Eine kleine Kindergeschichte zu Halloween: Wullibald vom Dachboden

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Mick Tales

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Wullibald vom Dachboden

Wullibald vom Dachboden

Der kleine Wullibald Schreckstein spukte mit seinen Eltern auf dem Dachboden zwischen Kisten und Gerümpel hinter dem Kamin. Familie Schreckstein war nämlich eine echte Gespensterfamilie.

Manchmal lugte der kleine Wullibald neugierig durch einen Deckenspalt in die Wohnung der Menschenfamilie, die unter den Schrecksteins lebte. Gerne hätte er einmal mit den Menschenkindern gespielt,denn die ständige Spukerei auf dem Dachboden fand er ziemlich langweilig. Doch Vater und Mutter Schreckstein hatten Wullibald den Umgang mit Menschen ausdrücklich verboten.

Eines dunklen, kühlen Herbstabends hörte Wullibald von unten helles Kinderlachen und Musik. „Das ist wohl wieder mal ein Menschenkinderfest, bei dem ich nicht mitmachen darf“, dachte sich Wullibald traurig. Doch als er durch die Deckenritze sah, erblickte er im Wohnungsflur lauter gut gelaunte kleine Dämonen, Vampire, Hexen und weiße Bettlaken-Nachtgespenster, wie er selbst eines war.

„Den Umgang mit anderen Gespenstern haben mir Papa und Mama nicht verboten“, dachte sich Wullibald und hui – schon war er durch den Deckenspalt in die Wohnung geschwebt.

Die Party war toll. Die kleinen Gespenster spielten viele lustige Spiele und Wullibald war mittendrin dabei. Auf dem Wohnzimmertisch stand ein großer orangener Kürbis mit ausgeschnitzten Augen, Nase und zackigem Mund. Rundherum lagen Teller mit Unmengen von Kuchenstückchen, Schokoladeriegeln und Bonbons. So etwas Leckeres hatte es auf Wullibalds Dachboden nie gegeben. Mit beiden Gespensterhänden stopfte er so viel Süßes in sich hinein, wie nur in seinem Gespensterbauch Platz fand. Und das war sehr, sehr viel.

Plötzlich erklang von oben eine schaurig hallende Stimme, die nur Wullibald hören konnte: „Wuuuhhllibaaald! Komm sofort nach Hauuuse!“ Das war Vater Schreckstein! Ohne sich zu verabschieden, zischte Wullibald aus dem Wohnzimmer in den Flur und hinauf zur Deckenritze.

Doch oh je! So sehr er sich auch bemühte, er passte nicht mehr durch den schmalen Spalt. Gespenster können sich nämlich nur dann hauchdünn machen, wenn sie keinen Bauch voller Schokolade haben.

Jetzt klingelte es auch noch an der Wohnungstür und jede Menge Menscheneltern kamen in den Flur, um ihre Kinder abzuholen. Vor lauter Spaß und Aufregung hatte Wullibald gar nicht gemerkt, dass er das einzige echte Gespenst auf der Halloweenparty gewesen war. Gerade noch rechtzeitig konnte er sich hinter einem Vorhang verstecken.

Erst als keine Menschen mehr zu sehen waren, schwebte Wullibald wieder hervor, um sich ein besseres Versteck zu suchen. Vor dem Kinderzimmer fand er einen Karton, der ihn an die Kisten auf dem Dachboden erinnerte. In dem Karton lagen Halloweenkostüme. Er wuschelte sich zwischen einen Vampirumhang und die breite Krempe eines Hexenhuts und schlief ein. Für jemanden, der nicht an Gespenster glaubt, sah er jetzt aus wie ein einfaches kleines Bettlaken.

Als Wullibald aufwachte, war er wieder zuhause. Die Menschenmutter hatte am Morgen die Kiste zurück auf den Dachboden gestellt.

Weil ihrem kleinen Wullibald nichts passiert war, freuten sich Vater und Mutter Schreckstein so unheimlich, wie sich nur Gespenster freuen können, und sie vergaßen ihren ganzen Ärger über sein unerlaubtes Verschwinden.

Wullibald erzählte ihnen lieber nicht, dass er sich schon fest vorgenommen hatte, im nächsten Jahr wieder auf eine Halloweenparty zu gehen. Nur mit der Nascherei würde er sich dann bestimmt zurückhalten.

Vielleicht kommt er ja auf eure Party – wer weiß?
 



 
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