Eine unheimliche Rettung

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klanghoff

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Eine unheimliche Rettung

Der Wald war Neles einzige Chance den fragenden Blicken der Nachbarn zu entgehen. Wie jeden Samstagnachmittag wuschen sie auf den Garagenauffahrten ihre Autos. Nele brauchte frische Luft.
Als sie die Waldgrenze erreichte, verlangsamte sie ihre Schritte. Treu blieb Ihr kleiner Husky „Gauner“ an den Fersen. Sie atmete durch, aber ihre Brust schmerzte, als bohrte in ihr ein Stachel. Als ihr Vater die Verabredung ins Schwimmbad platzen ließ, hatte der Schmerz begonnen. Ihr Vater hatte es bevorzugt, mit seinem Kollegen zum Tennisspielen zu gehen. Das war nicht das erste Mal. Liebte Papa sie überhaupt? Tränen rollten über Neles Wangen.
Der Geräuschpegel der Kleinstadt verebbte, und das Summen der Insekten, die sich im niedrigen Gebüsch tummelten, eröffnete eine neue Geräuschkulisse. Ganz in der Nähe sollte eine ältere Frau wohnen, die alle „die Hexe“ nannten. Ihren richtigen Namen kannte keiner. Niemand wusste, wie lange sie schon mit ihren beiden Schäferhunden einsam in der hölzernen Hütte wohnte. Die Gedanken fingen an, in Neles Kopf zu spuken.

Von Ferne vernahm sie ein Motorengeräusch. Zaghaft drehte sie sich um. Ein großer dunkelgrüner Geländewagen tauchte hinter der Kurve auf. Ihr stockte der Atem. Panikartig zog sie Gauner hinter eine Böschung am Abhang und presste sich käferklein auf den Laubboden. Der große Wagen näherte sich. Nele hob den Kopf und versuchte durch das Brombeergestrüpp hindurch zu spähen. Die Hexe saß am Steuer. Als sie an Neles Versteck vorbeifuhr, bellten die großen Schäferhunde wild auf der Ablagefläche. Der Geländewagen verlangsamte, und ein Schäferhund sprang hinunter. Er kam geradewegs auf ihr Versteck zu. Nele wurde kreidebleich. Dann ertönte eine Trillerpfeife. Der Schäferhund machte kurz vor Nele kehrt und sprang zurück auf den Wagen. Dieser setzte sich wieder in Bewegung.
Gauner hatte sich die ganze Zeit dem Verhalten seines Frauchens angepasst. Nun sprang er auf einmal wie ein aufgeschrecktes junges Reh aus seinem Versteck. Er schien etwas zu wittern und folgte der Böschung abwärts. Dabei zog er so stark an der Leine, dass Nele verzweifelt auf ihrem Hosenboden hinterher rutschten musste. „Halt ,stopp!“, schrie sie. Ihr Fuß verhakte sich in einer Wurzelschlinge, und sie stolperte. Dunkelheit umfing sie mit schwarzen Armen.

Als sie ihre bleiernen Augenlider wieder heben konnte, spürte sie einen pochenden Schmerz an ihrem Vorderkopf. Ihre Hand ertastete eine Pfütze an der Stirn. Blut! Sie erschrak. Und Gauner? Er war wie vom Waldboden verschluckt. Es schien ewig, bis sie sich wieder auf den Waldweg schleppen konnte. Dann vernahm sie erneut ein Motorengeräusch. Fortlaufen konnte sie nicht. Ein grüner Geländewagen hielt dicht neben ihr. Man half ihr ins Auto. Kurze Zeit später erreichten sie das Krankenhaus der Kreisstadt. Ein Arzt nähte ihre Wunde in der Notaufnahme und stelle eine Gehirnerschütterung fest. Ihre Mutter traf wie ein aufgescheuchtes Huhn im Krankenhaus ein. Die Retterin ging.
Tage später besuchten Nele und ihr Vater „die Hexe“. Es war unweit des Ortes, wo Nele gestürzt war. Vor der kleinen Kate, die von hohen Tannen umragt wurde, entdeckte Nele mehrere Hasenställe. „Gauner muss die Hasen gerochen haben.“, sagte sie zu Papa. Eine Frau trat hinter ihrer Haustür hervor. Sie hatte die langen grauen Haare zu einem Dutt zusammen gebunden und ihre kleinen Augen blitzten freundlich über die kleinen runden Brillengläser. Nun wich auch noch der letzte Rest an Unbehagen, den Nele vor dem Besuch gespürt hatte. „Hallo Nele, ich bin Maria. Wie geht es dir?“, fragte sie mitfühlend. „Och, ganz gut“, antwortete ihr Nele, „wir wollten uns bedanken, für die Hilfe.“ Ihre Augen trafen sich auf einer Ebene. „Dein Hund hat dich gerettet. Er kam zu meinen Ställen, und ich bemerkte den Ausreißer. Als ich seine Adresse im Halsband fand und ihn zurückbringen wollte, traf ich auf dich. Aber kommt erst einmal herein“, bat sie die beiden. Sie folgten ihr in den niedrigen Holzraum. Anstelle eines langen Tisches mit brodelnden Säuren und einem Hexenbesen in der Ecke, wie es sich die Leute erzählten, erinnerte der Raum eher an eine Schweizer Skihütte. An der Wand neben der Sitzecke stand eine Kommode. Auf ihr stand ein großes Foto. Maria war darauf zu erkennen, aber es musste schon Jahrzehnte her sein. Neben ihr stand ein großer schlanker Mann und zwischen den beiden ein Mädchen, etwa in Neles Alter. „Und wer ist das da?“, fragte Nele neugierig und zeigte auf das Foto. „Das bin ich mit meinem Mann und meiner Tochter Katharina. Beide sind vor 32 Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“ Dann stockte Maria. Sie setzen sie sich in die Sitzecke und Maria schenkte ihnen Tee ein. „Sie fehlen mir. Was gibt es Schöneres, als die eigene Familie?“, fuhr sie fort. Neles Papa blickte zu seiner Tochter. „Ja,“ stimmte er nickend zu. Ein sanftes Lächeln entfaltete sich über seinem Gesicht. Nele wurde es wohlig warm. An dem Tag verbrachten sie einige Stunden bei Maria. So viel Spannendes erzählte sie aus ihrem Leben. Als sie gingen versprach Nele: „Ich besuche dich bald wieder, Maria.“ Beide lächelten und winkten sich zum Abschied.

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flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
eine

im ansatz recht gute geschichte. stärkere gliederung täte gut. und ich glaube nicht, dass am hundehalsband zu lesen war, wo nele gestürzt ist, die stelle ist unlogisch.
lg
 

klanghoff

Mitglied
Hallo Flammarion,
danke für Deine Kritik.
Im Hundehalsband stand die Adresse des Hundes, was ja üblich ist. Als die ältere Dame den Hund zurückbringen will, trifft sie auf Nele, die ja auf dem Waldweg sitzt, und hält an. Eigentlich wird das durch die Geschichte klar.
Liebe Grüße von Kerstin
 



 
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