Ein guter Mann

Kentfields

Mitglied
Nach dem freihändigen Bezwingen einer kilometerlangen, überhängenden, kaum Halt gebenden Felswand zwängte er sich zu Hause in der Küche zwischen die breiten Hinterteile seiner Frau und ihrer Freundinnen, die zu einem Kaffeekränzchen zusammensaßen, ließ sich artig ein Stück Torte reichen und nippte am überzuckerten Kaffe. Schweigend hörte er den Gesprächen der Frauen zu, deren höchste je in ihrem Leben erfahrene Erhebung die fünf Stufen hinauf zum Waschsalon um die Ecke waren. Machmal warf er eine kurze Zwischenfrage ein, die sie beiläufig beantworteten.
Wenn sie abschätzig von ihren Männern erzählten und dann die Anwesenheit einer dieser Männer bemerkten, versuchten sie mit Augenzwinkern und einem kurzem Kichern ihre unfreiwillige Offenbarung zu kaschieren, worauf ihr Gespräch schon bald wieder volle Fahrt annahm. Er selbst tat so, als habe er nichts gehört beziehungsweise gab mit einer bagatellisierenden, nach unten schlagenden Handbewegung zu verstehen, dass ihn das gar nicht beträfe, und tunkte weiterhin seine Kuchenstücke in Schlagobers und nippte am Kaffee.
Man durfte das Gerede nicht überinterpretieren, dachte er, so reden eben Frauen, wenn sie zusammensitzen. Das Leben sollte als Ganzes betrachtet werden, in dem persönliche Befindlichkeiten nur kleine Episoden in einem bonum magnum, einem universellen, alle Elemente durchziehenden göttlichen Prinzip, waren, was jetzt vielleicht nur nicht so deutlich ins Auge fiel, wie es dann einmal, wenn alle Schleier fielen, auf einmal ins gesamte Bewusstsein unübersehbar einbrechen werde, wonach er froh sein würde, über das heimliche Gelächter so großmütig hinweggesehen zu haben.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Kentfields, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von Franka

Redakteur in diesem Forum
 
A

aligaga

Gast
Hallo @Kentfields,

die Idee und die Art der Darstellung ist recht pfiffig. Leider fehlt dem Protagonisten jede Anwandlung von Selbstironie; der Unsinn, freihändig über kilometerlange Berggrate zu balancieren, wird als schiere Leistung unkritisch über den recht frauenfeindlich dargestellten, so genannten "Kaffeeklatsch" gestellt. @Ali ist sich ziemlich sicher, dass am Schluss, wenn wirklich abgerechnet wird, die selbstverliebten Sportler mitsamt ihren zum Teil xtrem verkürzten Horizonten mit zur Hölle fahren.

Stilistisch wäre einiges zu verbessern; im letzten Teil zeigt @ali dir, wo zum Beispiel. Du verwendest adverbielle Begriffe und Präpositionen nicht immer ganz zielgenau und nicht an der richtigen Stelle, bist beim Konjunktiv unsicher und wiederholst dich ein wenig zu oft:
Wenn sie abschätzig von ihren Männern erzählten und [blue](dann)[/blue] die Anwesenheit eine[blue]s[/blue] dieser Männer [blue]zu spät [/blue]bemerkten, versuchten sie[blue],[/blue] mit Augenzwinkern und einem kurzem Kichern ihre [blue](unfreiwillige)[/blue] Offenbarung[blue]en[/blue] zu kaschieren, wo[blue]nach[/blue] ihr Gespräch schon bald wieder volle Fahrt annahm. Er [blue](selbst)[/blue] tat [blue](so)[/blue] [blue]dann immer[/blue], als [blue]hätte[/blue] er nichts gehört[blue],[/blue] [blue](beziehungsweise)[/blue] [blue]oder er[/blue] gab mit einem [blue](bagatellisierenden, nach unten schlagenden Handbewegung)[/blue] [blue]stummen Abwinken [/blue]zu verstehen, dass ihn das gar nicht beträfe, [blue](und)[/blue] tunkte [blue](weiterhin)[/blue] seine Kuchenstücke [blue]weiter[/blue] in [blue]den [/blue]Schlagobers und nippte am Kaffee.

Man [blue]dürfte[/blue] das Gerede nicht überinterpretieren, dachte er, so rede[blue]ten (eben)[/blue] Frauen [blue]eben[/blue], wenn sie zusammens[blue]äßen[/blue]. Das Leben sollte als Ganzes betrachtet werden, in dem persönliche Befindlichkeiten nur kleine Episoden in einem [blue]bonum magnum wären[/blue], einem universellen, alle Elemente durchziehenden göttlichen Prinzip, [blue](waren,) [/blue]was jetzt vielleicht nur nicht so deutlich [blue]ins Auge (fiel) stäche[/blue], wie es dann [blue]aber (einmal) [/blue], wenn [blue]dereinst[/blue] alle Schleier fielen, [blue](auf einmal) schlagartig und unübersehbar[/blue] ins [blue](gesamte)[/blue] Bewusstsein [blue]aller (unübersehbar)[/blue] einbrechen w[blue]ü[/blue]rde[blue]. (wonach er froh sein würde,) Ü[/blue]ber das heimliche Gelächter so großmütig hinweggesehen zu haben, [blue]würde sich dann als Vorteil für ihn erweisen.[/blue]
Du solltest Texte ruhen und dir immer wieder mal neu vornehmen, bevor du sie publizierst. Es fänden sich die besseren oder besten sprachlichen Lösungen dann oft von ganz allein.

Heiter immer weiter

aligaga
 

Kentfields

Mitglied
Danke für die genaue Kritik ali!

Der Text ist der erste Absatz eines längeren Textes, der aus lauter einzelnen, in sich geschlossenen Absätzen besteht, und ein Mosaik zum Thema "Selbsverzwergung" ergeben soll. Das Klettern kommt nur im ersten Satz vor und wird dann nie wieder erwähnt. Es soll sozusagen im Hinterkopf bleiben und einen Kontrast zur kontinuierlichen Verkleinerungsbewegung bilden.

Adverben, Präpositionen und Konjunktive sind in der Tat eine ziemlich mühselige Sache, die mich immer wieder ins Schleudern bringt. Ebenso bemerke ich immer wieder schockierend den Bedarf an stilistischen Glättungen.

Was ich nicht wirklich verstehe ist deine Konjunktivsetzung im 2. Absatz. Komm da auf keinen grünen Zweig. Klingt äußerst seltsam "Man dürfte..." zu schreiben. Sehr, sehr seltsam...

schönen Gruß

Kentfields
 
A

aligaga

Gast
Was ich nicht wirklich verstehe ist deine Konjunktivsetzung im 2. Absatz. Komm da auf keinen grünen Zweig. Klingt äußerst seltsam "Man dürfte..." zu schreiben. Sehr, sehr seltsam...
Es wäre (Konjunktiv II) ganz einfach, o @Kentfields.

Bei indirekter (oder innerer) Rede immer Konjunktiv I: @Ali ist sich sicher, @Kentfields sei (Konjunktiv I) daran interessiert, sich literarisch fortzubilden. Das heißt, dass @ali wirklich davon überzeugt ist, @Kent wolle (Konjunktiv I) vorankommen. Wenn ali nur glaubte (Konjunktiv II), @Kent wäre (Konjunktiv II) daran interessiert, könnz (Konjunktiv II) sein, dass @Kent gar nicht wirklich brennte (Konjunktiv II), sondern nur so täte (Konjunktiv II).

@Ali meint, der Konjunktiv sei (Konjunktiv I) ganz einfach handzuhaben. Sein Gebrauch sei (Konjunktiv I) nur dann schwierig, wenn Sprachschwächlinge unterwegs wären (Konjunktiv II).

Der letzte Nebensatz steht deshalb im Konjunktiv II, liebr @Kent, weil @ali glaubt, @Kent sei (Konjunktiv I) ebengerade kein Schwächling. Halt nur noch ein bisschen ungeübt. Das wird schon!

Die Doitsche Sprache ist eine der geilsten, die es gibt. Es macht Sinn, sich ihr hinzugeben.

Heiter, sehr sehr heiter

aligaga
 
A

aligaga

Gast
So ist's recht!

Im Bedarfsfalle könnte man (Konjunktiv zwo) an @alis Tür klingeln - er hätte (dito) immer eine Tasse voll Mehl, ein Ei, Zucker, Salz oder ein Stück Brot übrig.

Heiter

aligaga
 

Kentfields

Mitglied
Hätte nun noch eine neue Unklarheit, die mir in @Alis Lektion noch unbehandelt erscheint:

Wie ist es, wenn nicht deutlich "dachte er" etc geschrieben steht, aber durchaus dastehen könnte? Ist im folgenden Beispiel nicht sowohl Indikativ als auch Konjunktiv möglich?
Wobei der Konjunktiv näher an der Person ist und aus dieser spricht und der Indikativ eher aus dem allwissenden Erzähler?


Die ideale Art sozialen Kontaktes war (wäre?) es, bei jemand Fremden anzuläuten und auf der fremden Couch eine Tasse Tee oder eine Tasse Kaffee, je nach Hausbrauch, zu trinken. Ein paar Minuten lang sich über irgendetwas auszutauschen, wobei weder Name noch Beruf eine Rolle spielen durften (dürften?) und dann wieder zu gehen. Vielleicht sprach (spräche) man über…

abendlicher Gruß

@Kentfields
 
A

aligaga

Gast
Ohne die näheren Zusammenhänge zu kennen, würde @ali zu
... die ideale Art sozialen Kontaktes [blue]wäre es gewesen[/blue], bei jemand Fremde[blue]m[/blue] anzuläuten und auf [blue]einer[/blue] fremden Couch, [blue]je nach Hausbrauch[/blue], eine Tasse Tee oder [strike][blue]eine Tasse[/blue][/strike] Kaffee zu trinken. [blue]Sich[/blue] ein paar Minuten lang über irgendetwas auszutauschen, wobei weder Name noch Beruf eine Rolle [blue]hätten spielen dürfen, [/blue]und dann wieder zu gehen. Vielleicht [blue]hätte[/blue] man über ... gesprochen
raten, falls die Nummer in der Vergangenheit gespielt haben sollte. Ansonsten präsensieren!

Heiter Anteil nehmend

aligaga
 

Kentfields

Mitglied
:)

Präsensieren?

Es ist eine Art Charakterstudie aus einzelnen Absaätzen, die typische Situationen darstellt und im Praeteritum gehalten ist.
 
A

aligaga

Gast
Sorry, aber das wird dem böhsen @ali jetzt doch zu mühsam.

TTip: Wende dich mit deinen schawahierigen Fragen an @Trollinger, alias FrankK. Der hat gerade alles zusammengeguhgelt, was er für trivialliterarisch bedeutsam hält. Gemeinsam mit ihm sind schon viele hoffnungsvolle Literaten in den Wörtersee gestochen - allerdings nie erfolgreich zurückgekehrt.

Man soll die Hoffnung aber nicht aufgeben. Gute Reise! @Ali wünscht euch beiden viel Erfolg!

Glucksend seine Bemühungen einstellend

aligaga
 

FrankK

Mitglied
Guten Morgen, Kentfields
Auch von mir nachträglich ein herzliches Willkommen auf und unter der Leselupe.

Leider weiß ich nicht (zumindest erkenne ich es nicht), worauf Dein Text abziehlt.
Dein Protagonist erscheint mir auf den ersten Blick recht selbstgefällig. Er lässt sich Kuchen und Kaffee reichen, kann letzteren nicht einmal selbst süßen, beschwert sich (innerlich) aber über den vielen Zucker. Sein Lebensschwerpunkt erscheint im Überwinden von Höhenzügen, empfindet die Alltagsbewältigung seiner Frau und ihrer Freundinnen (symbolisiert mit den "5 Stufen zum Waschsalon") als ziemliche Bagatelle. Seine Toleranz und sein "Frauenverständnis" geht nicht über die "Ärscher, zwischen die er sich zwängen muss" hinaus.
Ein Umschwung ins Philosophische erfolgt mit dem letzten Mammutsatz, der so stark verschachtelt kaum noch verständlich ist. Wenn Du den letzten Satz einmal zerlegst (in seine einzelnen Bestandteile), erkennst Du vielleicht, wo und warum es mit den einzelnen Konjunktiv-Formen klemmt und kneift.

Ungenauigkeiten:
Nach dem [blue]freihändigen[/blue] Bezwingen einer [blue]kilometerlangen[/blue], überhängenden, kaum Halt gebenden Felswand ...
- Freihändig? Also ohne Benutzung der Hände? In einer überhängenden Felswand?
- Kilometerlang? Ist das nicht ein bisschen zu viel des guten?


Aufmuntende Grüße
Frank
 

FrankK

Mitglied
Guten Morgen, ali, mein Freund.
Wie mir scheint, vermissen Sie mich hin und wieder. ;)

Es wäre aber doch schön, benähmen Sie sich nicht so, wie sie es Anderen immer vorhalten: als hinterhältiger Heckenschütze.

Wenn Sie mich in einem gemeinsamen Disput diffamieren, ist das eine Sache - etwas völlig anderes ist es, wenn Sie ohne meine Beteiligung mich vor Anderen herabwürdigen.


Kopfschüttelnd und Grußlos
Frank
 
A

aligaga

Gast
Wer den LeLu-Usern so oberschlau mit Volxhochschulkurs-Traktätchen kommen möchte wie du eben im "Theorie"-Eckerl, @Trollinger, der darf sich nicht wundern, wenn man ihm einschlägiges Klientel weiterreicht.

Du solltest versuchen, dem Bittsteller seine Fragen wirklich zu beantworten, statt nur nachzuplappern, was @ali längst festgestellt hat. Es ging inzwischen nur noch um den Konjunktiv, um sonst nichts.

Dann noch viel Spaß euch beiden!

Fröhlich lachend

aligaga
 

Kentfields

Mitglied
Danke für die Anmerkungen FrankK,

freihändig ist tatsächlich seltsam: meinte eigentlich ohne Seil, habs weggestrichen...

Nachmittagsgrüße

Kentfields
 
A

aligaga

Gast
Lass dich von unserem selbsternannten "Sprachexperten" nicht ins Bockshorn jagen, o @Kentfields. Wer ein bisserl Ahnung von der Materie hat, kennt den Begriff "Freihand-Klettern" und weiß auch, dass "freihändig" nicht "ohne Hände" heißt, sondern "mit freien Händen", also "ohne Hilfsmittel".

Herzhaft lachend

aligaga
 

Kentfields

Mitglied
@ali: ja wenn das so ist, dann ist ist mein Sprachgebrauch wohl doch nicht immer ganz so verkehrt und ich mach mich mal an den Rest des Textes mit meinem inneren Lektor ran...

abendgruß
@kent
 

FrankK

Mitglied
Seufz
Wer ein bisserl Ahnung von der Materie hat, kennt den Begriff "Freihand-Klettern" und weiß auch, dass "freihändig" nicht "ohne Hände" heißt, sondern "mit freien Händen", also "ohne Hilfsmittel".
Wer sich nicht ganz sicher ist, darf ruhig mal bei Google nachschlagen.
Oder jemanden fragen, der sich damit auskennt. Ich habe gerade mit einem Nachbarn gesprochen, der geht zwei mal in der Woche "Sportklettern".

Der Begriff "Freihand" ist falsch.

Klettern ohne Hilfsmittel (zum Klettern) nennt sich "[blue]Freiklettern (Free-Climbing)[/blue]", Seile und sonstiges dienen dabei nur der Absturzsicherung.

Wird vollständig auf alles verzichtet (also auch keine Absturzsicherung), nennt sich die Sportart "Free-Solo", wird das ganze über einer Wasserfläche durchgeführt, nennt es sich "Deep Water Soloing" (hier dient die Wasserfläche als Absturzsicherung).


Tja, Kollege Kentfields, jetzt kannst Du dir aussuchen, wem Du glaubst oder du machst mal selbst ein klein wenig Recherche. Das gehört zum Alltag eines Schriftsteller, wie das Windeln wechseln zum Alltag einer jungen Mutter.


Aufmunternde Grüße
Frank
 



 
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