Eine Geschichte, die das Leben schrieb

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Anonym

Gast
Sie standen auf dem Weg zwischen den Dünen und rechts und links von ihnen wuchs der grüne Hafer. Der Geruch des salzigen Meeres wehte als sanfte warme Brise zu Jan und Rose herüber und streichelte ihre erhitze Haut. Jan hielt seine Rose fest in den männlichen Armen, und sie legte vertrauensvoll ihr schönes Köpfchen an seine breite schützende Brust.
„Wie schön dein Pullover duftet“, flüsterte Rose, und sie kräuselte ein wenig ihr zartes Näschen.
„Das ist der neue Weichspüler von lila Samt, jetzt überall käuflich zu erwerben in den einschlägigen Fachgeschäften“, antwortete Jan mit seiner metallischen Stimme und umfasste ihre weiblichen Schultern mit seinen kräftigen Händen noch standhafter.
Rose ließ seine eindrucksvollen Worte in sich eindringen, dann wies sie mit ihrem weichen Arm und an seinem Ende mit ihren zartgliedrigen Fingern nach vorn, dort wo das Meer im ewigen Gleichklang der stets wiederkehrenden Wellen von der Weite der Welt der Liebe kündete.
„Schau“, hauchte Rose, „wie der rote Ball, die Sonne am Horizont über das Meer glüht.“
„So wie unsere Liebe, die immer währt“, antwortete beherzt Jan und er senkte sein edel geformtes Haupt gegen ihr blondes leuchtendes Haar, „nimmst du ein neues Shampoon?“
„Ja“, wisperte Rose, „es gibt dem Haar die seidige Fülle und heißt je blonder, um so besser.“
„Das musst du jetzt immer nehmen“, murmelte Jan gedankenverloren.
„Was ist mit dir, Liebster“, fragte Rose und schmiegte sich noch enger an ihn.
„Ach, ich muss an meinen bösen Bruder Robbi denken, hoffentlich steht er unserem Glück nicht im Wege, er wird immer das schwarze Schaf unserer Familie bleiben.“
„Du mit deinem Edelmut hast mich aus den Händen dieses Teufels in Menschengestalt erlöst, und ich habe auf ewig mich deinen starken Armen anvertraut, mit denen du mich aus seinem Sog gezogen hast“, sagte Rose, voller Vertrauen in ihrem Helden.
Ein kleiner Schatten senkte sich auf seine sonst so glatte Stirn, und seine ebenmäßigen Augenbrauen zogen sich sorgenvoll zusammen.
„Ich denke“, sagte er, „Robbi arbeitet mit der sizilianischen Mafia zusammen, seit ihn unser seliger Vater enterbt hat.“
„Das ist ja furchtbar“, hauchte Rose, und der Atem wollte ihr stocken, „hoffentlich steht er unserem Glück nicht im Wege.“
„Nein“, bemerkte Jan, und die Festigkeit gelangte zurück in seiner Stimme, „was auch passiert, ich pass auf dich auf, und es dauert nicht mehr lange, bis wir beide von Blumen streuenden Mädchen begleitet den Weg zum Altar unserer frisch rekonstruierten Dorfkirche dank der Firma ’macht alles neu schreiten’.“
Roses Herz schlug im entzückten Rhythmus, und sie schmiegte sich noch enger an ihren Jan.
„Sag, willst du mich wirklich heiraten?“
Ihre rehbraunen Augen schauten von unten in die stahlblauen Augen von Jan, als sie die alles entscheidende Frage an ihn stellte, und kleine reizende Fältchen bildeten sich auf ihrer Stirn.
„Ja, so wie ich es dir am Grab meines Vaters versprochen habe, werde ich auf ewig, du mein treues Herz, auch dir gehören, und wir werden drei Kinder haben, die das Schicksal unserer Familie in die weite Zukunft führen und bewahren, und Robbi wird für immer vergessen sein.“
„Ich kann mein Glück gar nicht fassen.“
Rose bebte und presste ihren blühenden Körper an seine prachtvolle Gestalt.
„Und was wirst du noch für mich tun.“
„Ich werde für dich in unserem Garten vor dem Gutshaus eine Rose züchten, ich habe mir schon den Katalog von der Adenauerstiftung bestellt, und diese Rose wird einzigartig sein“, sagte Jan und seine Stimme war voller Tatendrang.
„Und“, wollte Rose wissen, „wie wird die Rose heißen?“
„Rose ‚Rose’“, antwortete Jan, „und sie wird rot sein wie deine Wangen und weiß wie deine Engelsarme, und ein wenig braun werde ich hineinzüchten, das ist der Glanz deiner Augen.“
Rose seufzte nur, den Blick auf die untergehende Sonne gerichtet.
„Was war das für ein Geräusch?“, fragte Jan und schaute suchend umher auf den grünen Hafer der Dünen aus weißem Sand.
„Es war der Wind nur, Liebster“, gab Rose beruhigend zur Antwort und strich ihm über sein volles Haar.
„Nun lass uns zurück zum Gutshaus gehen, morgen muss ich wieder schaffen und ein langes Tagwerk wartet auf mich, wenn ich nach der Arbeit der Mägde und Knechte schaue, auf dass sie alles wohl richten.“
„Geh du nur vor, ich werde noch allein eine Weile auf das wogende Meer schauen, und über deine Worte nachdenken, die mir das Glück ins Herz gebracht haben“, zwitscherte Rose.
„Nun gut“, antwortete der gute Jan in all seine Güte, „verweile noch ein wenig an diesem Ort, aber bleib nicht so lang hier allein, manchmal bringt das so friedliche Meer in kurzer Zeit ein Unwetter auf, dass dann über das Land zieht. Und denk daran, dass meine gute Mutter dir noch gern zur Nacht einen holden Schlaf wünscht.“
„Ja, ich weiß“, hauchte Rose, „aber sie sitzt ja noch bis in den tiefen Abend in ihrer seligen Ruhe und schaut den neuen Privatsender mit den hohen Einschaltquoten WBD, wir bilden dir deine Meinung, auch wenn du vorher anders dachtest.“
„Ja“, antwortete lächelnd Jan in seiner zärtlichen Sohnesliebe und gab Rose zum Abschied einen sanften Kuss auf ihren kirschroten schwellenden Lippen, „es ist die Freude ihres Alters.“
Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging mit kraftvollen männlichen Schritten den Weg zurück zum Gutshaus, unter seinen Füßen knirschte der weiße Sand.
Rose setzte sich und schaute in Träumen versunken auf das weite Meer, die Wellen schlugen höher und lauter an den Strand und an dem soeben noch strahlend blauen Himmel zogen dunkle Wolken drohend auf. Aus dem grünen Hafer aber kam Robbi angerobbt, seine schwarzen Haare standen kreuz ud quer in die Höhe, auf seinen Wangen sprossen stachlig schwarz die Bartstoppeln, und ein teuflisches Grinsen kroch in sein wildes Gesicht.
„Bist du verrückt“, zischte Rose, „hast du vorhin laut gelacht, das hörte er, und ich musste sagen, das war der Wind.“
Robbi setzte sich neben Rose und öffnete eine Bierbüchse ’das schwarze Gift’ mit dem Totenschädel drauf, jetzt auch erhältlich an allen Tankstellen. Glucksend ließ er das Gebräu durch die Kehle laufen.
Dann sagte Robbi: „Sorry Baby, aber Rose ’Rose’ war zuviel für mich.“
Inzwischen hatte der Himmel sich vollends dunkel bewölkt und große runde Regentropfen platzen rechts und links von ihnen auf den Sand und auch auf Roses blondes Haar und den wilden zottigen Haaren Robbis.
„Ach, Robbi, was soll nur aus uns werden“, seufzte Rose, „wir sind so schlecht und Jan ist so gut.“
„Pass auf Baby“, knarrte Robbi mit seiner krächzenden Stimme, „du musst nur darauf achten, dass er bei der Hochzeit keinen Rechtsanwalt zu Hilfe nimmt und Gütertrennung oder irgend so ein Mist verabredet, und wir haben es geschafft.“
„Ja, mein Robbi“, sagte Rose, „denn ich liebe in Wirklichkeit nur dich.“
„Hör auf dem Schmarren, so kannst du mit Jan reden, du stehst auf mich, Baby, weil ich es dir ordentlich besorge.“
„Ja, Robbi, das machst du“, kicherte Rose wollüstig und streifte ihren seidenen Slip herunter, direkt aus dem Pariser Modehaus, jetzt auch in allen deutschen Kaufhäusern zu erwerben.
„Heute gibt es das volle Programm“, knurrte Robbi und stellte die Bierbüchse mit dem Totenkopf, jetzt auch an allen Tankstellen erhältlich, neben sich und öffnete den Gürtel seiner Hose, „denn ich habe das neue Mittel ’Potenzia’ eingenommen, dass jeden Mann zum Stier macht.“
„Oh“, kicherte Rose verschämt, „unter deinen Händen werde ich zur läufigen Hündin.“
Und sie lege sich willig in den nassen Sand. Während durch die finsteren Wolken die Blitze zuckten, hörte man das Stöhnen und Schmatzen des brünstigen Paares, dass es eine Pein war.
Im Gutshaus aber neben dem lodernden Kamin saß Jan und hielt seiner alten Mutter die welke Hand, während sie den neuen Sender WBD verfolgte, und er schaute sorgenvoll zum Fenster, da draußen tobte das Wetter, wo blieb Rose nur so lange.
Fortsetzung folgt, wie geht es weiter, wann spricht die alte Mutter endlich die Wahrheit aus, wie es sich verhält mit dem ungleichen Brüderpaar, wie entscheidet sich Rose, für das Gute oder das Böse, schalten Sie nächste Woche ein, und Sie werden die ganze furchtbare Wahrheit erfahren.

Heinz stand auf und schaltete mit der Fernbedienung den Apparat aus.
„So, genug“, sagte er zu Anna, „jetzt geht’s ins Bett und dort gibt es das volle Programm.“
Annas Augen starrten noch wie gebannt auf den Bildschirm, obwohl der schon schwarz war.
„Aber nächste Woche gucken wir wieder, ja?“
„Klar“, sagte Heinz, „wenn Robbi dabei ist, guck ich auch.“
 

blaustrumpf

Mitglied
Eine Nachricht von der GEZ

Liebe Schwarzseher!

Bitte melden Sie umgehend alle ihre Fernsehgeräte an. Sonst wird das mächtig teuer, wir werden mächtig böse und Sie werden mächtig enttäuscht sein.

Weil es die Fortsetzung erst geben wird, wenn alle Fernsehgeräte angemeldet sind. Und wenn Sie schon einmal dabei sind, dann lassen Sie endlich auch Ihr Autoradio registrieren!

Ihre GEZ

* * *

Liebe Lupenden

Bitte meldet eure Geräte umgehend an. Sonst sehe ich nämlich schwarz für die Fortsetzung. Und ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Dabei habe ich gar kein Fernsehen. Und die Geschichte ist nicht von mir. Leider.

blaustrumpf
 
V

vetiver

Gast
liebe blaustrümpfin,

ich habe alles getan, was du verlangt hast. den fernseher hab ich angemeldet und alle radios. sogar die kaputten. und noch ein bisschen mehr, man kann nie wissen. den computer. den kaffeeautomaten. zwei funkwecker. die wollsocken. den erbärmlichen kühlschrankinhalt. alles irgendwie. wie es sich GEZiemt.

also, unbekannter autor: weiter bitte!

vetiver
 

Schakim

Mitglied
Hi, Noname!

Deine Geschichte ist gut gesponnen! Das einzige, was ich zu bemängeln habe, ist "Rose"; sie wird mir zu sanft, zu weich beschrieben ... Ansonsten finde auch ich schade, dass der Text unter "anonym" laufen muss, denn er ist gut!

Nächtlichen Gruss!
Schakim
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
also

lass das mal bald sein mit der fortsetzung! ich möchte mich noch einmal so kringeln können vor vergnügen!
ganz lieb grüßt
 

Anonym

Gast
danke

es ist mir eine große Freude mit meiner kleinen bescheidenen Leseprobe so viel Zuspruch in dieser Lupe gefunden zu haben. Wer den ganzen Roman lesen möchte, viele sagten mir schon, ich übertreffe mein Vorbild Ulla Danietta, was ich nur in aller Bescheidenheit erwähne, kann ihn auch über den Buchandel bestellen.
Die Bestellnummer erfahrt ihr von Zastava, eine hier sehr beliebte Moderatorin, die ich zu den Großen zähle. Sie hat mein ganzes Vertrauen, auch, weil sie auf so herzliche Weise die Tiere liebt.
Ich selber bin ja nur ein kleines Licht und ganz stolz auf euer Lob. Ich schreibe aus dem Herzen und nicht aus dem Kopf, genau gesagt, es schreibt aus mir.
Danke noch einmal euch allen, ihr Lieben.
Die Anregung von vetiver mit den Wollsocken, werde ich für meinen nächsten Roman, den zwanzigsten, übernehmen. Er beschäftigt sich mit der Kurdenproblematik.

liebe Grüße an alle
 



 
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