Ein leeres Glas

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Walther

Mitglied
Ein leeres Glas


Ein Stein, der sich von meinem Herzen rollte,
Sprang auf den Tisch, vor dem ich traurig saß.
Verlust und Ängste waren Seelenfraß,
dem bisher ich stets nur Missachtung zollte:

Nun traf es mich. Das war kein schlechter Spaß,
Nein, bitterernst: Nicht dass sie einfach schmollte
Und sich in einen dunklen Winkel trollte:
Sie war gegangen, fort - ein leeres Glas,

In meinen Händen drehte ich‘s am Stiel,
War in Gedanken mit dem Blick zur Decke,
Die – dämmernd grau – wie Schatten auf mich fiel.

Mein Alptraum wartete in einer Ecke.
Für meine Trauer gab es kein Ventil.
Wie Schleim zog durch die Nacht die Zeit als Schnecke.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ganz am Anfang dachte ich "ein Stein, der sich ... rollte" sei unglücklich, weil es heißen müsse: "Ein Stein, der ... rollt."
Aber beim weiteren Nachdenken komme ich dazu, es zu akzeptieren: Der Stein wird personifiziert, er wird dadurch aktiv und mit Willen handelnd.
Der Stein handelt und wirkt auf mich ein.
 
Lieber Walther,
du hast die Stimmung des armen Verlassenen sehr gut beschrieben.
Ich trauere mit ihm.

Es grüßt dich
Marie-Luise

Ps. Nur eins verstehe ich nicht ganz, wenn ein Stein vom Herzen rollt, geht es einem doch besser!?
 

Walther

Mitglied
Lb. Bernd,

da auf dem Herzen mehrere Steine sind, kann sich einer auch herunterrollen. Die Steine sind ja Bilder für Bedrückungen. Daher haben sie aus meiner Sicht durchaus Wesenscharakter, können also selbst, wie schlechte Gefühle auch, aktiv werden.

Danke für Deinen Eintrag.

LG W.

Hallo Herbert,

manchmal gelingt einem ein überzeugender Vers. Der von Dir zitierte scheint einer zu sein, den auch andere bereits für gut befanden. Es freut, wenn man erfreuen kann.

Lieben Dank für Eintrag und Wertung. ;)

LG W.

Lb. Marie-Luise,

Deine Frage ist berechtigt. Ich habe sie oben zu beantworten versucht und hoffe, daß diese Erläuterung Dich überzeugen kann.

LG W.
 



 
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