Ein ganz normaler Tag

Fairy

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Ich schaue aus dem Fenster des Zuges, grüne Wiesen fliegen an mir vorbei. Ich sehe Wälder, Blumenwiesen und kleine verträumte Dörfer. Es kann nicht mehr weit sein. Ich seufze und lehne mich zurück. Diese Stille, man hört nichts als das Rattern des Zuges. Keine lauten kreischenden Kindergartenkinder die an meinen Ärmel zupfen und sagen, „Frau Peters der Thorsten hat mich gezankt“, ich schmunzele. Die Abteiltür geht auf und reißt mich aus meinen Gedanken. Ein schon ergrauter Kontrolleur kommt rein und schaut mich über seinen Brillenrand freundlich an. Hmm… wäre er jünger und ich hätte nicht Anton, würde ich ihn doch um ein Rendezvous bitten. „Ihre Fahrkarte bitte“, reißt er mich aus meinen Träumereien. Ich lächele ihn freundlich an und hole aus meiner Handtasche einen Freifahrschein der Bahn. „Hier bitte, Sie müssen wissen mein Mann arbeitet auch bei der Bahn und ich fahre vergünstigt.“ Der Kontrolleur schaut sich meinen Fahrschein an und runzelt seine Stirn. „Ihr Freifahrtschein ist aber nicht mehr gültig, der ist längst abgelaufen“, er schaut mich fragend an. „Natürlich ist er gültig. Meine Tochter und ich fahren doch dauernd mit diesem Fahrschein mit der Bahn. Ich fahre sie jeden Tag damit zur Schule und hole sie wieder ab. So wie auch heute“, ich schaue ihn verwirrt an. „Dieser Schein ist seit 10 Jahren abgelaufen“, der Kontrolleur guckt mich wieder stirnrunzelnd an. „Junger Mann wenn sie weiterhin so die Stirn runzeln, kriegen sie noch Falten.“, werfe ich ein. Er guckt mich irritiert an. „Ich mache da jetzt mal eine Ausnahme, aber fahren sie nicht noch mal mit diesem Schein“ , er schüttelt den Kopf und geht. Ich schaue ihn hinterher. Komisch, naja vielleicht war der Kontrolleur neu gewesen und kennt sich mit den Fahrscheinen nicht so gut aus. Es kann ja auch nicht jeder so ein Profi sein, wie mein Anton. Ich schließe kurz meine Augen und denke an Anton. Er ist mein Traummann und mit Elke hat sich auch endlich unser Kinderwunsch erfüllt. Wie oft hatten wir versucht Kinder zu bekommen. Als es endlich klappte waren wir überglücklich. Und jetzt ist Elke schon so groß und geht ins erste Schuljahr. In Gedanken gehe ich durch was heute alles erledigt werden muss. Gleich muss ich Elke von der Schule abholen und dann muss die Wäsche noch gemacht werden, dann koche ich, damit Anton was zu essen hat wenn er von der Arbeit kommt. Eine Durchsage reißt mich aus meinen Gedanken. Ich muss aussteigen, endlich bin ich angekommen. Als ich an dem Bahngleis entlang gehe muss ich daran denken wie oft ich hier ausstieg um Elke von der Schule abzuholen. Anton und ich hatten extra diese Privatschule für sie ausgesucht, wir wollten dass sie die beste Schulausbildung bekommt. Zwar war die Schule weiter weg als die anderen Schulen, doch mit der Bahn und dem Freifahrschein war das alles kein Problem. Und ich liebe es mit der Bahn zu fahren und meine Gedanken schweifen zu lassen. Mein Blick fällt auf die große Bahnhofsuhr, ich bin doch noch früher angekommen als ich gedacht habe. Ich bummele durch die Straßen, ich hatte noch Zeit. Ich schaue in verschiedene Schaufenster und bestaune die tollen Sachen die es dort gibt. An einem Uhrengeschäft bleibe ich stehen und betrachte die schönen Männeruhren. Vielleicht werde ich Anton so eine Uhr zu Weihnachten schenken. Mit dem Gedanken an seinen freudigen Gesichtsausdruck wenn er die Uhr sieht, gehe ich gemütlich auf Elkes Schule zu. Die Pausenglocke klingelt. Na da bin ich ja genau pünktlich. Ich halte Ausschau nach Elke. Vor dem Schultor lehnt eine junge Frau und schaute mir entgegnen. Wenn Elke erwachsen wird vielleicht sieht sie dann auch mal so hübsch aus, denke ich mir und schmunzle. Ich halte weiter Ausschau nach Elke, sie muss doch langsam mal kommen. Auch unter den spielenden Kindern kann ich sie nicht entdecken. Langsam bekomme ich Panik. Wo ist sie nur? Hoffentlich ist nichts passiert. Meine Gedanken überschlugen sich. „Mama“ .Ich seufzte erleichtert als ich ihre Stimme endlich hinter mir höre. „Elke, endlich ich habe mir schon Sorgen gemacht.“ Ich drehe mich um und blicke der jungen Frau ins Gesicht. Sie schaute mich besorgt an „Mama, du kannst doch nicht einfach so aus dem Altenheim weglaufen. Ich habe dich überall gesucht, an Papas Grab und hier an meiner alten Schule,“ sagte sie. Ich schaue sie verwirrt an. Wer war sie? Ein Auto fuhr vorbei, es spiegelte mich und ich sah eine alte Frau die mir entgegen blickte.
 



 
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