Eine seltsame Sache

Alex

Mitglied
Also normalerweise würde ich nie auf die Idee kommen, euch mit meinem schlechten Stil, den Rechtschreibfehlern und allem anderen auf den Geist zu gehen, aber mir ist etwas so seltsames passiert, dass muss ich einfach erzählen.
Es begab sich, dass ich eine Freundin hatte. Schreibt man das so? Begab scheint mir ein seltsames Wort zu sein, vielleicht wäre es besser einfach 'ich hatte eine Freundin' zu sagen. Aber dann denke ich doch wieder, begab ist das bessere Wort, weil haben eigentlich zu wenig ausdrückt, denn es war aus mehreren Gründen etwas Besonderes und Einzigartiges. Einer dieser Gründe war, dass ich neunzehn war und sie meine erste richtige Freundin, ein anderer dass man Melanie einfach nicht haben konnte, dafür war sie viel zu selbstsicher. Ist doch so, haben entspricht in etwa besitzen, wäre somit der absolut falsche Ausdruck.
Vielleicht hatte sie mich, aber bei mir begab es sich einfach, dass ich eben in einer Beziehung steckte. Nicht nur mit der Zehe, sondern mindestens bis zum Hals. Wenn wir mit ihren Freunden zusammenwaren, dann war ich einfach nur Melanies Freund, was irgendwie nicht ganz das gleiche wie Robert ist, aber das störte mich damals nicht. Sie war immer Melanie, nie weniger, lag wohl daran, dass sie eine Persönlichkeit hatte, ich aber nicht.
Ist natürlich Blödsinn, jeder hat eine Persönlichkeit, aber ihre war irgendwie, nun ja, größer. Als logische Folge daraus wurde meine immer mehr aufgefressen, bis ich nur noch ein Teil von ihr zu sein schien. Kann ganz angenehm sein, weil man ja nicht mehr selbst denken und entscheiden muss, aber manchmal ist es auch ziemlich unangenehm.
Besonders wenn man ganz alleine ist und der Rest von einem fehlt. Was schreibe ich da eigentlich? Der Rest von einem fehlt, da muss man mich ja für bescheuert halten, aber genau so fühlte es sich an.
Dann war ich unglücklich, konnte aber nicht viel dagegen machen, weil Melanie nicht so empfand. Sie konnte es nicht ausstehen, ständig mit mir Zeit zu verbringen, wenn wir uns zwei, dreimal in der Woche trafen war ihr das genug.
Jetzt denkt ihr wahrscheinlich, dass sie mich nicht geliebt hätte, aber dass stimmt nicht. Oder vielleicht doch? Eigentlich kann ich mich darauf nicht so ganz festlegen, jedenfalls liebte Melanie was sie in mir sah und was sie aus mir machte.
Je länger wir zusammenwaren desto mehr brauchte ich Melanie, womit ich genau dass war, was sie brauchte.
War das zu undeutlich? Melanie brauchte nicht mich, sondern dass ich sie brauchte. Wo der Unterschied ist? Dazu komme ich noch, zumindest werde ich es versuchen.
Richtig glücklich schien sie mit mir eigentlich nur zu sein, wenn ich so richtige Probleme hatte, die sie dann für mich lösen konnte. Ihr ging es immer gut, zumindest behauptete sie das. Besonders erinnere ich mich an das eine Mal, ich rief sie auf dem Handy an, weil ich sie schon seit Tagen nicht hatte erreichen können, sie versicherte mir, alles wäre in Ordnung und wir würden uns am Wochenende sehen. So ganz glaubte ich ihr nicht, also rief ich ihre Eltern an und erfuhr dass sie mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus lag.
Natürlich war ich geschockt wie sonst was, war praktisch schon aus der Tür und dort. Ihr war das Ganze unglaublich peinlich, das wäre doch gar nichts, was wiederum mir ziemlich peinlich war.
Da es ja doch nichts brachte, glaubte ich ihr ab da einfach immer, womit unsere Beziehung wieder im Lot zu sein schien.
Nur stellte ich fest, dass ich immer weniger Probleme hatte, die sie für mich lösen konnte und dass war ziemlich schlecht, weil es ihr doch so gefiel mich aus den Schwierigkeiten zu holen. Je schlimmere desto glücklicher war sie.
Zu Anfang klappte alles ja noch ziemlich gut, aber mit der Zeit bestimmte sie mein Leben dermaßen, dass ich nicht mal mehr Schwierigkeiten erfinden konnte.
Nicht einmal eine Woche nachdem sie mein Leben komplett in Ordnung gebracht hatte, begann sie sich immer weniger für mich zu interessieren.
Es kam wie es kommen musste, am Ende verließ sie mich mit einem Typen, der sie wirklich brauchte.
Was für Probleme da auf mich zukamen, alleine denken, entscheiden, hätte ihr sicher gefallen mir dabei zu helfen.
Aber da war sie ja schon fort.
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mensch Alex,

die Geschichte fand ich echt toll! Warum? Weil in ihr das erkannt und verständlich geschildert wird, was es in vielen Beziehungen zu geben scheint. Allein schon der Satz "Sie liebte, was sie in mir sah und was sie aus mir machte" ist inhaltlich schon die halbe Miete. Und stilistisch? Da kann man sicherlich streiten. Wenn ich deinen Stil gut finde, dann vor allem deshalb, weil du Alltägliches auch in einer weitgehend alltäglichen Sprache rüber bringst. Leute, die in Metaphern verliebt sind, kommen da weniger auf ihre Kosten. Aber, wenn ich lese, will ich verstehen und mich nicht laufend mit gekünstelten Text-Blähungen auseinander setzen. Zugegeben, manche beherrschen diesen Stil hervorragend (z.B. Marcus Veith) und da liest sich das auch gut. Wem es aber nicht so liegt, der sollte sich nicht unnötig damit quälen. Man merkt es den Texten zu sehr an.
Was schreibe ich hier eigentlich alles für ein Zeug? Ich wollte doch nur sagen, daß mir dein Stil gefällt. Na, manchmal gehen die Tasten mit mir durch.

Gruß Ralph
 

Alex

Mitglied
Danke Ralph,
Nix Tasten durchgehen, so ein Feedback ist Klaaase!
Da drehe ich einfach Loopings ;) . Ich blähe meine Texte nie, nicht nur weil ich ein Leser mit Neigung zum Überlesen bin, sondern weil ich es einfach nicht gut kann.
'(z.B. Marcus Veith)', kenn ich nicht, aber ich kann mir vorstellen, was du meinst.
Bei mir würde es gekünstelt aussehen, also reduziere ich alles auf das Wesentliche und einfache Sprache.
Der Text beschreibt übrigens die erste Beziehung, Ehrlichkeit die Zweite.

Gruß zurück


Alex
 



 
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