Ein paar Tropfen

memo

Mitglied
Sie stellt das kleine Fläschchen in den Küchenschrank zurück. Lange war es unberührt, nun halb leer. Es sind immer die Worte. Die gesagten und vernommenen. Die nicht verstandenen und falsch gedeuteten. Sie kriechen in die Magenschleimhaut und entzünden. Sie lassen frieren, zittern und sie lähmen.
Damals nahm sie das Mittel, als sie den Sarg in der Grube sah. Die Kinder waren noch klein, aber sie weinten nicht.
„Ist Papa jetzt ein Skelett?“

Die Tropfen nimmt sie nur mehr bei Notfällen. Doch sie kann nicht mehr unterscheiden, wann es wirklich nötig ist. Jeden Morgen, wenn sie langsam spürt, dass die Gedanken in ihr Bewusstsein dringen, wenn sie beginnt ihren Körper zu fühlen?
Die ständige Reflexion macht sie vorsichtig. Sie versucht ein Mensch zu sein, der keine Reue empfindet, wenn alles vorbei ist. Eine Frau an die man sich mit Liebe erinnert. Und wenn sie die Flüssigkeit auf den Zuckerwürfel träufelt, glaubt sie, dass sie es schaffen kann.
 
H

Hakan Tezkan

Gast
ein paar(=2 oder mehr) tropfen(=2 oder mehr) multipliziert ergibt schon mindestens 4. es schaukelt sich hoch. in diesem titel. ich hätte noch ein wenig mehr verdichtet, und ein paar formulierungen kamen mir komisch vor, aber ansonsten ist dein text solide.

findet,
hakan
 

Josie

Mitglied
Sprunghafte Gedankengänge und dennoch ein Ganzes. Gefällt mir. Ein nachdenklich machender Text.

Nicht ganz schlüssig ist für mich diese Stelle:

°Sie lassen frieren, zittern und sie lähmen.°

Meinst du damit:

Lassen sie frieren, zittern, lähmen sie. ... ?

LG Josie
 

memo

Mitglied
Sie stellt das kleine Fläschchen in den Küchenschrank zurück. Lange war es unberührt, nun halb leer. Es sind immer die Worte. Die gesagten und vernommenen. Die nicht verstandenen und falsch gedeuteten. Sie kriechen in die Magenschleimhaut und entzünden.
Damals nahm sie das Mittel, als sie den Sarg in der Grube sah. Die Kinder waren noch klein, aber sie weinten nicht.
„Ist Papa jetzt ein Skelett?“

Die Tropfen nimmt sie nur mehr bei Notfällen. Doch sie kann nicht mehr unterscheiden, wann es wirklich nötig ist. Jeden Morgen, wenn sie langsam spürt, dass die Gedanken in ihr Bewusstsein dringen, wenn sie beginnt ihren Körper zu fühlen?
Die ständige Reflexion macht sie vorsichtig. Sie versucht ein Mensch zu sein, der keine Reue empfindet, wenn alles vorbei ist. Eine Frau an die man sich mit Liebe erinnert. Und wenn sie die Flüssigkeit auf den Zuckerwürfel träufelt, glaubt sie, dass sie es schaffen kann.
 

memo

Mitglied
Hallo Hakan
Danke fürs Lesen und deinen Kommentar! Es ist immer schön, wenn du etwas zu meinen Texten zu sagen hast.

Hallo Josie, ich freue mich über deine Worte.
Da ich für das Frieren, Zittern und Gelähmt sein keine für mich stimmige Lösung fand, habe ich den Satz gelöscht. Ich glaube, was ich ausdrücken möchte, wird auch so verstanden.
Danke

memo
 

Perry

Mitglied
Hallo memo,
von der Aussage her empfinde ich den Text als sehr stark, vor allem den Schluss, wobei ich Reue (wofür?) gegen Furcht tauschen würde.
Formell hackt es für mich ein wenig. So ist zum Beispiel das Händeln des Mittelnehmens etwas konfus:
Früher nahm sie es, dann lange nicht mehr, jetzt nur bei Notfällen und zum Schluss träufelt sie wieder, um es zu Schaffen.
Gramatikalisch, finde ich einige Satzkonstruktionen, als zu abgehackt und bei "Eine Frau an ..." -> da würde ich ein Komma nach Frau setzen.
Ich hoffe, ich kann dir mit meinen Anmerkungen ein wenig weiterhelfen.
LG
Manfred
 

memo

Mitglied
Sie stellt das kleine Fläschchen in den Küchenschrank zurück. Lange war es unberührt, nun halb leer. Es sind immer die Worte. Die gesagten und vernommenen. Die nicht verstandenen und falsch gedeuteten. Sie kriechen in die Magenschleimhaut und entzünden.
Damals nahm sie das Mittel, als sie den Sarg in der Grube sah. Die Kinder waren noch klein, aber sie weinten nicht.
„Ist Papa jetzt ein Skelett?“

Die Tropfen nimmt sie nur mehr bei Notfällen. Doch sie kann nicht mehr unterscheiden, wann es wirklich nötig ist. Jeden Morgen, wenn sie langsam spürt, dass die Gedanken in ihr Bewusstsein dringen, wenn sie beginnt ihren Körper zu fühlen?
Die ständige Reflexion macht sie vorsichtig. Sie versucht ein Mensch zu sein, der keine Reue empfindet, wenn alles vorbei ist. Eine Frau, an die man sich mit Liebe erinnert. Und wenn sie die Flüssigkeit auf den Zuckerwürfel träufelt, glaubt sie, dass sie es schaffen kann.
 

memo

Mitglied
Hallo Manfred!

Vielen Danke für deine Hinweise!
Ich habe den Beistrich gesetzt. Das mit der Reue, ist sehr bewusst so geschrieben.
Liebe Grüße
memo
 



 
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