Ein wahrer Freund

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La Luna

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Ein wahrer Freund


Oh, wie schön du in diesem Moment aussiehst, meine Kleine.
Deine Haut so blass. Die Augen geschlossen.
Nicht wahr, du spürst mich nahen. Es ist doch so, hm?
Ja, du fühlst mich. Ich schleiche mich in dein Bewusstsein.
Langsam… ganz langsam ergreife ich Besitz von dir - erobere deinen Körper, deine Seele, deinen Geist.
Ich will dich ganz besitzen, Kleines, hörst du? Ganz will ich dich haben.
Ich dringe bis in den letzten Winkel deiner Eingeweide.
Spürst du, wie ich dich durchflute?
Oh, ich liebe es, wie du die Augen zusammenpresst und dich unter mir aufbäumst wenn ich in dir bin und mit meinen kalten Fingern nach dir greife.
Wehr dich nicht, mein schönes Kind. Glaub mir, es ist sinnlos.
Ich bin alles woran du denken kannst, wenn ich dir so nah bin wie jetzt.
Ich bin dein Alpha und dein Omega.
Niemand kann sich mir widersetzen, Süße, niemand.
Neben mir verblassen selbst die Götter.
Ich bin die wahre Dominanz, die Allmacht, der Anfang und das Ende eines jeden Seins. Durch mich spürst du, dass du lebst, nicht wahr?
Ja, du spürst es, gib es doch zu!
Mmh… und wie du lebst. Du windest dich unter mir.
Ja, gut so… hör nicht auf. Bitte, mach weiter… bitte.

Was ist jetzt?
Was tust du da?
Oh, deine Tabletten!
Entschuldige, ich muss lachen.
Du glaubst doch wohl nicht, deine lächerlichen Pillen könnten dich von mir befreien?
Du enttäuscht mich zutiefst, meine Liebe.
Hey, warum versuchst du mich zu schwächen? Ich bin doch dein Freund!
Was schaust du mich so zweifelnd an, hm?
Glaubst mir nicht, was?
Na komm, lass es raus!
Du glaubst nicht, dass ich dein Freund bin, sag’s ruhig!
Entzückend, wirklich ganz entzückend.
Dann verrate mir doch, wer dich dein Leben lang begleitet hat.
Damals, als dir der Tod zum ersten Mal begegnete. Wer war dir da näher als ich?
Oder als du dein Kind gebarst.
Wo war denn der Vater des Kindes? War er bei dir, hm?
Oh nein, meine Liebe. Ich war da… nur ich!
Ohne mich wärest du gar nicht in der Lage gewesen dein Glück zu fühlen.
Ich ganz allein habe es dir ermöglicht!
Starr mich nicht so an mit deinen unschuldigen blauen Augen!
Erinnere dich lieber daran, wer bei dir war, als du damals um dein Überleben kämpftest.
Komm komm, ich will das jetzt wissen. Wer war es, hm?
Jaja, wieder mal ich, da schau her.
Und du glaubst, ich sei nicht dein Freund?
Na klasse, vielen Dank, ich bin begeistert.
Pah, hat man so was Undankbares schon gesehen?
Menschenpack!
Das Glück haltet ihr hoch, ja… das Glück, dass ich nicht lache.
Soll ich euch sagen wie verräterisch das Glück an euch handelt?
Es ist das Erste, das verschwindet, wenn es euch mies geht.
Eines sage ich euch, ihr verdient meine Aufmerksamkeit gar nicht.
Anstatt euch über meine Treue zu freuen, bekämpft ihr mich wo ihr nur könnt.
Doch dabei liebe ich euch.
Ich liebe euch alle.
Ey, ihr da draußen… hört ihr mich?
Ich – liebe – euch!
Nur ich, hört ihr?
Ich – euer Schmerz!


_________________
© Julia Nietzsche
 

La Luna

Mitglied
Hallo Reneè,

freut mich, dass dir dieser Text gefällt.
Ich danke dir für deine freundlichen Worte. :)


Liebe Grüße
Julia
 

JoshHalick

Mitglied
Liebe Julie,

zu deiner Geschichte möchte ich dir sagen, dass sie mir sehr gut gefällt. Aber (es gibt immer ein "aber") ... wurde sie (wie ich finde) etwas zu impulsiv geschrieben. Man hört noch viel zu viel von deinen eigenen Gefühlen heraus. Nicht die Stimme des Erzählers spricht zu einem, sondern eben Julies Stimme. Ich weiß aber dass du das ohne weiteres in den Griff bekommen würdest (solltest du denn es wollen).
Und obwohl jeder weiß, dass der Schmerz ja durchaus ein Freund und kein Feind ist. Würde ich ihn in dem Fall deiner Geschichte vielleicht etwas lässiger wirken lassen. Wie einen charmanten Teufel vielleicht... (was in der ersten Hälfte sehr gut rüber kam), oder was auch immer dir dazu einfallen mag. So wäre der Überraschungseffekt für mich größer. So wie du es schriebst ahnte ich sehr schnell worum es geht.
Doch trotz meiner Einwände, mir gefällt deine Story :eek:) !

Liebe Grüße
xxx
Josh
 

La Luna

Mitglied
Hallo mein lieber Josh,

was soll ich sagen, du hast mich ertappt...*gg.
Ich hoffte zwar im Stillen, dass die ungenügende Reflektion
nicht weiter auffällt, aber das erwies sich wohl als Irrtum.
Ich gestehe, dieses ist einer der wenigen Texte, den ich unbearbeitet veröffentlichte.
Überarbeiten wollte ich ihn aber sowieso noch mal, fragt sich nur wann ich dazu komme.
Auf jeden Fall danke ich dir für deine ehrliche Kritik und sende dir einen Kuss und...

liebe Grüße nach BS
xxx
Julie
 

Lois

Mitglied
Hallo Julia,

"Eines sage ich euch, ihr verdient meine Aufmerksamkeit gar nicht.
Anstatt euch über meine Treue zu freuen, bekämpft ihr mich wo ihr nur könnt."

das vergesse Ich nur all zu gern.

Ich habe nicht gleich gemerkt worauf der Text hinaus läuft.

Gruss Lois
 

La Luna

Mitglied
Wer vergisst das nicht gern, lieber Lois?
Es kommt halt darauf an, wer einem die Treue hält. :eek:)


Lieber Gruß zur Nacht
Julia
 

mc poetry

Mitglied
hallo julia,

ja, mit dem schmerz ist's so ne sache
lass' ihn zu und später lache,
schmerz allein bringt keinen frust
doch gefährlich ist kotrollverlust.

(ich habe beruflich mich so ganz psychologen zu
tun, entsprich aber auch meinen erfahrungen)

interessanter text, obwohl sich manches für
mich auf metaphysischer basis abspielt
(da wohl eher ein persönlicher text).

liebe grüße aus münchen,
michael
 

La Luna

Mitglied
Hallo Michael,

irgendwas Metaphysisches vermag ich diesem Text nicht zu entnehmen, denn ich beantworte ja keine Fragen, aber ich gestehe, es hört sich ganz gut an..*g*.
Ich personifizierte lediglich den Schmerz und ließ ihn etwas vor sich hinphilosophieren. Wer hier die Kontrolle verlor war er selbst, denn ich persönlich spiele gar nicht mit. Ich gebe zu, im Gegensatz zu mir ist er nicht gerade der Geduldigste, aber das sollte er auch nicht sein. Allerdings hätte ich seinen Charakter noch prägnanter zeichnen müssen, denn wer mich kennt, der hört mich durch ihn sprechen.
Eine Überarbeitung ist wohl wirklich fällig... hmpf.
Jedenfalls vielen Dank für dein Statement! :)


Liebe Grüße aus Südfinnland
Julia - bissl albern heute
 
Q

Quidam

Gast
Hallo Julia,

jetzt suchte ich intensiv nach sprachlichen Fehlern, oder treffenderen Wörtern - Fehlanzeige.
Klasse geschrieben. Sehr rasant und kurzweilig.
Zum Inhaltlichen: Ich dachte, es wäre der Tod, von dem die Rede ist, wahrscheinlich war das ja auch beabsichtigt. Wenn, dann ist dir das sehr gut gelungen. :)

Allerdings bin ich im zwiespalt darüber, ob ich dir auch zustimmen kann, mit der Sichtweise des Schmerzes.

Ich werde erst meine Gedanken entwirren, sie ordnen und mich dann dazu äussern. Wäre schade, würde dieser Text an der Logik scheitern.;)

*winke*
quid
 
Q

Quidam

Gast
Also noch einmal ich.-)

ich kann es nicht ganz nachempfinden, warum der Schmerz denkt, er wäre ihr Freund. Wieso empfindet man denn Glück dabei, wenn man ihn fühlt? Doch wohl eher nur dann, wenn er geht...

Also: Was ist das freundschaftliche? Oder muss man in ihm einen Psychopathen sehen, der denkt, dass man ihm dankbar sein muss, weil er zu einem steht, wenn einem alle anderen verlassen?:)

Diskutiere gerne mit dir darüber.

*winke*
quid
 

La Luna

Mitglied
Hallo Quidam,

mit deiner letzten Vermutung lagst du vollkommen richtig.
Mr. Schmerz ist ein sehr von sich überzeugter Kerl, leicht überspannt, schnell beleidigt und sieht sich außerstande die Ablehnung, die ihm widerfährt, auch nur im Ansatz zu verstehen.
Tja, was soll ich sagen? Er ist halt immer da, wenn man ihn nicht braucht.
Und doch ist er wichtig, denn ohne das Schlechte zu kennen, wäre uns schließlich auch das Gute fremd.

Danke, dass du dich mit ihm auseinandersetztest. :)


Lieber Gruß
Julia
 
Hallo Julia,

warum wechselst du am Schluß vom du zum euch? Einfach so?

Ansonsten hat mir die Gestaltwerdung des Gefühls gut gefallen. Vielleicht wäre der Titel "Ein wahrer Freund" noch besser, oder?

Michael
 

La Luna

Mitglied
Hallo Micha,

der Schmerz hat schon so einige bittere Erfahrungen hinter sich. Keiner will ihn so richtig als Freund ansehen, und das betrübt ihn zutiefst. Aus dem Grund (und auch weil er etwas hysterisch ist) verallgemeinert er die Statements gegen Ende der Geschichte und bezieht sie so kurzerhand auf die gesamte Menschheit.
Mit dem Titel hast du allerdings Recht. Ich werde ihn über dem Text ändern. Wärest du wohl so lieb und korrigierst ihn in der Titelzeile?

Danke! :)


Liebe Grüße
Julia
 
T

Thys

Gast
Hi Julia!

Gut, gut, gut.

Wie erging es mir beim Lesen Deiner Geschichte.

Phase 1:
Aha, in diese Richtung geht's also. Hatte sie mir ja schon erzählt... aber... das ist doch bestimmt nur eine falsche Färte. Bin mal auf den Aha-Effekt gespannt.

Phase 2: Tabletten kommen ins Spiel. Irgendwie ändert sich der Schreibstil. Das Hirn kräuselt sich innerlich. Was soll das jetzt. Da passt doch was nicht.

Phase 3: Die Verunsicherung. Was soll das jetzt alles überhaupt. Ich blicks grad nicht.

Phase 4: Schmerz erkannt! Ahaaaaaaa so ist das also.

Wiederholung und noch einmal gelesen.

Grinsen und GUT!

Gruß

Matthias

PS: Und der Mond hat doch ein Gesicht... kaum zu ahnen! ;-)
 

La Luna

Mitglied
Lieber Matthias,

deine Reaktion war genauso wie ich es beabsichtigt hatte. Das zeigt mir, dass ich nicht vollkommen daneben lag.
Dennoch habe ich über kurz oder lang vor, diese Story noch mal zu bearbeiten. Mal sehen, wann ich dazu komme. Momentan fühle ich mich wie das weiße Kanninchen, das ständig, mit einem großen "P" in den Augen, auf seine Taschenuhr starrt.


Herzliche Grüße
Julia


P.S.: Und der Mond hat doch ein Gesicht...
Hattest du wirklich gedacht, ich sei konturlos? :cool:
 

La Luna

Mitglied
Hallo, ihr da draußen,

falls es jemanden interessiert, der Text ist nun komplett überarbeitet.


Beste Grüße
Julia
 
T

Thys

Gast
hmmm

Julia,

ich habe jetzt nicht mehr den ursprünglichen Text im Kopf. Habe mir noch einmal meinen alten Kommentar durchgelesen. Damals war meine "Verwirrung" größer. Der Aha-Effekt kam erst ziemlich spät. Das ist jetzt nicht mehr so. Ich kann Dir aber nicht sagen, ob es an dem geänderten Text oder an meinem zusätzlichen Wissen liegt. Beim Unfall spätestens ist die Sache nun für mich klar.

Gruß

Matthias
 

La Luna

Mitglied
Danke für deine Rückmeldung, Matthias. :)

Ich bin der Meinung, dass das Wissen um das Ende, die Spannung im Mittelteil zunichte machte.
Dennoch entfernte ich das Wrack, weil es für den Leser irrelevant ist. Wichtig ist ja nur die Wirkung, nicht die Ursache. Wahrscheinlich entsprang die noch einem Rest von Selbstmitleid.
Gut, dass du mich darauf aufmerksam machtest.


Lieber Gruß
Julia
 
T

Thys

Gast
Julia

Das ist richtig. Wenn ich den Text kenne, geht die Spannung im Mittelteil verloren. Der Unfall, meine Meinung, weist aber schon ziemlich deutlich in diese Richtung. Ich denke auch, es ist besser ihn rauszunehmen.

Das Du bei der ellenlangen Mail überhaupt noch Zeit für den Text hast..... ;-)

Gruß

Matthias
 



 
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