Eine Frau

3,80 Stern(e) 5 Bewertungen

petrasmiles

Mitglied
Wenn ich Musik höre, kann meine Seele auf den Tönen tanzen wie eine Hochseilartistin; konzentriert sich auf einen Punkt; zerstiebt in unzählige glitzernde Partikel; weint in Töne hinein und wird mit ihnen in die Sterne katapultiert in einem Wirbel grenzenloser Freiheit.

Wenn ich sanft berührt werde, meinen Blick in offene Augen senken kann, dann spüre ich dieses großartige Innehalten; das Meer des Alltags teilt sich, die Zeit bleibt stehen. Ich werde ganz. Und auch überwältigt von der Sehnsucht, mich zu verlieren.

Alles, was ich je erfahren habe, nehme ich mit mir mit. Besondere Momente sind jederzeit abrufbar. Ich bin im Gestern. Ich bin im Hier und Jetzt. Manchmal kann ich in die Zukunft sehen.

Ich finde mich in der Welt zurecht, wie ich sie erfahren habe. Manchmal baue ich sie um oder an, wenn ich einen Blick in eine andere erleben konnte. Ich ziehe eine breite Bahn.

Manchmal weiß ich nicht, was ich will, oder was das Beste für mich wäre. Manchmal bin ich zu früh, manchmal schlafen meine Sinne noch. Immer weiß ich, wer ich bin.

Es braucht nicht viel, mich glücklich zu machen.Man kann mich nehmen und stehlen. Manchmal sogar benutzen oder missbrauchen wollen. Ich werde dann ganz still. Schaue nur, spiegele das – in blinde Augen; weine und gehe weiter. Selten vergisst man mich.

Das alles sieht man mir nicht an.
Ich bin eine ganz normale Frau.
Ich bin jede Frau.
Ich bin nur ich.
 
S

Stoffel

Gast
Guten Morgen Petra,

eine schöne Selbstdarstellung in der ich mich auch wieder finde.*smile*

Am Ende das "nur"? Wieso das, wieso nicht weg lassen? Ich mag es vielleicht nicht, weil es negiert.*grübel*
Und nach "Manchmal weiß ich nicht" und "manchmal bin ich zu früh", dort vielleicht noch die Gegensätze?
(Nur so frühe Spontangedanken:)

lG
Sanne
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Stoffel,

danke für die frühe Kommentierung.

Das 'nur' finde ich ganz wichtig. Frauen als soziale Wesen, besonders diejenigen, die sich zurücknehmen für andere, bieten sich so sehr als Projektionsfläche an, dass man(n) sie gerne nur über ihre eigenen Bedürfnisse wahrnimmt.
Diese Frau hat das, aber sie sagt auch, Du siehst es nicht, aber es ist da: ICH, nur: ICH.

Was Du mit den Gegensatzpaaren meinst, erschließt sich mir jetzt nicht ;) vielleicht kommentierst Du das noch einmal, wenn es nicht mehr so früh ist.

Liebe Grüße
Petra
 
N

no-name

Gast
Liebe Petra,

das ist ein toller Text, der bei mir nachwirkt, seine Wirkung erst nach und nach vollständig entfaltet und gleichzeitig eine beeindruckende Momentaufnahme einer bemerkenswerten Frau, die man sicher nicht so schnell wieder vergisst.

Liebe Grüße von no-name.
 



 
Oben Unten