Ein guter Rat

4,00 Stern(e) 1 Stimme

Raniero

Textablader
Ein guter Rat

Erika Terschmidt und ihr Mann Hartwig befanden sich auf dem Heimweg, mit ihrem Kleinwagen.
Sie hatten es ein wenig eilig, denn sie kamen gerade von einem Banküberfall, bei dem sie eine kleinere Summe Bargeld erbeuteten, das ihnen der Hauptkassierer in eine Tüte verpackt und äußerst unwillig ausgehändigt hatte.
Bevor sie jedoch ihr Häuschen im Grünen erreichten, gerieten sie in eine Straßensperre.
Erika hielt das Auto an.
Zwei Polizisten bauten sich an den Flanken des Wagens auf; Erika kurbelte das Fenster herunter.
„Guten Tag, meine Herrschaften, allgemeine Fahrzeugkontrolle; bitte, steigen Sie beide aus und öffnen Sie den Kofferraum!“
Erika nahm den Wagenschlüssel und kam der Aufforderung nach.
„Nanu, wollen Sie verreisen?“ fragte einer der Polizisten und deutete auf die beiden nagelneuen Koffer.
„Jawohl“, entgegnete Hartweg, aber erst nächste Woche; dafür haben wir sie uns extra zugelegt. Die alten tun’s halt nicht mehr“.
„Öffnen Sie sie bitte die Koffer“.
„Wie bitte?“
„Sie sollen die Koffer öffnen!“
„Aber warum denn, Herr Polizist, da ist doch nichts drin, die sind doch nagelneu. Seh’n Sie, da sind doch noch die Preisschilder dran“.
„Sie sollen die Koffer öffnen, habe ich gesagt“.

Mit verdrießlicher Mine machte Hartwig beide Koffer auf; leer.
„Sie wollten es ja nicht glauben“, konnte Erika es sich nicht verkneifen, als sie die enttäuschten Gesichter der Polizisten bemerkte.
Nun machten sich die Beamten daran, den Kofferraum genau zu untersuchen, fanden aber nichts, was ihren Argwohn erregte.
Sodann nahmen sie sich das Wageninnere vor, aber auch hier wurden sie nicht fündig, außer zwei Paar neuer gefütterter Handschuhen war das Auto so gut wie leer.
„Auch für die Reise?“ fragte sie.
„Genau“, antwortete Erika, „da, wo wir hinfahren, ist es lausig kalt, um diese Jahreszeit“.
„Na, dann wünschen wir Ihnen eine gute Reise“, sagte der Ältere der beiden Polizisten, „und wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, dann legen Sie die da ins Handschuhfach, dafür ist es schließlich da. So, wie Ihre Koffer in den Kofferraum gehören“, fügte er lachend hinzu.
„Wird gemacht“, lachte Erika zurück und startete den Wagen, „danke für den guten Rat.

Während der Wagen sich in Bewegung setzte, nahm ihr Mann genüsslich die zwei Paar Handschuhe und zählte die Banknoten, die sich darin befanden.
Anschließend deponierte er alles zusammen im Handschuhfach, für den Rest der Fahrt.
„Wo er Recht hat, Schatz, hat er Recht, der gute Mann“, schmunzelte Hartwig.
 



 
Oben Unten