Ein Welpe und andere Missgeschicke

... für Edgar, meinen Tälchenonkel

Heute ist Heiligabend, vor drei Wochen bin ich zwanzig Jahre alt geworden und befinde mich mitten im Examensstress. Seit zwei Wochen haben wir, oder vielmehr mein Bruder, einen Hund. Er ist noch ein Welpe, ein Border-Collie-Mischling, sein Name ist Jerry-Lee.
Wir sind gerade auf dem Weg zu meinen Großeltern, wo wir immer Heiligabend mit der ganzen Familie feiern. Natürlich haben wir Jerry-Lee mit dabei. Wie jedes Jahr gibt es heute Abend Kartoffelsalat und Würstchen.
Nun sitzen wir alle zusammen im Esszimmer, meine Oma legt ihre uralte Weihnachtsschallplatte von Roy Black auf und wir hören „Stille Nacht, heilige Nacht“ Gedankenverloren wiege ich langsam im Takt mit, als ich plötzlich etwas Warmes auf meinem linken Fuß spüre. Ich reiße erschrocken die Augen auf und blicke unter den Tisch … oh nein!! Jerry-Lee, der ja mit zehn Wochen noch nicht stubenrein ist, hat seinen Blaseninhalt auf meinen Fuß und dem Teppich entleert und da ich Pumps trage, läuft es schön bis an meine Zehen. Zu allen Überfluss ist das leider noch nicht alles, denn links neben dem Tischbein, thront ein kunstvoll gewundenes hellbraunes Häufchen. Ich blicke auf und versuche so unauffällig wie möglich, meiner Mutter ein Zeichen zu geben und räuspere mich extrem laut.
„Hast du Halsschmerzen?“, will sie wissen, „ist was? Du guckst so komisch.“
„Ähm … unter den Tisch ist ein kleines Missgeschick passiert“, flüstere ich ihr zu.
Mein Onkel beginnt die Nase zu rümpfen und schnüffelt in der Luft.
„Riecht ihr das?“, fragt er plötzlich.
Oh nein!! Opa darf das auf keinen Fall bemerkten, … der gute Teppich!!
„Das … war ich, ich habe … ähm … gepupst“, stammele ich und grinse.
Oh Gott, wie peinlich, wie peinlich, ich würde am liebsten im Erdboden versinken!!
Meine Mutter war in der Zwischenzeit in der Küche und hat etwas Küchenrolle besorgt.
Oma bringt das Essen und alle sind abgelenkt. Schnell schlüpfe ich unter den Tisch, bevor Opa was merkt. Geschwind tupfe ich den Urinfleck ab und wickele das Häufchen in das Papier ein. Ich versuche so normal wie möglich zu wirken und verstecke das kleine, warme Päckchen hinter meinem Rücken. Unter dem Vorwand, ich müsste mal zur Toilette, stehe ich auf, gehe zum Gäste-WC und beseitige das Häufchen. Puh!! Keiner hat was bemerkt!

„Muss der Hund nicht mal raus?“, fragt Opa nach dem Essen.
„Doch, ich gehe schon“, sagt mein Bruder.
Da draußen Schnee liegt, ist er schnell wieder zurück, denn Jerry-Lee hat am Bauch noch keine Haare und zittert immer ganz furchtbar, wenn er draußen sein Geschäftchen erledigt. Der Arme.
Auf einmal macht sich der Plattenspieler bemerkbar, irgendwas stimmt da nicht, denn Roy Black klingt plötzlich so, als hätte er einen dicken Ballon Helium eingeatmet, wäre nach Schlumpfhausen gezogen und hat ordentlich an Tempo zugelegt. Oma weiß sich nicht anders zu helfen, und schaltet den Plattenspieler aus.
Ein Glöckchen ertönt, einmal, zweimal, dreimal … nun ist es Zeit für die Bescherung. Mein Opa besorgt jedes Jahr einen ganz tollen Baum, kerzengerade gewachsen, mit makellosen Zweigen und sattem Grün. Er schmückt ihn immer alleine und keiner darf ihn vorher sehen.
Gemeinsam betreten wir das Wohnzimmer. Ein Raunen geht durch den Raum, dieser Moment hat jedes Jahr etwas Magisches. Was für ein schöner Baum.
„Papa, dieses Jahr hast du dich selbst übertroffen“, sagt meine Tante.
Kaum hat sie den Satz beendet, beginnt der Baum sich gefährlich zu neigen und fällt mit einem lauten Krachen mitten auf den Gabentisch. Mein Opa schreit auf.
„Der Baum!! Der Baum!!“
Plötzlich herrscht ein wildes Durcheinander. Gemeinsam versuchen wir den Baum wieder aufzurichten. Wir stellen ihn wieder auf sein kleines Tischlein, doch er fällt direkt wieder um. Er ist einfach zu schwer.
„Was machen wir denn jetzt nur? Wir können ihn doch nicht liegen lassen“, meint mein Onkel.
Mein Opa schaut mit starrem Blick auf den Baum. Plötzlich verlässt er den Raum. Nach kurzer Zeit kommt er wieder, bewaffnet mit einem Hammer, einer Kordel und zwei dicken Nägeln. Er hämmert die Nägel in die Wand, knotet die Kordel an den Baum und bindet diese an den Nägeln fest.
Der Baum steht wieder, wenn auch immer noch mit etwas Schlagseite.
Schnell staubsaugen wir noch die Scherben weg und verteilen unsere Päckchen.
„Oh nein!! Der Hund hat in den Flur gemacht!!“, schallt es von draußen ins Wohnzimmer herein.
„Auch das noch! Na wenigstens hat er nicht auf den guten Teppich gemacht“, meint mein Opa und gießt sich ein Gläschen Cognac ein.
Tja, Opa, … wenn du wüsstest …
 
A

aligaga

Gast
Hallo @Jennifer,

Weihnachtsgeschichten zur Faschingszeit sind ein Wagnis! Hinzu kommt, dass die "Es passiert etwas unter dem Christbaum, bis er am Ende gar umkippt"-Nummer so abgenudelt ist wie eine Höllerich-Schallplatte.

Ich hab den Anfang deiner Story ein bisschen durchgeguckt, weil mir die Unbekümmertheit gefällt, mit der du von deiner Familie berichtest, und ein paar Anmerkungen dazu gemacht. Schau mal:
Heute ist Heiligabend, vor drei Wochen bin ich zwanzig Jahre alt geworden [blue](für wen ist das wichtig?) [/blue]und befinde mich mitten im Examensstress [blue](am Heiligabend??)[/blue]. Seit zwei Wochen haben wir, oder vielmehr mein Bruder [blue](für wen ist das wichtig?)[/blue], einen Hund. Er ist noch ein Welpe, ein Border-Collie-Mischling, sein Name ist Jerry-Lee.
Wir sind gerade auf dem Weg zu meinen Großeltern, wo wir immer Heiligabend mit der ganzen Familie feiern. Natürlich haben wir Jerry-Lee mit dabei. Wie jedes Jahr gibt es heute
Abend Kartoffelsalat und Würstchen [blue](Wenn "auf dem Weg" nichts passiert, ist er entbehrlich)[/blue].
Nun sitzen wir alle zusammen im Esszimmer [blue](wo sonst?)[/blue], meine Oma legt ihre uralte Weihnachtsschallplatte von Roy Black auf und wir hören „Stille Nacht, heilige Nacht“ [blue](echt jetzt? Keiner singt mit??)[/blue] Gedankenverloren wiege ich langsam im Takt mit [blue](sorry, aber "Stille Nacht" geht so langsam, da kann man gar nicht wiegen. Schwanken?) [/blue], als ich plötzlich etwas Warmes auf meinem linken Fuß spüre. Ich reiße erschrocken die Augen auf und blicke unter den Tisch … oh nein!! Jerry-Lee, der ja mit zehn Wochen [blue](das hatten wir doch oben schon)[/blue] noch nicht stubenrein ist, hat seinen Blaseninhalt auf meinen Fuß und dem [blue](den)[/blue] Teppich entleert und da ich Pumps trage, läuft es [blue](der Urin)[/blue] schön bis an meine Zehen. Zu allen Überfluss ist das leider noch nicht alles, denn links neben dem Tischbein, [blue](kein Komma)[/blue] thront ein kunstvoll gewundenes [blue](Komma)[/blue] hellbraunes Häufchen. Ich blicke auf und versuche [blue](Komma)[/blue] so unauffällig wie möglich, [blue](kein Komma)[/blue] meiner Mutter ein Zeichen zu geben und räuspere mich extrem laut [blue](entweder unauffällig oder extrem laut. Beides gleichzeitig geht eher nicht)[/blue] .
und so weiter und so fort.

Tipp: Mach doch aus der verpömpsten Studentin, die von Omis Würstchen mit Kartoffelsalat erzählt, eine zehnjährige Göre mit Ballerinas - da passten dann Stil und Inhalt der "Geschichte" viel besser. Und kämm allen Fusseln heraus, die die Episode nicht weiterbringen, sondern nur hemmen.

Gruß

aligaga
 
Herzlichen Dank für deine Anmerkungen. :)
Die Geschichte ist vor etlichen Jahren tatsächlich so passiert. Die Studentin im Examensstress war ich, da ich im Januar Prüfung hatte, musste auch über die Feiertage gelernt werden.
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich sie wirklich so aufschreiben soll, oder etwas daran verändern sollte.
Doch weil es wirklich so war und wir jedes Jahr immer wieder darüber lachen, hab ich sie so gelassen.
 
A

aligaga

Gast
Nicht alles, was "tatsächlich so war", @Jennifer, eignet sich in der Rohfassung zur Publikation. Warum du mir xtra noch mal sagen musst, dass dein Text authentisch sei, versteh ich nicht so recht - ich hab doch gleich zu Beginn meiner Kritik bemerkt, dass ich davon ausgehe.

Text und Inhalt passen in der angebotenen Form nun mal nicht so recht zu einer Studentin, die uns mitteilt, bereits in einem Examen zu stehen. Die darf keinen Volksschul-Ferienaufsatz mehr schreiben, sondern müsste mehr hinter die Kulissen gucken lassen.

Einfacher wäre, du machtest es wie vorgeschlagen und passtest das Alter der Protagonistin dem Textdargebot an. Dann würde es von allein stimmiger.

Gruß

aligaga
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eine authentische Geschichte, mit Widmung, die ich ins Tagebuch verschiebe.
Amüsant ist sie schon :), aber einige Mängel hat aligaga ja schon aufgezeigt. Wenn Du den Text stilistisch überarbeitest, könnte er richtig gut werden.
Was mich irritiert hat: Welches Examen hat eine erst zwanzigjährige Studentin? Normalerweise ist man dann älter.

LG
DS
 
Liebe DocSchneider,

vielen Dank für die Info und die Kritikpunkte :)

Ich habe das Wort 'Studentin" nur von aligaga aufgegriffen, ich bin Krankenschwester und hab damals mein Examen gemacht.
 



 
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