Eine kleine Igel-Geschichte

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Mimi und Fufu
Wir halten zusammen

Mimi und Fufu sind zwei Igelgeschwister. Mimi heisst das Igelmädchen und Fufu der Igeljunge.
Heute haben sie Geburtstag und sind nun drei Monate alt. Sie glauben, dass sie alt genug sind, um sich einmal die große, weite Welt anzuschauen. Bisher hat es ihre Mama nicht erlaubt, die Wohnung ohne ihre Begleitung zu verlassen.
Doch heute haben sich Mimi und Fufu vorgenommen, nichts zu erzählen. Bei passender Gelegenheit wollen sie einfach davonhuschen.
Nun, diese Gelegenheit ergibt sich, als Mama auf Futtersuche geht. Mit ihren kleinen flinken Füßchen laufen Mimi und Fufu aus ihrer ach so langweiligen Wohnung.
Die große, weite Welt beginnt für die beiden schon nach einigen Metern von ihrem Zuhause. Erst einmal stecken sie ihre Näschen in die Luft.... Sie ist feucht. Es hat geregnet. Das Gras ist nass. Mimi meint, sie bekommt einen Schnupfen bei den nassen Füßen, die sie jetzt schon hat. Fufu sagt darauf: „Stell dich nicht so an! Sonst mag ich gar nicht mehr mit dir gehen!“ Das mochte Mimi bestimmt nicht. Darum sagt sie schnell: „Das Gras ist zwar nass, dafür riecht es aber so gut, wie es nur riecht, wenn es geregnet hat!“ Um Fufu zu zeigen, daß sie es ganz ernst meint, steckt sie ihr Spitznäschen ins Gras und schnuppert ganz kräftig. Fufu sagt: „Nun komm endlich weiter. Ich will noch mehr sehen!“
Schon ist er ein Stückchen vorausgeeilt. „So warte doch, du bist gemein!“ ruft Mimi verärgert. Fufu hört nicht auf sein Schwesterchen. Er will sich jetzt nicht von seiner Entdeckungsreise ablenken lassen. Wer weiss, wann es noch einmal solch eine Möglichkeit gibt... Wenn Mama erst einmal gemerkt hat, dass ihre Kinder entwischt sind, ist es mit dem Verreisen aus.
Die Sonne räkelt sich zwischen den Wolken am Himmel. Einige Sonnenstrahlen kitzeln Fufu keck an seiner Nase... Davon muss er niesen. Er schaut nach oben, um zu sehen, was ihn da geneckt hat. Oh, wie ist der Himmel so hoch. Wie mag die Sonne wohl hinauf gekommen sein? Ja, was ist denn das? Da sind ja lauter bunte Streifen am Himmel.
„Mimi, schau mal hoch in die Luft!“ ruft Fufu. „Die bunten Streifen, ob das die Himmelsleiter ist?“ „Ich weiss nicht. Einmal hat Mama mir eine Leiter gezeigt. Die Menschen benutzen eine Leiter. Diese hat schräge Hölzer, die man Trittleisten nennt“, meint Mimi zögernd. „Ich verstehe. Aber der liebe Gott hat bestimmt eine besondere Leiter. Eine Leiter ohne Tritte, mit der steigt er in sein Wolkenhaus...“, vermutet Fufu. Er ist schon ziemlich überzeugt davon. Mimi antwortet: „Wahrscheinlich hast du recht. Mama sagt, der liebe Gott kann alles. So jetzt will ich weiter!“ und läuft los.
Boing! Da hat sie nicht aufgepaßt. Sie ist gegen einen Randstein von Peters Garten gerannt. Das tut ihr so weh, dass sie weinen muss. Im ersten Moment ist Fufu ärgerlich. Mimi hat ihn beim Schnüffeln gestört. Doch dann läuft er zu Mimi und tröstet sie: „Komm, es geht gleich vorbei. Laß uns schnell die großen Blumen beschnuppern. Dann denkst du nicht mehr an deinen Schmerz!“ Mimi schluchzt und schnieft noch mal. Aber dann möchte sie gerne die Blumen sehen. Vor den Blumen bleiben sie lange stehen.
Von dem Duft sind sie fast benommen. Fufu weiss, wie diese Blumen heissen. Er hat es von Peters Mutter gehört. Es sind Dahlien.
Mimi möchte jetzt zu dem grossen Baum gehen. Hier kann man sicher gut fangen und verstecken spielen. Gerade dreht sie sich um, da hört sie lautes Bellen. Harro, Peters Dackel ist es. Mimi ist sehr erschrocken und hat Angst.
Doch wenn der Harro kommt, wird sie es ihm schon zeigen! Fufu hat das Bellen auch gehört und ruft ängstlich: „Mimi, was machen wir, wenn er zu uns kommt?“ „Das, was wir von Mama gelernt haben...“ Weiter kommt Mimi nicht.
Da steht Harro böse knurrend vor den kleinen Wichten. Sie kugeln sich blitzschnell zusammen. Nun sehen sie wie stachelige Bälle aus. Harro wird immer wütender. Er fletscht die Zähne, sein Nackenhaar sträubt sich. Harro schnappt nach Mimis Fell. Doch, oh je, welch ein Graus! Mimis Stacheln haben ihn fürchterlich gestochen. Laut jammernd läuft er davon.
Vorsichtig schaut Fufu, ob die Luft rein ist. Begeistert ruft er: „Bravo Mimi, dem hast du es aber gezeigt!“ Jetzt atmet auch Mimi auf. „Ja, dem hab ich’s aber gezeigt. Komm jetzt lieber schnell heim, für heute habe ich genug!“
Fufu denkt auch so. Gemeinsam gehen sie heim. Ein flaues Gefühl haben sie im Bauch. Sie wissen ja, dass sie ausgerissen sind. Wird Mama schimpfen?
Vor der Wohnungstür schaut Fufu noch mal Mimi an und sagt:
„Egal was kommt, wir halten zusammen!“


Erstmals in der Stadteilzeitung Fritz-Erlersiedlung im Juni.1982 veröffentlicht.
Es gibt zur story von mir gezeichnte karikaturen.
hkeuper-g
 
M

margot

Gast
ein wunderbares geschichtchen. mit viel sinnlichkeit
transportiert. ja, bei allem schnüffeln und entdecken
auf der kleinen abenteuerreise, muß man immer mit gefahren
rechnen. und dann müssen wir menschen- oder igelkinder
zusammenstehen. selbst wenn mama böse ist. wahrscheinlich
wird sie gar nicht wirklich böse sein, sondern bei aller
schimpferei uns kinder glücklich zuhause begrüßen.

heike, bestimmt bist du eine gute igel-mama.

schöner text
ralph
 
vielen dank,

oh ralph , ich bin zutiefst gerührt. so viele nette wort aus deiner hand.
diese geschichte schrieb ich für mein erstes kind.als es die ersten buchstaben schreiben konnte nämlich mimi und fufu.
bis bald
heike
 
S

Stoffel

Gast
Hallo Heike,
schliese mich Ralphs Meinung an, nette Geschichte und es ist für Kinder immer etwas besonderes und macht doch viel Freude, kleine Geschichten selbst, für sie, zu verfassen. :)

Das könnte ja eine ganze Serie an Igelgeschichten geben..?

lG
schönen Tag Euch
Stoffel
 
na liebe stoffel,

das freut mich aber sehr das du meiner geschichte und damit auch mir aufmerksamkeit schenkst. leider werden die igelgeschichten nicht fortgesetzt den die kinder denen ich diese geschichten schrieb tragen inzwischen schuhgröße 46-48!aber so nach und nach werde ich im schwelgen an nostalgische erinnerungen meine geschichten von einst wiedermal veröffentlichen.
inzwischen schreibe und spiele ich lieber für erwachse. ich probiere mich aus ohne den anspruch auf perfektion zu haben.
ich mag einfach lebendigkeit und lebensfreude im menschlichen miteinander ausdrücken.
sich den kopf über semantik, orthographie (und was es da nicht noch alles für tolle worte gibt)zu zerbrechen
überlasse ich denen die glauben oder hoffen, durchs schreiben einmal berühmt zu werden.
im klitzekleinen stil hatte ich das alles schon. ich will einfach nur genießen.
ich wünsche dir ein wundervolles frühlingswochenende.
heike
 
S

Stoffel

Gast
Hallo Heike,

denke genau so..:)
im Klitzekleinen, wie Du das nennst, hatte ich es auch schon..und von vielem anderen hab ich auch keine Ahnung.
Der Schuhgröße nach zu urteilen, sind das ja schon richtig große Männer *lach*

lG
schönes Wochenende
Susanne
 
ja susanne,

mein ältester wird im juli 27 jahre und mein jünster ist gerade 17 jahre geworden. Im herbst werde ich vorasusichtlich Oma. dabei fühle ich mich selbst phasenweise noch wie ein teeny. lach, durch den blick in den spiegel holt mich die realität ruckzuck auf den boden der tatsachen zurück.
l.g. heike
 
S

Stoffel

Gast
tröste Dich Heike, ich bin seit über einem Jahr Oma und es tut null weh :D

Freut mich für Dich...alles Gute!:)
(hab mir grad mal Dein Foto angeschaut.Yes..noch sehr knusprig..*lach*

lG
Susanne
 
grrrrrrrrrrr,

ich hasse den gedanken eine stricknadel schwingende und marmelade kochende großmutter zu sein. viel lieber kannst du mir meine anderen geschichten korrigieren, das wäre nett und vielleicht in gemeinschaftsarbeit mit mir eine superwitzige kindergeschichte schreiben? mit deiner blühenden phantasie macht das sicher riesigen spaß.
davon hätten alle was ich, du und die leselupenleser.
lieben gruß heike
 
M

margot

Gast
vielleicht kriegen wir den ersten gestrickten roman
zusammen gebacken. leider spiele ich dabei `ne außenseiterrolle,
denn ich bin noch nicht mal opa. okay, machen wir`s so:
wenn die stricknadeln heißgelaufen sind, tauche ich
sie für euch in kaltes wasser.
und zudem diktiere ich euch den text.

omaschmatz
ralph
 



 
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