Ein nicht ganz perfekter Mord

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Ein Schuss hallte durch das nächtliche Gebirge und die Hunde begannen zu bellen. Wenig später kam eine dunkle Limousine die Passstraße herabgefahren. Auf halber Höhe hielt der Wagen. Eine Frau stieg aus, schob das Fahrzeug bis an den Rand des Abgrunds und stieß es mit Schwung noch einmal an, so dass es ins Rollen kam und schließlich vornüber ins Tal stürzte.
Die Frau war stehen geblieben und lauschte, doch es war kein Aufprall zu hören; vorsichtig näherte sie sich dem Rand und blickte nach unten. Der Wagen hatte sich an einem Felsvorsprung verfangen. Er hing dort zwischen Himmel und Erde. Doch diese Stelle war ohne eine gute Bergsteigerausrüstung nicht zu erreichen. Die Frau drehte sich um und lief hektisch zu der Berghütte am Ende der Passstraße zurück. Sie stieg in einen Kleinwagen, startete durch und raste die Serpentinen hinab ins Tal, von dort aus fuhr sie zügig weiter.
Ein Wanderer entdeckte das freischwebende Fahrzeug und alarmierte die Polizei. Es dauerte dann noch einige Stunden, bis die Limousine mit dem Toten geborgen worden war. Es handelte sich, wie sich später herausstellte, um den angesehenen Architekten Dr. Alois Prechtl. Die Beamten waren zunächst von einem Unfall ausgegangen. Dann von Selbstmord. Die gerichtsmedizinische Untersuchung jedoch widerlegte die Selbstmord-These.
Es stellte sich heraus, dass die Frau des Toten spurlos verschwunden war. Der Mordverdacht fiel auf sie, solange, bis im Frühjahr ihre Leiche vom Schmelzwasser angetrieben wurde. Da merkte Kommissar Beckstein, dass er sich
gewaltig geirrt hatte. Der Fall musste noch einmal von vorne aufgerollt werden. Das war schwierig, denn es hatte offensichtlich keine Zeugen gegeben. Die letzten Stunden von Alois und Senta Prechtl ließen sich nur in sehr groben Zügen rekonstruieren.
Die beiden hatten Silvester zu zweit in einer Skihütte verbracht. Sie waren auch in den ersten Tagen des neuen Jahres noch dort geblieben. In der Bäckerei Schmalstich konnte man sich daran erinnern, dass Frau Prechtl am 3. Januar zum letzten Mal Brötchen zum Frühstück geholt hatte. Dann verloren sich die Spuren im Ungewissen.


*​

Fünf Monate nach diesem Vorfall besuchte die Versicherungsvertreterin Angela Pohlmann eine neue Kundin, Sabine Kiel. An einem Freitagvormittag klingelte sie bei den Kiels. Die Frau des Hauses öffnete.
"Guten Tag, Frau Kiel, ich bin Frau Pohlmann."
"Guten Tag. Kommen Sie doch bitte herein!"
Frau Kiel führte die Vertreterin ins Wohnzimmer.
"Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?" fragte Frau Kiel.
"Gerne", erwiderte Frau Pohlmann.
Dann setzten die beiden sich an den Tisch und gingen die einzelnen Versicherungen durch.
"Darf ich kurz mal eine rauchen?" fragte Frau Kiel nach einer knappen Stunde. "Macht Ihnen das was aus?"
"Ach nein, ich rauche selber", antwortete Frau Pohlmann.
"Darf ich Ihnen eine anbieten?"
"Oja!" entgegnete Frau Pohlmann freudig.
Frau Kiel holte die Zigaretten aus der Küche. Als sie Frau Pohlmann Feuer gab, fiel deren Blick irritiert auf das Feuerzeug: dieses Feuerzeug hatte sie einmal
verschenkt! Sie hatte es Senta Prechtl geschenkt! Wie kam Frau Kiel an dieses Feuerzeug? Ina Pohlmann beeilte sich mit dem Abschluss der Verträge und fuhr anschließend sofort zur Polizei, um ihre Beobachtung mitzuteilen.


*​

Der Fall Prechtl wurde noch einmal aufgegriffen, Frau Kiel wurde unter Beobachtung gestellt. Als die Polizei schließlich zugriff, stellte sich folgendes heraus: Sabine Kiel hatte ein Verhältnis mit Dr. Alois Prechtl. Als Senta Prechtl ihnen auf die Schliche gekommen war, stellte sie ihren Mann zur Rede. Der stritt zunächst alles ab, gab dann jedoch alles zu, kleinlaut. Beim nächsten Rendezvous wollte er sich von Sabine trennen. Die war damit allerdings gar nicht einverstanden. Sie lauerte Senta auf, ertränkte sie im eisigkalten Wasser eines Gebirgsbaches, schleppte die Tote auf eine Anhöhe und begrub sie unter hohem Schnee.
Als Alois Prechtl begriff, was geschehen war, wollte er den Mord an seiner Frau rächen. Er verabredete sich mit Sabine, in der geheimen Absicht, sie zu erschießen. Die jedoch durchschaute seinen mörderischen Plan und wehrte seinen Angriff ab. Bei dem anschließenden Handgemenge löste sich ein Schuss und traf den Architekten mitten ins Herz. Nun musste Sabine sämtliche Spuren verwischen: Sie packte den toten Prechtl in seinen Lexus, fuhr den Wagen bis an den Rand der Passstraße und ließ ihn in die Schlucht stürzen, in der Hoffnung, der Wagen würde im Tal explodieren. Doch leider misslang ihr das.

Hätte sie das Feuerzeug der toten Senta nicht an sich genommen, wäre die Polizei ihr wohl nie auf die Schliche gekommen...
 

Zinndorfer

Mitglied
Hallo, ich finde, ein ganz ordentlicher Text, auch wenn er zu distanziert erzählt ist. Allerdings ist er auch sehr kurz. In so eine Länge kann nicht viel reingepackt werden. Ich würde vom allzu Schematischen ab und zu abweichen. Sprachlich gut.
Gruß Zinndorfer

Ein Schuss hallte durch das nächtliche Gebirge und die Hunde begannen zu bellen. Wenig später kam eine dunkle Limousine die Passstraße herabgefahren. Auf halber Höhe hielt der Wagen. Eine Frau stieg aus, schob das Fahrzeug bis an den Rand des Abgrunds und stieß es mit Schwung noch einmal an, so dass es ins Rollen kam und schließlich vornüber ins Tal stürzte.
Die Frau war stehen geblieben und lauschte, doch es war kein Aufprall zu hören; vorsichtig näherte sie sich dem Rand und blickte nach unten. Der Wagen hatte sich an einem Felsvorsprung [strike]verfangen [/strike]besser verkeilt. Er hing dort zwischen Himmel und Erde. Doch diese Stelle war ohne eine gute Bergsteigerausrüstung nicht zu erreichen. Die Frau drehte sich um und lief [strike]hektisch [/strike]zu der Berghütte am Ende der Passstraße zurück. Sie stieg in einen Kleinwagen, startete durch und raste die Serpentinen hinab ins Tal, von dort aus fuhr sie zügig weiter.
Ein Wanderer entdeckte das freischwebende Fahrzeug und alarmierte die Polizei. Es dauerte [strike]dann [/strike]noch einige Stunden, bis die Limousine mit dem Toten geborgen worden war. Es handelte sich, wie sich später herausstellte, um den angesehenen Architekten Dr. Alois Prechtl. Die Beamten waren zunächst von einem Unfall ausgegangen. Dann von Selbstmord. Die gerichtsmedizinische Untersuchung jedoch widerlegte die Selbstmord-These.
Es stellte sich heraus, dass die Frau des Toten spurlos verschwunden war. Der Mordverdacht fiel auf sie, [strike]solange, [/strike]bis im Frühjahr ihre Leiche vom Schmelzwasser angetrieben wurde. Da merkte Kommissar Beckstein, dass er sich
gewaltig geirrt hatte. Der Fall musste noch einmal von vorne aufgerollt werden. Das war schwierig, denn es hatte offensichtlich keine Zeugen gegeben. Die letzten Stunden von Alois und Senta Prechtl ließen sich nur in sehr groben Zügen rekonstruieren.
Die beiden hatten Silvester zu zweit in einer Skihütte verbracht. Sie waren auch in den ersten Tagen des neuen Jahres noch dort geblieben. In der Bäckerei Schmalstich konnte man sich daran erinnern, dass Frau Prechtl am 3. Januar zum letzten Mal Brötchen zum Frühstück geholt hatte. Dann verloren sich die Spuren im Ungewissen.


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Fünf Monate nach diesem Vorfall besuchte die Versicherungsvertreterin Angela Pohlmann eine neue Kundin, Sabine Kiel. An einem Freitagvormittag klingelte sie bei den Kiels. Die Frau des Hauses öffnete.
"Guten Tag, Frau Kiel, ich bin Frau Pohlmann."
"Guten Tag. Kommen Sie doch bitte herein!"
Frau Kiel führte die Vertreterin ins Wohnzimmer.
"Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?" fragte Frau Kiel.
"Gerne", erwiderte Frau Pohlmann.
Dann setzten die beiden sich an den Tisch und gingen die einzelnen Versicherungen durch.
"Darf ich kurz mal eine rauchen?" fragte Frau Kiel nach einer knappen Stunde. "Macht Ihnen das was aus?"
"Ach nein, ich rauche selber", antwortete Frau Pohlmann.
"Darf ich Ihnen eine anbieten?"
"Oja!" entgegnete Frau Pohlmann freudig.
Frau Kiel holte die Zigaretten aus der Küche. Als sie Frau Pohlmann Feuer gab, fiel deren Blick irritiert auf das Feuerzeug: dieses Feuerzeug hatte sie einmal
verschenkt! Sie hatte es Senta Prechtl geschenkt! Wie kam Frau Kiel an dieses Feuerzeug? Ina Pohlmann beeilte sich mit dem Abschluss der Verträge und fuhr anschließend sofort zur Polizei, um ihre Beobachtung mitzuteilen.


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Der Fall Prechtl wurde noch einmal aufgegriffen, Frau Kiel wurde unter Beobachtung gestellt. Als die Polizei schließlich zugriff, stellte sich folgendes heraus: Sabine Kiel hatte ein Verhältnis mit Dr. Alois Prechtl. Als Senta Prechtl ihnen auf die Schliche gekommen war, stellte sie ihren Mann zur Rede. Der stritt zunächst alles ab, gab dann jedoch alles zu, kleinlaut. Beim nächsten Rendezvous wollte er sich von Sabine trennen. Die war damit allerdings gar nicht einverstanden. Sie lauerte Senta auf, ertränkte sie im eisigkalten Wasser eines Gebirgsbaches, schleppte die Tote auf eine Anhöhe und begrub sie unter hohem Schnee.
Als Alois Prechtl begriff, was geschehen war, wollte er den Mord an seiner Frau rächen. Er verabredete sich mit Sabine, in der geheimen Absicht, sie zu erschießen. Die jedoch durchschaute seinen mörderischen Plan und wehrte seinen Angriff ab. Bei dem anschließenden Handgemenge löste sich ein Schuss und traf den Architekten mitten ins Herz. Nun musste Sabine sämtliche Spuren verwischen: Sie packte den toten Prechtl in seinen Lexus, fuhr den Wagen bis an den Rand der Passstraße und ließ ihn in die Schlucht stürzen, in der Hoffnung, der Wagen würde im Tal explodieren. Doch leider misslang ihr das.

Hätte sie das Feuerzeug der toten Senta nicht an sich genommen, wäre die Polizei ihr wohl nie auf die Schliche gekommen...
 

F Fuller

Mitglied
Hallo,

der Text liest sich für mich wie die Zusammenfassung eines Krimis, der erst noch geschrieben werden will - ob als Kurzkrimi, Roman, Drehbuch - egal. Vielleicht erscheint mir er mir deswegen etwas unfertig.

Was das Sprachliche angeht, hat sich Zinndorfer ja schon zu Wort gemeldet.

Der Plot an sich - würde gut zum Bullen von Tölz passen mit dem Schnee und den emotionalen Verstrickungen ;). Ist halt eine typische Krimi-Situation, was ja nicht unbedingt schlecht sein muss. Ich würde mir nur einen Punkt etwas genauer überlegen: wie schafft es die Mörderin, den Körper der Senta Prechtl auf die Anhöhe zu schleppen, ohne erhebliche Spuren zu hinterlassen?

Gruss

F.
 



 
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