Ein ungefährer Wert

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HerrSommer

Mitglied
Über ihr erstreckte sich der weite Himmels. Die Sterne waren heute besonders deutlich zu sehen in dieser warmen, klaren Sommernacht. Entspannt ließ sie ihren Blick über das Sternenzelt schweifen. Vor lauter Glück hatte sie das Bedürfnis, die Arme weit aufzuspannen und die Welt zu umarmen. Sie lachte bei dem Gedanken daran , fühlte sich wie früher: leicht und beschwingt.
Heute war ein schöner Tag. Sie spürte ihr Herz pochen und wandte den Kopf zur Seite. Auch er lag da, schaute in den Himmel. Und auch er schien glücklich. Es war so schön, als würde es niemals aufhören.
„Warum lachst Du?“, fragte er sie und sah sie an.
„Es ist so schön, findest Du nicht?“
Er sagte nichts. Vielleicht weil er dasselbe dachte wie sie? Warum konnte es nicht immer so sein? Warum mussten sie letztendlich wieder zurück? In die grausame Wirklichkeit, den dunklen Alltag voller Ungewissheit und Verzweiflung?
Warum sagte sie es nicht einfach? Was konnte schon passieren? Er sollte es wissen!
Entschlossen drehte sie sich zu ihm hin und schaute ihm direkt ins Gesicht.
„Ich liebe Dich. Ich liebe Dich und ich glaube, daß das mit uns etwas ganz Großes ist. Laß es uns einfach riskieren! Was kann schon schief gehen? Wir brauchen doch keine Angst zu haben!“
Dachte sie. Aber sie sagte nichts.
Wieder einmal.
Sie ließ die Gelegenheit vorbei ziehen und schaute wieder in den Himmel.

„Es ist kalt geworden“, sagte er. „Laß uns gehen“.
 

Traveller

Mitglied
Über ihr erstreckte sich der weite Himmels.

Über ihr erstreckte sich der weite Himmel.

oder

Über ihr erstreckte sich die Weite des Himmels.


Die Geschichte ist nett, aber ohne Biss.
Einfach Gedanken, ohne Gefühle.

"„Ich liebe Dich. Ich liebe Dich und ich glaube, daß das mit uns etwas ganz Großes ist. Laß es uns einfach riskieren! Was kann schon schief gehen? Wir brauchen doch keine Angst zu haben!“
Dachte sie. Aber sie sagte nichts.
Wieder einmal.
Sie ließ die Gelegenheit vorbei ziehen und schaute wieder in den Himmel."

Wenn eine Frau nur denkt, dann stimmt entweder ihr Gefühl nicht oder sie hat Angst.
Aber auch er zeigt wenig Gefühl und bleibt kalt bis zum Schluss.
 

Lillia

Mitglied
schoene Idee

Ich finde die Idee sehr schoen und mit Ueberarbeitung wird der Text die Idee auch richtig transportieren koennen.

Vielleicht bin ich zuwenig Romantikern, doch "In die grausame Wirklichkeit, den dunklen Alltag voller Ungewissheit und Verzweiflung?" ist mir zu dick aufgetragen. Die Minderheit der deutschen All'tage' sind "grausam" und "dunkel", oder? Vielleicht treffen ja 'farblos' und 'monoton' oder etwas Aehnliches es besser, aber vielleicht willst Du's ja auch tatsaechlich so schrecklich rueberbringen.

Auch gefallen mir die vielen Fragen aufeinander nicht, ich wuerde eine oder zwei davon zur Aussage machen.
"Sie koennte es ihm ja einfach mal sagen!" oder sowas.

Dass er bis zum Schluss kalt bleibt stoert mich ueberhaupt nicht, ich lese hier ein Paar heraus, in dem sie vielmehr fuehlt als er.
Sie sagt ja "Und auch er schien glücklich." - Du schreibst aus ihrer Sicht heraus, auch wenn Du keinen Ich Erzaehler benutzt, und sie kann das ja durchaus falsch interpretieren und er ist mit Gefuehl und Kopf ganz woanders.

Allerdings drueckst Du ihre Gefuehle tatsaechlich als Gedanken aus. Ein bisschen mehr Sensibilitaet zwischen den Zeilen fehlt. Sie koennte ihn zum Beispiel betrachten und dabei bemerken, wie schoen sein Gesicht an diesem Abend aussieht. Ihr koennte dabei warm werden, dann koennte der Leser herauslesen, dass sie grade eine sehr verliebte oder gefuehlvolle Minute erlebt.

Oder war er wirklich gluecklich und ich habe fehlinterpretiert?

Wie auch immer, ich finde die Idee sehr schoen und denke, dass es der Text auf alle Faelle wert ist, intensiv ueberarbeitet zu werden!

Viel Spass und Geduld,

lieber Gruss
-lilli-
 

think twice

Mitglied
@HerrSommer,

Ich finde nicht, dass es dem Text an Gefühl fehlt. Es wird zwar nicht auf dem Silbertablett in mundgerechten Häppchen serviert, aber gefühllos würd ich die beschriebene Situation nicht nennen.

Jeder Schreiber hat eine andere Art, Gefühle zu transportieren. Manche bedienen sich eine sehr blumigen Sprache, andere wählen eher den nüchterneren, distanzierteren Stil. (Wobei ich gestehen muss, dass mir der wesentlich besser gefällt. - Ist aber natürlich mein ganz individuelles Empfinden.)

Was mir besonders gut gefallen hat:
Ihre Gefühle werden in Gedanken wiedergegeben, seine Gefühle in Reaktionen. Sowohl ihre Gedanken als auch seine Reaktionen lassen viel Freiraum für Interpretationen. Es fordert mich als Leser dazu heraus, mir über die Gefühle "dahinter" Gedanken zu machen.

Jemand der nach außen hin eher kühl reagiert, wird sehr schnell von anderen als gefühllos abgestempelt, aber ist das wirklich so? - Vielleicht sind es schlechte Erfahrungen, Angst vor (weiteren) Enttäuschungen oder auch die elterliche Erziehung zum "starken Mann".



@Traveller

1. Wie kommst du darauf, dass die Frau nur denkt?

2. Die Behauptung "Wenn eine Frau nur denkt, dann stimmt entweder ihr Gefühl nicht oder sie hat Angst." halte ich für eine etwas zu einseitige Sichtweise.



@Lillia

Zu deiner Aussage "Die Minderheit der deutschen Alltage sind grausam und dunkel." wollte ich fragen, was du als grausamen und dunklen Alltag bezeichnen würdest, bzw. was du darunter verstehst.

Leiden nur Menschen, die an der Armutsgrenze oder darunter leben, unter einem grausamen und dunklen Alltag, oder auch Menschen, die sich in ihrem Leben gefangen fühlen und denen die Alltagsverpflichtungen vielleicht über den Kopf wachsen?

Mag sein, dass es immer noch eine Minderheit bliebe, wenn man alle Menschen, die ihren Alltag als grausam und dunkel beschreiben würden, zusammenfassen würde, aber Drogensüchtige, AIDS-Kranke, Prostituierte, Missbrauchs- und Vergewaltigungsopfer, körperlich und seelisch misshandelte Personen (vor allem Kinder aber auch Erwachsene), Krebs- oder unheilbar Kranke und/oder Personen, die unter dem Verlust eines geliebten Menschen leiden sind vergleichsweise auch eine Minderheit. Trotz allem sind all diese Menschen zusammengefasst eine verdammt große Minderheit.

Meiner Meinung nach gibt es zu viele mögliche grausame und dunkle Alltage, als dass man sie so einfach nur als farblos und monoton beschreiben sollte oder könnte.
 

Traveller

Mitglied
@Traveller

@Traveller

1. Wie kommst du darauf, dass die Frau nur denkt?

2. Die Behauptung "Wenn eine Frau nur denkt, dann stimmt entweder ihr Gefühl nicht oder sie hat Angst." halte ich für eine etwas zu einseitige Sichtweise.


Ersteres habe ich nicht gesagt!

Zu Punkt 2: Wenn eine Frau fühlt, dass der Partner der Richtige ist, wird sie handeln. Aber wenn Sie darüber nachdenkt, ist sie sich ihrer Sache nicht sicher.
So jedenfalls habe ich es bisher erlebt und in vielen Gesprächen erfahren.
 

think twice

Mitglied
Re: @Traveller

Ursprünglich veröffentlicht von Traveller
Zu Punkt 2: Wenn eine Frau fühlt, dass der Partner der Richtige ist, wird sie handeln. Aber wenn Sie darüber nachdenkt, ist sie sich ihrer Sache nicht sicher.
Hallo Traveller,

Dazu würde mich ja mal interessieren, ob du für einen Mann die gleichen Maßstäbe ansetzt.

Liebe Grüße
think twice
 

Lillia

Mitglied
Hallo think twice!


Ich halte "dunkel" und vor allem "grausam" fuer sehr starke Worte. Wahrscheinlich hast Du recht und "farblos" trifft es genauso wenig, doch sollte dies ja auch kein endgueltiger Vorschlag sein, sondern vor allem eine Anregung, etwas dazwischen zu suchen.

Ich kenne niemanden, dessen Alltag ich als 'grausam' bezeichnen wuerde und glaube auch nicht, dass ich jemanden kenne, der seinen Alltag selbst als "dunkel" bezeichnen wuerde, auch wenn ich kranke und suechtige Menschen kenne, Menschen die als Kinder misshandelt wurden und Menschen, denen es oft schlecht geht. Sie kennen einen Alltag voller Angst vor 'dunklen' und auch 'grausamen' Tagen, aber erleben auch schoene Zeiten.
Natuerlich gibt es Menschen, die sich so fuehlen, doch ginge es einem meiner Protagonisten so, wuerde ich das genauer erklaeren. Als Leserin wirft diese Wortwahl in mir die Frage danach auf, was denn in ihrem Alltag so schlimm ist und ich habe nicht das Gefuehl, dass das hier Gegenstand der Geschichte sein soll. Auch als Hintergrund ist es mir zu stark benannt, um dann nicht genauer erklaert zu werden.
Wenn ich einen Alltag 'grausam' nennen wuerde, dann wuerde ich mehr darauf eingehen und ein so kraftvolles Wort nicht nur kurz erwaehnen. Deshalb stellte ich die Frage, ob er es tatsaechlich so drastisch ausdruecken will oder ob ihm nur nicht bewusst war, dass das Wort auf manche Leser eben so wirken kann.

Lieber Gruss
-lilli-
 

HerrSommer

Mitglied
Vielen Dank für die sehr ausführlichen Rückmeldungen - für Lob,Kritik und Anregungen! Es freut mich, daß mein Text zu einer kleinen Diskussion eingeladen hat und ich werde Vorschläge zur Verbesserung gerne mit einanrbeiten.
 



 
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