir eine 38-Stunden Woche. Freitag bummle ich die Überstunden ab. Die restlichen Stunden werden gesammelt und hinten an den normalen Urlaub angehängt. Von Anfang Dezember bis Ende Januar fliegen wir dann nach Mallorca. Das sind 2 Monate – das lohnt sich. Meine Frauen wirst du hier nie finden. Charlotte geht jeden Freitag morgens zum Frisör, nachmittags trifft sie sich schon seit Jahren mit ihren Freundinnen zum Kaffee-Klatsch. Samstags ist sie bei ihren Eltern. Manchmal übernachtet sie da auch. Ich komme mit denen nicht so gut klar. Sonntag Vormittag kommt Charlottes Schwester – oder sie geht zu ihr. Meine Töchter sind erwachsen. Die Kleine ist schon 18 Jahre alt, die Zwillinge sind 21 Jahre alt. Die gehen längst alle ihre eigenen Wege. Mich vermisst niemand und hier fühle ich mich wohl. Eddy, sag mal – wie alt bist du eigentlich?“ „In 14 Tagen werde ich 37 Jahre alt.“ beantwortete Kevin die Frage „Und du?“ „48 Jahre.“ murmelte Molle „15 Jahre muss ich noch arbeiten. Mit 63 Jahren kann ich in Rente gehen.“ Kevin kratzte sich am Kinn: „Du Molle, sag mal ehrlich, ob ich mir wohl einen Bart stehen lassen soll...“ Molle musterte Kevin: „Kann ich mir bei dir gut vorstellen. Aber ich warne dich – die erste Woche ist tödlich: Da sieht man aus wie ein Pennbruder!“ Kevin überlegte: „Und nach 14 Tagen?“ „Ich weiß ja nicht wie stark dein Bartwuchs ist, probier es doch aus. Abrasieren kannst du das Ding jederzeit.“ konterte Molle.

Je näher der Tag heranrückte an dem Sahra getauft werden sollte, um so nervöser wurde Kevin. „Morgen ist es soweit“ murmelte er in seinen doch schon recht ansehnlichen Bart. Zwar wusste er in welcher Kirche die Taufe stattfinden sollte – aber nicht die Uhrzeit. Nach einer unruhigen Nacht machte Kevin sich am nächsten Morgen schon um 7:00 Uhr auf den Weg nach Buxtehude. Im Kofferraum seines Autos hatte er einen ganz großen stabilen Karton deponiert. In gebührender Entfernung zu Anettes Haus parkte er seinen Wagen und wartete. Die Haustür ließ er nicht einen Augenblick lang aus den Augen. Gegen 9:30 Uhr wurde sie geöffnet und Anette kam, mit Sahra auf dem Arm, und in Begleitung ihrer Mutter aus dem Haus. Nur mit Mühe konnte Kevin sich beherrschen nicht aus dem Wagen zu springen und seine Tochter zu liebkosen. Maren schloss die Haustür ab, stieg zu Anette und Sahra ins Auto und gemeinsam fuhren sie davon. Obwohl Kevin ein Beruhigungsmittel eingenommen hatte, zitterte er am ganzen Körper. Nach 5 Minuten wurde er ruhiger. Er fuhr vor das Haus, holte den leeren Karton aus dem Wagen, schloss die Haustür auf und ging hinein. Kevin fühlte sich wie ein Einbrecher, Dieb, Verräter – alles in einem. Niemand war da, nur Anettes Parfüm lag noch in der Luft. Zielstrebig, unter zur Hilfenahme seiner Liste, sammelte Kevin die von ihm benötigten Sachen zusammen und verstaute sie in dem Karton. Nach 10 Minuten hatte er alles beisammen. Traurig blickte er in Sahras Zimmer. Dann verließ er, ohne eine Spur zu hinterlassen, wieder das Haus. Niemand hatte ihn gesehen. Auf direktem Weg fuhr er in die Kirche.

Der Gottesdienst hatte schon begonnen. Kevin nahm seine Baseball-Kappe vom Kopf und betrat die Kirche. Stehend, in einer dunklen Nische neben der Eingangstür, hörte er den Pastor sagen: „Ich taufe dich auf den Namen Sahra – Gerda – Maren von Borgholm.“ Kevin hörte seine Tochter weinen – es klang wie Musik in seinen Ohren. Sahra hatte eine kräftige Stimme. Anette hatte Sahra als 2. Namen Gerda gegeben, so hieß Kevins Mutter, aber das registrierte Kevin in diesem Augenblick gar nicht. Er hörte nur seine Tochter. Dann verstummte das Kind. Kurz bevor der Gottesdienst zu Ende war verschwand Kevin genau so unbemerkt wie er gekommen war, wieder aus dem Gotteshaus.

Kevin setzte sich wieder seine Baseball-Kappe auf und ging mit leicht zitternden Beinen und einem dicken Kloß im Hals zu seinem Auto. Er setzte sich hinein und öffnete das Seitenfenster einen Spalt – er brauchte frische Luft. Anette kam mit Sahra auf dem Arm genau auf den Wagen von Kevin zu. Hinter ihr ging Maren. Kevin hielt die Luft an. Wie versteinert blickte er die drei durch seine Sonnenbrille an. Doch weder Anette noch Maren erkannten Kevin. Sie beachteten den Wagen auch gar nicht weiter. Jetzt standen sie genau neben ihm. Angeregt unterhielten sie sich über die Predigt. Kevin konnte jedes Wort verstehen, doch das interessierte ihn nicht. Gebannt sah er, wie Anette sich umdrehte, mit dem Rücken zu ihm. Sahra blickte ihr über die Schulter und Kevin konnte ihr kleines Gesicht deutlich sehen. Wie schön sah sie doch aus. Wieder musste Kevin sich zusammenreißen um nicht aus dem Wagen zu springen. Plötzlich lächelte Sahra Kevin an. Im gleichen Augenblick gingen Anette und Maren weiter zu ihrem Auto. Kevin biss die Zähne zusammen, startete den Motor und steuerte eine Strasse weiter einen Parkplatz an. Dort brach er dann schluchzend hinter dem Lenkrad zusammen. Sahra! Seine Tochter hatte ihn angelächelt: „Ob sie mich wohl wiedererkannt hat? Das ist mein schönstes Geburtstagsgeschenk! Das Schönste, was ich jemals bekommen habe“ flüsterte Kevin unter Tränen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Kevin sich wieder beruhigt hatte. Ausgelaugt fuhr er wieder zurück zum Campingplatz. Molle wollte gerade nach Hause fahren als Kevin ankam: „Hallo Eddy, wo warst du denn den ganzen Tag? Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Mensch, wie siehst du denn aus...?!“ „Mir dröhnt der Schädel, ich bin fix und alle...“ stöhnte Kevin. „Das sieht man.“ Molle legte seine Hand auf Kevins Stirn: „Du hast ´ne ganz heiße Birne. Pack dich schnell ins Bett, du scheinst eine Erkältung zu kriegen.“ Kevin schnäuzte sich die Nase. „Nächsten Freitag bin ich wieder fit. Dann feiern wir meinen Geburtstag nach. Bist du damit einverstanden?“ Molle strahlte: „Klar, dann können wir beide uns einen reinzwitschern, weil wir nicht mit dem Auto fahren müssen.“
 



 
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