Ein Traum II

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gareth

Mitglied
Ein Traum II

So sind die Träume, flüchtig in Minuten.
Schon beim Erwachen kein Erinnern mehr.
Ein kurzer Traum, ein helles Braun mit Silber
und Wärme, Kraft, treibt von mir weg, vergeht.

Da zieh´n die letzten, fast verwehten Schwaden.
Wie sie als Tau nun auf den Spiegeln liegen.
Sind wirklich jetzt und brechen sanft das Licht.
Seh´ Dich nicht mehr. Mein Blick ist wieder klar.
 
Hallo gareth,
du entfaltest in dem Gedicht eine Traumtheorie: Träumne sind nur für kurze Minuten gegenwärtig, dann verschwinden sie aus der Erinnerung. Die verfliegenden Schwaden - so nennst du dann die vergehenden Träume - legen sich auf den Spiegel - in dem wir uns selbst erkennen, so ergänze ich - und machen ihn trüb.
Einmal denke ich, dass diese Theorie nicht stimmt. Träume sind sehr wohl in der Erinnerung gegenwärtig, wir können lernen, Traumtagebücher zu schreiben.
Aber auch wenn ich mich auf deine Theorie einlasse, ist sie nicht klar genug dargestellt. Ist der Spiegel wirklich, wie ich angenommen habe, Bild für die Selbsterkenntnis? Und wieso wird die Selbsterkenntnis durch die Reste des Traums getrübt?

Grüße von Wilhelm.
 
L

Lotte Werther

Gast
Lieber gareth,

Der Traum II war für mich erst einmal Anlass, nach dem ersten Traum zu suchen.
Und den habe ich nun wiederholt gelesen und die schöne Traumstimmung mit Herzklopfen erlebt.
Du hast es wunderbar verstanden, Inhalt und Ausdruck in Einklang zu bringen.

Den Traum II empfinde ich nur als nüchterne Betrachtung, als Reflexion über den Traum, vielleicht am Morgen danach vor dem Spiegel. Von der verzaubernden Stimmung ist nichts da.

Aber das weißt du alles selbst auch. Mich interessiert, warum du das so schreiben wolltest.
Du hast zwar den Traum als Thema, aber eine traumhafte Umsetzung ist es nicht.

Sagt dir mit fragendem Unteton in der Stimme

Lotte Werther
 

Venus

Mitglied
Mein liebster gareth,

Traurigkeit lese ich hier. Nicht nur eine reine oder gar nüchtern sachliche Feststellung.
Es sind die Worte „fast verweht“ und „sanft“.
Hier scheint mir jemand gegen seinen Willen aufgewacht. Selbst wenn weise analysiert sein möchte, in der ersten Zeile „So sind die Träume (eben), flüchtig in Minuten...“, liegt ein so liebevoller Kummer in den weiteren Zeilen.
"Ein helles Braun mit Silber..."
Das lässt Gedanken zu... viele...

Es hilft nichts, gareth.
Selbst wenn man zum Schluß erfahren darf „Mein Blick ist wieder klar“, bleibt die Leserin ebenso ein bisschen traurig zurück.
Und glaubt nicht recht an Klarheit.

Aber du weißt ja, Frauen sind echt schlimm, im interpretieren. Und viel seltener haben sie wirklich recht ;)

Ein wunderschönes Gedicht hast du hier wieder gezaubert! Und ich fand, es war echt wieder an der Zeit!
Ich freu mich heute schon auf Teil III
(zwecks den „allen guten Dingen...“)

recht herzlich,
deine
Venus
 
I

IKT

Gast
Eine gewisse Melancholie kann man Deinem Werk nicht absprechen lieber gareth.

"So sind die Träume, flüchtig in Minuten.
Schon beim Erwachen kein Erinnern mehr." - Was, wie mir scheint, bedauert wird.

"Ein kurzer Traum, ein helles Braun mit Silber
und Wärme, Kraft,..."- Diese Darstellung des Traums in Farben gefällt mir sehr. Braun, eine warme, kräftige Farbe, die abgemildert wird durch Helligkeit und Silber.
Der Silberstreif am Horizont? Bricht sich in ihm das Licht und gibt Hoffnung ?
(Nun, jeder interpretiert es für sich.)
Dir noch einen schönen Abend! IKT
 

gareth

Mitglied
Erst mal Danke,

Wilhelm Riedel, Lotte Werther, Venus und IKT

dafür, dass Ihr Euch um den kleinen Text gekümmert habt :eek:)

Es soll keine Traumtheorie sein, Wilhelm Riedel. Du hast wohl in allem recht, was Du dazu sagst. Für meine Zwecke habe ich den Träumen einfach meinen Willen aufgezwungen bzw. die ausgewählt, die dem von mir behaupteten Verhalten folgen. Es ist vielmehr der Versuch, einen Traum (im Sinne von Wunschdenken) und ein Erwachen (im Sinne von Ernüchterung) zu beschreiben. Genau so hat es Lotte Werther gesehen und so ist es gedacht. Und Venus hat die Traurigkeit, IKT die Melancholie herausgespürt, die trotz der angestrebten klaren Sprache da sein sollte.

Liebe Grüße
 



 
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