Ein Mensch geht

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S

scarda

Gast
Hallo Sannasohn,

auf deinen Wunsch hin hier nun der Versuch ausführlich meine – ich möchte betonen persönliche Bewertung zu begründen.

Maßgeblich ist für mich ganz wesentlich, dass das Gedicht von dir unter „Liebe und Erotik“ eingeordnet wurde.
„Ein Mensch geht. Einfach so. Verlässt mich.“
Diese Einordnung schließt für mich aus, dass es sich um ein Trauergedicht handelt, da ist keiner aus dem Dorf gestorben sondern eine Liebe ist zuende gegangen. Warum aber benennt das lyrische Ich diese Geliebte nur mit der (biologisch korrekten) Gattungsbezeichnung „Mensch“? Und wenn es nur ein auch noch so unpersönliches „sie“ gewesen wäre, würde ich es besser verstehen, als wenn das lyrische Ich bedauernd meint „ein Mensch geht“.
Als einzig lyrisches empfinde ich übrigens in dieser Sequenz (ich kann sie kaum Strophe nennen) den Zeilenbruch zwischen „Verlässt“ und „mich“. Das betont das „mich „ ganz anders, als wenn es in einer Zeile dagestanden hätte. Das lyrische Ich entrüstet sich und wundert sich, dass dieser Mensch gerade „mich“ verlässt.
Und eigentlich könnte ich hier schon aufhören und hätte meine Bewertung begründet: ein Liebesgedicht (Erotik kann hier ausgeschlossen werden) bei dem das lyrische Ich so selbstbezogen ist, gefällt mir nicht, empfinde ich als schlecht.

Die zweite „Strophe“ ist die Wiederholung der ersten mit ein paar veränderten Worten. Wiederholungen könnten nun Stilmittel sein – in diesem Fall ist dies aber nicht der Fall. Wieder zweimal sogar das „mich“ extra betont, ich beginne mich zu fragen, wer hier wen eigentlich geliebt hat.
Wenn ich nach Wiederholungen, nach dem sich durch das Gedicht durchziehenden Faden suche, dann finde ich nur diese mir unverständliche Bezeichnung der zweiten Person, mit der laut Vorabinformation eine Liebesbeziehung bestanden haben soll (ich drücke mich hier so aus, weil mir das Gedicht diese Liebesbeziehung einfach nicht rüber bringt) und die wiederkehrende Betonung des „mich“. Dieses jammernde lyrische Ich ist extrem auf sich selbst bezogen. Man kann sich fast vorstellen, warum der „Mensch“, aufrecht und ohne Zorn, leise aber entscheiden gegangen ist. Diese Frau ist stark, warum sollte sie auch vergessen. Sie kann auch mit diesem Wissen des Geschehenen leben. Ihr wünsche ich Glück, nicht dem lyrischen Ich.

So gesehen habe ich sehr milde bewertet, indem ich das Gedicht mit „unterdurchschnittlich“ anklickte. Es als schlecht zu bezeichnen, wäre auch eine Alternative gewesen, es als Spitzenklasse zu bezeichnen, wäre mir nicht in den Sinn gekommen – aber jeder hat halt so seine eigene Meinung, seinen eigenen Horizont, seinen eigenen Durchschnitt an dem er bewertet.
Dir Sannasohn kann ich nur empfehlen, dich von solch fremden Meinungen nicht hindern zu lassen sondern sie als Fixpunkte zu nützen, an denen man sich hochziehen kann (wenn man weiter in diese Richtung will), an denen man sich aber auch abstoßen kann in eine neue Richtung hinein.
 

sannasohn

Mitglied
aha,

der witz ist an der sache, scarda, das die person es eher resignierent meint , es ist nun geschehen, daranlässt sich nichs mehr ändern, so war es gedacht. Ich muss gestehen das ich es schade finde wenns nicht rüberkommt, das "mich" zeigt nur an das, das lyrische Ich nur über sich reden kann nicht über die andere Person. Die Bezeichnung Mensch zeigt an das, das lyrische Ich versucht drüber hinweg zu kommen. Ich finde eigentlich das das teilweise hindurch schimmert, wenn man es richtig liest. wenn nich dann schade
mfg
 



 
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