Eine Kreuzfahrt, die ist lustig...

5,00 Stern(e) 1 Stimme

LuMen

Mitglied
Eine Kreuzfahrt, die ist lustig...
- ein Reisebericht in Versen für Kreuzfahrer und solche, die es werden wollen -



Kreuzfahrten sind im Herbst gefragt,
weil jeder Sonnenfreund sich sagt,
so hol´ ich mir davon noch mehr
und vorzugsweis´ im Mittelmeer!

Die Route (ab Savona)

Civitavecchia: Hier legt an
zum ersten Mal der Riesenkahn.
Rom aber sah ich nur im Regen,
kommt doch von oben aller Segen!
(Dem Papst, der grad wen heilig sprach,
erschien´s wohl eher Ungemach.)
Durchs Forum ging es schnell im Trab
zu Julius Caesars nassem Grab!

Konnt´ nicht auf Spaniens Treppe sitzen,
denn dort drang Wasser aus den Ritzen.
Im Kolosseum war´s zu glatt,
ganz ohne Regen-Preisrabatt!
Die Brunnen-Münze ist verspielt,
weil in der Hand schon naß umspült,
und auf dem Weg zum Palatin,
da legte ich mich auch noch hin!

Palermo war der nächste Hafen
mit Exkursion, unausgeschlafen.
Phönizier siedelten schon hier,
dann kamen Römer, und dann wir.
Man fuhr uns dort zu Mumiengruften,
die dumpf nach Mottenkugeln duften,
und wo einbalsamierte Leichen
im Ausseh´n Kasperl-Puppen gleichen.
Zum Glück gab´s Frischluft dann für alle
umsonst vor schöner Kathedrale!

In Tunis ist nicht viel zu sehen,
denn von Karthago blieb nichts stehen,
weil römische Zerstörungswut
das Punier-Reich in Stücke schlug!
Doch uns empfingen mit Entzücken
blutgierig Heere wilder Mücken.
Nur Hannibal, so der Verdacht,
hat Elefanten draus gemacht!

Dann Palma, Insel der Sirenen,
als die sich viele Putzfrau´n wähnen.
Allein bin ich auf eigne Faust
per Bus ins Stadtzentrum gebraust.
Hier glaubte ich, wird mir auch glücken
Besichtigung aus freien Stücken.
Bier zum normalen Preis im Laden
zu kaufen, könnte auch nicht schaden,
denn Euros Zahlen-Ungestalt
macht auch vorm Preis an Bord nicht Halt.
Die Kathedrale, nah beseh´n,
ist - wie von fern - nicht halb so schön!
Auch zeigt sie Schönheit nicht von innen –
Besucher dürfen nicht nach drinnen!

In Barcelona gab´s alsdann
nur "Gaudi" pur für jedermann.
Den weltberühmten Künstlerschrecken
kann man hier allerorts entdecken.
Ehrfurcht durchdringt dich, doch auch Graus,
stehst du vor seinem Gotteshaus!
"Sagrada" und "Familia" heißt,
was da hoch in den Himmel weist.
Wird es auch eines Tags vollendet?
Noch niemand weiß, wo dies Werk endet!

Marseille: Hier zählt zum guten Ton
die Tagestour nach Avignon.
Doch gleichermaßen int´ressant
ist es ganz nah am Hafenrand.
Aus einer kleinen Bimmelbahn
sieht man sich schnell die Altstadt an!
Und kann beim Kurven durch die Gassen
Romantik mit den Händen fassen.


Bordleben

An Bord zu gehen, fiel oft schwer,
denn kontrolliert wird mehr und mehr!
Und wehe, wenn´s bei einem piept:
Mit Strahlensalven dich durchsiebt
der Cop – so oft man auch erklärt,
daß solches Tun des Sinns entbehrt
bei Hüftgelenken aus Metall –
die piepen stets und überall!

Bei Tische sitzen mit im Rund
drei Pärchen, halbwegs noch gesund,
obwohl – zwei Mann schau´n aus wie Möpse
(vielleicht sind es MacDonalds-Klöpse).
Bei jedem Gang, ob klein, ob groß,
quillt noch mehr Bauch aus ihrer Hos´.
Da einer schien der größ´re Klops,
nenn´ ich sie Mops und Doppelmops.
Der Dritte ist der Hochsee-Mann,
der hat nur Zeugs vom Kreuzschiff an.
Man kann´s dort schnell und teuer kaufen,
braucht nur zum "Fashion Shop" zu laufen.

Dann, beim Empfang vom Kapitän,
will jeder sich und andre seh´n.
Die Damen lassen Klunkern baumeln,
mit Sektglas sieht man viele taumeln,
doch nicht des Käptens Spende wegen,
vielmehr,weil sich die Wellen regen.

Zur Unterhaltung tut sich was
beim abendlichen Bühnenspaß!
Dort sieht man flotte Puppen tanzen,
nicht ohne Reiz im großen Ganzen!
Wem solche Spiele nicht genügen,
der kann sich tags am Pool vergnügen.
"Animateure" treiben dort
schier unermüdlich Quassel-Sport.

Zu später Stund erst find ich Ruh´
und trinke mir ein Bier dazu.
Wenn junge Leut´ das Tanzbein schwingen,
laß in der Bar ich Münzen springen –
die springen auch im Spielkasino
zum Wohl der Kreuzfahrtlinie dito.
Speziell will diese auch verdienen
beim Gang an Land zu den Ruinen!

Mein Gott! war ich kulturbeflissen,
die Preise will ich gar nicht wissen!
Doch naht am End der Tag der Wahrheit
und bringt mir, wie auch immer, Klarheit:
Was dort per Schiffscard schnell verbucht,
hat mancher hinterher verflucht.
Es kostet, war´s auch schön, die Fahrt
mehr, als ich dafür angespart!

Am letzten Tage seh´ ich klar:
Weil ich fast stets auf Achse war,
hab´ ich nicht mal im Pool geschwommen
und selbst kein Sonnenbad genommen!
Und beim Gespräch am Abendtisch
war ich nicht mehr genügend frisch,
um, jetzt verspätet, zu erfahren,
wie unterhaltsam Möpse waren!
 

Schakim

Mitglied
hui, welch' Dichterflut

Hallo, LuMen!

LuMen war wohl auf Reisen?
Das Gedicht will es beweisen.
Erlebt hat unser Dichter viel
an stets historisch angehauchtem Ziel.

Nun präsentiert er uns mit ganz viel Fleiss
seine Abenteuer wie gekochten Reis!


Hast Du prima gemacht!

Sende dir viele Grüsse durch die Nacht und wünsche einen schönen Wochenbeginn!
Schakim
 

Herr Müller

Mitglied
Hallo LuMen

schön, das Du wieder von Deiner 10-tägigen Reise zurück bist. Wir haben uns alle gefragt, wohin fährt dieser Mann in den Urlaub und bringt er uns was mit? Hat er, eine lustige interessante und bildende Reisbeschreibung der besonderen Art.

Die Geschichte habe ich flüssig gelesen bis an diese Stelle:
"hab´ ich nicht mal im Pool geschwommen" Die ist bestimmt richtig die Zeitform liest sich aber komisch.

Herr Müller dankt für die tolle Reisebeschreibung :)
 

urte

Mitglied
Seefahrt

Ja, LuMen, Herr Müller,
schönes Mitbringsel! Reisen bildet eben, wie wir auch anderswo sehen konnten. Herzlich, Urte
 



 
Oben Unten