Ein ganz normaler Einkaufsbummel (Horror)

Ein ganz normaler Einkaufsbummel
(Horror-story von Burkhard Tomm-Bub)

Rolf Martens war froh, diesen Supermarkt gefunden zu haben. Erst
vor kurzem war er in diese Gegend gezogen. In diesem etwas
abgelegenen Supermarkt war er in jeder Hinsicht zufriedener. Durch
Zufall hatte er ihn heute entdeckt und schon beschlossen hier öfter
einzukaufen.
Im Moment hatte er aber nur einige Kleinigkeiten gebraucht, da er die
meisten Sachen, die er für das bevorstehende Wochenende
brauchte, schon anderswo gekauft hatte. Nun, ein paar Kleinigkeiten,

Steaks und Zigaretten hatte er hier noch günstig erstanden und
suchte nun die Kasse. Als Rolf schon eine ganze Zeit vergeblich
herumgewandert war, fragte er schließlich eine Verkäuferin.
"Wo geht's denn hier zu Ausgang?" "Dort lang!" rief ihm die Frau im
Vorbeigehen zu und zeigte in die Richtung.
Als Rolf dort ankam, mußte er zu seiner Überraschung feststellen,
daß es gar keine Kasse gab. Er schob seinen Einkaufswagen noch
eine Zeitlang unschlüssig hin und her. Dann beschloß er, noch

einmal zu fragen.
"Wo bitte, ist hier die Kasse, vorne kommt man ja nicht raus!" sprach
er einen Verkäufer an, der gerade dabei war, Waren einzusortieren.
Dieser schaute ihn einen Moment lang an und antwortete: "Gehen
Sie nur diesen Gang entlang, dann rechts und gleich wieder links!"
So machte sich Rolf Martens wieder auf den Weg. An die
Beschreibung des Verkäufers versuchte er sich so gut wie möglich zu
halten, was gar nicht so einfach war. Langsam wurde er auch

wirklich ungeduldig - irgendwo mußte doch dieser verdammte
Ausgang sein! Sein Ärger wuchs.
"Vielleicht sollte ich in Zukunft doch nicht mehr hier einkaufen,"
schoß es ihm durch den Kopf. "Das ist ja der reinste Irrgarten!"
Immer noch konnte er nichts entdecken, was nach einer Kasse oder
einem Ausgang aussah. So dumm konnte er doch wohl eigentlich
nicht sein. Außerdem hatte er das deutliche Gefühl, daß sich das
Geschäft langsam leerte. Es schienen sich kaum noch Kunden in

diesem Laden aufzuhalten.
Das war eigentlich seltsam. Um diese Uhrzeit war normalerweise in
jedem Geschäft ein großer Kundenandrang, schließlich war es
Freitagnachmittag.
Plötzlich überfiel ihn das Gefühl, irgend etwas stimmt hier nicht.
Obwohl - das war natürlich lächerlich!
Er war doch in einer ganz normalen Situation, oder?
"Sie suchen etwas, mein Herr!"
Ruckartig drehte er sich um. Die Verkäuferin in seinem Rücken hatte
er gar nicht bemerkt. Erschreckt blieb er wie angewurzelt stehen. Mit

großen Augen und seltsam starren Blick, wie es ihm schien, schaute
die Frau ihn an. "Dort entlang müssen Sie!" tönte es. Ihr Zeigefinger
schnellte in die entsprechende Richtung. "Dort entlang!" Rolf Martens
Finger sanken herab. Er ließ den Einkaufswagen einfach stehen.
Zögernd, vom Blick dieser Augen gebannt, ging er einige Schritte
rückwärts. Endlich gelang es ihm, sich abzuwenden, und er lief, lief
einfach davon. Daß er genau in die Richtung rannte, die die Verkäu-

ferin ihm gewiesen hatte, fiel ihm nicht auf.
Kein Kunde schien sich mehr in diesem grauenhaften Geschäft
aufzuhalten. Nur die weißen Kittel der Bediensteten nahm er ab und
zu aus den Augenwinkeln wahr.
Mein Gott, wie groß war denn dieses Geschäft? Rolf keuchte bereits,
und sein Herz klopfte wie rasend. Irgendwo mußte er doch endlich
einmal ankommen!
Da, da vorne war doch irgend etwas! Die Reihen der Regale lichteten
sich, und Rolf sah nun, wohin er geraten war.

Er befand sich jetzt in der Fleisch- und Wurstwarenabteilung. Die
Fleischtheke bildete den Abschluß des Raumes. Weiter ging es
nicht!
Er taumelte noch die restlichen Schritte auf die Theke zu und hielt
sich dann an ihr fest. Schweiß verklebte ihm die Kleidung und lief
ihm in die Augen. Mit einer hastigen Bewegung wischte er sich über
die Stirn. Eigentlich wagte er es nicht, sich umzudrehen, aber er
mußte es tun!
Wie unter einem inneren Zwang wandte sich Rolf Martens um. Was

er sah, bestätigte endgültig seinen Verdacht, in einem - furchtbar
realen - Alptraum gelandet zu sein.
Aus allen Gängen, die auf die Fleischtheke hin mündeten, kamen
langsam - und seltsam lautlos - weißbekittelte Verkäuferinnen und
Verkäufer. Schnell hatten sie ihn quasi eingekreist.
Rolf verspürte nicht einmal mehr richtige Angst. Vor Entsetzten war
er einfach wie gelähmt. Sein ganzer Körper war eiskalt, und seine
Hände sanken kraftlos herab.
"Was wollen Sie überhaupt von mir?" stammelte er.

Zunächst antwortete ihm niemand. Dann trat aus der Menge eines
der Wesen heraus und kam langsam auf ihn zu. Die kleinen Augen in
dem rosigen Gesicht blinzelten ihn an. "Ach, nichts Besonderes, Rolf
Martens, nichts Besonderes..." sagte es mit seltsam quietschender
Stimme. "Wir wollten nur endlich einmal, sozusagen - DEN SPIESS
UMDREHEN; HA; HA; HA; HA??"
Das schaurige Gelächter ließ das Blut in Rolfs Adern endgültig
gefrieren. Wie hypnotisiert starrte er das Wesen mit geweiteten

Pupillen an.
Immer weiter schlich sich das Wesen an ihn heran. Es gab einen
animalischen Laut von sich. Doch noch immer wußte Rolf nicht,
worum es hier eigentlich ging. Bis dann sein Blick auf die
Reklametafel der Fleischabteilung fiel: Unser Fleisch, stets frisch,
stets etwas Außergewöhnliches!

.....................................................................ENDE !!
 



 
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